lohnen sich Gigs noch?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Tröterich, 18.März.2025.

  1. Rick

    Rick Experte

    Ja - in der Nische. Im Pop hörst da zu über 90 % keine echten Drums mehr, vom Bass ganz zu schweigen.
    Für die Studios sind Samples, Looks usw. die "Nummer sicher", da können die Produzenten jeden Ton vorprogrammiert, anstatt mühsam ein Drumset zu mikrofonieren und dann noch den Musikern mühsam erklären zu müssen, was sie sich genau vorstellen...
    Und als Bläser "darfst" Du synthetische Bläsersätze "anfetten", damit es echter klingt; kaum jemand verwendet inzwischen noch wirkliche Horn Sections - viel zu aufwendig und zeitintensiv.
    Auch Rhythmusgitarren sind meist nur noch Sample Loops.
    Es klingt zwar verblüffend authentisch - ist es aber schon lange nicht mehr.

    Alles künstlich, aber so lange es dem Publikum "schmeckt"...
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Sehr schön - das ist die verantwortungsvolle Einstellung, die ich meine! :applaus:
     
  3. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    danke für deine Erfahrungen Rick, dann sieht die Musiker-Welt ja inzwischen schlimmer aus als ich als Laie dachte

    Claus
     
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  4. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Also unsere Musikschule boomt - auch und grade was Volksmusik betrifft.
    Zither, Hackbrett, Posaune, Tuba, Schwarzwurzel etc....
    Wir haben aber auch wirklich sehr gute Lehrer (ich zähle mich da nicht dazu, ich hab 40 Jahre am Geschmack vorbeiunterrichtet, das hat nächstes Schuljahr gottseidank ein Ende).

    Ich glaube das ist in AT aber noch anders, bzw. stütze ich auch die These, dass es am Land besser als im urbanen Bereich läuft.
    Wahrscheinlich ist aber auch das Blasmusikwesen bei uns noch wesentlich mächtiger.

    Deswegen hab ich kein schlechtes Gewissen, das ist hart verdientes Geld - und ein gutes Standbein.

    Und das nimmt niemandem Geschäfte weg - meistens ist die Gage zu gering für 2, bzw. der Raum zu klein oder oder.
    Und können muss man es auch erstmal. Ich finde es schön, dass wenigstens die Changes und die Groove stimmen, was bei Telefonpartien nicht immer so ist.

    Generell hat es für mich persönlich nach Corona eine gewaltige Delle gegeben, in diesem Jahr hatte ich so viele Gigs unter der Woche, die ich nicht spielen konnte, weil ich sonst Probleme mit der MS bekommen hätte. Haben sich Kollegen gefreut.

    Es muss halt von zig Beinen ein wenig was kommen, dann geht es sich auch aus.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18.März.2025
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  5. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Nur mal am Rande und zur Erinnerung, in diesem Thread geht es um Livemusik, um Gigs und nicht um Konserve
     
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  6. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Wieso soll das bei Musik anders sein als bei der Nahrung?
    Da bestimmt auch im wesentlichen drei vier Konzerne was als "Nahrung" im Regal steht..
    Das wird so lange gut gehen wie die Menschen nicht verstehen was ihnen verloren geht...
    Aber ich kann auch kein Patentrezept aus dem Hut zaubern dagegen.
    Ich glaube es ist einfach der Wandel der Zeit...

    Selbst bei Hobby Musikern nimmt die Technisierung doch zu...
    Ich denke nicht das ich eine Ausnahme bin.
    Für Aufnahmen Audiacity
    Zum üben von Stücken amasing slowdowner
    Rhythmus und Hören mit earmaster 5
    Dazu Mikrophon und Mischpult...

    Weshalb?
    Weil es keine Lehrer gibt..
    Zumindest nicht hier.
     
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  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Komisch.
    Hier gibt es keine freien Saxlehrer, obwohl Bedarf da wäre.
    Ähnlich sieht es mit Livemucke aus. Wenn tatsächlich mal was stattfindet ist es brechend voll. Nur findet selten was statt, weil sich kein Veranstalter findet. Vermutlich sind die Auflagen zu hoch und der Profit für ihn zu gering oder...
    "richtiger" Jazz, was immer das sein soll (ich habe da so meine Vorstellung), da sollte man überlegen, ob das geeignet ist für ein abendfüllendes Programm.
     
  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Und ich persönlich finde Alleinunterhalter, wenn sie nicht gerade an der Straße stehen, peinlich. Kann sich ein Veranstalter, wenn er livemucke will, keine Band leisten? Wenn schon, dann richtig. So einen Musikprogrammierer würde bei mir nicht auftreten. Da kann ich gleich nen DJ nehmen. Jazz elektronisch mit einem realen Musiker geht für mich gar nicht.
     
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  9. Badener

    Badener Strebt nach Höherem

    Vielleicht hilft ein gemischtes Programm.
    Ein Trompeter in unserer Gegend spielt beste Solotrompete ohne jegliche Begleitung, unterhält dazwischen mit Witzen und hat die Säle voll.
    Gig + Gag = Gage ???
     
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  10. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Es gibt ja genug Hobbymusiker die umsonst gerne spielen, damit sie überhaupt mal auftreten können. Notfalls übernehmen sie auch noch die GEMA Kosten vom Veranstalter.
    Bei einer Band, mit der ich ein paar Jahre gespielt habe, gab es immer mindestens 1000€ pro Konzert. Das Geld floss aber in die Bandkasse. Die Musiker haben umsonst gespielt. Einmal im Jahr gabs ein Abendessen im Restaurant. Als ich aufgehört habe da zu spielen, wollte ich, dass der Bandleader den Inhalt der Bandkasse offen legt. Fehlanzeige!
     
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  11. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Im Adlon ist Brad Pitt und der Washington Denzel
    Im Autohaus in Schwedt ist heut' Achim Menzel...
     
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  12. scenarnick

    scenarnick Admin

    Na sauber. Solche Praktiken hab ich mal als Vereinsvorstand eines Sportvereins unterbinden müssen...

    Bei uns in der Band gibt es natürlich auch eine Bandkasse, die aber transparent für alle (als Tabelle) für alle einsehbar ist. Ausgaben werden mit allen abgestimmt. In Formationen, in denen das anders gehandhabt wird, würde ich nicht (mehr) eintreten.
     
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  13. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die fetten Jahre sind halt leider grad ein bisschen vorbei. In der Generation meiner Großeltern und auch noch meiner Eltern war Instrumentalunterricht ein absolutes Luxusgut. Live-Musik war ein Event, das von Vereinen oder örtlichen Kapellen gegen Alkohol vorgetragen wurde und Konzerthäuser waren den feinen Leuten vorbehalten, für den Tanzabend musste man auch was hinblättern.

    Das hat sich erfreulicherweise ganz stark gebessert. Die Rezension nagt aber hier sofort und schnell. Ich finde das nicht schön, aber wem soll man einen Vorwurf machen, wenn weniger Geld für Konzerte oder Live-Musiker da ist. Gerade wenn die Alternativen so günstig geworden sind. Ich glaube es ist weniger ein Problem der Wertschätzung sondern einfach der aktuellen Geldbeutelfülle in der Bevölkerung. Und ich hoffe auf eine Besserung!
     
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  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Und in Fernsehsendungen wird auch nicht live gespielt. Aber das ist nicht das Thema.
    Und selbst die guten Samples lassen selbst gespielte Instrumente nicht sterben, und KI wirds auch nicht. Erstens, weil es Menschen gibt, die eben ein Instrument in der Hand haben und spielen können wollen, und zweitens, weil es Menschen gibt, die sowas hören wollen - weil diese Musik dann "lebendig" ist.

    Wir haben hier ein jährliches "Pflasterspektakel" mit zig Straßenkünstlern (ja, Hutgeld...) - ich schaue mir meistens Musiker an. Und ob das komplette Bands sind (bei einer hat einer einen "Engelsflügel" gespielt - auf der Straße!) oder Einzelmusiker mit loop-Maschinen - sie alle haben reichlich Publikum. Und verkaufen dort ihre CDs.

    Mag schon sein, dass - sagen wir einmal - 3/4 aller Produkte von ein paar Konzernen sind. Das heißt aber nicht, dass man nicht auch was anderes bekommt, mühelos. Einen dieser Konzerne meide ich komplett und bewusst, und ich muss mich dabei nicht sehr anstrengen - ganz wenige unwichtige Produkte, die für mich da wegfallen.
     
  15. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Also grade das spüre ich bei uns nicht.
    So viel Publikum war selten da früher.

    Aber das ist natürlich persönlich, ich hab auch schon andere Dinge gehört.
    Das Publikum für die Musik die ich hauptsächlich spiele stirbt halt weg.
     
  16. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    @Analysis Paralysis

    Das Publikum für die Musik die ich hauptsächlich spiele stirbt halt weg.

    Sehe ich auch so.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Beides gehört für mich zusammen: Schon seit der Disco-Zeit ersetzen Konserven Live-Musik.
    Je besser die Aufnahmen klingen, desto geringer ist der Unterschied zwischen beidem.

    Und durch die Perfektion der Studioaufnahmen werden die Hörer "verwöhnt" und sind immer weniger bereit, sich teilweise "fehlerbehaftete" Darbietungen anzuhören.
    Das habe ich als "Covermusiker" selbst erlebt: Ein bekanntes Sax-Solo muss so exakt wie möglich nachgespielt werden, sonst wird es (sowohl von Mitmusikern als auch von Zuhörern) kaum noch akzeptiert.
    An dem Punkt bin ich ausgestiegen, denn ich interessiere mich mehr für originelle Neufassungen als für "perfekte" Imitate.

    Das Phänomen ist allerdings für mich ein Beweis dafür, dass man heute weniger bereit ist, sich auf Ungewohntes einzulassen.
     
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  18. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Wäre man vielleicht auch früher schon gewesen, wenn es die technischen Möglichkeiten gegeben hätte, so à la "Das Sein bestimmt das Bewusstsein..." - siehe auch "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" (Walter Benjamin, 1935).
     
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  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das ist für mich das eine: eine Studioaufnahme ist natürlich "hochgezüchtet". Bei Tanzparties weiß ich auch oft nicht, ob ich Livemusik oder Konserve bevorzugen soll - bei der Konserve weiß ich, dass die Qualität stimmt... und über den Lautsprecher kommt beides. Gut, bei Tanzparties kommt es auf die Tanzbarkeit der Musik an.

    Manches Solo ist halt "ikonisch", also genau in der Originalform beliebt. Und "ähnlich" gilt dann nicht - dann doch ganz gleich. Aber wenn man ein ganz eigenständiges Solo spielt, funktioniert das dann auch nicht?
     
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  20. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    In der Welt der Klassik kann ich das nicht bestätigen, die lassen sich mehr denn je auf Ungewohntes ein, Musiker wie auch manches Publikum. Da liegt aber der Staub auch meterdick.

    Ich denke heute sind beträchtlich mehr Musiker im Markt aktiv als noch vor 30 Jahren, so dass letztlich das Gefühl eines "engen" Marktes entsteht. Kennt jemand die absoluten Zahlen des Umsatzes mit Live-Konzerten in der Historie?
    Ich tippe wir haben Rekord-Umsätze.

    Und Gruft-Muggen laufen noch gut, gibt immer was zu futtern und der Geldbeutel sitzt locker.
     
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