Jazz riecht nicht mehr gut

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von ppue, 1.Dezember.2020.

  1. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Herrschaften, hört und macht Musik, die Euch gefällt!
    Und wenn Ihr Jazzmusik macht, ist das doch ein Zeichen dafür, dass der Jazz lebt.:cool:
     
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  2. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Warum? Das ist schließlich ein Forum. Da darf man diskutieren. Wenn es dich stört,les es doch einfach nicht
     
  3. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Interessant. Ich war nach Kathrina in NOLA und habe dort die beste Musik auf einem Trip von Chicago einmal längs runter genossen. Speziell in den Clubs in der Frenchmen Street. Und tagsüber natürlich auf den öffentlichen Plätzen.
     
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  4. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem


    Genau die Diskussion, die du ansprichst, machte Altblase doch. Er schreibt seine oder eine Meinung dazu, ist doch völlig i.O.
     
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  5. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Sowie in allen anderen Musikrichtungen gibt es im Jazz nur sehr wenige, die einen in neue Gefilde führen. Das Jazz-Studium verbessert hier nichts. Es erlaubt aber, dass es eine kritische Menge an Leuten gibt, die Jazz machen und an Musikschulen unterrichten, so dass es hoffentlich immer einige junge Leute gibt, die sich dafür begeistern.

    Wenn man Musik für Massen machen möchte, dürfen es keine komplexen Harmonien und Rhythmen sein, geschweige denn tiefgreifende Improvisationen, denn dafür muss man die Musik auf einer tieferen Ebene verstehen. So etwas kann der Großteil der Bevölkerung gar nicht verarbeiten.

    So wird es immer diejenigen Talente geben, die viel Geld mit massentauglicher Musik machen wollen, und Talente, die anspruchsvolle Musik machen, dafür aber nicht viel bezahlt werden. Die meisten Talente machen beides, ich kenne das von professionellen Musikerkollegen, wenn die Musik stimmt, muss die Gage nicht unbedingt stimmen, und andersherum. Das ist dann der Jackpot, wenn beides stimmt.

    Das gilt sicherlich auch für andere Musikrichtungen.
     
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  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @alle
    Sorry, aber mir geht das Thema allg. "gegen den Strich"
    Alt, neu tot, .... früher, vor 40 Jahren, ja, da, .... da war's noch Jazz !

    Und das eine solide, musikalische Ausbildung (vlt. noch Studium ... iiigitt)
    "echten" Jazz spielen unmöglich macht, bitte ??
    Davis / Adderly / Gulda / Jarret / Konitz .... uvm. ... alles Autodidakten ?

    Was kommt als nächstes Thema ?
    Lets talk about -Mozart- ?? .... lebt der noch ? ... nee, auch alles tot ;)
    VG
     
  7. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich finde es ok, wenn es Musik gibt, die ein Großteil der Bevölkerung gar nicht verstehen kann. Johann Sebastian Bach können die allermeisten Menschen auch nicht "verarbeiten". Ist er deshalb tot? Solange wir über Jazz reden und ihn darüberhinaus spielen, kann er gar nicht tot sein.:cool:
     
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  8. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Sorry ich hatte mich tatsächlich verlesen. Ich hatte gelesen das er schreibt hört auf,aber er schreibt ja nur hört,da stimmte es dann
     
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  9. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ja natürlich seit 1750 ,da ist er gestorben. Wusstest du das nicht :duck:
     
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  10. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Huuup, wenn wir Bach noch heute spielen und auch , wie ich, klasse finden, ist er eben nicht tot. Das trifft doch gerade auf Bach nun wirklich zu......ich spiele ihn oft, oder besser versuche es, mit der Querflöte.
    Aber vielleicht sollten wir beim Jazz bleiben. Da ist es mir eigentlich bisschen egal. Ich spiele das, was mir gefällt und gut ist. Ob das nun Jazz ist oder nicht, ist nicht weiter wichtig.
     
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  11. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wenn Bach früher an der Orgel improvisiert hat, hat er die Geschichte des Jazz eigentlich schon vorweggenommen! Das war schon richtig abgefahren und cool, was der Meister da alles so fabriziert hat. Ein großer Teil des Publikums hat ihn auch nicht verstanden. In Arnstadt z.B. hat er wegen seines progressiven Orgelspiels so richtig Ärger bekommen.:cool:
     
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  12. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Jazz - eine Verfallsgeschichte!

    20er Jahre: Krise in New Orleans, die Musiker müssen nach Chicago umziehen. Da ist es aber viel zu kalt um draußen zu spielen. Und drinnen ist Prohibition. Niemand verdient mehr Geld mit Jazz
    30/40er Jahre: Total Kommerzialisierung, überall Swing, Jazz verliert seine kulturellen Wurzeln
    40er/50 Jahre: BeBop Jazz wird zur Spartenmusik im New Yorker Clubs und verliert 95% seines Publikums. Okay, Satchmo verdient noch ganz gut, aber nur noch mit Augenrollen und Taschentuchwinken.
    50/60er Jahre: HardBop bringt (außer knalligeres Schlagzeug) nichts Neues, alles schon im Bop gehört. Westcoast ist viel zu lau, nichts Ursprüngliches mehr. Schnöselige Zahnarztsöhne wie Miles Davis (war sogar kurz an der Uni) beherrschen die Szene.
    weitere 60er Jahre: Jazz wird endgültig zur Spartenmusik mit dem FreeJazz. Hat zwar ein frenetisches Publikum, aber nur, weil's irgendwie total krass und wild ist, nicht weil jemandem die Musik gefällt.
    70er Jahre: Das ist doch alles kein Jazz mehr, zu viel Funk und Elektrik; Oder: nichts Neues mehr gegenüber den 60ern, Avandgarde hat sich totgelaufen, Albert Ayler ist tot.
    80er Jahre
    : Miles Davis doch nicht tot, sondern wieder da, aber mit furchtbarem Toupet und grauenvollen selbstgeschneiderten 80er-Jahre-Klamotten. Spielt außerdem mit drittklassiger Funkband seines Schwiegersohns und covert Cindy Lauper. Alles schon gehört! Biedert sich dem Mainstream an und füllt trotzdem keine Stadien. Michael Brecker spielt zu schnell, um eine Seele haben zu können.
    90er Jahre: Was soll dieser kommerzielle Acid-Jazz? Das ist doch auch nichts neues gegenüber den 70er Jahren. Crossover ist ja ganz schön, jaja, wir wollen ja keine Puristen sein, aber warum gerade mit HipHop? Miles Davis ist tot. Wynton Marsalis recycelt Oldtime Jazz (überhaupt nichts neues), sein Bruder spielt mit Sting Kommerzpop.
    00er Jahre: Sicher, Chris Potter beherrscht sein Instrument, aber so schnell hat doch auch schon Michael Brecker gespielt. PostBop - da sagt der Namen ja schon, dass das nichts neues ist. Christian McBride ist natürlich ein guter Entertainer, aber hat der irgendwo auf seinem ganzen großen Kontrabass auch nur einen Ton gefunden, den nicht Ray Brown schon mal gespielt hat?
    10er Jahre: siehe die obigen Posts.
     
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  13. Pil

    Pil Strebt nach Höherem

    :woot: Der arme Jazz. Wenn man Fischen die Nase zuhält riechen sie auch nix mehr.

    Es mangelte dieses Jahr an präsentatsionswürdigen Konzerten.
    Radiohörer wurden von schlechten Nachrichten und Dauerberiessellung von schlechter Popmusik ungenügend befriedigt.
    Privat ist verboten und findet hinter Türen statt.
    Ohne Arena füllenden Großkonzerte entsteht doch ein neuer Wunsch und Trend.
    Nachdem alles von dem Einheitsbrei gemüllt wurde werden viele wieder nach Klassik und Jazz lechtzen.
    Ich bin zuversichtlich dass nicht eine Musikrichtung austirbt. Nicht einmal der Radiopop den die ganz kleinen eingetrichtert bekommen.

    Es gibt keine vernünftige Rückmeldung..
    Andersrum kann ich mir es auch nicht vorstellen,
    dass nicht doch viele in einer entbehrenden Zeit ihr eigenes Musik instrument für sich entdeckt hätten.

    Aktuell riecht eben gar nix gut. Da kann Jazz nix dafür.:)
     
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  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Warum muss man Jazz immer beurteilen? Ihn nur gut finden, wenn er avangarde ist ?

    Jazz ist wie er ist....man mag ihn oder auch nicht....man erwarten Entwicklungen, oder auch nicht.....

    Jeder wir er will.

    CzG

    Dreas
     
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  15. Mouette

    Mouette Ist fast schon zuhause hier

    Gibt es denn überhaupt DEN Jazz? Wenn ich die Beiträge hier lese von euch, die ihr viel mehr Jazz kennt, als ich vermutlich jemals hören werde, sehe ich eine so große Bandbreite. Wenn ich es recht verstehe, so werden Brötzmann bis Sinatra alle unter Jazz subsummiert - da ist doch nichts tot. Vor einigen Jahrzehnten wurde das ganze Klassikspektrum sehr erfolgreich dem breiten Publikum zugänglich gemacht z.B. durch die Musikfeste "auf dem Lande", das SHMF (Schleswig-Holstein Musikfestival), ebenso in MV und vielen anderen Regionen. Ein fester Bestandteil ist mittlerweile das Festival JazzBaltica, das regelmäßig ausverkauft ist. Also wo ist Jazz tot?
    Ich glaube, man kann nicht erwarten, dass heutige Spieler/Komponisten einfach die Musik der - was weiß ich - 30er, 40er, 50er Jahre fortführen. Musik passt sich dem Leben an und das entwickelt sich weiter.
     
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  16. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Früher war mehr Lametta ..... ???

    Innovation um jeden Preis?

    Ok, ein paar Möglichkeiten des Protests sind wirklich verschwunden. So z.b. die Möglichkeit der Bebopper gegen den Kommerz zu protestieren. Auch Hardbop gegen Rassendiskriminierung und Free gegen das Establishment sind eine Weile her.

    Vielleicht ist es an der Zeit, die durch verschiedene Stilrichtungen des Jazz entwickelten (erkämpft wäre wohl zuviel) Freiheiten einfach zu genießen. Ich kann heute mit swing Phrasierung Hardbopstücke spielen - sogar Latin (natürlich nur, bis die Jazzpolizei kommt). Ich kann mir hier was raussuchen, das mir harmonisch gefällt, und dort etwas rhythmisches abgucken, wozu ich spieltechnisch in der Lage bin (oder sein will). Ich kann mir andere Stilrichtungen als Herausforderung nehmen ... oder das auch sein lassen, weil es mir nicht gefällt oder ich nicht in der Lage bin so zu spielen.

    Und bei alledem ...... ein bisschen Protest - gegen Schlager und sogenannte Volksmusik - ist auch immer noch dabei ;-)

    Ok, der Vollständigkeit halber sollte ich noch erwähnen, dass ich die Freiheiten genießen kann, weil ich nicht meinen Lebensunterhalt damit verdienen will/muss. Aus einer professionellen Perspektive sähe das selbstverständlich völlig anders aus.

    Keep swingin´


    Euer Saxax
     
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  17. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Nur so zur Ehrenrettung des Großteils der Bevölkerung: zumindest theoretisch besteht auch die Möglichkeit, die Musik nicht verstehen zu wollen. ;-)

    keep swingin´

    Euer Saxax
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Läuft.
     
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  19. vintagesaxfan

    vintagesaxfan Schaut öfter mal vorbei

    Ich finde es ganz spannend, wie auf die seit Jahrzehnten geführte Debatte, inwiefern Jazz mehr oder weniger "tot", "über" oder "komisch riecht" sich ebenfalls
    immer wieder die mehr oder weniger gleichen Antwortmuster finden, ich zähle diese mal als Summe auf (und bitte nicht persönlich nehmen), die sich passenderweise
    auch gleich zu Beginn dieser Diskussion finden:

    - wenn es Innovation überhaupt noch gibt, dann eher im Avantgardebereich
    - wenn es noch "ernstgemeinten" bzw. "authentischen" Jazz gibt, dann natürlich im Mutterland USA und erst Recht in New Orleans
    - die überambitionierten Jazzmusiker führen Ihr Genré an nicht mehr nachvollziehbare Grenzen für ein Publikum

    Ich freue mich aber, dass diese Punkte aber auch relativiert wurden, weil es wie so oft alles komplizierter ist- so empfinde ich es zumindest als Laie, aber durchaus ambitionierter Jazzhörer.

    Ganz wichtig finde ich den Hinweis von zappalein, dass die neuen Medien und eben auch Künstler in die "gefällt" oder "gefällt nicht"- Buttonfalle tappen.
    Aber bestimmt eben nicht alle Künstler! Die Geschmäcker und Richtungen im Jazz sind ja breitgefächert und ich denke, einen interessanten Jazzmusiker macht eben nicht nur sein
    technisches Know-how am Instrument aus, sondern eben auch seine persönliche Message, was will er denn sagen bzw. was transportiert er?
    Und da gibt es eben keine Allgemeinregel, wie man das zu bewerten hat, dass soll man für sich selbst herausfinden. Voraussetzung hierfür ist aber, dass ich vom Prinzip auch
    erstmal davon ausgehe, dass es Musiker - egal woher sie denn nun herstammen- gibt, die etwas auf ihre eigene Art interessantes zu sagen haben. Und das setzt wiederum voraus, dass ich auch tatsächlich die Musiker ohne vorgefasste Meinung anhöre und mich mit ihnen beschäftige.

    Mein Eindruck ist es allerdings auch, dass es in der Mehrheit - zur Zeit!!! - einen Trend im Jazz gibt, übrigens egal in welcher Stilnische und ich schließe da die "Avantgarde" bzw. Freeszene eindeutig mit ein, technisch versiert aber eben auch auf eine Art "wiederkäuend" immer wieder das Althergebrachte aufzupolieren, statt die Tradition- so wie es übrigens auch im Bebop und FreeJazz immer der Fall war- individuell aufzugreifen und aktiv weiterzuentwickeln, so dass am Ende vielleicht auch was bislang nicht gehörtes entsteht.
    Und da sind wir als Zuhörer gefragt zu hören, was es da vielleicht doch an Neuem gibt, ich würde mich da auch nicht immer auf einen Artikel in diversen Jazzzeitschriften verlassen...
    Ich habe ein paar Favoriten, einige älter, einige jünger und tatsächlich auch welche aus hiesigen Landen!

    Ach ja, und natürlich ist es mit der Innovation in Musik im allgemein deutlich schwerer als noch vor 50, 60, 70 Jahren, was soll denn auch noch Neues bahnbrechendes erfunden werden, etwa das Beatbox- Saxophon vielleicht ;-)...

    Just my two cents...
     
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  20. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    immer noch regelmäßig finden sich im ÖR rundfunk dienstags und donnerstags nach 21 uhr aktuelle sendungen mit jazz, die eine große vielfalt zeigen.

    per internet radio fällt der großraum paris auf, in dem sich alles vermischt, was zu dieser musik gehören könnte. muß halt auch gesucht werden. und, ja die sprechen da französich.

    der newsletter des http://miz-ruhr.de/ informiert regelmäßig über eine gigantische vielfalt an angeboten, nun natürlich pandemie- verboten.

    natürlich hat das streaming von dudelmusik in cafes und bars die echten musiker verdrängt ( ich kenne eine vegane eisbar, in der immer sidney bechet läuft. spielen darf ich das da aber nicht, wegen der nachbarn...). das war aber schon vor 50 jahren so.

    :-D
     
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