Kosten des Saxophonunterrichts?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Mixter, 6.März.2012.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hallo Rick!
    Ja, ich glaube das trifft es. Also Hochzeiten, Galas, sonstige Parties...

    Also hier ist die Studioarbeit regelrecht gestorben. Dave hat früher bestimmt zweimal pro Woche einen Studiojob gehabt, und es liegt hier definitiv nicht an den Beziehungen, leider sagen alle Musiker (zumindest Jazzmusiker) das Gleiche, egal welches Instrument.
    Ich habe auch den Eindruck, dass hier in London die Musiker mehr in bestimmten Kategorien unterwegs sind. Ich kenne das von Hamburg mehr so, dass alle ein bisschen von allem gemacht haben. Aber hier mischt sich das nicht so sehr.
    Hihi, anstrengend und lästig stell ich mir das auch vor, wenn ich jeden Abend Dirty Dancing spielen müsste :-D Aber ich glaube, die Westend Shows sind zumindest hier noch recht gut bezahlt (laufen halt gut wegen der ganzen Touris).
    Ich weiß auch von einigen freiberuflichen Musikern, die Instrumentalunterricht an "Secondary Schools" geben. Das scheint hier alles anders organisiert zu sein. Ich weiß gar nicht, ob es sowas wie Jugendmusikschulen überhaupt gibt.
    Liebe Grüße,
    Juju
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dreas,

    hast Du noch nie etwas vom "Akademiker-Prekariat" gehört?

    Als Musiker "kann" man ja wenigstens etwas, zur Not auch noch Straßenmusik machen (habe ich insgesamt 10 Jahre lang getan, in vielen Städten und Ländern Europas, eine wichtige Erfahrung meines Lebens) - aber was tut denn bitteschön ein junger Mensch nach dem Biologie- oder gar Philosophie-Studium?

    DEN findet man dann leider oft beim Regaleinräumen, als Taxifahrer oder Kellner...
    Wenn er "Glück" hat, kann er in einem Institut oder an einer Hochschule unterkommen, als "HiWi" bzw. als Dozent ohne festen Arbeitsvertrag, oft zu einer Bezahlung, gegen die 25,- EUR pro Stunde geradezu paradiesisch wirken. :roll:

    ------------------------------------------------------------

    Hallo Juju,

    da legst Du wahrscheinlich den Finger in die Wunde - als Musiker muss man einfach vielseitig sein und kann sich nur schwerlich den Luxus erlauben, sich auf einen bestimmen Stil oder eine Richtung festzulegen.
    So habe ich das jedenfalls in meinen 30 Jahren 'music business' erlebt.


    Liebe Grüße,
    Rick
     
  3. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ...die 70 Euro zahlst DU der Firma, aber die Firma natürlich längst nicht dem angestellten Meister...
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Stimmt Thomas, der Vergleich hinkt.

    Folgendes Beispiel ist aber unmittelbar vergleichbar.

    Wenn ich bei Engpässen freie Mitarbeiter für die Agentur suche,
    konkret z. B. einen freien Texter für Pressetexte, zahle ich zwischen
    50.-€ und 70,-€ die Stunde.

    Und das Geld geht an die Einzperson, da steht keine Firma dahinter.
    Auch die Kosten, die solch ein "Freier" hat sind vergleichbar mit einem
    Musiker, eher sogar geringer.

    Ein Schreibtisch und Computer, thats it....

    LG

    Dreas
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Moin,

    die sind nicht nur nicht bereit, entsprechende Stundensätze für Musikunterricht zu bezahlen, sondern es gibt auch andere Dienstleistungen, die man gerne am liebsten gleich umsonst hätte. Erst vor ein paar Tagen habe ich auf einer berufsbezogenen Mailingliste eine Mail gelesen, in der ein Kollege seine Erfahrung schildert bzw beklagt, dass er immer mehr Zeit aufwenden muss, um seine Rechnungen zu rechtfertigen. Nach abgeschlossenem Hochschulstudium und mit zwei Staatsexamen, wohlgemerkt. Wie gesagt, es gibt auch Anrufe, die sich verwundert zeigen, dass unsere Dienstleistung kostet ...

    Für mich ist das die immer weiter verbreitet "Geiz ist Geil"-Mentalität. Der eine läst sich als Ministerpräsident von der Wirtschaft Sachleistungen andienen und nimmt als Bundespräsident dem Amt die Würde, aber alles mit, was er kriegen kann - und Otto Normal hätte halt gerne Dienstleistungen, die er benötigt, für umsonst bzw für möglichst wenig Geld.

    Und Musikunterricht ist - denk ich mal - Luxus, dh wird nicht zwangsläufig für die Lebenshaltung benötigt, und wenn er zu teuer ist, wird er halt gestrichen. Und deshalb lassen sich vermutlich viele diplomierte Musiker die Preise diktieren, bevor der Kunde ganz weg bleibt.

    LG, Claudia
     
  6. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Der Wert einer Ware also auch der Ware Arbeitskraft ist der auf dem Markt zu erzielende Preis. Jetzt rennen den Saxlehrerinnen ja wohl nicht gerade die Schülerinnen die Bude ein. Also wird ein hoher Preis nicht zu realisieren sein. Ich bin froh daß es meine Lehrerin so günstig macht. Könnte sonst kein Sax lernen. Andererseits finde ich 15 € netto schon einen guten Verdienst. Bekommen viele gelernte Köche nicht. Ich finde eh daß es egal ist was jemand gelernt oder Studiert hat. Die Zeit die er opfert ist doch immer unbezahlbar.
     
  7. rbur

    rbur Mod

    Bei dem einen ergeben Angebot und Nachfrage 500 Euro, beim anderen nur 5.

    Nichts hindert einen Musiker daran, statt Unterricht zu geben Pressetexter zu werden.
    Abgesehen davon gelten die 70 Euro wahrscheinlich nur für gute Pressetexter, ein schlechter Pressetexter wird weniger kriegen. Oder gar nichts.

    Hast du auch angestellte Pressetexter in der Agentur? Zahlst du denen auch 70 Euro? Nein? Die Differenz ist so eine Art Versicherung für schlechte Zeiten. Der freie kriegt nämlich nicht unbedingt immer seine 8 Stunden pro Tag mit Aufträgen gefüllt.

    Vor 20 Jahren haben mich meine Studienkollegen ausgelacht, weil ich als Softwareentwickler zu einem Krankenhaus gegangen bin. Vor ca. 5 Jahren, als es der Wirtschaft schlecht ging, war ich dann eine Zeit lang der Schmarotzer im Öffentlichen Dienst. Momentan geht's der Wirtschaft grade wieder besser. Sie grinsen jetzt wieder.
     
  8. Dudelsax

    Dudelsax Ist fast schon zuhause hier

    wollte auch mal kurz meinen Senf dazu geben...
    Ich habe vor ca. einem Jahr mit Saxophonunterricht angefangen und habe mit Vertrag für 4x 45min Einzelunterricht 100.-€ mtl gezahlt.Dafür wurde über die Ferien durchgezahlt ohne Gegenleistung.Nun aus den 45 min wurden auch meistens 60 min.

    In diesem Jahr habe ich leider nicht mehr die Zeit so "häufig" Unterricht zu nehmen und zahle nun ohne Vertrag 35.- für 60 min.Einzelunterricht nach Vereinbahrung bei einem Profisaxer.

    Gruß
    Ralf
     
  9. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    "Nichts hindert einen Musiker daran, statt Unterricht zu geben Pressetexter zu werden."

    Das kann mit Verlaub nur jemand sagen, der die Motivation eines Menschen Musik zu studieren nicht versteht. Es soll tatsächlich Menschen geben, die können aus tiefster Seele nichts anderes machen als dies. Ich weiß wovon in rede, ich bin nämlich so einer. Und ich habe sieben Semester etwas anderes gemacht, was mich, um es mal auf den Punkt, fast etwas mehr gekostet hätte, als nur ein blaues Auge. Habe aber die Notbremse gezogen und mache nun etwas, wovon ich später nur mit Schwierigkeiten leben kann, aber dafür bin ich im tiefsten Inneren meiner Seele glücklich. Das kann nicht jeder behaupten, der Pressetexter ist. Oder? Mit nachdenklichen Grüßen, oder wie sagt man hier kindofthoughtful
     
  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Die Inder haben da so nette Sprüche, z.B.
    "Es ist besser, im eigenen Dharma zu sterben als in dem eines anderen zu leben."
    (Dharma sinngemäß hier Beruf und Berufung, und da gibt es eben ganz unterschiedliche.)

    Insofern ist es mehr die Frage des richtigen Menschen am richtigen Platz.



    [size=xx-small]Jazz Band Berlin[/size]
     
  11. Hewe

    Hewe Strebt nach Höherem

    ...ich lese und komme aus den Staunen nicht mehr raus. Tja, die Welt ist ungerecht...Und Lehrer sein, ist sicher sehr anstrengend und kaum 8 Std. pro Tag machbar und auch nicht bis zum 67 Lj. (jedenfalls nicht in einer Schulklasse).
    freundliche und staunende Grüße von Hewe
     
  12. rbur

    rbur Mod

    Ich verstehe zwar die Musiker, aber offenichtlich nicht jeder Musiker versteht mich. Und auch nicht meine Ironie. Egal.
    Noch ein Versuch:
    Darum werden unglückliche Pressetexter auch besser bezahlt als glückliche Musiker.
    Smili -> :cool:
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ rbur

    ein unglücklicher Pressetexter,der den Job macht nur weil er
    damit Geld verdienen muss und das nicht aus Überzeugung macht
    bekommt auch keine >50,-€ pro. Stunde.

    Den Preis können nur die verlangen, die Spass an der Sache haben und
    deswegen gut sind.

    @ Clownfish

    Genau richtig!!! Mach das was Du gerne machst, wo Du Leidenschaft
    empfindest. Dann wirst Du auch in einem harten Markt erfolgreich
    sein.

    Der seinen Beruf wählt, weil man da halt Geld iverdient oder bessere
    Chancen hat und nicht aus Berufung, wird max. durchschnittlich sein
    und auch immer ein Stück unglücklich.

    LG

    Dreas

    P. S.
    Genau. Der Freie muss auch seine "Lehrläufe" finanzieren.
    Der Angestellte bekommt immer 100% auch wenn er mal nur zu
    50% ausgelastet ist.

     
  14. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    @rbur,

    ja Ironie ist nicht jedermanns Sache. Meine eigentlich schon, verstanden habe ich sie dennoch nicht. Entschuldige bitte.
     
  15. rbur

    rbur Mod

    No Pröblem. Bin ich gewohnt.

    Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass mit Patentrezepten keinem geholfen ist.
    Wenn alle Musiker in besserverdienende Berufe wechseln würden, dann gäbe es keinen Musikunterricht mehr, die Löhne in diesen Berufen würden sinken, weil es zu viele Leute gibt, und die Musiker wären nicht glücklich.
    Wenn die Stundenlöhne verdoppelt würden, dann könnten viele Leute sich den Unterricht nicht mehr leisten. Und ich könnte dann eben jedes meiner Kinder nur ein Instrument lernen lassen statt zwei. Dann haben die Musiklehrer einfach weniger Kunden, was am Gesamtergebnis nichts ändert.

    Ich finde den Ansatz von Rick eigentlich ok. Das Berufsbild des freiberuflichem Musikers ist nunmal so, dass man sich seine Aufträge zusammen suchen muss. Genau wie ein freiberuflicher Pressetexter. Und auch von denen kommen viele nicht über 25 Euro (im Schnitt auf 8 Stunden täglich gerechnet).
     
  16. Johnny99

    Johnny99 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Moin,

    nach langer Suche habe ich einen Profisaxer in Münster gefunden, der 50,-- pro Zeitstunde nimmt und das bei Bedarf. Vieles mach ich selber und lass das von Zeit zu Zeit von meinem Lehrer kontrollieren.
    Der entfernt dann den selbstangelernten Müll, gibt mir "Hausaufgaben" auf und wenn ich meine, dass es mal wieder Zeit für eine Stunde ist, dann ruf ich ihn an.

    Viele Grüße,
    Stefan
     
  17. Gast

    Gast Guest

    Moin Stefan!

    Je nach Zeit und Bedarf, bzw. Gefühl, es wäre mal wieder an der Zeit, für eine Überprüfung durch einen "Fachmann", das finde ich praktisch! :-D
     
  18. flar

    flar Guest

    Moin, moin
    meine letzte Stunde bei einem Lehrer hatte ich 1988, und bei dem lief es wie bei Johnny99 beschrieben ab. Für eine „Stunde“ man der damals unverschämte 60 DM, die Stunde ging dann den ganzen Nachmittag über. So ca. 1 ½ Jahre hatte ich bei ihm Unterricht und war nur fünf oder sechs mal bei ihm. Er hat mir gezeigt wie man sich selbst unterrichtet und kontrolliert, und wie man nach Lösungen durch ausprobieren sucht, das hats echt gebracht. Aber ich glaube nicht das es gut gewesen wäre bei diesem Lehrer die Grundlagen des Saxophon Spiels zu erlernen, das wäre wahrscheinlich nach hinten los gegangen. Für den Anfang braucht es eher Regelmäßigkeit und das lernen der kleinen Schritte. Wenn die Schritte dann größer werden ist so ein Lehrer genial, der nur Geld kostet wenn man die gestellten Aufgaben gelöst hat und von ihm kontrollieren und verbessern lassen will!
    Viele Grüße Flar
     
  19. saxus

    saxus Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Mixter (das ist der/die Person welche den Thread eröffnet hat) bist Du noch da ???

    So ist es. Und der Angestellte bekommt auch Geld wenn er krank ist oder richtig Scheiße gebaut hat.

    Bevor ich nun endlich Feierabend machen kann, möchte ich noch eine nette Geschichte erzählen, die mir kürzlich mit einem Neukunden passiert ist.

    ´
    Es stand ein Mann in der Tür mit einer CD in der Hand und fragte mich, was es denn kosten würde wenn ich seine Daten kontrollieren und evtl. in Ordnung bringen könnte.
    Er wollte einen Folder gestalten und kam nicht richtig weiter. Ich schaute mir seine Daten an und sagte ihm ich würde eine Stunde benötigen um seine Daten in Ordnung zu bringen. Ich sagte ihm, er könne sich neben mich setzen und ich würde ihm während ich sein Werk optimiere, ihm erklären was er und wie er es zukünftig besser machen kann.
    Für diese Stunde wollte ich 30,- EUR haben.
    Er fragte mich ob dies verhandelbar wäre. Natürlich, sagte ich ihm. Ich würde ihm jetzt 40,- EUR für die Stunde berechnen und wenn er noch weiter handeln möchte hätte ich da auch kein Problem damit. Der Kunde war etwas säuerlich, hat sich neben mich gesetzt, mir 55 Minuten zugesehen und zugehört. Nachdem die Arbeit fertig war hat er mir 50,- EUR gegeben und gesagt: Das war es mir wirklich Wert.

    So ist das manchmal mit den lieben Kunden.


    Allen einen schönen Feierabend
    Ich geh jetzt ein schönes Bierchen trinken

    Viele Grüße

    Saxus
     
  20. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hallo Clownfisch,

    Uff uff uff ...

    Nichts anderes machen als was ? Musik studieren ?? Wie stellst Du Dir denn Deinen späteren Berufsalltag vor ? Musik studieren bis an Dein Lebensende ?

    Ich finde, jeder Abiturient hat eine Verantwortung, sich ein realistisches Bild von dem späteren Beruf zu verschaffen, den er mit seinem Studium anstrebt. Wie er damit sich und eine Familie ernähren wird.

    Dafür ist das Studium selbst nur eine relativ kurze, insgesamt unbedeutende Episode. Viel schwerwiegender sind die 40 Berufsjahre, die sich anschliessen sollten.

    Als Steuerzahler habe ich nur beschränktes Verständnis für Akademiker, die nur aus Interesse etwas studiert haben, wovon sie dann nicht leben können.

    Leider (oder zum Glück) ist doch hinreichend bekannt, wie das Berufsbild und die Verdienstmöglichkeiten (und die Altersversorgung, über die bisher überhaupt nicht geschrieben worden ist ...) des durchschnittlichen Musikers aussehen. Wie viele von der künstlerischen Laufbahn geträumt haben und dann Glück haben, frustrierte Musiklehrer werden zu können. Willst Du aus tiefster Seele nichts anderes ?

    Gerade Musik ist doch etwas, was man optimal nebenbei machen kann. Dafür kann man dann seine ganze Leidenschaft und seinen Idealismus einsetzen. Richtig Freude macht Musik doch nur, wenn man damit nicht sein tägliches Brot verdienen muss. Und man hat dazu sogar noch einen tollen Ausgleich zum Beruf.

    Zum Glück war ich nicht begabt genug und kam daher nie in die Versuchung, Musik zu studieren. Wenn ich aber nur meiner Begabung und Vorliebe gefolgt wäre, hätte ich wohl Mathematik studieren müssen. Ich bin froh, dass ich etwas anderes studiert habe, womit ich nie Probleme hatte, gut bezahlte, interessante und auch sichere Jobs zu kriegen. Selbst Mathe konnte ich im Studium zur Genüge lernen und gebrauchen.

    Es tut mir leid, wenn das sehr negativ klingt, aber ich halte es für nichts weiter als realistisch.
     
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