Jazz TOTM - Improvisation, wie gehe ich es an?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Mugger, 7.Dezember.2012.

  1. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    @all:

    Wer spielt zuallererst das Thema auswendig?

    Liebe Grüße

    Chris
     
  2. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    ich

    das hab ich vergessen

    :)

    zwar
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich auch. Vorher muss man über Improvisation eigentlich gar nicht reden...
    LG Juju
     
  4. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab das noch nie gemacht. Hab das aber im Lego Brick Buch heute bereits gelesen. Mal sehen ob ich das mache. ich bin immer Vorsichtig bei entgültigen Weisheiten weil es deren zuviele gibt.
    Aber es ist den Versuch wert!
    Lg
    Auge
     
  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das Sezieren von Songs ist sehr wichtig und auch auswendig Melodie und Akkorde zu lernen ist super hilfreich. Ich jag dann auch gerne ein Thema durch alle Tonarten auswendig mal durch, das trainiert gut.
    Es gibt allerdings so viele Möglichkeiten wie man etwas übt das sprengt jeden Rahmen. Wichtig ist immer es auf so kleine Happen runterzubrechen, daß man damit arbeiten kann, es überschauen und verstehen kann.

    Auch wichtig ist mit dem Irrglauben aufzuräumen, daß Improvisieren einfach nur drauflosspielen ist. Theorie, Akkorde und Skalen sind unverzichtbar wenn man sich in Bereichen bewegen will, die nicht nur modal oder streng diatonisch sind.

    Hat man aber das Material ausgiebig gelernt und ausgecheckt fühlt man sich dadurch nicht mehr beeinträchtigt und gebremst, sondern man fühlt sich freier, lockerer, sieht viel mehr Möglichkeiten. Die Improvisation läuft dann fast wie von selbst ab, weil das Material verinnerlicht wurde und damit fast automatisch der Kopf mit diesem arbeiten kann. Das passiert dann in Realtime eher unbewusst, man hat nicht das Gefühl, daß man beim Spielen denkt.
    Ein Anfänger z.B. wird sich durch den B-Teil von Have you met Miss Jones eher durchquälen. Jemand der das ausgecheckt hat, denkt da nicht mehr, sondern ihn spielt einfach und kann die Tonartwechsel alle locker mitnehmen ohne sich dadurch in Kreativität oder Spielfluss beeinträchtigt zu fühlen.
    Leider ist es vielen Anfängern heutzutage zu anstrengend sich mit Skalen und Akkorden auseinanderzusetzen. Viele glauben immer noch an eine Abkürzung oder daß Improvisation einfach drauflosspielen ist und man das nur hören muss. Wenn dem so wäre müsste man ein absolutes Gehör haben und grundsätzlich immer mit allen 12 Tönen an den Start gehen und hören können welcher wann und wo passt. Das ist aber viel schwieriger als sich mal mit den Basics auseinanderzusetzen.
    Gerne fangen aber auch viele, die bereit sind was auszuchecken, an gleich lieber Komplexes Zeug auszuchecken mit Options, Tensions und Inside Outside, können dann aber nicht mal ein nettes Solo nur mit den Drei- und Vierklängen spielen.
    Oder wenn ich dann an einen meiner Schüler denke, der unbedingt Funk und Soul spielen will aber keinen Bock auf Bluesskala lernen hat (einfacher ist der Einstieg in diese Musik fast gar nicht möglich) und glaubt, wenn ich ihm damit ein paar funky lines vorspiele, daß ich ihm Wissen vorenthalten will und es da irgendeinen Trick gibt der es ganz einfach macht.
    Ebenfalls hören viele viel zu wenig Musik, die sie spielen können wollen.

    Lg Saxhornet
     
  6. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Saxhornet:
    zwar:
    Es klingt paradox, aber mir scheint, ihr habt beide recht.

    LG, bluefrog
     
  7. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    ja, ich wollte auch nicht den eindruck erzeugen, theoretische kenntnis sei unnütz. im gegenteil, ich versuche meine mitspieler mit mehr oder weniger sanftem druck dahin zu bringen, sich theorie draufzuschaffen, unterrichte das ja auch selber.

    aber man hört an impros deutlich, ob jemand scalen arpeggios und licks spielt, oder das, was ihm zum lied so einfällt, an melodievariante (und sei es auch bis zur kaum noch kenntlichkeit)

    gruß
    zwar

     
  8. Rick

    Rick Experte

    Für mich ist diese geheimnisvoll-gefährliche THEORIE der sprachlichen Grammatik vergleichbar.
    Und beides kann man sehr unterschiedlich lernen, je nach Lehrer (bzw. Lehrbuch).

    Als wir in der Schule Grammatik hatten, war das für mich sehr einfach - ich kannte alle Formen und Fälle aus der Praxis und bekam nun lediglich die passenden Namen dazu geliefert.
    Manches wurde aber auch besser nachvollziehbar, was man vorher nur erahnt hatte.

    Ebenso erging es mir mit der Musiktheorie.
    In zarten Alter von 21 Jahren hörte ich zum ersten Mal den Ausdruck "2-5-1" und konnte damit überhaupt nichts anfangen, also besorgte ich mir Bücher über Jazz-Harmonik.
    Darin fand ich nun jede Menge neuer Begriffe - doch die beschriebenen musikalischen Phänomene waren mir schon lange vom Hören her bekannt, ich hatte viel davon schon instinktiv angewendet, ohne ein Wort dafür zu haben.
    Aber mit den Fachtermini wurde auch manches klar, was vorher nur diffus erschienen war, es ließ sich vieles systematisch einordnen, außerdem konnte ich mich leichter mit anderen Musikern unterhalten:
    "Hängen wir als Vamp eine alterierte Kadenz an?"
    "Nee, lieber abwechselnd ganztaktig Tonika und Tritonus-Substitut."
    "Alles klar!" ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hmmm.............meine Erinnerungen an sehr viele Jamsessions und auch an Konzerte sagen mir, dass das überhaupt keine Selbstvertsändlichkeit ist.

    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ein Solo sich auf den ganzen Song beziehen sollte, nicht nur auf eine Akkordfolge.
     
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Genau chrisdos
    und sorry für das Selbstzitat, aber das ist der Punkt.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  11. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Das kann ich nur bestätigen und an einem Beispiel hoffentlich verdeutlichen - Blue in Green.

    Vor über einem Jahr habe ich das Stück in einer alten Aufnahme meiner damaligen Band hier im Forum eingestellt.
    In meinem Sopransaxophon-Solo gibt es keine "falschen" Töne, da ich mir im Vorfeld darüber klar war, über welche Akkorde ich improvisieren muss. Welche Skalen als mögliche Varianten über Harmonie x zur Verfügung stünden und welche über Harmonie y - darüber habe ich mir jedoch keine Gedanken gemacht, weil ich mich damals, hauptsächlich aus Faulheit und Bequemlichkeit,auf diesem Gebiet nicht auskannte (beide Merkmale beginnen erst seit geraumer Zeit langsam zu weichen).

    Als reiko das Stück für den November TOTM ausgewählt hat,war ich sehr erfreut über folgenden Link.

    Die Skalen habe ich für mein Tenor transponiert und sehr viel mit ihnen über jenes Playalong improvisiert, das die Meisten, die das Stück im Forum veröffentlich haben, auch verwendet haben.

    Um es kurz zu machen: Für mich hat sich durch diese,für mich zum Teil neuen Skalen ein viel größerer Improvisationsspielraum aufgetan als zur Zeit der Aufnahme vor vielen Jahren.

    Wenn man die notierten Skalen beim Spielen stets im Blick hat, kann man ihr Tonmaterial gut ausschöpfen, da das Tempo des Playalongs doch sehr gemächlich ist.

    Vielleicht ist das ja ein Tipp für diejenigen, die bei diesem Stück bisher ausschließlich nach Gehör und Gefühl gespielt haben.
     
  12. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Welche Tonleitern lernt Ihr eigentlich der Reihenfolge nach? Würde mich mal interessieren...
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Moin,

    erstmal Dur - Tonleitern mit verschiedener Phrasierung und Dreiklängen und Vierklängen. Dann Moll und Mixolydisch dasselbe (soweit bin ich aber noch nicht).

    LG, Claudia
     
  14. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Welches Moll denn genau? Äolisch oder Dorisch oder noch ein anderes?
     
  15. Gast

    Gast Guest

    Dorisch.

    LG, Claudia
     
  16. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Stimmt, Du hattest im Prinzip schon dasselbe geschrieben. "Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von Allen." :lol:

    Ohne Berücksichtigung der Melodik wird ein Solo schnell zum Malen nach Zahlen.
     
  17. flar

    flar Guest

    Moin, moin zusammen
    Das ist einer sehr treffender Satz! Ich beschäftige mich mit Improvisation zwar sehr gerne, aber leider nur am Rande meiner Übungszeit, da ich so etwas Momentan in der Praxis nicht brauche. Ich Arrangiere ganz gerne und gucke manchmal Takt für Takt in welche Tonarten die wendeten Melodietöne passen. Beim Arrangieren führt das dann gegebenen Falls zu einer Reharmonisation. Die Akkorde ändern ist in der Improvisation ohne Absprache mit der Begleitung natürlich nicht möglich, aber man kann beim "sezieren" zuhause die möglichen Tonleitern in Zusammenhang mit den vorgegebenen Akkorden setzen.
    Das funktioniert zum Beispiel bei Ladybird in den ersten drei Takten so:
    Die ersten zwei Takte haben als Melodieton ein G das über einen Cmaj7 Akkord gespielt wird was man als erstes natürlich als C Dur deutet. Könnte man auch als G Dur 4. Stufe auslegen und statt F ein Fis verwenden. Etwas „blauer“ wird es wenn man die Melodie in FDur anlegt und Bb über Cmaj7 spielt. Es geht noch farbenprächtiger, bei Eb Dur entstehen die Bluenotes Bb, Eb und Ab wenn man sie mit einem Cmaj7 unterlegt. Dexter Gordon scheint diese möglichen Töne sehr geschätzt zu haben, auch wenn er womöglich anders auf die Idee gekommen ist sie zu benutzen oder sich einfach nur auf sein Gefühl verlassen hat. Alle Möglichkeiten des Tones G zu beschreiben führt sicherlich hier zu weit. Also weiter mit dem dritten Takt: Hier liegen die Melodietöne (in absteigender Reihenfolge) Bb, Ab, Eb und C über einem Fm7/9 Akkord. Das engt die Möglichkeiten sehr viel weiter ein als in den ersten zwei Takten. So wie es da steht bietet sich Eb Dur an wo der Akkord Fm7/9 auf der zweiten Stufe erscheint. Man könnte auch Ab Dur verwenden und würde ein Db erhalten. Natürlich geht auch der in „blau“, Db Dur wäre eine interessante Variante. Hier würden zu den vorhandenen Melodietönen die Töne Des, F, Gb, zum klingen gebracht werden, wenn man denn will.Usw., usw., usw.....
    Ich denke das Prinzip ist klar, die Melodietöne bleiben erhalten und die zusätzlichen Töne erzeugen mehr oder weniger Spannung über die Akkordtöne. Wie viel Spannung man will kann man sich ja beim „sezieren“ überlegen.
    Weiter hätte ich das übrigens nicht ausführen können weil ich mir nicht ganz sicher bin ob Dexter Gordon die Töne die in dem verlinktem Notenbeispiel in Takt vier stehen tatsächlich verwendet oder ob da ein (Druck) Fehler vorliegt. Zum mitspielen bin ich leider noch nicht gekommen. In Takt drei scheinen zumindest die notierten Töne zu stimmen, meine ich jedenfalls so gehört zu haben.

    Ich fände es eigentlich sehr schön wenn jemanden Fehler oder auch Stellen die in einem Notenbeispiel nicht mit dem Tonbeispiel übereinstimmen, z.B. eine geänderte Akkordfolge, auffallen das im TOTM zuschreiben, viele würden das glaube ich zu schätzen wissen!

    Viele Grüße Flar
     
  18. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab nun das Kapitel: How and what to practice dieses Buchs durchgelesen.
    Selten so frustriert gewesen. Wenn dem so ist, dann wird das nix mehr mit mir und dem Jazz. :-(

    Lg
    Auge
     
  19. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Leuchtet mir nicht unmittelbar ein!

    Das Thema ist das Element eines Stücks, das es am meisten prägt; es drückt ihm seinen Stempel auf. So zumindest würde ich es definieren.

    Worum geht es in Euren Beiträgen genau?

    Wer die Intention und den Charakter des Themas nicht verstanden hat, kann nicht angemessen über das Harmonieschema improvisieren?

    Nur wenn ich das Thema auswendig spielen kann, bin ich in der Lage, angemessen zu improvisieren?

    Muss das Thema in der Improvisation durch Variation "verarbeitet" werden, um einen Bezug zwischen Improvisation und Thema herzustellen?

    Oder stehe ich komplett auf dem Schlauch?





     
  20. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    "The best way to remember jazz changes"

    Das macht noch lange kein gutes Solo. Auch das Lesen von Dutzenden Harmonielehrebüchern nicht.

    Spielen und Hören ist und bleibt das Wichtigste..........nicht Lesen und Lernen.

    Alles Geschäftemacherei mit Leuten, die auf Abkürzung und Eingebung hoffen.... :lol:
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden