Klassik und Jazz...wer spielt beides, worauf kommt es an? Gibt es Synergien?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 28.Juli.2017.

  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Da ich mich grad mit dem Thema beschäftige, würde mich interessieren wir ihr das seht, welche Erfahrungen ihr gemacht habt, ob es sich gegenseitig befruchtet?

    CzG

    Dreas
     
  2. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Der gute alte Bach hat noch niemandem geschadet und jeden, der ihn ernsthaft übt, befruchtet.
     
  3. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem

    Das erinnert mich an die tollen kürzlich von @Ton Scott vorgestellten an Bach angelehnten Etüden von John DeLucia. Das ist sicherlich kein typisches "Klassiker" Material aber für alle (auch Jazzer) sicher sehr nützlich. (und für mich insbesondere ein riesen Kampf, der sich aber lohnen könnte ;-))

    LG StefAlt
     
  4. RomBl

    RomBl Guest

    Die Empfehlung von @Ton Scott habe ich mir auch gegönnt und finde die richtig gut.

    Ansonsten spiele ich gerne klassischen Jazz ... :D
     
  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich spiele beides, allerdings (mangels Gelegenheit) nicht mit demselben Instrument. Also Tenorsax nur Jazz (Big Band), Sopransax / Klarinette / Bassklarinette nicht Jazz. Zur Kategorie "Klassik" würde ich noch "sinfonische Blasmusik" zählen, die viel aus dem Bereich "Klassik" benötigt.

    Gegenseitig befruchten tut sich im Prinzip alles, was die Vielseitigkeit erhöht und den Horizont erweitert. Mit dem Risiko, nichts richtig gut zu können. Aber was "richtig gut" ist, ist für jeden wohl sowieso irgendwo begrenzt.

    Vorteile von der Klassik-Seite sehe ich hier: Solide und gründliche "Basics", also Tonbildung, Fingertechnik, Geläufigkeit, Präzision, Intonation, korrektes Spiel nach Noten, Spiel vom Blatt, das Ego als Teil eines Orchesters zurückstellen. Es gilt als bekannt, dass auch berühmte Jazz-Saxophonisten das klassische Etüdenmaterial gepaukt haben. Das kann ich jedem nur empfehlen und wird wohl keinem schaden.

    Vorteile von der Jazz-Seite: Vertrautheit mit komplexen Rhythmen, jazz-typischen Phrasierungen und Effekten, variabler Sound-Gestaltung, Mut zu individueller Interpretation, evtl. besseres harmonisches Verständnis und Fähigkeit zur Improvisation, Spielen auch ohne Noten.

    Ein Traum wäre natürlich, das alles gleichzeitig drauf zu haben ...
     
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  6. Reference54

    Reference54 Ist fast schon zuhause hier

    Ich spiele auch "beides" (Country und Western - aus Blues Brothers :D). Zum Glück gehört das Saxophon zu den Instrumenten, die sich in vielen Richtungen etabliert haben und es ist auch in der Lage, die unterschiedlichsten Klangfarben und Stilistiken zu bedienen.

    Meine Ausbildung war anfangs überwiegend klassisch : Etüden, Tonleitern, Stücke, sinfonische Blasorchesterliteratur etc. Mit einem aufgeschlossenen Lehrer und dem entsprechenden Angebot an Bands und Material kommt man dann aber an Jazz und moderneren Stilrichtungen nicht mehr vorbei. Ich hab früh angefangen jedes Angebot zum Mitspielen wahrzunehmen, Sax-Ensembles, Orchester, (Big-)Bands etc. und diese vielfältigen Erfahrungen waren sehr wertvoll für mich. Ins kalte Wasser zu springen und learning-by-doing neue Bereiche zu erkunden, ist mMn ein super Wegbereiter für breit aufgestellte, flexible Musiker. Das ganze Hören, Versuchen zu imitieren, Experimentieren kann keinen guten Lehrer ersetzen - Allerdings kann auch kein guter Lehrer diese Experimentierphase (die bei vielen ein Musikerleben lang anhält) ersetzen.



    Worauf kommt es an ?

    Spiel Longtones ... Nein, im Ernst ... Spiel Longtones und hör Dir aufmerksam dabei zu ! Wie beginnt der Ton ? Ta, Da, Du, La, Ka, *hauch* ... ? Wie geht er weiter ? Viel/wenig Luftgeräusch, "Focused"/"Spread", Intonation, Obertöne, Timbre, Dynamik ... ? Spür in Dich hinein, was machen die einzelnen Stationen vom Zwerchfell bis zu den Lippen um diese oder jene Qualität zu erzeugen ? Auf wie viele verschiedene Arten kannst Du einen Ton spielen ?
    Und dann : Passt das, was Du hörst, in eine (erlernte) Kategorie wie "jazzig" oder "klassisch" ?
    Das kann jeder mal ein paar Stunden ausprobieren, bevor man sich mal wieder ein anderes Mundstück zu legt um Sound XY zu bekommen ... :rolleyes: (Prophylaktisches :topic:)



    Befruchtet es sich gegenseitig ? Gibt es Synergien ?

    Wie das (bei Weitem nicht erschöpfende) Longtones-Beispiel zeigen soll, stelle ich mir einen riesigen Werkzeugkasten vor, aus dem man unzählige Kombinationen von Artikulation, Tonformungen, Effekten uvm. herausholen kann.
    Vereinfacht gedacht : Je mehr dieser Kombinationen man beherrscht, desto mehr Ausdrucksformen stehen einem zur Verfügung.

    Ist denn jetzt Paul Desmonds typischer Sound in Take Five dieses jazzig ? Oder doch eher Coltrane auf einer bestimmten Aufnahme ? Klingt Arno Bornkamp klassischer als Marcel Mule ?

    Ich will keineswegs die Diskussion über Kategoriendenken anreissen; dass es nicht "das jazzig" und "das klassisch" gibt, ist klar. Viel mehr will ich darauf hinaus, dass sich der "typische" Sound einiger Saxophonisten oder Stücke aus erlernbaren Elementen zusammensetzt. Wenn ich lerne wie man Subtone spielt, lerne ich viel über Luftführung, Voicing, "Ansatz" etc. im Allgemeinen, werde flexibler. Daher würde ich unbedingt sagen, dass sich die Beschäftigung mit verschiedenen "Werkzeugen" lohnt und gegenseitig befruchtet ... Und manchmal stellt man danach fest, dass sich das Beschäftigen mit einer bestimmten Technik auf Bereiche auswirkt, die man erstmal gar nicht damit in Verbindung gebracht hätte :)
     
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  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich finde dieses Video von Bob Mintzer sehr gut, darin demonstriert er, wie man mit Elementen aus der klassischen Musik improvisatorisch arbeiten kann.


    Im orchestralen Bereich gibt es ja auch viel Crossover, Oliver Nelson war stark von Bartok und Stravinsky beeinflusst, da gibt es noch viele andere Beispiele.
    LG Juju
     
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  8. Pil

    Pil Strebt nach Höherem

    Klassik und Jazz...wer spielt beides, worauf kommt es an? Gibt es Synergien?

    @Dreas
    Die Frage ist so sympatisch gestellt, und zum großen Teil schon beantwortet. Die Frage ist sehr offen.

    - Ja, ich beschäftige mich auch mit mehrerern Musikrichtungen. Jazz und Klassik gehört meinen Favoriten an.
    - Musik würde ich in meiner Freizeit mehr Schwerpunkte geben wollen
    - Expermentierfreude ist fördernd

    -sich damit schonmal alleine beschäftigen, bevor die Frage unüberlegt gestellt wird, ja ..nicht gerade, sondern auch schon seit Längeren interpretiere ich aus der Frage.

    - dem sich gegenseitig Befruchten, würde ich aus der Biologie anders beantworten, da der Hormongehalt von Jazz und Klassik so nicht nachvollziehbar ist.
    - die Muttersprache hiese dann wohl meistens Klassik, das Vaterland spielt eine untergeordnete Rolle
    - unabhängig woher die erste Sprache kam, oder die ersten Sprachen kamen, kann man sich in den meisten Fällen entsprechend dennoch in vielen Gebieten gut ansiedeln
    - zu meinem ethnischen Ursprung wurde aus verschiedenen Gründen keine Musik passend zu meiner Herkunft in meiner Familie gepflegt
    - zu Pop Musik kann ich mich sehr leicht differnzieren wenn es mir zu kommerziel erscheint
    - hochwertige Rockmusik lässt auch auf Herkunft schliessen und der Erziehung deren Künstler, erheiternd dann auch der Wiedererkennungswert der "Neukompositionen"
    - zu den Randgruppen der heute gehörten Musik grupieren sich Eintagsfliegen und Komerz. Tanzmusik schätze ich in einer Gleichberechtigung zu Gunsten ihrer Aktivisten.
    - neuerlich auch aus Publikumserfahrung, ortsansässige Blaskapellen spielen anfangs noch traditionell und oirentieren sich zum späteren Abend an BigBand

    -Klassiche Bildung beinhaltet auch Musik, welche zu meiner Schulzeit gerade noch gefördert wurde
    -die wichtigsten Herren wurden mir vorgestellt, auch wenn es von anwesenden Tölpel verspottet wurde

    -die Herren wurden zu oft kopiert, dass es mir in meinem Analphabetentum der Vorzeichen auffiel von wem da wieder abgeschrieben wurde

    -die praktische Erfahrung bewies, dass wohl sehr viele Europäer Bolereo kennen, wenn sie vieleicht nicht wussten wer Ravel ist aber dafür Frank Zappa kannten ist der Musikwelt Tribut gezollt.

    -die andere Praxis wäre möglicherweise ein kleineres oder größeres Instrument der gleichen Stimmung Eb/Bb zur Hand zu nehmen.
    - selbst praktiziere ich vorzugsweise Alt und jetzt immer öfters Sopranino
    - mein Sopranino liebe ich mittlerweile so sehr, dass ich es jetzt nicht mehr schlichtweg als Sparringspartner bezeichnen würde
    - mental und physisch anstrengend ist es aber wohl schon
    - ebenso verführerisch und schön.. noch nicht ganz angepasst. (Federdruck, Palmkey,...
    - da ich meine Lieblingsjazzstücke darauf interpretieren will hört es sich unweigerlich an wie eine ältere Klassikmelodie, da dem Bläser und dem Instrument phykalische Grenzen gesetzt sind.
    - Ist das Synergie?
    - von blutendender Unterlippe auf die größere Lady, die mir den Ausschweif auf Klassik verzeiht und dafür alles bestens rockt, funkt, blues und jazzt.

    Dies fest zu stellen bedarf dann wenig, ob Jazz oder Klassik.
    Es gäbe wohl kein Jazz ohne. In diesem Fall das Ei und dann die Henne.
    Dazu betont, dass man dafür nicht unbedingt ein zweites Instrument bräuchte. Ich habe schon immer gerne auf dem Hauptinstrument Klassik gespielt.

    Liebe Grüsse von
    Alt, Sopri und Pil







     
  9. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Sehr gut auf den Punkt gebracht!;-)

    Bei mir ist es so das ich Klassik vornehmlich auf dem Sopransax spiele während ich für Jazz eher das Tenorsax benutze, passt beides m.E. besser zur jeweiligen Musik, ist aber eine stark subjektiv geprägte Ansicht...:smile2:

    Andreas
     
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  10. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Hi Dreas,

    Synergien gibt es auf jeden Fall. Die "klassische" Musik (also Klassik jetzt nicht als Epoche verstanden) ist ja harmonisch unglaublich weit entwickelt, weshalb Du im Jazz vermutlich nichts finden wirst, was es nicht schon irgendwo in einer klassischen Komposition (insbesondere des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts) gibt. Deshalb kann man - wie in dem Mintzer-Video gezeigt - die klassische Musik gut als "Steinbruch" für alle möglichen Ideen nutzen. Ich baue zum Beispiel gerne in die Impro zu "Days of Wine and Roses" ein Motiv aus Prokofiev´s "Romeo und Julia" ein. Merkt keiner - aber ich habe Spass ...

    Wenn man beides spielen will (und zwar ernsthaft ...) kann es nach meinem Empfinden heikel werden. Die klassische Musik ist doch technisch sehr anspruchsvoll. Und wenn man nur eine kleine Passage eines Werkes nicht beherrscht, kann man das Ganze nicht mehr aufführen. Wenn man das Glazunov-Quartett vor Publikum spielen möchte (um nur ein Beispiel zu nennen), muss man auch den Variationen - Satz drauf haben. Ich habe lange Jahre in einem nahezu professionellen Sax-Quartett den Baritonpart gespielt und habe mir über Wochen den A.... abgeübt, oft "nur" für 4 oder 8 Takte, die dann wirklich knifflig waren, an denen es aber keinen Weg vorbei gab.

    Im Jazz ist Technik natürlich auch wichtig und die "Großen" haben auch (fast) alle eine Wahnsinns-Technik - aber als Amateur kommt man hier zu vernünftigen Ergebnissen, auch wenn man nicht minutenlang Achtel-Ketten im up tempo über die kuriosesten Akkordwechsel abliefern kann. Auch wenige Noten, an der richtigen Stelle mit dem richtigen Timing können absolut super sein.

    Und dann der ganze Bereich Artikulation, Intonation, Phrasierung, Beginn und Abschluss von Melodielinien, Einsatz von Vibrato - da befindet sich das klassische Saxophon - aus meiner Sicht - in einer völlig anderen Welt.

    Das alles (Jazz und Klassik) parallel zu bedienen, ist ein ganz dickes Brett.

    Wenn man nur mal auch ein schönes klassisches Stück spielen möchte, ist das natürlich immer möglich; erlaubt ist, was gefällt. Aber beide Bereiche parallel wirklich zu "bedienen" ist nicht ganz ohne.

    So long

    Stevie
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Das habe ich auch gar nicht vor. Ich werde nie der "Klassiker" werden, weil ich es auch gar nicht will. Mein Schwerpunk bleibt der Jazz.

    Aber es lüftet das Hirn, bringt neue Perspektiven.

    M. a. W. ich beschäftige mich Klassik, weil ich im Jazz besser werden möchte.

    Beispiel: Auf unserer ersten gemeinsamen Aufnahme letzte Woche konnte ich deutlich hören, daß meine Tongestaltung nicht passt (z. B. zu viel Luft am Anfang; der Klang an sich passte).

    Das fällt beim Jazz nicht so auf, mag mal als Stilmittel passen, aber darf auch nicht immer stattfinden.

    CzG

    Dreas
     
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  12. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    So geht es mir auch, wenn ich mich mal eine Weile ganz intensiv mit Klassik beschäftigt habe - und zu anderer Zeit mich dann wieder meinen Balladen oder auch Klezmer widme. Und ich merke sehr deutlich beim Erarbeiten, dass der eine Stil mich auch weiter bringt für die andere Musikrichtung - mit ihren jeweiligen Ausdrucksformen, sei es in Phrasierung, Dynamik, einhalten von Pausen, Vibrato u.a.

    Vielleicht schaust Du mal in vergangene Klassik-TOTMs hinein, wo es auch einfachere Stücke gibt und spielst sie an, Noten und Playlong sind ja da. Besonders auch interressant sich die verschiedenen Interpretationen eines Klassikstückes an zu hören und sich anschließend die meist guten Kommentare und z.Tl. ausführlichen Kritiken der Mitforisten durch zu lesen. Ich glaube, da kann man schon viel Anregung und nochmehr Hilfestellung zum Einstieg ins Klassikfach für den Anfang entnehmen.

    Ein anderer Gedanke von mir...., vielleicht ist es eine (gute) Idee Dein Alto für Dein Klassikprojekt (was ja keine Eintagsfliege sein soll) zu aktivieren. Nebenbei hätte diese Trennung nach Bauart den Vorteil, dass Du Deine Klangvorstellung Richtung Jazz dann stets mit dem Tenor verbindest ?

    Wie auch immer... Ich wünsche Dir viel Erfolg :)

    Christine
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.August.2017
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  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich sehe das recht simpel:
    Klassik ist Handwerk, Jazz ist Kunst. Kunst ohne solide handwerkliche Kenntnisse und Fähigkeiten geht nicht. Kunst motiviert seine handwerklichen Fähigkeiten zu Erweitern bzw mal über den Tellerrand zu schauen.
    JEs
     
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  14. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Also, wenn die Berliner Philharmoniker spielen oder wenn Suk im Violinenkonzert von Beethoven die Kadenz spielt, dann machen die nur Handwerk, aber wenn Du eine Jazzetude von Lennie Niehaus abspielst, ist das Kunst?
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.August.2017
  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Deine Frage ist falsch, sorry.
    Es kommt darauf an, was gespielt wird, nicht wer. Klassik ist für mich strenges Spielen nach Noten. Das ist Handwerk. Jazz ist Improvisation ohne Noten, das wäre die Kunst. Dann gibt es den Bereich dazwischen, nämlich die Interprätation. Da fallen bei mir Stellen in der Klassik drunter, die ein Künstler oder Solist in starker Anlehnung an Noten mehr oder weniger frei ausfüllt.. Nennen wir das mal Kunsthandwerk.
     
  16. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    .... @JES ,

    so, so Kunsthandwerk?

    Könnte es auch sein, dass DU hier ganz simpel falsch liegst?

    http://www.duden.de/rechtschreibung/simpel

    Sorry ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.August.2017
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    So, so Handwerk




    :lol::lol::lol:

    CzG

    Dreas
     
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  18. a.g.

    a.g. Ist fast schon zuhause hier

    Dies ist ein weit verbreiteter Irrtum! Dieses sogenannte "Notenspiel" in der Klassik läßt soviel freie Feinheit und Varianz zu, dass wahre Meisterwerke entstehen können.

    @Dreas,
    Ich finde das Vereinbaren beider Stile für mich sehr sehr schwer. Ich merke deutlich, dass mein Engagement im klassischen Bereich, einem Saxophon Quartett, deutlich mehr Feinheiten und Nuancen fordert als das Spiel in unserer Big Band oder meiner Jazz und Rock Combo. Tonbildung, Artikualtion beisen sich immer wieder, bzw. gehen in den "jazzigen" Besetzung quasi vollkommen unter.. Was ich mir für die Klassik erarbeite, versaue ich mir in der Big Band. So ist mein Eindruck einbisschen. Ich habe mich einiger Zeit für ein klassisches Setup entschieden und spiele dies durchgehend. Von hin und her wechseln halte ich nichts, da dies einfach noch mehr Übe-Aufwand bedeuten würde. Mein Ton gefällt mir mit dem klassischen Setup auch in anderen Genre gut. besonders wenn es Swingt. Nur die Lautstärke und Durchschlagskraft fehlt ein bisschen. Wie sich das Ganze noch entwickelt ist noch nicht absehbar. Klar ist, dass ich mit der Situation momentan nicht ganz zufrieden bin. Vielleicht muss ich tatsächlich auch mal noch mit verschiedenen Blättern rum probieren. Ist nur immer alles so zeitaufwendig.....

    Herzliche Grüße

    Andreas
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Dreas
    Dies ist eine Interpretation von Vivaldi, es ist nicht so, wie Vivaldi es geschrieben hat, kein Original. Kannte er überhaupt Saxophone??

    Jazz ist es für mich nicht, weil es sich immer noch stark an die Vorlage, das Original anlehnt. Klassisch ist es für mich auch nicht, weil es dafür doch zu stark vom Original abweicht.

    Spielerisch finde ich diese Interpretation weniger anspruchsvoll, als das klassische Original. Tonbildung, Lautstärkeänderungen, Artikulation empfinde ich als sehr stark vernachlässigt gegenüber dem Original. Das Handwerk bzw. die Qualität der Ausführung liegt nicht in der Präzision, sondern eher darin dieses Stück künstlerisch neu zu definieren, indem ich es in einen anderen Stil überführe und anders instrumentiere.

    Was ich mit dem Vergleich Handwerk - Kunst meinte ist, dass es m.E. in der Klassik viel stärker auf die Beherrschung seines Instrumentes ankommt als im Jazz, auf Kosten des künstlerischen Ausdrucks (ihr könnt mir hier nicht erzählen, dass ihr, wenn ihr ein klassisches Stück vortragt in einem symphonischen Orchester mal eben über die Akkorde des Stückes frei spielen könnt, was ihr wollt. Die "Story" ist vorgegeben. Der Solist darf das vielleicht mal hier und da...vielleicht). Umgekehrt erlaubt der Jazz mehr künstlerischen Freiraum, den ich aber nur nutzen kann, wenn ich mein Instrument (und einige andere Aspekte) auch beherrsche. Von daher ist eine solide klassische Ausbildung für mich essentiell dafür, dass ich überhaupt Richtung Jazz gehen kann. Was nutzen mir alle tollen Ideen, wenn ich diese handwerklich auf meinem Instrument nicht umsetzen kann? Jetzt klarer?
     
  20. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube, dass ich schon verstehe, was Du meinst. Klassik ist - ohne Frage - sehr techniklastig. Und da gibt es kein Pardon. Entweder habe ich das Stück drauf oder nicht. Das ist aber nur die Basis - auf dieser Grundlage beginnt dann die Kunst der Interpretation. Und das ist tatsächlich eine Kunst - denn wenn ein Stück lediglich rein technisch dargeboten wird, packt es einen nicht; aber wenn die Interpretation stimmt und der Interpret sich mit seiner ganzen Person einbringt, ist das überwältigend.

    Nicht ohne Grund muss man als junger Musikstudent heutzutage die Standardwerke für das jeweilige Instrument schon für die Aufnahmeprüfung beherrschen. Das Studium soll nicht bewirken, dass man ein Stück überhaupt spielen kann (das wird vorausgesetzt) - es geht um das "Wie".

    Im Jazz ist man natürlich viel freier - es wird auch etwas völlig anderes bezweckt. Deshalb kann ein Jazz - Saxophonist absolut überzeugend sein, auch wenn er vielleicht nicht die Technik hat, um das Glazunov-Konzert aufzuführen. Aber auch im Jazz kommt natürlich nicht immer Kunst dabei heraus. Habe schon viele Bands gehört, die wie folgt agieren: Vorstellen des Themas - Impro 1. Solist - Impro 2. Solist - Thema zum Abschluss nochmal; nächstes Stück genauso usw. den ganzen Abend lang ... Wenn dann noch in den Soli Pattern geschrubbt werden, ist das ebenfalls "nur" Handwerk.

    (Aber nicht falsch verstehen: ich wäre schon froh, wenn ich auf diese Art und Weise einen ganzen Abend gestalten könnte. Aber wir reden ja über Kunst ...).

    So long

    Stevie
     
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