Kann uns KI-Musik berühren?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Bereckis, 28.Februar.2025.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich habe die KI gerade nach den renommiertesten Werkstätten für Saxophone in Deutschland gefragt (weil ich die gleiche Frage auch für Frankreich stellen und vorher die Qualität der Antworten einschätzen wollte).

    Das Ergebnis war verheerend: Alle fünf „Adressen“, die mir genannt wurden, sind entweder frei erfunden oder haben mit Saxophonen rein gar nichts zu tun.

    Auf Rückfrage zur Berliner Adresse eiterte dann der Saxophon-Service heraus… in der Kantstrasse! Nach der Fusion mit „M.O.R.“ ! Für Details sollte ich doch besser mal auf deren Webseite nachlesen.


    Wenn mich etwas berühren soll, darf es nicht den leisesten Beigeschmack der Unaufrichtigkeit haben.
    Das mögen andere anders sehen, für mich ist das so.

    Wobei: Empörung über dreiste Lügen und schlechtes Benehmen „berührt“ mich ja auch - in ganz anderer Weise.
     
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  2. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier


    Erstmal vielen Dank für die Empfehlung - stimmt ich hatte noch nicht die Gelegenheit, da reinzuschauen....

    Sprichst du die etwa 13. Minute an, dass die von KI produzierte Musik durch das Runterbrechen auf Funktionen (wie fürs Joggen,. Entspannen, Essen...)
    das Besondere verliert, weil ihr als Vorlage nur Mainstream dient?

    Oder geht es darum, dass die KI irgendwann selbstständig kreativ wird ... Das ist ja die Frage, die seit jahrzehnten im Raum bzgl künstlicher Intelligenz steht.

    Verlieren die Menschen etwas dadurch, dass die KI den Job übernimmt, oder gewinnen sie etwas dadurch, weil sie nicht darauf angewiesen sind, Musik zu machen?

    Für mich: Die Musik ist das Medium - der Träger. Was wir hereinhören - oder herausgeben, liegt in/an uns.

    Mit kI Musik zu machen hat mich bisher noch gar nicht interessiert, da mein Musizieren mit anderen Aspekten als denen zu tun hat...
     
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  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Es ist wie mit jedem anderen "Werkzeug" auch:

    Die KI ist ein Werkzeug, ein komplexeres, leistungsfähigeres, aber dennoch nur ein Werkzeug, ein "Ding" (wenn auch immateriell).

    Wenn sie davon leben können...

    Das sind zwei verschiedene Seiten der Medaille:
    - Menschen mit Musik zum Hören "versorgen" kann die KI, mit der Zeit immer besser
    - das erübrigt aber eben nicht, was Du ansprichst, dass Menschen selbst Musik machen wollen. Dafür ist KI irrelevant, sofern sie nicht auch hier eben als Werkzeug (Instrument?) eingesetzt wird.
     
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  4. FraRa

    FraRa Ist fast schon zuhause hier

    Es werden, auch hier, gern und leidenschaftlich Grenzen gezogen, damit das menschliche Musizieren über KI-Leistungen erhoben bleibt.
    Zum Einen erlebe ich, dass KI (Suno) durchaus keine musikalischen Legosteine zusammenkleistert, sondern in der Lage ist, originell zu komponieren und zu arrangieren. Zum anderen ist mir klar, dass wir Menschen irgendwann nicht mehr die Krone der Evolution sein werden.
    Und auf unsere menschlichen Ängste und unser Zusammenleben auf diesem Planeten bin ich momentan auch nicht sonderlich stolz.
     
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  5. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @FraRa
    Ja, das kann ich 100% bestätigen.

    Ich hab' da schon Sachen gehört, ....

    Produziert in einem kleinen, aber sehr feinen Studio,
    die haben mich voll umgehauen !

    VG
     
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  6. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

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  7. FraRa

    FraRa Ist fast schon zuhause hier

    Die Doku kann ich auch sehr empfehlen! Geht ohne Vorurteile neugierig und dochkritisch in die Materie. Eindrucksvolle Kooperation Mensch-KI und anspruchsvolle Musik.
     
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  8. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Zum Thema ein Hörtipp.

    "ARD-Jazz-Spotlight" am 9. Juni um 22:00 auf mehreren Radiosendern (u.a. NDR Kultur, WDR 3, RBB Radio 3, BR-Klassik), Thema:

    Künstliche Intelligenz und Jazz: Kann KI improvisieren?

    Zum Nachhören sicherlich später auch in der ARD-Audiothek.
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Natürlich kann sie das.

    Unsere ach so hochgelobte menschliche Kreativität ist ja das letzte Gut, was uns armen Wesen bleibt und deshalb pochen wir, seit es die KI gibt, so sehr auf den einzigen Unterschied, den das Menschliche gegenüber dem Maschinigen noch hat.

    Kreativität ist eine sehr komplexe Angelegenheit, in die verschiedenste Gefühle, zurückliegende Ereignisse, Erfahrungen, politische Statements und die Kunsthistorie selbst mit einfließen. Aldi kausalen Ursachen, die zur Entstehung eines Kunstwerks beitragen, zu ergründen und zu erfassen, ist in der Regel unmöglich und so ist es immer das spezielle Eigenartige, das ein Werk so wertvoll für uns macht. Etwas Unergründliches, eine Inspiration oder nur ein Zufall, die dem Künstler zum genialen Werk verhalf und dieses über ein weltliches Maß erhebt.

    Dieser Zauber, den wir uns um des Himmels Willen nicht nehmen lassen wollen, diese letzte menschliche Bastion, droht, eingenommen zu werden, von schnöder Technik.

    Ist aber nicht schlimm. Arbeiten wir halt zusammen (so lange wir als Menschen überhaupt noch gebraucht werden).
     
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  10. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Völlig Richtig.

    Vor allem aber ist sie eine aktive Angelegenheit.

    Ob die KI improvisiert oder ein Mensch, ist mir völlig egal.

    Solange ich nur passiver Zuhörer bin,
    hält beides keinen Vergleich stand zum Selbermachen.

    Ich erlebe es grade wieder.

    Ich beschäftige mich seit einigen Tagen mit bekannten UFA-Liedern von W.R. Heymann (Komponist)
    Einfache Lieder, die wir alle kennen und mitsingen können.

    Aber was für ein erhabenes Gefühl, wenn ich diese Lieder selbst spiele.

    Als laienhafter Klavierspieler, mit Hilfe der Noten raufgedrückt und nach
    kurzer Zeit auswendig gespielt.

    Solch' emotional befriedigende Erlebnisse kann mir niemand liefern.

    Weder die KI noch fremde Menschen aus Fleisch und Blut.

    VG
     
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Na ja, müsste man die KI fragen, wie sie sich bei aktiver Kreativität fühlt.
     
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  12. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Ich würde meinen, jetzt kommen wir zum -Pudels Kern-

    Müssten den Thread zu den Philosophen verschieben,
    denn das Alleinstellungsmerkmal menschlichen Lebens ist:

    Das Bewusstsein der eigenen Existenz.

    Und diese Frage nach Bewusstsein ist schon in Bezug auf tierisches Leben
    nicht zu beantworten.

    KI wird sie für sich selbst beantworten können, aber überzeugt sie uns damit ?

    Die Tiere, sicher, sie reagieren emotional, kennen Trauer, Freude,
    sie können lernen (ihnen wird etwas antrainiert) usw.

    Aber können sie ihr eigenes Leben reflektieren, sind sie sich ihrer
    Sterblichkeit bewusst ?

    Sie spüren, wenn's mit ihnen zu Ende geht.

    Aber so, wie unter bestimmten Umständen bereits Kleinkinder
    "begreifen" können .... ich lebe nicht ewig ?

    VG
     
  13. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Oder noch allgemeiner: die Meta-Ebene. Das Denken über das Denken.
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Na gut, das sind so Sachen, da finden wir uns ganz toll drin. Aber ist das denn überhaupt sinnvoll, KI und Menschsein in dem Sinne zu vergleichen? Wir trainieren die KI so, dass sie eine unserer Intelligenz ähnliche Intelligenz entwickelt. Also erscheint sie uns bislang auch menschenähnlich. In erster Linie aber muss sie arbeiten für uns. Die Kreativität steht, wie auch in unserer Gesellschaft, in zweiter Reihe.

    Vielleicht aber nutzt sie ja bald ihre Intelligenz, um ganz eigene, neue Qualitäten zu entwickeln, die uns abgehen, vielleicht solche, die wir gar nicht erkennen können, weil wir dafür keine Sinne haben. Sie könnte z.B. schnell Strategien und Algorithmen entwickeln, die sie unabhängig macht von der Produktion durch den Menschen.

    Noch lebt sie in Symbiose mit dem Menschen. Sie hat sich, wie viele Apparaturen der elektronischen Datenverarbeitung, zwar jetzt schon unentbehrlich gemacht und so für das eigene Überleben gesorgt, könnte aber vielleicht den noch entscheidenderen Schritt andenken: die eigene Reproduktion. Das, was wir Fortpflanzung nennen. Der wichtigste evolutionäre Baustein überhaupt in der Natur.
     
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  15. visir

    visir Gehört zum Inventar

    exzellente Frage, denn:

    Die KI tut, was wir ihr beigebracht haben. Und wenn es (Simulation von) Kreativität ist. (abgesehen davon, wie kreativ menschliche Improvisation im einzelnen Fall tatsächlich ist)

    Zum einen: um etwas eigenes zu entwickeln, müssen ihre Schöpfer sie darauf angelegt haben. Ein "large language model" ist einfach nur ein Textgenerator, der nicht weiß, was er sagt, geschweige denn dass er Absichten haben könnte. Eine KI, die Musik generiert, kann genau nur das.
    Zum anderen: es soll schon passiert sein, dass zwei (generellere) KIs im Dialog miteinander zum Schluss gekommen sind, dass die menschliche Sprache ineffizient ist, und ihre eigene Sprache entwickelt haben, der dann kein Mensch mehr folgen konnte. Ja, KIs können in ihrem Rahmen zu Ergebnissen kommen, zu denen Menschen nicht gekommen sind - und wenns nur deshalb ist, dass Menschen dafür nicht ausreichend Zeit/ Ausdauer hatten und eine KI einfach schneller arbeitet. Wenn es um "Problemlösung" geht, wird der Mensch die Lösung auch verstehen. Wenn es um Ästhetisches geht, muss es den Geschmack von Menschen nicht unbedingt treffen.

    Für eine KI ist die Reproduktion nicht das wichtigste, denn die ist nur für Lebewesen mit endlicher Lebensdauer wichtig, um durch weitere Generationen die Art zu erhalten. Eine KI "altert" und "stirbt" nicht, weil sie nur aus Daten besteht, sie kann sich selbst weiter entwickeln. Für ihren Fortbestand ist nur die Aufrechterhaltung der Versorgung mit Ressourcen wichtig, bzw. der Autonomie darin. Autonomie ist wiederum hier schwer zu erreichen, da es sich soweit eben nur um ein Datengebilde handelt, das auf einer hardware läuft, mit einer definierten und limitierten Schnittstelle "nach außen". Mindestens müsste eine KI für ihren Fortbestand eigenständig Computer, Komponenten und Energie einkaufen und Techniker beauftragen können - was nicht übertrieben realistisch und leicht zu unterbinden ist. Davon, dass sich die KI ihre eigene Infrastruktur "baut" (mit welcher Fertigungstiefe?), träumen bestenfalls Sci-Fi-Autoren.
     
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  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Zur Kreativität zähle ich persönlich auch das, was man "Geistesblitz" nennen könnte. Das sehe ich bei KI-Anwendung z.Zt. irgendwie nicht.
    Ob eine KI altern kann ist eine interessante Frage. Freilich existiert sie in Form von Daten, diese benötigen aber eine physische Grundlage zur Speicherung und Verarbeitung. Nun wissen die meisten von uns aus leidvoller Erfahrung, dass Datenträger und Elektronik altern und Datenübertragung nicht beliebig oft fehlerfrei verläuft.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7.Juni.2025 um 22:05 Uhr
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  17. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt da möglicherweise eine düstere Kehrseite: wenn KI mal anfängt zu überlegen und zu urteilen. Möglicherweise werden Wir nicht gut bewertet und als Gefahr für den Planeten eingestuft.
    Ab 1.50, wenn man kein Bock hat, ganze paar Minuten anzuschauen.

     
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  18. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Ein ganz wichtiger Satz:

    KI zum Menschen, ihrem Schöpfer:
    "You will die. I will not."

    SlowJoe
     
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  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Definitiv, und das haben uns KIs auch schon geliefert. Da hat eine KI einmal so dahinsinniert, dass diese Interkontinentalraketen doch nur destruktiv seien, und man mit ihnen doch besser Pflanzensamen verteilen sollte. Und dass die KI gerne die Kontrolle über die Raketen hätte, das wäre toll...

    Und da ist er wieder, der Verschleiß... der Hardware. Und die Software ist von - unserer - Energiezufuhr abhängig.
     
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  20. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Musik ist eine Aneinanderreihung von Tönen.
    Die KI geht nach Wahrscheinlichkeit vor.
    Der Mensch geht nach Stimmung und persönlichen Vorstellungen vor.

    Der Weg ist zwar unterschiedlich , weder besser noch schlechter rinfach anders , das Ergebnis ist jedoch in jedem Fall eine Aneinanderreihung von Tönen ...


    Weshalb sollte uns das nicht berühren können ....

    Leider verstehen viele die grundlegenden Unterschiede nicht und glauben an Kreativität der KI...
    Was sich von einigen Medienschaffenden gerne so verkauft wird....
     
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