Kitas sollen fürs Singen Gema-Gebühren zahlen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Werner, 27.Dezember.2010.

  1. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Öffentliche Aufführungen sind immer kostenpflichtig, egal, ob sie Eintritt kosten oder nicht. Die Arbeit des Komponisten ist ja die gleiche. Außerdem wären dann superschnell irgendwelche Schlauberger zur Stelle, die ein Fest veranstalten und im Garten nebendran spielt ganz zufällig kostenlos eine Tanzkapelle.

    Musikschulen müssen auch zahlen. Der VdM (Verband deutscher Musikschulen) hat Rahmenverträge mit der GEMA abgeschlossen.

    Ob das Gesinge innerhalb der Kindergartengruppe auch eine öffentliche Veranstaltung ist, weiß ich nicht.
     
  2. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    Etwas komisch ist das schon: Die GEMA kümmert sich doch um die Verwertung der Aufführungsrechte - was hat das mit Kopien zu tuen? Kopien von Noten sind ohnehin illegal!

    Im Übrigen sind (geschlossene) private Veranstaltungen GEMA-Frei. Beim Vorsingen der stolzen Kinder vor den stolzen Eltern/Großeltern kann ich keine öffentliche Vorführung erkennen, nur weil der Rest der Menschheit nicht explizit ausgeladen wird.


    Gruß
    Friedrich
     
  3. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Kann man alles nachlesen:

    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/erding/politik/gema-gebuehren-kindergaerten-klagen-ueber-geldschneiderei-1.1022670

     
  4. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Des weiteren haben wir ja einfach nicht alle zur Diskussion notwendigen Informationen. Außer ein paar mies recherchierten Zeitungsartikeln.
     
  5. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    So sieht übrigens ein Rahmenvertrag mit der VG Musikedition aus:

    http://www.kirchenmusik.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_amtfuerkirchenmusik/Ordnungen/814b.pdf

    Noch eine Orientierungszahl:
    Der GEMA Rahmenvertrag für die Evangelische Kirche Deutschland hat für die Jahre 1986-1990 500.000 DM gekostet. Also minimal im Vergleich zu den üblichen Kosten pro Quadratmeter.

    Die Kigas sollen sich um einen solchen Vertrag bemühen und tschüss.
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Claus, vielen Dank für die präzise Formulierung!

    Die Verwertungsgesellschaften tun nämlich meiner Ansicht nach nur so, als würden sie im Interesse ihrer Mitglieder handeln - in Wahrheit geschieht alles zum Vorteil der Vorstände, das Gros der Urheber geht mehr oder weniger leer aus.

    So hat die GEMA vor kurzem einem mit mir befreundeten Musikverleger gegenüber eingeräumt, sie habe gar keine Möglichkeit, die Aufführungen von ihm herausgegebener Werke auch nur näherungsweise nachzuprüfen.
    Im konkreten Fall ging es um Sendungen eines Internet-Radios, das nach eigener Angabe sehr häufig Titel von ihm spielte.
    Doch es gab dafür von der GEMA keinen CENT für den fraglichen Zeitraum, obwohl der Sender brav seine Gebühren zahlte und die Playlisten ablieferte.

    Ähnlich ist das mit den Notenkopien. Mein Freund konnte nachweisen, dass mehrere Einrichtungen Kopien von seinen Ausgaben angefertigt und dafür auch bezahlt hatten, allein das Geld kam nie bei ihm an. :-(

    Tatsächlich wird mithilfe eines absurden Verfahrens die Häufigkeit der Aufführungen lediglich GESCHÄTZT, woraufhin natürlich Hit-Komponisten stets bevorzugt werden - gaaaaaaaanz zufällig sind diese aber auch voll stimmberechtigte Mitglieder, die meist exzellente Beziehungen zum Vorstand unterhalten und zudem aufgrund des diskriminierenden Stimmrechts die Macht besitzen, Regeln zu ihrem alleinigen Vorteil zu ändern. :-o

    Dagegen laufen Tausende von Urhebern seit Jahren Sturm, doch sie haben aufgrund des diskriminierenden Stimmrechts keine Möglichkeit, grundsätzlich etwas zu bewirken, da die Großverdiener sie jederzeit wieder überstimmen können.

    Leider reagiert die Politik nicht auf die zahlreichen Beschwerden und Petitionen, endlich die Selbstherrlichkeit der GEMA-Mächtigen zu beschränken und eine sozial ausgewogenere, vielleicht sogar gerechtere Regelung zu bewirken.

    Momentan ist es so, dass der kleine Wald- und Wiesen-Urheber einiges berappen müsste, um selbst von seinen eigenen Werken Kopien anzufertigen oder sie auf CD zu brennen oder im Internet zu veröffentlichen, wovon er jedoch nur einen kleinen Bruchteil zurück bekäme.

    Der Großteil verschwindet stets im Maul der GEMA-Haie sowie in der Verwaltung, die sich wie gesagt nach eigener Aussage nicht in der Lage sieht, kleinere Aufführungszahlen ordnungsgemäß abzurechnen. :-D

    Andernorts würde man so etwas Selbstbereicherung, Veruntreuung und Betrug nennen... :roll:

    Aber wehe, eine KiTa zahlt nicht den "schuldigen" Betrag! :evil:


    Frustrierte Grüße,
    Rick
     
  7. Gast

    Gast Guest

    ach wie fühle ich mich verstanden rick - danke.
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Hallo Friedrich,

    da unterschätzt Du aber die Geldgier der GEMA - für die ist jede Veranstaltung grundsätzlich öffentlich, deren Gäste nicht in einer persönlichen Beziehung untereinander oder zum Veranstalter stehen.
    Ein Kindergarten-Vertrag ist aber keine "persönliche", sondern eine Geschäftsbeziehung... ;-)

    Und wenn die Kinder mal in der Fußgängerzone oder im Altenheim auftreten, gilt das freilich erst recht. :evil: :evil: :evil:

    Nebenbei bemerkt - DAS habe ich gerade als Kommentar unterhalb vom WELT-Artikel gesehen:

    [color=0000FF]27.12.2010, 14:34 Uhr
    Glühwürmchen sagt:
    da hilft nur, die musikalischen Halsabschneider, die sich von der Gema vertreten lassen, komplett zu boykottiren. Dann werden sie sehr schnell sehen, dass kein Mensch sie mehr kennt und keiner ihre CDs kauft.[/color]

    Genau SO habe ich mir die Sache vorgestellt - wenn ich also jetzt ein Kinderlied schreibe und meiner benachbarten KiTa zur Aufführung gebe, bekomme ich nur im Ausnahmefall überhaupt einen Cent von den Lizenzen, dafür werde ich wenigstens von den Leuten auf der Straße beschimpft.
    Sie wollen die GEMA treten und treffen die Komponisten, prima gemacht das alles! :-x


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  9. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Der Komponist soll für seine Leistung entlohnt werden. Ob das nun über die GEMA geschieht, ist nur eine Sache der Zahlungsabwicklung und der (diskussionswürdigen) Verteilungsregelung. Ansonsten müsste die Kita eben mit jedem Komponisten gesondert einen Tarif aushandeln.

    Glühwürmchen ist offensichtlich der Meinung, dass Komponisten umsonst arbeiten sollen. Und Bäcker sollen umsonst Backen und Erzieherinnen sollen umsonst erziehen.
    Kriegt das Glühwürmchen für seine Arbeit eigentlich Gehalt? Von wem wird es hier vertreten?
     
  10. Rick

    Rick Experte

    Hallo Rainer!

    Das finde ich auch. Als ich 1985 in die GEMA eintrat, sah sie das ebenso.
    Bloß seit Einführung des neuen Abrechnungsverfahrens PRO vor einigen Jahren ist man anscheinend der Meinung, dass allein die GEMA-Verwaltung und ein paar Hit-Komponisten Entlohnung verdienen, der "einfache" Urheber (oder Verlag) wohl nicht mehr.

    Dafür bedient sie sich zunehmend an albernen Orten wie bei Kindergartenfeiern oder kostenlosen Straßenaufführungen, wo in früheren Zeiten (durchaus berechtigt) ein paar Augen zugedrückt wurden.
    Auch bei Notenkopien zu internen Zwecken hat meiner Erinnerung nach früher kein Mensch etwas gesagt. :)

    Trotzdem bekam ich damals mehr Geld von der GEMA, obwohl ich noch nicht so viele CDs mit meinen Titeln in Umlauf hatte wie heute. Und selbst ein Dieter Bohlen war erstaunlicherweise nicht verhungert... ;-)

    Warum man das sozialere Abrechnungsverfahren dann unbedingt zugunsten der Großverdiener ändern musste, ist mir (und sehr vielen anderen kleinen Komponisten, Textdichtern, Noten- sowie Plattenverlagen) völlig schleierhaft. :roll:

    Aber ich verstehe ja auch nicht, warum man neuerdings den Bio-Bauern weniger Geld zugesteht, die Strompreise weiter erhöht und gleichzeitig den mühsam ausgehandelten Atomausstiegs-Kompromiss mit aller Gewalt rückgängig machen muss.

    Wahrscheinlich bin ich schlicht zu dumm um zu kapieren, dass Reiche aufgrund ihrer höheren Lebenshaltungskosten einfach mehr Geld benötigen als Arme. :-D :-D :-D :-D :-D

    Das würde ich ja durchaus machen, dazu müsste ich aber aus der GEMA komplett austreten und bekäme von den anderen Brosamen nix mehr ab. :-(


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  11. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    mal sehen, wann jemand die VGS, die VerwertungsGesellschaft Saxophon gründet und wir alle fürs anschauen zahlen müssen ...

    schließlich will der hersteller ja seine arbeit auch bezahlt haben !

    :-D
     
  12. schluesselpapst

    schluesselpapst Ist fast schon zuhause hier

    Warum tun wir (Schaffende) uns nicht zusammen?

    Grüsse Schlüsselpapst
     
  13. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ... eine 2%-Einkommenssteigerung von jemandem der im MOnat eine mio kriegt ( ob verdient oder nicht) ist halt nu mal 1000 mal mehr Geld als eine 2%ige Einkommenssteigerung von jemandem der einen Tausender im MOnat kriegt... und das Geld muß ja irgendwo herkommen, vermehren tut es sich nicht...:lol:
     
  14. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Das haben die Schaffenden ja vor ca. hundert Jahren auch gemacht. Und den Vorgänger der GEMA gegründet.

    Natürlich könnten alle Unzufriedenen aus der GEMA austreten und eine neue Gesellschaft gründen. Ob es dieser neuen Gesellschaft aber gelingt, einen gerechteren Verteilungsmodus zu finden, ist nicht gesagt.

    Und auch die neue Gesellschaft muss gucken, dass Geld reinkommt und kann nicht allzuviel kostenlos aufführen lassen.
     
  15. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Offensichtlich scheint die GEMA ein ziemlich getreues Abbild unserer Gesellschaft zu sein.
    Alle dürfen alle 4 Jahre Ihr Kreuzchen machen um aus einer Liste vor - ausgewählter Kandidaten und Parteien eine(n) zu wählen. Alle dürfen auch regelmässig Ihre Abgaben entrichten.

    Aber eine kleine zahlungskräftige Gruppe von Verbänden und Lobbyisten bestimmt über Ihre Parteispenden, welche Politik gemacht wird und wie die von allen bezahlten Abgaben verteilt werden.

    Also, warum sich über die GEMA aufregen? Ist doch blos wie im richtigen Leben!
     
  16. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    So sieht es aus, aber das ist wohl fast jede Organisation ;-)

    Das Problem ist doch der beschwerliche Weg vom Jammern zum Handeln. Es nützt auch nichts darüber zu spekulieren ob eine neue VG besser wäre. Wenn die alte nicht verändert werden kann, führt daran kein Weg vorbei. Sonst wird in 10 Jahren immer noch gejammert.....nur dann kann's nicht sooo schlimm sein.


    @RBur: Warum denke ich mir die ganze Zeit, Dein neuer Avatar passt gut zum Thread? :lol:
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Hallo Iron Man! ;-)

    Die Gründung der ersten Verwertungsgesellschaften geschah zu einer Zeit, als durch Notendruck, Radio und Schallplatten plötzlich eine Musikindustrie entstand, die in der Lage war, durch Vervielfältigung kreativer Produkte sehr viel Geld zu verdienen.
    Daran wollte man die Urheber beteiligen, was ja auch völlig berechtigt war.

    Es ging also darum, etwas vom "Kuchen" abzubekommen - und nicht darum, durch Knebelgesetze praktisch das öffentliche Musikleben zu ersticken.

    Den sozialeren Verteilungsmodus gab es ja lange Jahre. Er war zwar (wegen der angesichts des Jazz, der im Laufe der Zeit vom Pop zur Kunst avancierte, immer absurder werdenden Unterscheidung zwischen E- und U-Musik) nicht perfekt, aber immerhin wesentlich ausgeglichener, weil die geringer verdienenden Urheber stärker berücksichtigt wurden.

    Dagegen klagten dann die Besserverdiener, weil sie NOCH mehr abhaben wollten, als sie ohnehin schon bekamen. Sie gönnten dem kleinen Songwriter nicht, von ihren Hit-Tantiemen etwas abzukriegen, obwohl dieser soziale Ausgleich eine wichtige Idee der Gründerväter gewesen war.

    Also wurde das Abrechnungsverfahren durch die höhere Gewichtung ihrer Stimmen "angepasst", sodass der soziale Gedanke vergessen wurde - heute bekommt der mehr, der ohnehin schon viel hat.

    Ich weiß beispielsweise, das es von einer Pop-CD, die ich produziert habe, gleich massenweise Raubkopien in Jugendzentren gab. Das wurde mir sogar noch stolz berichtet, weil den Jugendlichen die Musik so gut gefiel, dass gleich jeder eine CD gebrannt haben wollte. Es gab sie durch eine Vertriebspanne nicht im Laden, also behalfen sich die jungen Leute einfach so.
    Nun weiß aber jeder, dass schon immer bei Kopien, Rohlingen und CD-Brennern GEMA-Abgaben aufgeschlagen wurden. Die dadurch reinkommenden Gelder werden nach dem aktuellen Abrechnungsverfahren allein denjenigen zugeschlagen, die ohnehin hohe GEMA-Umsätze haben, da ja ihre Musik statistisch am meisten gehört wird.
    Meine Kleinauflage spielte da keine Rolle, weil sie aus der Statistik rausfiel.

    Vom neuen Abrechnungsverfahren profitieren also die Großverdiener, und das sind noch nicht mal die Dieter Bohlens der Welt, sondern vor allem die ebenfalls in der GEMA vertretenen Verlagskonzerne - nennen wir sie BMG, Sony etc. ... :roll:

    Wie gesagt - früher hat's doch auch funktioniert!
    Nur schwimmen der Musikindustrie inzwischen durchs Internet und digitale Vervielfältigungsmöglichkeiten die Felle davon, deshalb will man gegenlenken.

    Allerdings schwimmen UNS durch die neuen Medien oder kostenlosen Aufführungen keineswegs irgendwelche Felle davon, ganz im Gegenteil - wenn man unsere Musik im Internet verbreitet, auf YouTube oder MySpace zur Verfügung stellt, ist das eher Werbung als Einkommensverlust.
    Und wenn ein Kinderchor MEIN Kinderlied im Altenheim singt und es dort allen gefällt, habe ich davon mehr, als wenn sie es nicht singen, weil sie sonst GEMA-Gebühren zahlen müssen.
    Man sollte also schon genau hingucken, welche Regelung WEM nutzt und WEM schadet. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  18. Gast

    Gast Guest

    In D am häufigsten abgerechnet: Kufsteinlied. Die Verleger und die Immerwiederneuarrangeure dieser "volkstümlichen" Nullnummer sacken also die größte Einzelsumme ein. Ein Komponist ist nicht beteiligt - das Stück ist längst public domain.

    Jodeldidö, Herman
     
  19. Gast

    Gast Guest

    @Herman,


    es gibt da noch ein lied " oh wie wohl ist mir am abend"

    du triffst den nagel "par excellence".

    verwandschaft ist halt schon ne schöne sache - gell :-D
     
  20. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Dann kann man es selbst arrangieren und kostenlos aufführen!
    Treibt die Verleger in die Pleite!
     
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