Lampenfieber ... und die Folgen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Ladida, 4.Oktober.2019.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Naja: viele sind nervös oder unkonzentriert oder haben plötzlich völlig unerklärliche Aussetzer, obwohl sie alles können und das auch wissen.

    Diese Ratschläge mit dem Flow und der Autosuggestion zum Selbstvertrauen gelten nur für Stücke, die man kann (aber trotzdem immer wieder verhaut). Sonst wärs ja Hexerei.

    Was Du beschreibst, klingt nicht wirklich verantwortungsvoll vom Dirigenten oder wer auch immer Euch da aufgestellt hat. Er wird Dich ja hoffentlich nicht absichtlich verheizen wollen. Vermutlich traut er es Dir zu, weil Du es schon bewiesen hast. Andernfalls würde ich mich da weigern.
     
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  2. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Das ist keine Entscheidung unseres Dirigenten. Die Unterhaltung bei der "Weihnachtsfeier der Werks Pensionisten" - wir sind immer noch die Werkskapelle - stellt traditionell vormittags das Sax Quartett, nachmittags das ganze Orchester. Nun ist aber heuer bedauerlicherweise unser Obmann gestorben und der spielte Jahrzehnte das erste Alt-Sax. Im Konzert und natürlich auch im Quartett. Die Partie war auch gut zusammen gespielt und hat viele Jahre die gleiche Quartett Mappe gespielt.

    Nun muss meine junge (und begabte) Kollegin das erste Alt-Sax übernehmen, der einzige der sonst noch gut am Alt-Sax mithalten kann spielt das Bariton - weil unser Baritonist endlich mal selber bei der Weinachtsfeier sitzen und nicht dort spielen will. Also komme ich diesmal nicht daran vorbei das 2. Alt zu übernehmen. Ich habe während der Spielpause im Sommer versucht, mir so viel wie möglich drauf zu schaffen, aber es reicht einfach nicht. Die 2. Stimme ist dann auch über weite Teile total unintuitiv, selbst mit passender Hörvorlage.

    Und es ist Musik die wir sonst nie spielen. Es liegt mir nicht in den Fingern, ich komme mit dem Groove nicht klar und mein Timing im Swing ist auch verbesserungsfähig. Besonders die akzentuiertren Einsätze, die ja total an Qualität verlieren wenn sie nicht wirklich Punkt genau sitzen. Und dann sind das auch nict hauptsächlich langsame Balladen, sondern Ragtime, Dixieland und solche Sachen. Und natürlich die Klassiker die jeder kennt und sofort merkt, wenn was nicht passt, wie "The Pink Panther".

    Hier kommt dann wieder die "ist doch gar nicht so schwer" Mentalität derjenigen rüber, für die das "gar nicht so schwer" ist. Nur liegt das ja nicht an den Stücken, sondern daran, dass die alle sehr viel früher begonnen haben Musik zu spielen und mit ihren Instrumenten "verwachsen" sind.

    Leider können die anderen Register auch keine Alternative stellen. Ein Bleich Bläser Quartett oder Quintett wäre sicher auch passend. Also muss ich da irgendwie durch. Letztes Jahr konnte ich mich noch einmal erfolgreich drücken, heuer geht das nicht mehr.
     
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  3. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    @bebob99 Dann einfach ran und machen! Notfalls im Vorfeld auch mal das scheitern üben. Wenn man denn rausfliegt, wie kommt man wieder rein. Notfalls bei 16tel Läufen nur die erste von 4 Noten spielen und solche Trickes eben sich auch mal vergegenwärtigen. Für den Fall eines Falles....
     
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  4. vmaxmgn

    vmaxmgn Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe überhaupt kein Lampenfieber ( verspiele mich aber natürlich auch ).... aber das ist auch nichts Gutes! Liegt wahrscheinlich daran, dass ich viel Yoga mache und im Gefängnis arbeite... Ich denke eine gewissen Anspannung gehört schon dazu um am Ball zu bleiben....
     
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  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    @bebob99: Dann solltet Ihr aber aus Rücksicht auf Dich leichtere Stücke spielen. Besser etwas Leichteres souverän gespielt, als bei einem Bravourstück auf die Nase geflogen.

    Noten für Saxophonquartett gibt es ja genug, auch gratis (und legal). Und den Pensionisten werden doch auch traditionellere Stücke gefallen. Wenn die anderen wirklich so gut sind, werden sie das auch leicht hinkriegen. Es hat doch niemand was davon, wenn Ihr Euch da unnötig blamiert.
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Absolut!
    Solche Unkonzentriertheiten und vermeidbaren Fehlerchen passieren mir und meinem Umfeld immer dann, wenn man sich zu sicher fühlt - deshalb bin ich auch um jede misslungene Generalprobe froh, denn die bringt einen zu mehr Konzentration beim wirklich wichtigen Auftritt, weil man sich eben NICHT mehr sicher ist und dementsprechend mehr anstrengt.

    Natürlich kann auch zu große Angestrengtheit nach hinten los gehen, da muss jeder für sich selbst die beste Balance zwischen Anspannung und Lockerheit finden.

    Mir selbst hilft es, wenn ich eben "professionell" an die Sache ran gehe: Ich weiß, dass ich das schaffe, aber ich weiß auch, dass ich es vermassele, wenn ich zu sorglos bin.
    Beides ist jederzeit möglich, wofür will ich mich jetzt entscheiden? :-D
     
  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin nochmal
    @Ladida :
    Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, ich hoffe es :)
    Ich hab über das Problem in letzter Zeit viel nachgedacht, und gestern bei einem recht "großen" Gig mit so 2000 Leuten ein wenig experimentiert, nachdem ich beim Üben schon ein wenig darüber getüftelt hab. Um es vorwegzunehmen: Es hat großartig funktioniert.

    Ich mache keine Fehler, spiele technisch schwierige Passagen mit Leichtigkeit, wenn ich es schaffe, meine Focus so zu verschieben/behalten, dass ich mir bei jedem Ton den ich spiele zuhöre. Dass niemals die Blonde in der zweiten Reihe in den Focus rückt, ein beschissen notierter Takt, die erste Trompete, die glaubt, alles oktavieren zu müssen. Auch nicht die Noten generell, sondern nur das, was aus meinem Horn rauskommt. Dass ich nie den Kontakt zu meinem Sound verliere. Das ist wirklich eine Konzentrationsarbeit, und man muss präsent sein, und mit Riesenohren seinen Tönen zuhören.
    Ich würde es nicht weg- oder ausblenden nennen, das geht nicht. Es ist einfach eine Art Hierarchie der Reize, die ich selbst bestimmen kann.
    Und an erster Stelle steht immer das, was aus dem Horn rauskommt.
    Probier es mal, es ist gar nicht schwer.

    Grüßle, Ton
     
  8. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Kann @Ton Scott nur bestätigen. Genauso habe ich es vor wenigen Wochen bei einem Auftritt der BB als ich recht kurzfristig das 1. Tenor übernehmen durfte, unbewußt gemacht. Alle Soli hatte ich zuvor natürlich geübt und beherrschte sie auch.
    Beim Auftritt habe ich mich nur auf mich, meinen Klang und die Melodieführung konzentriert.
    Das Publikum nahm ich gar nicht wahr.
    Alles lief sehr gut und sogar ich war mit mir zufrieden.....

    kokisax
     
  9. albsax

    albsax Ist fast schon zuhause hier

    Das kann ich aus anderen Kontexten bestätigen. In der modernen Hypnotherapie wird das unter dem Stichwort Aufmerksamkeitsfokussierung beschrieben und ist m.E. eine der wirksamsten Umgangsweisen mit Ängsten.

    LG
    Albrecht
     
  10. Ladida

    Ladida Ist fast schon zuhause hier

    @Ton Scott: Vielen Dank, Du bist immer sehr gründlich in Deinen Überlegungen und Antworten, und ich weiß das zu schätzen.
    Ich werde es auf jeden Fall versuchen, wir haben jetzt allerdings eine Weile keine Auftritte (wir werden meist Open air gebucht).

    Tatsächlich hatte ich beim letzten Auftritt zum ersten Mal überhaupt das Vergnügen, mich deutlich zu hören, nämlich auf einem Monitor. Du wirst sofort verstehen, dass das eine zusätzliche Ablenkung darstellte.
    :)

    Aber ich glaube auch, dass das funktionieren kann. Ich hatte früher sehr viel Lampenfieber vor öffentlichen Rede-Auftritten und konnte es weitgehend loswerden, indem ich mir erfolgreich eingeredet habe, dass ich diese Auftritte genieße (und dadurch, dass ich eine Weile lang so viel auf Bühnen durfte, dass sich das Lampenfieber irgendwie nicht mehr gelohnt hat - war Verschwendung von Lebenszeit).

    Auch beim Reden vor Publikum bin ich übrigens oft abgelenkt, aber da komme ich mühelos mit 70% Fokussiertheit durch. Beim Saxophonspielen bräuchte ich dagegen 110%.

    Und da mich das Thema, seit ich es hier angesprochen habe, auch selbst weiterhin beschäftigt hat, bin ich überhaupt dabei, mich mehr im Moment zu bewegen. So konnte ich gerade ein wunderbares Konzert von Leszek Zadlo jede Sekunde genießen, OHNE daran zu denken, dass ich für sehr vieles Drumrum zuständig war, was auch noch klappen musste. Das ist für habituelle wenn-bloß-alles-klappt-Naturen wie mich ein echter Fortschritt.

    Schönen Sonntag Euch allen!
    Herzlich, Susanne
     
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  11. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Das geht mir bei Auftritten auch häufig so. Vor allem bei Improvisationen, wo ich die Augen schließe und mich einfach gehen lasse.
    Ich empfinde das aber nicht als etwas erstrebenswertes. Für mich ist das Unpräsenz, wenn ich einen Teil um mich rum, und dazu auch noch das Publikum, für das das ja alles veranstaltet wird, einfach gar nicht wahr nehme.

    Ein gutes Ziel ist es, alles wahrzunehmen ohne es zu bewerten und dran kleben zu bleiben.
    Leicht gesagt - schwer umgesetzt. ;)
     
  12. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich wollte nicht am Posting von @kokisax rummäkeln, aber das ist der Punkt.
    Es hat keinen Sinn, etwas "ausblenden" zu wollen. Dann ist man über Gebühr damit beschäftigt.
    Es muss gelingen, nach Belieben die Wertigkeiten - den Fokus - zu verschieben.

    Cheers, Ton
     
  13. Ladida

    Ladida Ist fast schon zuhause hier

    Leszek Zadlo erzählte, dass er immer mit geschlossenen Augen spielt. Er steht gern vorn an der Bühne.
    Einmal hatte er plötzlich so ein komisches Gefühl, und als er die Augen aufmachte, stand vor ihm ein Polizist und rief: „Sperrstunde!“
    :)
     
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  14. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Diese persönliche Erfahrung ist super wertvoll. Genauso wie die von Jazzwoman. Leider ist die Medizin in diesem Punkt viel zu langsam. Es ist aber dennoch ein Umbruch zu erkennen und der Zusammenhang zwischen Ernährung und Psyche wird immer klarer und wichtiger. Gerade Vit B und oder Omega 3, aber eben hochdosiert spielen eine große Rolle. Lg
     
  15. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Also ehrlich gesagt, habe ich mir damit nie einen grossen Kopf gemacht. Denke da an frühere Zeiten. Ich fand damals ne gesunde Portion "Fieber" vor einem Gig eigentlich ziemlich hilfreich und ich habe mir früher immer höchstens 2 Bier davor gegönnt.....eher weniger oder auch gar keins. Diese "Etwas" an Lampenfieber hat mich gefühlt dazu gebracht, mir Mühe zu geben und es nicht zu relaxt anzugehen, denke, das wird jetzt auch wieder so sein.
    Ich halte wenig von spezieller Ernährung und Mitteln vor einem Gig.....es sei denn, man hat damit wirklich handfeste Probleme, da kenne ich mich nicht aus. Für mich ist gezieltes üben da sinnvoller.
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Oktober.2019
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  16. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Heißt ja nicht, dass wenn man sich gesund ernährt nicht nebenbei auch noch üben kann. Das Eine schliesst das Andere ja nicht aus.
     
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  17. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Lagoona, da hast du natürlich recht. Ich selbst habe bislang aber Ernährung nie im Zusammenhang mit Lampenfieber gesehen. Dass man nicht vorher zu viel isst, versteht sich ja fast von selbst. Bzgl. Ernährung hatte ich da eigentlich nie Probleme....
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Oktober.2019
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Hochdosiertes Vitamin B? Nein. Lieber nicht. Keine gute Idee. Generell sind Hochdosierungen nicht sinnvoll und nur selten gesund.
     
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  19. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    @saxhornet, hochdosiert bezog sich auf das Omega . Hier ist es sinnvoll. Ansonsten gebe ich dir recht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Oktober.2019
  20. mornewech

    mornewech Strebt nach Höherem

    Der Placebo-Effekt stellt sich bei Omega-3-Fettsäuren erst bei höheren Dosierungen ein! :duck:

    Vitaminmangel tritt in unseren Breiten je nach Ernährung (vegan) oder Lebenswandel hauptsächlich bei den B-Vitaminen und Vitamin-D auf, da ist eine Zufuhr zum Mangelausgleich sinnvoll. Alle "Überdosierungen" sind, wie @saxhornet schon richtig anmerkte, nicht nur sinnlos, sondern potentiell gesundheitsschädlich. :stop2:
     
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