lohnen sich Gigs noch?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Tröterich, 18.März.2025.

  1. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Und diese hängt meiner Vorstellung nach von mehreren Parameter ab: die Anzahl der Menschen, die einen hören wollen; die Kompetenz der Personen, die einen vermarkten und verkaufen; das Glück, eine Stiftung oder einen Mäzen gefunden zu haben, die einen unterstützen.
    Das größte Stuttgarter Jazz-Club BIX ist übrigens ein gemeinnütziger Verein und darf satzungskonform kein positives Ergebnis am Jahresende haben. Und die dadurch günstigen Eintrittspreise tragen zu den mehr als erfreulichen Besucherzahlen wesentlich bei. Und auch dazu, daß viele junge und weniger wohlhabende Jazz-Begeisterte zu den Konzerten kommen.
     
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  2. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ehrlich gesagt glaube ich das die "Corona Delle" und der Fachkräfte Mangel auch gerne als Ausrede genommen wird ...
     
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  3. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Das glaube ich Dir sofort. Ich glaube es deswegen, weil ihr in euren Genre absolut authentisch rüberkommt. Dazu ein professioneller Web-Auftritt, Sichtbarkeit in den sozialen Medien und Netzwerken, Demos auf YouTube etc.
    Achtung, Metapher: würdet ihr am Bahnhof warten, bis ein Schiff kommt, sähe das sicher anders aus.
     
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  4. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    …zu Studentenzeiten bekamen wir für unser mobiles Dixieland & Swing Quartett 800,-DM zzgl. MwSt. für einen 3h Gig.

    … die ersten mobilen Rock‘nRoll U-Musik Quartette machten auf „dicke Hose“ und gingen für 2000,-DM los.

    …eine 3köpfige Tanzkapelle lag mit Technik bei 1800,-DM - aber ein Trio machte auf ganz dicke Hose und kostete 12.000,-DM und war ausgebucht.
    Gagen definieren sich durch: Autoverkäufer, Strategie & Marketing und Zufälle / …und da reicht auch oft ein durchschnittliches Produkt.
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    P.S.: Ich denke, dass der gemeinsame Gesang am Lagerfeuer, der Regen- und Kriegstanz und alle zivilisatorischen Abortivformen davon nach der gemeinschaftlichen Sicherung des Überlebens sehr weit oben stehen als Säule der Zivilisation - falls mein Post etwas anderes vermuten ließ. Nur um das sicherheitshalber klarzustellen.
    Ich glaube aber auch, dass es Uneinigkeit darüber geben könnte, welche Kunst- oder Kulturformen heute in dieses Grundbedürfnis stoßen.
     
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  6. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Da fällt mir ein: Für die Projektförderung Jazz 2025 vom Senat Berlin gibt es Empfehlungen für Honoraruntergrenzen von Tagessätze für Musiker. Die liegen bei 375 €.
     
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  7. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

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  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich denke, die primäre Frage lautet: Wie gut bin ich.

    Natürlich braucht man Leute, ein Netzwerk, ein Szene, eine Bookingagentur, aber solche Sachen sind ja nicht zufällig da oder nicht. Wenn ich in dem, was ich machen will, gut bin, dann habe ich eine Chance auf dem Markt. Was "gut" sein heißt, bestimme ich und bestimmen Publikum und Presse, besser gesagt Medien, die über mich berichten. Auch das kann ich heutzutage sogar selber inszenieren.

    Grundvorraussetzung bleibt aber, einfach gut zu sein.

    @giuseppe : Vielleicht sollten wir für dein Anliegen einen eigenen Fred ins Leben rufen, denn die Sache ist brisant und wird diesen Faden hier sprengen (-;
     
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  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, sehr. Selbst für einen anderen Thread vielleicht zu sehr. Gibt bestimmt wieder Haue…
    Lassen wir es stecken, vielleicht ergibt sich mal eine Gelegenheit.
     
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  10. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Stimme Dir voll und ganz zu. Es gibt da aber eine Sache. Ich würde meinen, wenn der Musiker (eigentlich nicht nur) ständig wächst, kann er aus seinem Publikum hinaus wachsen; es verliert dann Interesse an ihm und beginnt ihn teilweise zu hassen). Ein Teil, das mitwächs, bleibt, es kommt neues hinzu. Oder nicht.
    Das gleiche geschieht, wenn die Songtexte aus jugendlich-rebellischen zu tiefgründigen und philosophischen werden.
    Ist aber nur meine Beobachtung, kein Verdickt.:)
     
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  11. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Manchmal wächst das Publikum ja mit.
     
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  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wovon redest du überhaupt? Du hast ein fiktives Szenario in den Raum gestellt und ich habe dir lediglich gesagt, daß mit den wenigen Parametern das sich nicht mal kurz festlegen lässt, wie viel Geld sowas kosten würde.
    Ich kann dir sagen was ich in solchen Besetzungen mit deinen zusätzlichen Einschränkungen als Bläser im Schnitt verdient habe: das schwangte je nach Band zwischen 70 und 300 Euro bei 2-4h Spielzeit und 6-8h Anwesenheit.
    Bei der Besetzungsgrösse ist ein Soundcheck in einer Stunde übrigends unrealistisch, wenn es wirklich klingen soll, das dauert bei so vielen Musikern wie du gelistet hast deutlich länger (selbst wenn die Techniker richtig gut sind), erst recht wenn ein Schlagzeug dabei ist.
    Generell sind aber solch grossen Besetzungen eher nicht mehr so üblich wie früher, weil halt entweder teuer oder die Musiker verdienen wenig, zumindest wenn wir mal von den Musikern absehen, die mit Künstlern mit grossem Namen unterwegs sind, denn da sieht die Bezahlung anders aus.
     
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  13. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich hätte mit rechnen müssen, daß es hier Jemanden gibt, der glaubt daß damit an jedem Tag gemeint ist, ich muss also bei Formulierungen das nächste Mal sowas wohl berücksichtigen. Ich kenne kaum einen Musiker, der jeden Tag einen Auftritt hat, selbst bei den Musicaljobs gibt es Pausen (und die Musicaljobs sind oft sehr mau bezahlt und richtig hart). Am Tag bis zu 3 Auftritte sagt nur aus, daß die Personen so viele Angebote hatten, daß sie bis zu drei Auftritte an bestimmten Tagen spielen konnten, ich schrieb nirgends jeden Tag.
    Allerdings sind auch 200 Euro gerne mal zu hoch angesetzt, manchmal 200 Euro, manchmal mehr und öfters wird da auch deutlich weniger gezahlt und da macht es dann erst die Masse, damit es sich rechnet. Es ging darum zu zeigen, daß selbst Leute, die früher viel gespielt haben derzeit deutlich weniger spielen und das nicht freiwillig.

    Ok jetzt kann ich deine Aussagen einordnen, es bleibt aber im Durchschnitt einfach eine Milchmädchenrechnung.
    Wenn du Musik zum Beruf machst, ist es harte Arbeit und ist mit einem Hobby nicht zu vergleichen. Schön wenn dein Lehrer sich gut organisieren kann und Zeit und Geld hat, bist du aber sicher, daß er den Löwenanteil am Geld in der Familie verdient? Oft ist in solchen Familien meist ein Partner, der eher das Geld nach Hause bringt und es sind selten die Musiker. Und was die Zeit angeht, da wäre ich an deiner Stelle nicht neidisch, viele hart arbeitende Musiker haben auch einen 12-14h Arbeitstag und schaffen trotzdem ihre Arbeit nicht.


    Ja und man erlebt hier immer wieder wie Laien irgendwelche Mutmaßungen über Verdienste und Arbeitszeiten oder die Schwierigkeit des Jobs machen, ohne auch nur den kleinsten Einblick in die Materie zu haben.
    Wenn du mit deinem Job als Büroangestellter so unzufrieden bist, werd doch Musiker oder Lehrer, ist doch ganz easy und Top bezahlt und dann hast du auch endlich mal Zeit für die Familie. :)
    Lehrer sind oft in Grosstädten unterbezahlt, der Tonkünstlerverband schätzt daß von Lehrern derzeit 70 Euro pro Stunde genommen werden müsste, damit Jemand davon halbwegs leben kann, macht aber kein Musiker, den ich kenne (vielleicht die mit ganz grossem Namen). Amateurmusiker nehmen dann Profis die Jobs, weg, wenn sie zu Dumpingpreisen spielen, die sie sich leisten können weil sie gut verdienende Jobs ansonsten haben. Stell dir vor ich mache deinen Bürojob nebenbei zum Dumpinglohn, weil es mir so viel Spaß macht, ist dann halt Pech wenn das auf deinen Job, deine Anstellung und dein Einkommen Auswirkungen hat.[/quote][/quote]
     
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  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Sorry aber wie kannst du das sagen, ohne wirklich viele Musiker und deren finanzielle Situation zu kennen?
    Ich kenne viele Musiker, die wirklich gut sind und sich über Monate nur von Kartoffeln und Quark ernährt haben, weil das Geld nicht gereicht hat und jeden Job angenommen haben, den sie bekommen konnten, darunter auch wirklich üble Kreuzfahrtjobs (da gibt es gute und echt üble, je nach Reederei).
    Ich hatte Kollegen, die bei mir regelmässig angerufen haben, ob ich nicht Jobs für sie hätte.

    Die Mehrheit der Musiker hat keine 2-3 Gigs pro Woche mit Gagen um die 200 oder 300 Euro.

    von der KSK wurde folgendes gemeldet:
    "Die KSK-Versicherten in der Sparte Musik erwarteten für 2024 ein Jahresarbeitseinkommen von 16.412 Euro, ein Plus von 4,4 % gegenüber 2023. Die Einkommen freiberuflicher Musikpädagoginnen stagnieren."

    Jetzt rechne mal 16412 durch 12 und dann weisst du was ein Musiker oft im Schnitt in Deutschland pro Monat verdient.
     
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  15. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Oh nein.
    Was hat sich erst mit Corona verändert und ist dann mit Krieg und Energiekrise noch schlimmer geworden:

    Auftrittsorte haben z.B. dicht gemacht:
    Restaurants, Clubs, Bars, Cafes, Veranstaltungsorte, Firmen
    oder die Einnahmen reichen nicht mehr, um auch Musiker zu finanzieren, das führt dann zu den Anfragen, die deutlich zugenommen haben, daß man gerne hätte, daß man bei Ihnen spielt, aber nur auf Hut und dazu eine warme Mahlzeit.

    was hat sich noch verändert:
    Agenturen haben sich umorientiert oder sind pleite gegangen, es finden weniger Firmenveranstaltungen statt und auch da wird eher Geld gespart (und eher bei der Musik, die auch von CD kommen kann als daß man beim Essen oder den Getränken spart). Die Leute haben weniger Geld um sich auf ihrer Privatfeier Musik leisten zu können. Generell wird bei Musik mit als erstes gespart, warum mehrere Musiker bezahlen, wenn man nen DJ bekommt, der für die Gage eines Musikers das erledigt (ein Keyboardkollege, super Spieler, verdient jetzt sein Geld primär nur noch als DJ).

    Für die Betroffenen ist das kein Witz, selbst Leute die als Dozenten (ich meine Dozenten (oft Honorarkräfte) und nicht Professoren) an der Uni tätig sind, können davon allein meist nicht leben.
     
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  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Nur wer zahlt das denn? In Berlin dürfte das schwer werden die Summe pro Musiker zu bekommen.
     
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  17. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    In dem Fall geht es um Projektförderung. Wenn jemand einen Antrag für ein Projekt bei der Stadt stellt, soll er im Kostenplan mindestens 375 € pro Konzert und Musiker veranschlagen.
     
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  18. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wenn man den überhaupt noch bestellt! Ganze Feiern werden immer öfter per Spotify musikalisch gestaltet.
    Mag man z.B. in einer Hochzeitsmesse den Organisten Solotrompeter, Geiger...noch erwünschen, so wird im Saal nach Handy und Partybox gegriffen.:cool:
     
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  19. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Das ist eine pauschale These. Ich habe keine repräsentative Unfrage. In meinem Umfeld jedoch viele Beispiele die das belegen.

    Natürlich kann man jedes Argument den Titel Ausrede verpassen.
    Momentan und in den nächsten Jahren verlassen meine Generation den Arbeitsmarkt. Gut und solide ausgebildet.
    Viele Bereiche werden eh Jobs abbauen. Massiv. Trotzdem verlassen wesentlich mehr den Arbeitsmarkt als dazu kommen.

    Bei Musikern habe ich viele nicht mehr gesehen nach Corona. O.k. hier könnte man sagen, wer nicht zurück kommt war eh auf dem Absprung. Es war nur der Auslöser. Trotzdem ist es eine Auswirkung die sonst noch ein paar Jahre später eingetreten ist.

    Beides beinhaltet auch Chancen.
    Ich mache heute mit anderen Menschen Musik, und es macht Spaß. Neue Einflüsse, neue Ideen.

    An meinem alten Arbeitsplatz durfte ich vor zwei Wochen einspringen weil eine große Reparatur durchgeführt werden musste. So habe ich einen gut bezahlten Minijob.

    Trotzdem sind es für mich Fakten und keine Ausreden. Erklärt nicht alles was schief läuft, aber ein Teil davon.
    Bin kein Freund davon zu jammern was früher besser war. Für mich ist ein Rückblick dafür da Anhaltspunkte zu finden wie man es zukünftig besser machen kann.

    Grüße Gerrie
     
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  20. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    So sieht es aus.

    Meine Kinder machen das auch über Spotify & Co.
    Die kommen gar nicht auf die Idee eine Stereo Anlage besitzen zu wollen.
    Konzert Besuch. Nö Danke.

    Grüße Gerrie
     
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