Jazz riecht nicht mehr gut

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von ppue, 1.Dezember.2020.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    @Roland: Auch wenn ich empfinde, dass die jüngeren Generationen nicht an die Leistung der älteren heran kommt, heißt das doch nicht, dass ich mein Wissen nicht weiter geben will. Im Gegenteil.

    Mein subjektives Gefühl hat mit der generellen Entwicklung der Kultur wenig zu tun. Da wird nichts besser oder schlechter, es wir immer nur anders.

    Meine Idole stammen aus einer Zeit, wo Radio und Schallplatte gerade erfunden worden sind. Wer da gesendet wurde und wer nicht, war immer eine Sache der gerade entstehenden Musikindustrie. Und diese hatte das Monopol auf ihre "Stars".
    Heutzutage kann jeder senden, und das verändert die kulturelle Landschaft zunehmend. Es wird weniger der ganz Großen geben, aber dafür eine unüberschaubare Vielfalt an Genres. Wenn ich solche Clouds anschaue, wird mir schwindelig.

    Vielleicht auch ein Grund, warum wir an den alten Heroen so festhalten.
     
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  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    [QUOTE="giuseppe, post: 606317, member: 10992"Die Frage war für mich eher, ob es System hat, dass unsere (musikalischen) Idole in der Regel gleichalt bis älter als wir sind und dann häufig das Gefühl entsteht, die Nachfolgegeneration kriegt es nicht so hin wie die alten Hasen.[/QUOTE]

    Keine Ahnung, ob das System hat und die Regel ist. Für mich ist das Alter nicht relevent. :)

    Grüße
    Roland
     
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  3. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Ja, die alten Helden....die verklärende Rückschau....Platten sind gut und schön, aber viel wichtiger sind für mich Konzerte "in echt". Und da beeindrucken mich heute eine ganze Reihe von Musikern, die viel jünger sind als ich, neues bringen, lebendig und kreativ sind. Und oft genug nicht überregional oder gar weltweit bekannt. Von daher mache ich mir keine Sorgen (doch -> die Konzerte fehlen zur Zeit :(, die wirtschaftliche Basis ist oft grauslig).
    Ob von denen mal später einer der ganz Großen wird, keine Ahnung. Aber da sich das sowieso nur im Rückblick feststellen wird, ist es mir ziemlich egal.
    Im Konzert zählt nur das jetzt :cool:
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Keine Ahnung, ob das System hat und die Regel ist. Für mich ist das Alter nicht relevent. :)

    Grüße
    Roland[/QUOTE]
    Good for you. War aber halt nicht die Frage. :)
     
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Eine meiner Schwächen.

    Und deiner. :)
     
  6. hanssax

    hanssax Ist fast schon zuhause hier

    Diese Diskussion finde ich ebenso spannend wie abenteuerlich.

    Was ist denn hier mit "Jazz" überhaupt gemeint? Aus welcher Perspektive: begeistert, wohlwollend, unberührt oder a priori ablehnend? Als (in welchem Grad?) Jazz Schaffende/r oder als Konsumierende/r? Wenn zumindest diese Fragen nicht geklärt sind, bleibt diese schöne Diskussion hinter ihren Möglichkeiten zurück.

    Für mein Empfinden ist "Jazz" ein Parallelkosmos. Definitiv nicht zu fassen mit Myriaden stilistischer Unterteilungen, Vermischungen und individuellen Auffassungen. Ein Ozean aus Musik. Mehr als jede andere Musikrichtung aufnahmefähig für andere Stilrichtungen und für immer neue Einflüsse. Jazz ist das Paradies musikalischer Individualität, schier alles hätte seine Berechtigung. Beinahe würde ich glauben, dass im Jazz sogar alles aufgehen könnte, was woanders keinen Platz findet.

    Ob wir Jazz (noch) mögen, ob Jazz uns heute, besonders mit all seiner teils kaum noch steigerungsfähigen v.a. instrumentellen Perfektion tatsächlich abgenutzt erscheint, ob die großen Schätze im Jazz schon gehoben sind (Coltrane & Co lassen grüßen) und wir nur noch als Verwerter/innen dieser Vermächtnisse in Erscheinung treten, ob wir (als sich selbst mit den Jahren entwickelte/r) Musiker/in natürlich einen inzwischen anderen Zugang gefunden haben und heute anders Musik empfinden, als früher und ob die Rolle die Jazz oder die Musik überhaupt in unserem Leben spielt, sich womöglich gewandelt hat, all das und vieles mehr sind andere Fragen, die jede/r für sich beantwortet. - Davon aber bleibt Jazz (für sich genommen) unberührt!

    Schließlich wäre interessant, was man mit einem wie auch immer begründbaren Statement in der Art "Der Jazz ist tot" am Ende anfängt. In welchem Rahmen das gültig sein soll und was das mit einem macht. Dazu wäre am Ende auch noch wichtig zu wissen, ob die Frage aus einer Laune heraus oder als Ergebnis längerer Überlegungen heraus gestellt wurde.

    Liebe Grüße
    hans
     
  7. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    Was kriegen die musiker von heute nicht hin? Soll das heissen, frau uehara könnte am klavier irgendetwas nicht so umsetzen wie herr evans oder herr peterson? Oder der erwähnte herr fiudzynski würde an einem stückchen wes montgomery verzweifeln? Wohl eher wäre es umgekehrt. Wir haben doch heute einen standard an virtuosität und musikalischem verständnis bei unseren topleuten, der in der findungsphase des jazz nichtmal angedacht war.

    Jazz ist auch weiterhin innovativ, solange man alles, was neu, interessant und ein bisschen anspruchsvoll ist, reflexhaft mit dem label "jazz" versieht. Das führt aber dazu, das die eh schon brutal unterschiedlichen sorten JAZZ im ende keinerlei strukturelle gemeinsamkeiten mehr haben, musikalisch nicht, sozial nicht, traditionell nicht, und infolgedessen der begriff JAZZ von schwammig und verwässert zu beliebig und bedeutungslos mutiert.
     
  8. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Genau!
    "Die Bourgeoisie hat nicht mehr das Monopol auf die Produktionsmittel."
    Wenn das mal nicht eine politische Ansage ist!
    :)

    Diese Entwicklung ist ja nicht neu, sondern seit Jahrzehnten so. Mindestens.

    Grüße
    Roland
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Vieles von dem, was mir an früherer Musik gefällt, entdecke ich auch in der heutigen.
    Aber früher war keineswegs ALLES besser, es gab auch viele Musiker, die mich nicht ansprachen, mir nichts gaben, doch die sortieren sich eben mit der Zeit raus.
    HEUTE fehlen da erst mal die "ordnenden Kräfte", die alles einsortieren, es gibt keine derartig einflussreichen "Jazz-Päpste" mehr wie Nat Hentoff oder Behrendt. Und gewiss ist alles unübersichtlicher geworden.

    Für mich sind die wichtigsten "Idole", die mich musikalisch sehr prägten, keineswegs tot, sie leben noch und sind teilweise gleichaltrig oder jünger als ich.
    Dazu zählen sehr viele Kollegen, mit denen ich zusammen Musik machen durfte: Am Klavier ein Virtuose wie Paata Demurishvili, am Schlagzeug ein Crack wie Allen Blairman oder Meinhard Jenne, an der Trompete ein Nick Neuser, viele hervorragende Sängerinnen und Sänger, usw.
    Mag sein, dass diese fantastischen Musiker der Allgemeinheit nicht viel sagen, ist auch egal, aber es gibt sie. :)
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ein Mangel an Virtuosität ist aber glaub ich auch nicht der Vorwurf, der dem Jazz gemacht wird, wenn überhaupt, dann das Gegenteil, so komisch das erstmal klingt.
    "Charakterdarsteller" wie z.B. am Klavier Monk, Herbie Hancock, Oscar Peterson, die man zumindest in ihren Hochzeiten nach fünf Sekunden erkennt - sind die seltener geworden?

    Vielleicht ist es eher die ordnende Kraft der Zeit, die den Eindruck erwecken kann, wie Rick es sagt.
     
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  11. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Yeah, Julia Kadel Trio fällt mir dazu ein. Die Frau ist "erst" Mitte 30. Und unter allen Konzerten der letzten drei Jahre (diese Jahr leider kein einziges live) hat mich ihrs am meisten geflasht. Danach mal eine Studioaufnahme gehört - da war die Spontaneität und Abgedrehtheit, die Live so wahnsinnig gut war, plötzlich nur komisch.
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Würds gern nochmal liken!
    Aus dieser Sicht ist Jazz dann zu einer erzkonservativen, reaktionären Bastion mutiert! Die Bourgeoisie-Kinder sind für Akkord-Skalen-Theorie, Funktionsharmonik und virtuose 32stel Läufe deutlich besser vorbereitet. Jazz ist in seiner heutigen Unterrichtsform seltener bildungsfern als früher (werfe ich jetzt mal als Hypothese in den Raum). Der Klavier- und Geigenunterricht zahlt sich aus.
     
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  13. Manno

    Manno Schaut öfter mal vorbei

    Mein Gott, ist das hammer. Von wegen Jazz riecht:
     
  14. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das stimmt allerdings. :) Wenn ich an Jazz denke, sehe ich zuerst alte (weiße) Männer mit Bart und Bauch vor mir. Ich selbst bin auch nicht mehr jung, und in meiner Band ist nur der Bandleader jung, so Mitte dreißig, wir anderen sind alle schon eher Richtung Rentenalter.

    Wenn ich mir die schwarzen Musiker hier ansehe, die Jazz spielen, die sind auch eher die Ausnahme. Und oftmals auch schon tot, wie Moses Khumalo, der sich im Alter von 26 Jahren erhängt hat (oder erhängt wurde, das weiß man nicht so genau).



    Die Musik hier hört sich normalerweise jedoch ganz anders an. Hier leben natürlich viele Leute noch in Verhältnissen, die absolut nicht mit der Sattheit in Europa zu vergleichen sind. Aber wenn sie das ausdrücken wollen, spielen sie nicht Jazz. Das klingt ganz anders, wenn sie mit Musik protestieren, eben jung und modern, der heutigen Zeit entsprechend. Ich kann mir das kaum anhören, das sind eigentlich nur wummernde Rhythmen, ein bisschen anders als in Europa, afrikanisch halt, aber für mich ist das eindeutig nicht gemacht. Muss es ja auch nicht. Aber die Leute hier fahren total darauf ab. Es ist ihre Art, sich auszudrücken.
     
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  15. claribari

    claribari Ist fast schon zuhause hier

    wie kann jazz tot sein solange ich noch lebe und ohne versuch den sinn des wortes jass versuche anderen zu vermitteln mich einfach hinsetze und ohne nachzudenken eins meiner instrumente in die hand nehme und losspiele - ja es ist der bauch der meine blaselust anfeuert und befriedigt - mein jazz, dein jazz, euer jazz wird immer leben solange wie das akustische ergebnis als solches empfunden wird!!
    jazzt einfach weiter
     
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  16. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Womit dann auch endlich geklärt wäre, warum es heißt 'Jazz riecht ein bisschen komisch' ...:eek:

    Wanze
     
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  17. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Ach, dass der Jazz komisch riecht, ist doch eher so eine pseudopsychologische Meinung alternder Herren, ( ich gehöre auch dazu) die meinen, dass früher sowieso alles besser war.
    Es ändert sich halt alles und der Jazz ist ganz bestimmt nicht tot und riecht auch nicht schlecht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Dezember.2020
  18. claribari

    claribari Ist fast schon zuhause hier

    ja ja, aber es gibt ja auch noch musi die richtig stinkt!? und wer z.z. nicht riechen kann - ist vermutlich etwas krank - also weiter mit müffeln!!
     
    Rick gefällt das.
  19. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Na, gegen das Riechen gibt´s doch inzwischen virale Möglichkeiten ....... :sorry2::duck:
     
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  20. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Meine Meinung und mein erster Post hier: Dieser Thread roch von Anfang an ziemlich tot und spiegelte auch nur das Problem eines einzelnen alten Herrn. Dafür fast 100 Posts Psychogeschwurbel ist ziemlich viel Zeitverschwendung.
     
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