Lahme Zunge

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Paula, 21.Juni.2005.

  1. Paula

    Paula Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    kann mir jemand ein paar Tips geben wie ich meine lahme Zunge auf Trapp bringen kann. Manchmal habe ich das Gefühl ich hab nur einen Klumpen im Mund :)
    Ich versuche es z.B. mit ti-ti-ti-ti....
    komme aber mit Metronom nie über 100 hinaus und das macht mich noch ganz kirre.
    Mein Lehrer sagt mir jetzt auch immer dass meine Zunge schneller werden muss. Er hat mir den Tip gegeben die hintere Zunge ganz fest an den Gaumen zu drücken, so lange bis die Zunge ganz müde ist. So klappt es dann lockerer.
    Stösst ihr mit der Zunge direkt vor dem Blatt an (so wie er es mir empfiehlt, zumindest für die funky Spielweise), oder eher von unten?
    Oft denke ich auch dass ich sie nicht spitz genug bekomme, dass sie vorne zu "breit" bleibt. Wisst ihr was ich meine?
    Wenn ich sie dann spitze, verkrampfe ich mich aber wieder.
    Hatte schon beim Querflöte spielen das Gefühl immer viel zu langsam zu sein.
    Ich geb ja zu dass ich schon eine ungeduldige Tomate bin.
    Wie geht´s euch dabei?

    Ciao, Paula
     
  2. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Paula,

    wichtig ist, dass du viele Artikulationsübungen machst. Mit der Zeit optimiert sich deine Zungenbewegung von selbst, da du schnell selbst merkst, wie es gut geht und wie nicht (frei nach dem Motto "learning by doing"). Ein paar Beispiele:

    Stell dein Metronom auf eine Stufe, in der du noch bequem 16tel spielen kannst. Such dir eine Tonleiter, und stoße einfach auf jedem Ton eine 16tel-Gruppe in diesem Tempo (also pro *klack* 4 Stück :) ). Arbeite dich so die ganze Tonleiter hoch und wieder runter. Wichtig ist, dass du damit auch in die Grenzbereiche des Instruments gehst. Also zum Beispiel G-Dur nicht einfach nur die eine popelige Oktav hoch und wieder runter, die ganz auf das Instrument passt, sondern hoch bis f#''' und runter bis zum tiefen H und dann wieder zurück zum G. So lernst du auch die problematischen Bereiche des Instruments in den Griff zu bekommen. Sinnvoll ist es dabei, jeweils auf die erste 16tel einen kleinen Akzent zu geben - das hilft dir, den Wechsel auf den nächsten Ton synchron mit dem *klack* hinzubekommen, also immer schön im Tempo zu bleiben. Ausserdem kann einem diese kräftige "1" quasi als Sprungbrett für die nächsten 3 16tel dienen, die spielen sich dann fast von allein ;-) Wenn du die Tonleiter einmal durch hast, dann stell das Metronom eine Stufe weiter und fahre so fort. Irgendwann kommst du an eine Stufe, an der es scheinbar nicht mehr weitergeht. Aber gerade da ist es wichtig, nicht aufzuhören. Gönn dir eine Minute Pause, und versuche es nochmal. Es kann keine Weiterentwicklung geben, wenn man nichts von sich fordert. Wenn du deine Geschwindigkeit steigern willst, ist es erstmal wichtig, dass du irgendwie über diese Schwelle kommst - schön wird es später.
    Eine Alternative ist es, an diesem Punkt auf ein anderes rhythmisches Motiv umzusteigen. Spiele pro Ton nurnoch eine 8tel + zwei 16tel. So gönnst du dir pro Ton eine kleine Pause, hast aber auch einen Teil, in dem du den nötigen Speed bringen musst. Wenn du mal ganz lustig drauf bist, kannst du auch auf deiner Startgeschwindigkeit mit dem Motiv "8tel + eine 16tel-Triole" starten.

    Wenn das mit den 16tel-Gruppen klappt, dann versuch es mal die Tonleiter direkt in 16teln hoch und runter zu spielen. Dabei trainierst du gleichzeitig noch die Koordination zwischen Zunge und Fingern. Auch hier: jeweils auf die erste 16tel einer Vierergruppe (also auf die, die auf ein *klack* des Metronoms kommt) einen kleinen Akzent machen - das verleiht Stabilität, Sicherheit und hilft, das Tempo zu halten. Auch hier ganz wichtig: solange es nicht technische Probleme gibt, also die Töne und Griffe eigentlich klar sind, es lediglich an der Geschwindigkeit der Zunge hapert: unbedingt gerade dann weitermachen, wenn die Artikulation undeutlich wird, und statt eines schönen kurzen Tons lediglich ein *sumpf* rauskommt, das in etwa der beabsichtigten Tonhöhe entspricht.

    Aber auch die schönsten Übungen bringen nichts, wenn man sie nicht oft genug macht. Es mag (anfangs) nicht sonderlich viel Spaß machen, aber mit einer Viertelstunde solcher Übungen ist man eigentlich ziemlich gut dabei - das ist zu wenig, als dass "ich hatte keine Zeit" als Ausrede gelten würde ;-) Man muss es nicht übertreiben (ich hab mir merhmals mit so einem Zeugs die Zunge blutig gespielt...), aber schneller noch, als man die Geschwindigkeit mit solchen Übungen steigern kann, ist sie auch wieder weg! Regelmäßiges Üben ist also mal wieder ganz wichtig :)

    Zu deinen weiteren Fragen: bei mir berührt die Zungenspitze das Blatt an dessen Spitze, aber nicht von vorn (da kann man sich sicherlich schön was quetschen in der Bahnöffnung...), sondern von unten. "Trockenübungen" wie "ti-ti-ti..." oder das von Santy Runyon propagierte "lea-der..." sind ein meinen Augen nur ein schwacher Ersatz für das Üben mit dem Instrument. Da schon lieber wie der Klarinettenlehrer eines Freundes von mir: Mundstück ins Handschuhfach und an jeder roten Ampel oder im Stau Artikulationsübungen...
     
  3. Saxer

    Saxer Ist fast schon zuhause hier

    Das Zauberwort heißt "Doppelzunge"

    Ta-Ka-Ta-Ka-Ta-Ka.....

    Zunge mit Kaumen.

    Wird aber auch in den meisten Schulen angesprochen.

    Mein Lieblingssong Mr.P.C. zu diesem Thema. Vom Meister persönlich. John Coltrane.
     
  4. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Wenn bereits bei Tempo 100 Probleme auftreten,

    halte ich persönlich es für sinnvoller, den konventionellen Weg weiterzuverfolgen, denn das Tempo lässt sich relativ gut noch bis auf ~130 steigern - ohne sich zusätzlich noch mit technischen Umstellungen belasten zu müssen. Davon wird Paula auch bei wesentlich langsamerem Spiel durch eine feinere Artikulation profitieren.
     
  5. Deisterfan

    Deisterfan Ist fast schon zuhause hier

    Trockenübungen haben mir sehr geholfen.
    Habe früher jeden unbeobachteten Moment an jedem erdenklichen Ort für ein flottes >tatatatata< und auch >tatatatatatatata< genutzt.
    (Für die Blasmusiker unter uns: s. Florentiner Marsch, 8 16tel in Folge).
    Praktisch daran ist, daß man kein Equipment braucht und es quasi ständig üben kann/könnte.
    Was man als Saxist eher weniger braucht, aber die Zunge ebenso fit macht und fit hält ist ein gelegentlich eingestreutes >diggidiggidiggidiggidiggidiggi...<

    Mal versuchen (?)
     
  6. Saxer

    Saxer Ist fast schon zuhause hier

    Das Blatt sollte auch nicht zu hart gewählt sein. Besonders nicht mit Doppelzunge.

    @Deisterfan
    Der Florentiner Marsch schnell gespielt kann sehr fordernd sein. Besonders im Mittelteil.
    Das "diggi" ist auch eher Doppelzunge, weil das zweite "ggi" vom Gaumen kommt und nicht von der Zunge.
     
  7. Paula

    Paula Schaut nur mal vorbei

    Hallöle,

    vielen lieben Dank für eure schnellen und sehr hilfreichen Antworten. Ich werd halt jetzt wirklich rigoros bei jeder Übe-Session mindestens 15 Minuten damit verbringen.
    Mein Lehrer hat heute gesagt dass die Trockenübungen lange nicht den Effekt haben wie am Instrument selbst gespielt.
    Na, ich denke zum auflockern ist es bestimmt gut.

    Ciao, Paula
     
  8. Deisterfan

    Deisterfan Ist fast schon zuhause hier

    Also ich habe es erst dadurch richtig gelernt, weil ich es -wie bereits erwähnt- überall und jederzeit üben konnte und es (sofern ich mich erinnern kann) es über einen großen Zeitraum auch getan habe.
    Es trainiert die Zunge und lockert.

    Habe übrigens auch festgestellt, daß nach ca. 2 Flaschenbier die Zunge richtig gut läuft. Der Alkohol putscht auf und läßt alles wie am Schnürchen laufen.
    Erhöht man die Menge (ab 2,5 Bier), ist es schlagartig vorbei. :pint: :oops: :cry: :-?
     
  9. jogi_music

    jogi_music Ist fast schon zuhause hier

    :lol::lol::lol::lol:

    Also liegt die "interessante" Biermenge zwischen 2 und 2,5 Bier, da haben wir nun wieder diejenigen, die nie austrinken.

    Btw. Was ich wissen wollte: Wie wirkt sich Küssen bzw. Knutschen auf die "lahme Zunge" aus und reichen auch "les bises" (frankophone Menschen wissen, was ich meine)...

    Lachende Grüße, Jogi
     
  10. Mareike

    Mareike Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich weiß nicht, mein Lehrer besteht auf den Trockenübungen, auch mit den Fingern.
    Was sagt ihr eigentlich zu den Fingerübungen? Ich soll die Finger beider Hände gleichzeitig "laufen" lassen, also z.B. von innen nach außen, mit den Daumen anfangen und die jeweiligen Finger müssen immer gleichzeitig den Tisch berühren(Z.B. Zeigefinger links und rechts). Was haltet ihr davon?

    Liebe Grüße,
    Mareike
     
  11. Deisterfan

    Deisterfan Ist fast schon zuhause hier

    Moment mal?! Wer behauptet denn, daß ich nie austrinke? Ich habe noch nie ein Bier stehengelassen... :cool:
    Der Knackpunkt liegt bei Bier Nr. 2. Manchmal übersteht es die Zunge, manchmal nicht.
    Dabei sollte man noch zwischen Flaschenbier (2) und Faßbier (4) unterscheiden.

    Bisher waren alle meinem Vater für den von ihm finanzierten Klarinettenunterricht mehr als dankbar :-D :-D :-D
    (Mittlerweile bin ich ja verheiratet... Irgendwann lässt die Motivation in der Richtung nach :) )
     
  12. Paula

    Paula Schaut nur mal vorbei

    Hey,
    na da bin ich gespannt wiewiel Bier wir dann beim Frankfurter Forumstreffen vertragen, beser gesagt bis zu wieviel Bier wir noch spielen können ;-)

    Ich hab noch ne tolle Nachricht und ich bin echt superglücklich darüber.
    Gestern hatte ich Unterricht und es lief so naja, mir ging der Schweiß runter in Strömen, echt unglaublich.
    Am Schluss hab ich meinen Lehrer gefragt wann ich denn endlich mal mit anderen mitspielen Kann (Ensemble...).
    Da erzählte er dass es bei uns in der Musikschule eine Bigband gibt, noch nicht sehr lange, erst seit Januar.

    Heute war ich mal bei der Probe dabei, mit Sambaband.
    Ich war ganz hin und weg. Der Bigbandleiter hat die Stücke recht einfach umarrangiert. Nächste Woche ist in Nürnberg Südstadtfest und da spielen wir. Damit wir im gehen spielen können hatt er es vereinfacht.
    Hatte voll Bammel dass ich da noch nicht mitspielen kann, spiel ja erst seit 9 Monaten.
    Außer dass ich manchmal den Einsatz verpasst habe bin ich ganz gut mitgekommen und hab ganz gut vom Blatt spielen können.
    Ihr glaubt gar net wie glücklich ich jetzt bin, straaaaaaahhhhl.

    Find ich echt toll dass ich jetzt mit der Bigband so mitwachsen kann, da unsere Stücke noch nicht allzu schwer sind.

    Ach, schwärm..
    Bis bald, eure Paula
     
  13. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Naja,

    es ist in etwa so sinnvoll wie wenn dein Fußball-Trainer meint, du sollst jetzt Hand- und Kopfstand üben. Sicher hat es keine nachteiligen Effekte, aber saxophon-spezifische Übungen sind wesentlich sinnvoller, da du mit ihnen genau den Bewegungsablauf trainierst, den du später auch bei der Arbeit am Instrument brauchst. Wenn du Stücke zum Beispiel ohne Instrument durchfingerst, hast du keine direkte Rückmeldung, ob du den Wechsel sauber und vor allem zum richtigen Ton durchgeführt hast. Es ist in etwa so, als würdest du sprechen, ohne dich zu hören, oder versuchen, ein Solo zu improvisieren, ohne dass du hören kannst, was du spielst (weil der Tontechniker mal wieder deinen Monitor abgedreht hat...). Du musst also wesentlich mehr "bei der Sache sein", um Fehler zu vermeiden bzw. zu bemerken. Wenn du also Stücke oder Tonleitern auf einem Besenstiel, Lineal, deinem Bein... durchfingerst, dann hat das durchaus positive Effekte - wenn du einfach wild in der Gegend rumfingerst, ohne Bezug zur saxophonischen Realität, macht das mehr Spaß als Sinn :)
     
  14. jazzman

    jazzman Ist fast schon zuhause hier

    ja das kenne ich, ich spiele auch erst seit september und jetzt zwei monaten in einer bigband( siehe unten) und beim ersten konzert hab ich fast alles vom blatt gespielt. Und jetzt am samstag sind wir mit dieser SCHUL-bigband beim regional entscheid von "jugend jazzt" in allensbach weiter gekommen und dürfen im september im stuttgarter theaterhaus spielen :-D .
    also, weiter so


    mfg jazzman :-D :cool:
     
  15. Saxer

    Saxer Ist fast schon zuhause hier

    Florentiner Marsch

    Wer Ihn kennt, der hasst Ihn.
     
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