Lexikon der Klangeigenschaften

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Hans, 13.Januar.2006.

  1. Hans

    Hans Ist fast schon zuhause hier

    Hallo allerseits,

    da ich gerade den Thread "Rotziges Alt" las, habe ich mir gedacht, man könnte doch mal hier einen fachsprachlichen Thread eröffnen: Welche mehr oder weniger originellen Klangattribute für unsere geliebten Saxe, Hörner, Kannen, Röhren, Tröten benutzt oder kennt ihr so und wie würdet ihr den damit verbundenen Klang definieren oder umschreiben? Brazzig, rotzig, näselnd, erdig, warm sind so Eigenschaften, unter denen man sich schon irgenwie etwas vorstellt, aber wie ließe sich das mit akustischen Termini beschreiben? Was mir zum Beispiel noch immer völlig unklar ist: Was ist ein zentrierter Ton/Klang?

    Tschüss
    Hans
     
  2. Wolly

    Wolly Kann einfach nicht wegbleiben

    Wenn es zu der Erklärung noch ein mp3-Schippselchen gäbe wäre es noch besser.

    Gruß,
    Wolly
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Hallo Hans,

    Ein Glossar derartiger Benennungen wäre sicher interessant zu erstellen. Die Schwierigkeit wird darin bestehen, dass man keine einheitlichen Definitionen erhalten wird, weil bei der Bestimmung dessen, was "zentriert" oder "rotzig" ist, sehr unterschiedliche Beurteilungen kommen werden.
    Ich überlege gerade, wie schwer es mir fallen würde, diese beiden Wörter zu definieren. Eine reizvolle Beigabe zu einem solchen Glossar wären Tonbeispiele zu jedem Wort. Wahrscheinlich ist es leichter, einen Konsens bei der Zuordnung eines Tonbeispiels zu einem Wort zu erzielen als sich auf eine Definition zu einigen.

    LG
     
  4. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Da kann ich auch einen beisteuern: fluffig ;-)
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Kenn ich nich, wie klingt das? :-?
     
  6. Nele

    Nele Schaut nur mal vorbei

    Da musste ich ja echt schmunzeln, da ich auch immer den Begriff "rotzig" verwende. Bisher haben immer alle groß geschaut, wenn ich gesagt habe "heut ist mir nach "rotzigem" Sax. Da ich auf 2 verschiedenen Mundstücken spiele (beide auf Selmer SA II), hab ich mir für die unterschiedlichen Klangeigenschaften die Begriffe "smoothie" (weich, tragend - Otto Link Tone Edge 5) und halt "rotzig" (heiser, frech, aggressiver, rockig - Berg Larsen Metall 90 SMS 2) angewöhnt. Aber ich denke auch, dass bei solchen Begriffen sich jeder etwas anderes vorstellt.
    Wenn ich irgendwann mal die Möglichkeit habe aufzunehmen, stell ich hier mal was "rotziges" ein :)
     
  7. benu

    benu Ist fast schon zuhause hier

    Das is 'n Insider Witz, noch aus gaaanz alten Tagen ;-)
    Weiss eigentlich überhaupt einer, wies klingt, ausser Schorsch? :lol:
    Ich verwende ansonsten noch gerne den Begriff "clean", bedeutet für mich nen reinen, smootheren Klang :lol:
    Wie soll man eigentlich etwas umschreiben, für das man nur Worte gebrauchen kann, die man wieder umschreiben müsste?? :-D
     
  8. Joerg_H

    Joerg_H Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hat denn niemand eine Idee, wie man einen "zentrierten" Klang umschreiben könnte?
    Genau wie Hans kann ich mir darunter bisher gar nichts konkretes vorstellen.
     
  9. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Na ist doch klar: fluffig ist wie Einback direkt vom Bäcker, frisch und duftend, das nur darauf wartet, dass sich jemand erbarmt und Nutella darauf streicht - Sonntagsmorgenfrühstück eben :)

    Gruß
    Saxolina
     
  10. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Fluffig (im Original bezogen auf Mundstücke):

    Stell dir einfach vor, du hättest das Gefühl, der Ton entstünde nicht in deinem Sax - oder, etwas genauer, in deinem Mundstück -, sondern er käme direkt aus dir, so daß du das Gefühl hast, es könne schon fast die Möglichkeit der Vermutung bestehen, den Ton schon einmal gehört zu haben, noch bevor es ihn überhaupt gibt, quasi direkt aus der Seele in den Äther, was ihm dann dazu verhilft, etwas zu entwickeln, was man - denke ich -, als ein gewisses Timbre bezeichnen könnte, das über die scheinbare Oberflächlichkeit der Main-Stream-Mundstücke hinausgeht, das dir das Gefühl gibt, den Ton persönlich zu kennen, fast wie eine Cousine, die nie existiert hat, allerdings ohne die Beziehung zwischen Gerät und Mensch, also dem Sax und dem Musiker, zu dicht erscheinen zu lassen, so daß es den Anschein haben könnte, daß das Material auf einmal im Mittelpunkt stände, nicht das, was es ausdrückt, nämlich die Musik und die in ihr möglicherweise (eventuell auch absolut unbewußt) vermittelte Message, denn das stände wohl in diametralem Gegensatz zu dem, was er eigentlich wollte, indem er dem Ton diesen besonderen Touch - manche würden ihn schon fast maskulin-homo-erotisch nennen -verleiht, wobei allerdings nicht gesagt ist, daß das dann auch beim Auditorium die Geünschte positive und auflockernde Wirkung, die ja beabsichtigt war, zeigt, da ja jeder diesen Charakter auf seine ihm eigene Weise interpretiert, wobei allerdings einige Merkmale doch als objektiv nachweisbar angesehen werden müssen, die dann doch die Verallgemeinerung einer grundsätzlichen Wandlung des Tons hin zu einem Klang mit mehr Tiefgang zuläßt, wodurch die Behauptung möglich wird, daß dieser Klang den Zuhörer nicht nur von außen, sondern auch von innen erreicht (wie er den Musiker ja auch verlassen hatte), quasi ihn von innen durchdringt und ausfüllt, einfach mehr in Anspruch nimmt, auch die taktile Wahrnehmung ermöglicht, und somit zu einem größeren, bereicherten Hörerlebnis führt, das durchaus als ein Zustand beschrieben werden kann, in dem der Mensch über das gewohnte Maß seiner paralysierenden Alltagszufriedenheit hinausgehoben wird, und zwar auf eine höhere Stufe, auf der er die Möglichkeit hat, den Moment auf eine Art und Weise zu erleben, die er vorher - zumindest in dieser Intensität - noch nicht erlebt hat, in der er im Prinzip durch das Hören schon sehr nah an dem Erlebnis ist, das der Musiker durch das Erzeugen des Tons hat.
     
  11. Gast

    Gast Guest

    Ja, ich kann mir genau vorstellen, wie's klingt. Ohne Nutella würde es natürlich ein bisschen scheppern.

    LG
     
  12. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Wow!

    Saxolina
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Sehr interessant. Es könnte der Beginn (mein Tipp: besser des Ende) einer wissenschaftlichen Abhandlung sein. Allerdings: in wissenschaftlichen Abhandlungen versteht man (wenn man sich anstrengt) doch meistens, worum es geht. Deshalb: üben, üben, üben.

    LG
     
  14. Hans

    Hans Ist fast schon zuhause hier

    Hallo miteinander,

    die Bezeichnung des Themas ist mir wohl 'ne Nummer zu groß geraten: Ich wollte natürlich nicht ernsthaft ein Glossar oder gar Lexikon initiieren. Aber so eine lockere Sammlung und nähere Bestimmung eures einschlägigen Sprachgebrauchs wäre schon amüsant. Nele hat das doch sehr schön hinbekommen mit ihrer Umschreibung von "rotzig". Und auch der Versuch von Schorsch zu "fluffig" verdient meine Hochachtung. Leider hat sich zu "zentriert" noch keiner geäußert. Muss ich erst die Suchfunktion bemühen, um diesbezügliche Sprachbenutzer gezielt ansprechen zu können ;-) ?

    Zu "rotzig" fällt mir auch noch ein, dass ein hiesiger Musikhochschulprofessor Studienbewerber beim Vorspiel gebeten hatte, "etwas dreckiger" zu spielen - womit aber auch andere Kategorien als Klang, z.B. Rhythmus, gemeint sein konnten.

    Tschüss
    Hans

    PS: Wo ist eigentlich die Antwort mit dem Bezug auf die Leipziger Sprachwissenschaft geblieben?
     
  15. Gast

    Gast Guest

    Ich habe diesen Bezug aus meinem Beitrag rausgenommen, er kam mir im nachhinein prätentiös vor. Vielleicht hat sich Schorsch auch darüber lustig gemacht?

    LG
     
  16. Hans

    Hans Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Fridolin,

    nee, war doch ok, hatte bloß gerade keine rechte Zeit für 'ne Antwort. Habe selber in grauer Vorzeit hier in Leipzig Sprachwissenschaft studiert.

    Tschüs
    Hans
     
  17. Gast

    Gast Guest

    Hallo Hans,

    ich hatte es geahnt, es ging aus einigen Formulierungen hervor. Deshalb hatte ich Dir in entsprechendem "Jargon" geantwortet.
    LG
     
  18. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Das glaubt der Schorsch eigentlich eher nicht. Denn diese Definition von "fluffig" ist schon gut und gerne drei Jahre alt. Da kann ich dich also beruhigen :)
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    soft
    fluffig
    weich
    smooth
    schmeichelnd
    samtig
    seiden
    warm
    gedämpft
    dezent

    verhalten
    cool
    kühl
    unterkühlt

    ausgeglichen
    offen
    rein
    clean
    zentriert
    direkt

    obertonreich
    näselnd
    singend
    heiser

    eng
    spitz
    scharf
    frech
    quäkend

    heiß
    hot

    erdig
    rotzig
    rauh
    hart
    brazzig
    rockig
    dreckig
    rotzig
    brüllend
    schreiend
    röhrend
    brötzend
    aggressiv
    verletzend


    die meißten Begriffe umschreiben wirklich den Klang=Sound, andere, wie hot, cool, rockig, frech etc beschreiben aber immer auch einen Teil der Spieltechnik.
     
  20. Gast_13

    Gast_13 Guest

    @ppue:
    "brötzend" kann man diesen Begriff auf den Sound von Peter Brötzmann zurückführen?

    @all:
    "zentriert" Gibt ja umgangssprachlich auch den Ausdruck "jemand eine zentrieren"; Sollten da Übereinstimmungen bestehen, dann wäre es so etwas wie "voll rein in die Mitte"...oder so ;-)
     
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