Jazz riecht nicht mehr gut

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von ppue, 1.Dezember.2020.

  1. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Also ich muss sagen, dass ich das gerade als Vorteil sehe.
    Volle Stadien sprechen ja nicht unbedingt für Qualität.
    Und ich habe bei Jazz (vllt gilt das auch für die Klassik?) das Gefühl, dass die Menschen sich bewusst für diese Musik entschieden haben, da sie eben nicht so gefällig ist.
    Der Kreis der Anhänger im Jazz ist vllt klein, aber dafür ziemlich loyal.


    Ob das stimmt weiß ich nicht. Das ist nur eine Vermutung.

    Heute Mark Ronson, morgen Miley Cyrus, übermorgen Tote Hosen und dann im nächsten Monat zu Sia.

    Ich hoffe es wird deutlich was ich meine.
     
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  2. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem



    hehehe,

    wenn ich das unserem Drummer zeige, höre ich ihn schon sagen:
    "Was??? Das???? Das ist doch kein Jazz!"


    SlowJoe
     
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  3. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    @ppue Aha, Du hättest gerne wieder mehr "statement of blackness"? Wie wäre es hiermit:


    Passt auch zu dem, was @womenz2 gesagt hat.
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Dezember.2020
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  4. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Der Trompeter spielt ja eine Monette Trompete! Nicht, dass Ihr denkt, ich würde in Klischees denken, aber ich dachte, Jazzmusiker hätten nicht so viel Geld.:cool:
     
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  5. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Richtig. Sondern Kompatibilität mit dem Geschmack von hinreichend vielen Leuten. Das wird dann wohl hinreichend perfekt präsentiert werden, mit Ausnahmen. Aber ob das meinen Geschmack trifft ... der Erfahrung nach eher nicht, warum auch immer.

    Grüße
    Roland
     
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  6. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Ein bißchen Ironie schadet nie: Das Zappa-Zitat stammt - wenn ich das richtig recherchiert habe - von einem Liveauftritt im Dezember 1973 im Roxy ("Roxy&Elsewhere") und ist damit rd. zwei Jahre älter als die Aufnahme von Anthony Braxton ;)
     
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  7. Rick

    Rick Experte

    Bravo, volle Zustimmung! :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

    Für mich war Jazz seit meiner frühen Jugend vor allem ein Lebensgefühl, fast eine Art Philosophie: Frei, tolerant, kreativ, (etwas) rebellisch, expressiv, individualistisch, solidarisch, kooperativ...

    Mit den Leuten, die gerne darüber diskutieren, was denn Jazz sei und was nicht, oder die einem gar Vorschriften machen möchten, WIE man zu spielen habe, konnte ich noch nie viel anfangen.
    Auch muss man nicht dauernd DEN Jazz neu erfinden, man muss ihn einfach SPIELEN. :cool:

    Da bin ich auch ganz bei Dir, lieber @ppue!
    Meine Aversion gegen alles "Akademische" im Jazz dürfte hier ja mittlerweile hinreichend bekannt sein. ;)
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Genau. Für mich sind eher Musikrichtungen wie Rock inzwischen "mausetot", da tut sich doch überhaupt nichts Innovatives mehr... :duck:
     
  9. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Und trotzdem ist es doch gerade die Musikrichtung, bei der sich die Talente so richtig austoben können. Ich kann viele Sachen im Jazz auch überhaupt nicht mehr hören, aber wenn er dann so ehrlich um die Ecke kommt, dann könnt ich nur flennen.
     
  10. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Komisch gerochen hat der Jazz doch schon immer. War ja immer Subkultur.

    Tot ist Jazz, seit man ihn studieren kann, wie Geschichte, Theologie, Medizin oder Physik.
    Aber Totgesagte leben bekanntlich länger und so gibt es auch beim Jazz immer wieder kleine kreative Pflänzchen.

    Ob es im Zeitalter der Egomanen noch populär ist, eine Musik von Freiheit, Solidarität und Demokratie zu spielen sei dahin gestellt.

    Oder gerade erst recht?
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    @womenz2: Danke für die Beispiele. Sicher, neue Gesichter. Die meisten der Namen machen Jazz, im Grunde aber Musik wie vor vierzig Jahren. Ich finde Carla besser als Yazz Ahmed und höre wenig, was aufgrund seiner Eigenart heraus sticht.

    Danke für das Beispiel. Aber politisch-soziale Haltungen müssen nicht unbedingt die schwarze Hautfarbe tragen, das geht auch mit anderen.

    Worin liegt die Ironie?

    @all: Ja, sicher ist solch eine Frage immer auch etwas provokant gemeint, denn der Sichtweisen gibt es mannigfache und die möchte ich natürlich auch ein wenig heraus kitzeln.
    Vielleicht liegt meine Skepsis gegenüber dem Genre auch an meiner Müdigkeit, Jazz zu hören.
    Vielleicht aber auch an der fehlenden Möglichkeit, einzelne Entwicklungen im Jazz noch sortieren und einer Bewegung zuordnen zu können. Die letzte für mich erkennbare musikalische Bewegung war der Rap. Und der hat zu weiten Teilen die politische Rolle eingenommen, die der Jazz abgegeben hat.
     
  12. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Die Ironie liegt für mich darin, dass der Jazz schon merkwürdig roch, bevor die von Dir zitierte (ältere) Aufnahme entstand. Das zeigt mir, dass man diese Diskussion in jeder Generation neu führen kann. Und obwohl der Jazz schon damals merkwürdig roch (was ja schon auf einen fortgeschrittenen Alterungsprozess hinweisen könnte), ist er immer noch nicht gestorben.
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Doch, gestern (-;
     
  14. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe bewusst nicht "Verwesungsprozess" geschrieben, denn das setzt ja den Exitus voraus.
     
  15. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    @ppue Falls Du implizit die Frage stellst, wo überhaupt in einem Jazzkontext noch Innovationen möglich sind, bzw. aktuell passieren, fällt mir ein:
    Mikrotonalität/Arbeit mit unkonventionellen Stimmungen/Mikro-Modulationen (z.B. David Fiuczynski oder Jacob Collier), Polyrhythmik/unkonventionelle Swing-Mikrorhythmik (Sungazer/Adam Neely und Konsorten), und natürlich Integration von Digitaltechnik

    Ansonsten denke ich oft, unter dem Aspekt des "musikalischen Materials" hat der Jazz die selbe Entwicklung wie die "Klassik" durchgemacht, nur dank der Fortentwicklung der Medientechnik im 20. Jahrhunderts viel schneller - also im Sinne von "es wurde immer komplexer, Trends Richtung Atonalität / Beschäftigung mit der Idee, sämtliche Beschränkungen hinter sich zu lassen, nach dieser Kulmination "anything goes" bzw. neue Impulse durch Digitalisierung (allg. technische Innovationen) und Interaktion mit anderen Musikrichtungen (u.a. Stichwort Globalisierung, aber auch Verschwimmen von 'U' und 'E')".
     
    zwar gefällt das.
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    @Sebastian, danke für den David Fiuczynski, kannte ich noch nicht.
     
  17. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Witzig, Old Time Jazz als Beleg dafür, dass Jazz nicht tot ist..
    Warst Du schon mal in New Orleans?
    Ich habe noch nie Musik dermassen kommerzialisiert erlebt, wie damals - vor Katrina - in New Orleans. Im French Quarter Musik ohne Ende, sicher, gute Musik. Aber das Drumrum? Abends im Club brilliert ein Gitarrist, indem er einen besoffenen Besucher auf seiner Gitarre rumschrubbeln lässt und doch noch was anhörbares raus kriegt. ('Mechanisch' perfektes Tapping).
    Durch die Preservation Hall schieben sich die Massen - bei jedem Set muss neu gezahlt werden.
    Und die tollen Strassenbands spielen sicher nicht "Schwarze Musik im Zeichen einer politischen Haltung" sondern einfach das, bei dem die Besucher den Beutel aufmachen.
    Ein bisschen raus aus dem Zentrum und - tote Hose.
    Naja, die Musik ist klasse, die Stimmung ist Party pur... alles toll. Aber das @ppue da zu entdecken glaubt, hab ich damals nur wenig gesehen.

    Grüße,

    Wanze
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Klar ist das eine Tourihochburg. Aber auch in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderst war Jazz erst einmal Unterhaltungsmusik.
    Ich sprach von der Haltung der jungen Musiker und nicht vom Kommerz. Na klar, freut es die auch, wenn sie Geld für die Mucke bekommen.


    Ganz genau, das ist witzig, weil hier, rein äußerlich betrachtet, Punks diese, als völlig verstaubt geltende Musik ihrer Ururgroßväter spielen. Dass der Kommerz bei denen im Vordergrund steht, bezweifle ich.
     
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  19. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Vermutlich ist die Klassik auch schon lange tot.
    Und erst recht die Barockmusik.
    Noch töter wäre dann die Mittelaltermusik.
    Und HipHop eigentlich auch....

    Zappa war ja gerne scharf ironisch, die Ansage "Jazz is not dead, it just smells funny" machte er 1974 auf der Platte Roxy & Elsewhere. Auf deutsch "Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch". Komisch ist was anderes als schlecht, aber ich denke, das hat Zappa bewußt so formuliert. Er hat sich ja kreativ damit befasst, genauso wie mit allen möglichen anderen Musikstile, und alles mögliche adaptiert. Seine Platte "Jazz From Hell" kam 1986 raus.

    Was also ist Jazz? Wie Musik benannt wird ist mir unterdessen ziemlich egal, solange sie mich begeistert und berührt, am liebsten live auf der Bühne. Da kann auch Barockmusik quicklebendig sein, ohne irgendwie zu müffeln. Die Akademisierung haben andere Musikstile auch durchgemacht, selbst die Popmusik. Obwohl letztere ja nun wirklich tot ist
    :duck:
     
  20. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Für mich ist das kein Beleg. Schau dir mal die Verkaufszahlen an Top eins bei Jazz ist Nora Jones mit 750.000 dafür geht ein Popmusiker nicht ins Studio sondern lächelt nur müdeund dafür gibts dann Platin.
    Beispiel,gerne . Das 5te Studioalbum von Metallica hat sie 28 Millionen mal verkauft und das im Hardrockbereich,das ist nicht mal Mainstream
    Weiteres Beispiel Queen Greatest Hits 1 ,nur ein luschiger Sampler der besten Hits allein in England 5,4 Millionen mal verkauft.

    Tatsächlich ist doch da Jazz wie der Unterschied zwischen Championsleage und Bezirksliga kleinklickersheim

    Ich mag Jazz versteht mich nicht falsch,aber die Fangemeinde ist wie bei einer aussterbenden Tierart
     
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