Maßstäbe für Qualität - welche Rolle spielt das Publikum?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 27.Juli.2018.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ja und mit Qualität auch nichts. Deswegen wundere ich mich ja auch, dass Publikumsreaktion hier als Zeichen für Qualität gewertet wird, wenn auch nur in der Form dass das Publikum nicht wegläuft.
     
  2. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Nur der Künstler selbst kann die Qualität seiner Arbeit wirklich beurteilen !?
    qualis artifex quax
     
  3. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist eine spannende Frage!

    Ich glaube, dass ein Künstler ohne externes Feedback nicht existieren kann.

    Also benötigt der Künstler Publikum. Ein konzentriertes Publikum kann zumindest bei mir Bestleistungen abrufen.

    Beim Fußball gibt es ja auch den „12. Mann“.
     
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  4. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Wie immer gibt es offensichtlich verschiedene Möglichkeiten, auf eine Sache zu schauen.

    Ich kann @saxhornet s Definition zwar verstehen, aber es wäre nicht meine, da für mich der Live-Auftritt schon noch eine andere Dimension hat als die rein objektive musikalische Perfektion. Für mich ist das immer auch Interaktion mit dem Publikum - eine Band, die sich nicht dafür interessiert, was beim Publikum wie ankommt und nicht versucht, auf die Hinweise zu reagieren, wie man die Zuhörer "mitnehmen" oder im besten Fall "mitreißen" kann, die hat aus meiner Sicht einen Teil der Aufgabenstellung verfehlt - Unfallfreiheit beim Vortrag hin oder her.

    Von daher wäre es für mich schon relevant, wenn das Publikum in der Pause Reißaus nimmt oder erkennbar nur sparsamsten Höflichkeitsapplaus spendet. Die Fähigkeit der (musikalischen) Empathie und der Interaktion ist für mich ein Bestandteil musikalischer Qualität. Bei Studio-Aufnahmen mögen wieder andere Kriterien gelten.
     
  5. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Wenn ich einer Live-Aufführung (was auch immer) lausche, erwarte ich keinen tatschlich perfekten Auftritt. Es sind erst die kleinen Ausrutscher, die eine Aufführung lebendig machen. Wer "Perfektion" wünscht mag ich mit einer perfekten Konserve bescheiden. Wegen mir auch im kleinen Schwarzen oder im Cut.
    Aber irgendwie weichen wir von Thema ab.
    LG quax
     
  6. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Aha! So langsam kommen wir an den Kern: Wer beurteilt was Qualität ist?
    Ich denke, da sollte man viele Seiten im Blick haben.
    Das Publikum geht nur bedingt. Sein Urteil ist vor allem dann wichtig, wenn man wieder gebucht werden möchte.
    Man selbst ist auch eine der Seiten. Aber auch hier muss man differenzieren. Manche sind mit sich selbst sehr streng und machen sich immer wieder runter, das bringt sie letztlich auch nicht weiter. Andere gehen mit ihrer Art zu spielen sehr arglos um und wundern sich, wenn sie irgendwann aus der Band fliegen.
    Ja und da bin ich auch schon beim 3. der Beurteilung der musikalischen Qualität durch andere Musiker. Die ist für mich sehr wichtig. Solange ich auf Sessions immer wieder gefragt werde, ob ich ich mitspiele, solange ich von Musikern anderer Jazzbands angerufen werde, ob ich einen Abend für ihren Saxophonisten einspringen könnte, solange ertrage ich meine eigene, kritische Beurteilung meines saxophonistichen (Un)Vermögens.

    Gruß Reiner
     
  7. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Hmm, sollten wir das mal in einen neuen thread abtrennen?
     
    Rick gefällt das.
  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Macht Sinn.....

    CzG

    Dreas
     
  9. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich denke wir werfen hier auch was durcheinander.

    Die musikalische Qualität kann häufig das Publikum gar nicht beurteilen bzw. beurteilt sie auch gar nicht.

    Aber wenn das Publikum begeistert ist, mitgeht, frenetisch applaudiert, etc., hat die Darbietung es gefallen.

    Darum geht es für mich in erster Linie. Es muss dem Publikum gefallen! Und das bekommt man schon als Feedback.

    Das ich für mich natürlich bei jedem Auftritt mein in meinen Möglichkeiten Bestes gebe ist selbstverständlich und ich das auch dem Publikum auch schuldig.

    Genauso gehört ein kritisches Hinterfragen in der Band im Anschluß für mich dazu. Und da geht es um die musikalische Qualität.

    CzG

    Dreas
     
  10. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Was ist denn musikalische Qualität? Schon im Schulunterricht wollte - damals vor fast 30 Jahren - unser Musiklehrer, u.a. Klarinettist, uns erklären, es gäbe objektive Kriterien für Qualität. Ich habe das immer abgelehnt und tue das weiterhin. Sie liegt im Ohr des Zuhörers.
    Musik ist kein Mittel für sich, sondern auf Empfang ausgelegt. Der Empfänger entscheidet. Für den "funkt" der Sender (= Musiker). Das kann der Bezahler sein (Veranstalter, oder der der bucht), das kann das zahlende Publikum sein (oder der erste wird von der Resonanz des Publikums beeinflusst). Für den oder die wird gespielt. Wer hauptsächlich für sich spielt, sollte das dann eben nicht öffentlich tun.
    Meine unbedeutende Meinung.
     
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  11. Gast 12243

    Gast 12243 Guest

    Ja, ich ticke da wohl etwas anders....:) mir ist es eigentlich völlig egal, was eventuelle Zuhörer für ne Meinung haben. Ich mache Musik nicht dafür, dass andere sich daran erfreuen. Tun sie es trotzdem, ist das ja ne feine Sache, ist aber nicht mein Bestreben.
    Ich mache Musik in 1. Linie für mich selbst....ggf. aber auch gerne mit Anderen, was ich wirklich sehr schätze.
    Habe auch an Auftritten vor Publikum nur wenig Interesse.
     
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  12. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Das ist ja dann auch konsequent. Wenn man auftreten will, dann sollte meiner Meinung nach das Gesagte gelten. Wenn man nicht will, ist es schnuppe.
     
  13. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin der Überzeugung das bringt es gut auf den Punkt: Wer beurteil weshalb die Qualität? Welche fachliche Kompetenz zeichnet den Beurteiler denn aus?
    Das Publikum hat da sicher eine andere Kompetenz als ein Hochschuldozent. Daher ist es nur logisch jeder einen anderen Maßstab heranzieht.

    "Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler"... Wenn ich das Publikum erreiche dann habe ich einen guten Job gemacht. Die Frage ist aber: Wer befindet sich im Publikum denn nur daran muss ich mich messen lassen. Hier urteilt der Frühschoppenbesucher ganz anders als der Musikliebhaber. Bei Letzterem muss alles passen, ja sogar perfekt sein.

    Wer dieses letztgenannte Klientel bedient, hat an sich selbst, an die Interpretation und Aufführung viel höhere Ansprüche als der Amateur/Semi-Profi an "sein" Publikum im nahen persönlichen Umfeld.

    @saxhornet hat Recht mit dem was er schreibt. Man kann sich oft das Publikum nicht aussuchen und es nicht als Qualitätsmerkmal heranziehen indem man schaut ob es wegläuft oder nicht.

    Ich als Musiker habe die Pflicht mein bestes Ergebnis zu liefern. Läuft erst das Publikum davon...dann habe ich nicht nur einen "Unfall" sondern total versagt...

    Viele Grüße

    René
     
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  14. Gast 12243

    Gast 12243 Guest

    Na, da bin ich ja froh , kein Musiker zu sein....das würde mich nämlich nerven, ich habe als "möchte gern" Musiker gar keine Pflicht !!! und will auch keine.
    Mir ist das Publikum erstmal völlig wurscht. War es früher aber auch schon.
    Schön, wenn da was gut läuft, aber wenn nicht, auch okay.
    Ich habe es übrigens auch schon erlebt, dass Leute beim Konzert von Keith Jarret davon gelaufen sind.....ich auch :)
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 28.Juli.2018
  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Man muss auch mal unterscheiden, ob das Publikum nur wegen der Band und der Musik kommt...das wäre dann ein Konzert.

    Oder halt irgendeine Festivität dann eher zum Treff, zum essen, trinken, quatschen etc. und die Musik ist eher ein Begleit-Anghängsel.

    Das Kommen und Gehen hat dann überhaupt nix mit der Musik zu tun...wenn aber Leute während eines Konzerts abhauen, sollte das zu denken geben.
     
  16. Gast 12243

    Gast 12243 Guest

    Manchmal ergibt sich halt die falsche Kombination. In meinem erwähnten Beispiel mit Mr. Jarett war es so, dass zuvor Pharaoh Sanders mit 4 o. 5 Musikern die Bühne begeisternd gerockt hat und der Saal getobt hat und danach kam Hr. Jarett, der sich
    dann wegen Niesen, Gesprächen, Husten geweigert hat , weiter zu spielen :) da sind halt viele gegangen, ich auch. War in Kiel vor ca 40 Jahren :):):)
     
  17. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wenn ich vor Publikum spiele, insbesondere wenn das Publikum dafür bezahlt hat, dann ist das Publikum der Maßstab für den Erfolg des Auftritts.

    Ich als Musiker muss mich informieren, welches Publikum ich habe und was es erwartet. Wenn ich etwas total anderes biete, und sei es auch künstlerisch noch so hochwertig, dann ist das ein Versagen. Ist das Publikum hoch zufrieden (Applaus, informelle und formelle Kritiken hinterher), dann war es ein Erfolg.

    Einer meiner früheren Musikerkollegen hat das sehr gut auf den Punkt gebracht: Die Leute wollen keine gute Musik hören, sie wollen gut unterhalten werden.

    Es bringt nichts, sich über Konzerte von Helene Fischer oder irgendwelchen Pop-Stars aufzuregen. Wenn die Zuhörer happy sind, dann haben die alles richtig gemacht. Wobei die meisten dieser Stars extrem professionell sind.

    Auf unserem bescheidenen Niveau: der Dirigent unseres Sinfonischen Blasorchesters ist ziemlich ambitioniert und studiert mit uns auch recht anspruchsvolle Werke ein. Bei einem großen Konzert (500 - 1000 Zuhörer, natürlich viel "friends and family") kommt das auch sehr gut an. Aber wir haben auch gewisse "Pflichtauftritte", z.B. zu Ostern oder Pfingsten auf dem örtlichen Rathausplatz. Einmal hat sich der Dirigent den Lapsus erlaubt und weder einen Marsch noch eine Polka spielen lassen. Die Rezensionen in der Lokalzeitung waren vernichtend: "Die Stadtkapelle XXX ist sich zu fein, einen Marsch zu spielen ...". Dürfen wir nie wieder machen ...
     
    Rick und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Na da kommen wir letztlich zusammen.
     
  19. saxhornet

    saxhornet Experte

    nur gibt es nicht den Zuhörer oder das homogene Publikum. Wenn Hörererwartung und musikalisches Ereignis nicht übereinstimmen kann es zu Problemen kommen. Wenn du Zuhörer hast, die bei jedem Mist klatschen weil sie die Qualität nicht beurteilen können oder klatschen weil sie nett sind oder die Bandmitglieder kennen, kommt eine Band auch mit fragwürdiger Leistung zu viel Applaus. Das sagt dann aber nichts über die Qualität oder Leistung einer Band aus
     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    du kannst dir dein Publikum aussuchen und weisst immer wer da kommt und was er hören will und kannst das alles bedienen? Ehrlich, wie machst du das z.B. bei Stadt- oder Strassenfesten oder bei anderen Veranstaltungen wo Du von einem Veranstalter gebucht wirst, der dich nicht über das Publikum informieren kann, weil er selber es nicht beurteilen kann wer mit welchem Musik geschmackvoll kommt. Du kannst dann auch mit der Big Band Schlager plötzlich anbieten wenn es in dem Moment besser passt? Kompliment wenn dem so ist, glauben tue ich es nicht.
     
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