lohnen sich Gigs noch?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Tröterich, 18.März.2025.

  1. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Frage in die Runde:

    Wie wirbt ihr denn für eure Musik ?

    Wie versucht ihr, Auftritte zu akquirieren ?

    Ich meine jetzt Jazz und jazzverwandte Musik.

    Nicht Musikrichtungen, die quasi Selbstläufer sind.

    Habt ihr im Netz auf entsprechenden Plattformen Videos laufen ?

    Oder ordentliche Live-Mitschnitte ?

    Haltet ihr Kontakt zu örtlichen Radiostationen ?

    Ich komm' drauf, weil mich die Berliner Szene
    mit neuen Ideen immer wieder überrascht.

    z.B. ein Cafe in Berlin-Mitte

    Die Idee dort:
    Schachspielen und Jazzmusik-Live

    Der Laden brummt !

    VG
     
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  2. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Die Diskussion ist nicht neu. Es gab schon öfters hitzige Diskussionen darüber, ob Musikschüler oder Hobbymusiker den Markt kaputt machen.

    Niedrige Gagen sind Teil des freien Wettbewerbs.

    Dabei gibt es zwei Seiten der Medaille: Einerseits ist es verständlich, dass Profimusiker ihre Existenz sichern müssen und Dumping-Gagen ein Problem sind. Andererseits war es schon immer so, dass Nachwuchsmusiker irgendwo anfangen müssen – und viele Profis haben selbst mal für wenig oder gar kein Geld gespielt, um Erfahrung zu sammeln.

    Blöd nur, wenn es die eigenen Schüler sind, die den Lehrern die Gigs wegnehmen.

    Die Anregungen von @JTM und @bthebob sollte man sich mal durch den Kopf gehen lassen.
     
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  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Als Amateur kann ich es fast nur falsch machen. Spiele ich für umsonst, ist das unfair. Kassiere ich eine echte Gage, dann noch mehr. Das einzige, was ich aus Solidarität gegenüber der Musikerzunft tun kann, ist deutlich schlechter zu spielen - und das tu ich!
     
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  4. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Guten Abend Allerseits. In Stuttgart und Umgebung wird ein Teil der Auftritte über diese Geschichte zentral geregelt:
    https://www.igjazz.de/
    Sehr unterschiedliche Locations für sehr unterschiedliche Musiker, was das Können und den Berühmtheitsgrad anbelangt. Und auch die Gagen sind seeehr unterschiedlich.
    Liebe Grüße, Alex
     
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  5. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    "Wir präsentieren Musiker*innen aus Stuttgart, Baden-Württemberg und Deutschland, die ein eigenes Konzept verfolgen und an der Entwicklung der Sprache der gegenwärtigen konzertanten Jazzmusik arbeiten."
    Habe gerade auf ihrer Seite gefunden. Vielleicht wäre es ne Möglichkeit für die Musiker hier im Forum. Stuttgart( wenn man den Baustellen hinweg sieht)) ist eine schöne Stadt).
    Das Niveau sollte niemanden abschrecken: mit drei IGJazz-Musikern teile ich den Proberaum und bin mir sicher: beim TOTM des Monats hätten sie hier im Forum nicht die meisten "gefällt mir" gesammelt)).
     
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  6. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich denke, daß es nicht nur eine Frage der Musik ist oder der Werbung. Ich kenne Bands, die vorwiegend Pop und auch Blues und Rock'n Roll gespielt haben und Bands, die stark mit Lindy Hop Tanzveranstaltungen verbunden waren. Alle haben weit über 50 Prozent ihrer Aufträge eingebüsst und waren alle früher sehr erfolgreich (und teilweise nicht mal teuer).
    Es ist eher wie viel Konkurrenz es am Ort gibt und wie viel Nachfrage es passend zum Angebot gibt.
     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Sowas habe ich auch schon gemacht und das wird meist sehr sehr bescheiden bezahlt, da die Einnahmen des Weinladens oft auch nicht mehr stimmen. Spätestens wenn dann der Auftraggeber erfährt er hätte GEMA und Künstelersozialabgabe noch zahlen müssen, ist der Spaß dann meist vorbei.
    Im Park gibt es auch nur auf Hut und das ist oft eher wenig (ich habe das früher mit Kollegen gemacht) und sobald sich vor Ort Jemand beschwert hast du Spaß mit Polizei oder Ordnungsamt.
     
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Nur können sich die Musiker oft gar nicht leisten Nein zu sagen, denn jeder Cent zählt, erst recht wenn ein Kind in der Familie ernährt werden muss.
     
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  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Früher waren es Firmenveranstaltungen, private Feiern wie Geburtstage oder Hochzeiten etc.
    Seit Corona ist die Anzahl der Firmenveranstaltungen stark zurück gegangen und hat sich nicht wieder normalisiert, da bestimmte Veranstaltungen nicht mehr stattfinden oder man einfach an der Musik spart, geht ja auch ohne. Und kleinere Orte, wie Vereine, Gaststätten, Restaurants etc. können oft, wenn überhaupt, nur sehr kleine Gagen zahlen, so daß es sich nur begrenzt rechnet.
     
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  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich würde das mittlerweile nicht mehr so verteufeln, oft ist die Alternative dann gar nicht zu spielen weil die Gage so gering ist. Ich kenne viele Sänger, die sich so über Wasser halten und nur mit Playbacks auf Partys singen, für eine komplette Band ist einfach das Geld nicht da.
    Ich kenne einen Sänger der hatte mal eine Band mit Keyboard, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Percussion, 3-4 Bläser, 4 Sänger und manchmal noch ein Rapper. Der Aufwand war enorm, die Kosten waren hoch, so hoch, daß es einfach viel zu wenig Auftritte irgendwann gab und allein der Aufwand und die Kosten für die Tontechnik und Übernachtung waren jedes Mal extrem. Jetzt besteht die Band nur noch aus 2-3 Sängern, Keyboard und manchmal Saxofon, der Rest kommt vom Playback, die Technik wird vom Sänger gemacht. Deutlich einfacher zu managen und preiswerter (gerade bei Übernachtungen) und die Leute stört es nicht daß die Rhythmsection Playback ist. Auch kommt die Band mit viel weniger Bühnenplatz aus, was auf etlichen Veranstaltungen auch oft ein Problem ist, da der Platz meist sehr begrenzt ist.
    Eine andere Band hatte so viel Ärger mit der Technik und wie es dann immer klingt, daß sie alles im Studio eingespielt hat und jetzt bei einer Veranstaltung komplett mit Vollplayback spielt und sich nur auf die Show konzentriert und es klingt halt immer super (wobei das schon echt krass ist und für mich einen Ticken zu weit geht).
    Fakt ist aber, daß gerade die Tontechnik vor Ort immer Stress macht und je weniger live ist, desto einfacher ist es einen vernünftigen Ton hinzubekommen. Ich werde nie vergessen wie ich in einer Band gespielt habe, wo der Drummer E-Drums gespielt hat, es war noch nie so einfach Drums ordentlich klingen zu lassen und die Lautstärke in den Griff zu bekommen.
    Klar wäre es schöner man könnte das alles mit echten Musikern durchführen aber dafür fehlt einfach das Geld oder die Bereitschaft der Menschen entsprechend zu zahlen. Die Erwartungshaltung, daß es aber super klingt ist extrem hoch.

    Selbst bekannte Popmusiker kommen heute oft in Kleinstbesetzung, wie ich gerade erlebt habe: Sängerin, Drummer und Jemand der Keyboards spielt und die Halbplaybacks abspielt, das Publikum hat es gefeiert und es hat Niemanden gestört, daß da so viel aus der Konserve kam.
     
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  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wenn die Gage gleich hoch ist, entscheidet nur noch die Qualität. Wenn Jemand deutlich drunter ist, sind Veranstalter gerne mal bereit lieber weniger auszugeben und bei der Qualität zu sparen, da der Kunde den Unterschied ja eh nicht hören kann, zumindest nicht mehr nach dem 3. grossem Bier (Originalaussage eines Veranstalter). Selbst die Künstlervermittlung vom Arbeitsamt hat hier oft Musiker weit unter üblichen Ortspreisen angeboten, weil man ja Musiker vermitteln müsste, sonst würde die Vermittlung geschlossen und bei den üblichen Preisen würden die Leute, die dort Künstler anfragen, nicht buchen.
     
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  12. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Angebot und Nachfrage.
    Du hast ja schon gesagt, dass das Publikum die deine gespielte Musik gerne hört, wegstirbt.

    Wenn du davon leben willst, muss man halt mit dem Zeitgeist gehen.

    Ich weiß nicht nicht wie ihr spielt, deswegen gilt das nicht für euch/dich, aber aus meiner Erfahrung raus:
    Wenn Leute nicht mehr gebucht werden, spielen sie entweder nicht so geil wie sie denken und/oder haben keinen Vermarktungsskillz.
    Wenn du medial nicht auftauchst, wird dich niemand buchen.

    P.S. und so gut wie niemand hört noch CDs, die kann man sich mmn komplett sparen.
     
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  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mal 2 Fragen:
    Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für eine Live-veranstalltung vor einem kleinen Publikum (bspw 200 Leute), wenn ausser einer Bühne keine Infrastruktur vorhanden ist (also keine PA, kein Licht,...)?
    Was wäre für eine Band (Schlagzeug, Bass, Gesang, klavier bzw keyboard, saxophon a+ts, ev 2*Blech, Techniker) eurer Meinung nach eine angemessene Gage für einen Abend (20-23 Uhr)? Mir wäre egal ob gute Amateure oder Berufsmusiker.

    Ich glaube nämlich nicht, dass es am Geld liegt. Ein Bekannter hier im Ort ist prof. Veranstalter. Er hat jetzt eher das Problem, dass Locations Monate, wenn nicht Jahre im voraus gebucht werden müssen, und durch corona vieles durcheinander geraten ist. Erschwerend kommt dazu, dass die Bekanntheit vieler Bands durch die Zwangspause gelitten hat. Vieles ging vor corona durch mundpropaganda oder scouts, auch da ist jetzt eine Lücke. Und die gibt es auch bei pot. Kunden. Man kommt gar nicht mehr auf die Idee einer live-band, und jetzt drucken halt die DJ's und Halbkonserven auf den Markt.
    In meiner Zweitheimat gibt es eine Location, die monatlich livesachen aus dem Bereich Blues und Jazz anbietet. Das sind schon internationale Künstler, also nicht die Hobbyband von nebenan. Trotz Eintritt (~15-20€) ist die Hütte voll, man muss früh da sein, sonst kommt man nicht mehr rein. Nachteil, es ist unter der Woche. Ich vermute der Chef greift da Gruppen ab, die eine Lücke zwischen zwei Wochenendgigs füllen, und die Gelegenheit mitnehmen. Für alle ein win-win.
    Hier haben wir einmal im Jahr ein kleines Festival (irish folk) . Verschiedene Bands, jede so ne Stunde, Technik ist da, open air, voll. Eintritt auch ca 20€. In den umliegenden Orten ähnlich (jazz, latin etc.). Die bentheimer jazztage, etwas weg, erfolgreich seit Jahrzehnten und bisher immer ausgebucht. Dieses Jahr weiß ich nicht etc.
    Vielleicht liegt es ja an den Konzepten der Bands, dass sie nicht zum Zuge kommen.
     
  14. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Zur Ausgangsfrage des Threads: Nein!

    Ich spiele im Amateurbereich für umsonst (Ein paar läppische Teuronen kommen in die Bandkasse) und sehe mein Saxophonspielen rein unter dem Aspekt Kulturpflege.

    Aber ich kannte als Kind noch die Zeiten der guten alten 1960er und 70er, wo man selbst als lausiger Saxophonist in irgendwelchen Tanzkapellen mal so nebenbei ganze Häuser finanzieren konnte. Als ich musikalisch soweit war, war diese tolle Zeit auf einmal vorbei.:cool:
     
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  15. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Hätteste man nicht geübt :cool:
     
  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Da wurden aber weder Steuern gezahlt noch Sozialabgaben, und die Häuser entstanden in Nachbarschaftshilfe... Das kannst du heute aber sowas von vergessen.
     
  17. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Heute könnte man schon froh sein, wenn man durch Gigs ein Auto finanziert bekäme.:cool:
     
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  18. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Es ist eben ein Stück weit Spiegelbild der Gesellschaft.
    Fern, schnell, gut.

    Ich besuche einige Konzerte in der Region.
    Z.B. Trio aus Profimusiker.
    Eintritt 20 €. Besucher ca. 100.
    Location wird mit ehrenamtlichen Mitarbeiter betrieben. Zieh die Kosten ab, dann bleibt nicht viel.

    Sicher ist die Delle Corona noch nicht ausbebeult.
    Oder es hat einen Trend den es vorher gab beschleunigt.

    Die meisten Besucher sind in meinem Alter. Der Trend mit dem wegsterben ist erkennbar. Empfinde ich auch so.

    In unserem Sax Orchester haben wir gut 50% neue Musiker für unser Benefizkonzert.
    Spontan bei Feiern wie Geburtstag........ etc. Kommen wir meistens nicht über eine Quartett Besetzung hinaus.
    Unser Leader sagt immer " ab Drei ist es ein Trio, wenn man Lust hat geht das. Zur Not als Duo."

    In der Musikkapelle höre ich immer öfter "wir sind nicht spielfähig. Absagen."
    Da sehe ich gewaltiges Potenzial mit mehr Kreativität und weniger alten Zöpfen.
    Entweder wie beim Fußball fusionieren, oder anders aufstellen.
    Wenn ich klassische Arrangements nicht besetzen kann muss ich eben mit Satznoten arbeiten.
    Dann bin ich mit 8 , 10 oder 15 Musiker spielfähig. Leider sind wir nur 3-4 die so denken.
    Kann ich das Publikum begeistern ist es beste Werbung für Nachwuchs. Nicht spielen führt zu weiteren Auflösungserscheinungen.

    Tradition steht manchmal der Weiterentwicklung im Weg.
    In den 60er und 70er Jahren wurde Musik anders präsentiert als in den 20er.
    Wer glaubt er kann das konservieren wird scheitern.
    Nicht alles über Bord werfen, aber ein bisschen Zeitgeist könnte helfen.

    Grüße Gerrie
     
    Tom.66, Sax-o-K, Rick und 5 anderen gefällt das.
  19. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich denke, die Zeit der Monsterblasorchester-/Bigbands ist vorbei! Mal abgesehen vom Geld sehe ich auch immer häufiger das Problem "Sind nicht spielfähig!", aus welchen Gründen auch immer 'nicht spielfähig'.:cool:
     
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  20. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Würde ich auch so sehen.

    Wenn bei uns im Probenhaus eine neue Band als Mieter einzieht,
    und ich komme mit denen in's Quatschen ....

    Ist ganz schnell meine Frage:
    "Kann man euch im Netz irgendwo hören / sehen ?"

    VG
     
    Sax-o-K, Gerrie und scenarnick gefällt das.
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