Künstler/in - Publikum: das Verhältnis.

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Alex_Usarov, 31.Mai.2025 um 15:20 Uhr.

  1. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Zusammen. Ich fand die Frage, die im Lampenfieber-Thread fluchtig aufgegriffen wurde, sehr interessant. Wie kommuniziere ich mit dem Publikum? Wie fange ich an? Wie vermittle ich meine Gefühle am liebsten? Was sollte man und was sollte man nicht machen, um sich und den Anderen das Ganze nicht zu versauen? Was heißt "schwieriges" "schlecht gestimmtes" Publikum? Wie geht man wenn überhaupt an so ein Publikum ran? Sollte man für das Publikum spielen, für sich selbst, der Materie halber?

    Vielleicht möchte man sich zu diesem Thema äußern? Eine Anekdote aus dem eigenen Leben, aus dem Leben der großen Meistern?

    Auch ich habe zumindest eine Geschichte auf dem Kästchen. Ich hoffe, sie wird nicht die einzige sein.

    Liebe feierabendliche Grüße, Alex.
     
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  2. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

    Ich muss vorweg schicken, dass ich eigentlich gar kein Lampenfieber habe - ich kann mich einfach auf den Alex stellen, das Horn zusammensetzen und was spielen, da habe ich keine Probleme mit.

    Am Anfang des Gigs muss ich erst einmal mit mir warm werden und mit mir "im Reinen" sein. Wenn das erreicht ist, kann ich mich dem Publikum widmen - das Feedback ist schließlich wichtig für einen selber und das, was man spielt.

    Aus dem Leben eines großen Meisters:
    Ich liebe Mike Oldfield und habe ihn bereits 5 Mal live gehört - das erste Mal 1981 bei der "European Adventure Tour". Er kann in einem giftgrünen Jogginganzug auf die Bühne, stand fast bewegungslos wie ein Laubfrosch da und hat das Publikum die ganze Show über überhaupt nicht beachtet.
    In den folgenden Konzerten, die ich gesehen habe, hat er zumindest mal guten Abend gesagt, aber ansonsten 0 Kontakt zum Publikum. Ist irgendwie irritierend, aber ist halt wohl so - und die Musik ist geil.
     
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  3. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Die Frage hängt für mich sehr stark von der Stilistik ab sowie von den Songtextexten, falls es keine reine Instrumentalmusik ist. Die Besetzung, da insbesondere die Anzahl der Musiker, spielt ebenfalls eine grosse Rolle. Es muss auch zur Persönlichkeit des Front(wo)mans passen.

    Ob ich fürs Publikum oder für mich spiele, könnte Einfluss auf die Füllmenge des Huts haben, falls ein solcher am Ende rumgeht. ;)
     
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  4. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Das Publikum interessiert mich nicht in der Weise, als dass ich da den großen Kasper machen würde, um Aufmerksamkeit zu erringen!

    Ich kenne immer folgenden Ablauf:
    1. Auto einparken 2. Instrument/Equipment zur Bühne bringen 3. Aufbauen 4. Soundcheck 5. Bekleidung richten 6. Hinsetzen 7. Band-/Kapellenleiter begrüßt das Publikum und sagt kurz die Stücke an 8. Blasen 9. Mal mehr, mal weniger Applaus 10. Mucke zu Ende 11. Ab 6. Den Ablauf rückwärts gestalten und nach Hause fahren.

    Mit anderen Worten: Ich mache mir null Gedanken um das Publikum. Manchmal ist es wertschätzend, manchmal freundlich desinteressiert. Ist halt so. Die Buhlerei um das Publikum kommt für mich nicht in Frage. Bin da wie Miles Davis. Der hat manchmal mit dem Rücken zum Publikum gespielt.:cool:
     
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  5. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Wie erreichst Du das? Wenn es kein Geheimnis und nicht zu umständlich zu beschreiben ist.
    Ein älterer Freund von mir durfte der Lesung von (Schreibweise bin ich nicht sicher) Charles Bukowski beiwohnen. Der hat doch ein paar Wörtchen verloren zum Anbeginn; doch dann kam der Rollwagen mit diversen Spirituosen, und das Publikum durfte zuschauen, wie Charles Bukowski sich ins Koma besäuft. Irgendwann schlief er ein, und alle saßen da, in völliger Stille. Bis zum Schluss.
    :)
     
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  6. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ein sehr interessanter Aspekt: spiegelt man besser / begeisterter / gefühlsechter, wenn dem/der Musiker/in gute Gage winkt?
     
  7. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

    Das hängt von sehr vielen Faktoren ab:
    War bei der Anfahrt nicht zu viel Stau, gabs nen Parkplatz vor der Tür oder musste man ne Stunde dafür rumkurven, können wir uns gegenseitig gut hören beim Soundcheck (und beim Gig natürlich), ist die Bühne groß genug oder stehen wir wie die Sardinen, werden wir vom Veranstalter nett behandelt (Essen, Getränke etc.), habe ich Lust auf die Stücke auf der Setlist, wie sind die Bandkollegen drauf (und pünktlich), läuft das erste Stück gut, hören die Leute zu oder wird rumgequasselt, tanzen die Leute vielleicht dazu (das finde ich extrem motivierend fürs Solo, wenn Leute zu Stück wie z.Z. "Impressions" tanzen), wie gehts mir selber - bin ich satt, ausgeschlafen etc pp.
    Eine Menge "weiche" Faktoren, die mich beeinflussen. Und da ich Amateur bin und nicht wöchentlich 3x einen Gig habe, beeinflusst das natürlich (wird bei Profis aber nicht anders sein, aber die Abläufe sitzen da halt und da kann man so etwas eher kaschieren, wie bei mir im Beruf halt auch).
    Ich bin halt ne Diva :)
     
  8. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Vielleicht hatte der auf dem Rücken sein drittes Auge/Ohr?:)
    Aber Du empfindest etwas beim Spielen? Verzeihe mir bitte die Frage. Ich vermute, dass Du es beruflich/ nebenberuflich machst. Das ist natürlich ganz andere Sache.
    Bei mir ist es so: im Geschäft viel Rutine - Lager, Abteilungspflege, viel menschlichen Stress. Aber nicht bei der Weinprobe, und schon gar nicht bei Wein- /Spirituosenberatung. Da bin ich sehr geistig abgehoben. Bei Weinberatung verfalle ich förmlich in eine Rage; mir läuft bei der Weinbeschreibung so dermaßen Wasser im Munde zusammen, dass der Kunde den Wein mir aus der Hand reißt. Und ich muss ihm hinterher rennen und fragen, ob er sich seines Kaufs sicher sei. :)
     
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  9. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    My make-up may be flaking
    But my smile still stays on

    Na dann eine kleine musikalische Einlage für Dich). (Nicht gesagt, dass es gut ankommt)

     
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  10. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ich frage nie ob es gut war bzw gefallen hat.
    Die Antwort kann man.......

    Ich versuche entspannt zu wirken, bei Applaus ein Lächeln Richtung Publikum. Zeigen, dass ich gerne Musik mache.

    Danach geh ich gerne zum Publikum, trinke, esse was und unterhalte mich. Kommt positive Resonanz freue ich mich. Wenn nicht kann man überlegen wie es besser geht.

    Grüße Gerrie
     
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  11. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Es war zwar mehr im Scherz gemeint, aber kausal meinte ich es dabei umgekehrt.
     
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  12. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ja, aber ich bin da ganz bei mir!

    Das Publikum nehme ich dabei nicht wahr und beeinflusst mein Spielen nicht. Ich bin glücklich und im Flow, wenn mir die Passagen gut gelingen, mit meinem eigenen Sound zufrieden bin und das Zusammenspiel innerhalb der Band gut klappt.

    Günstige Faktoren dafür sind gute Bühne, angenehme Temperatur, bequemer Stuhl sowie gute Akkustik und Beleuchtung.

    Wenn das Publikum das Konzert wertschätzt, gut, wenn nicht, ist es halt so. Habe da keine besondere Empfindungen:cool:
     
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  13. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Kein Publikum, kein Konzert.
    Und wenn ich die Beschreibung recht verstanden habe, wurde die gegenseitige Wertschätzung outgesourced.
    Funktioniert für Dich. Gut.
     
  14. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Also ich finde schon wichtig, dass ich auf der Bühne das Publikum erreiche und mitnehmen kann. Das erzeugt eine Feedbackschleife und befruchtet mich bzw. die Band auf der Bühne auch wieder und führt zu einem tollen Konzert und hinterher sind alle glücklich.
     
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  15. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe dich nicht verstanden. Möglicherweise einfach sprachlich. Könntest Du es vielleicht umformulieren?
     
  16. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Und wenn es nicht passiert? Was dann?
     
  17. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Die verbale Kommunikation mit dem Publikum a la "Und nun ihr... alle mitsingen und -klatschen" liegt mir so gar nicht. Wahrscheinlich erwartet der ein oder andere das von mir als Frontfrau. Aber meine Persönlichkeit gibt den Clown wirklich nicht her. Ich liebe es, Geschichten zu erzählen am Mikro - singend oder spielend, den Song so rüber zubringen, dass man ihn mir abnimmt. Mag zuhören, wer will.
     
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  18. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich schaffe es leider nicht so gut, meine Präsenz während eines Konzerts auf das Publikum zu richten, obwohl ich das gerne würde. Eine Bühne ist im psychologischen Sinn kein sicherer Ort für mich und ich bin da eher verklemmt. Es gab schon Auftritte, da war das anders, aber grundsätzlich bin ich eher nicht so der Präsentiertellermensch. Bei Löffelmusikgigs fühle ich mich am wohlsten. :)
     
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  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das war der einzige Grund, zu einer Bukowski-„Lesung“ zu gehen.
    Die Bücher hatten sowieso schon alle mehrfach verschlungen.
     
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  20. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Dann habe ich / die Band wohl was falsch gemacht!
    Falsche Location oder schlecht gespielt?
     
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