Maßstäbe für Qualität - welche Rolle spielt das Publikum?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 27.Juli.2018.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es geht doch nicht, ob man für ein Publikum spielen soll oder nicht und ob es egal ist, ob sie klatschen oder nicht, sondern darum dass wenn Leute klatschen und es den Leuten vielleicht auch gefällt, dies aber über die Qualität der Handwerklichen und künstlerischen Leistung nichts aussagt. Weder zum Positiven als auch zum Negativen.
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Florentin

    Bin zu 100% bei Dir....auch bei @ReneSax

    Wenn ich mit der Band auftrete ist unsere Aufgabe das Publikum zu unterhalten, Spass zu vermitteln.

    Dafür kommt das Publikum, zahlt vielleicht auch noch.

    Das zu ignorieren, die Aufgabe nicht anzunehmen ist in meinen Augen arrogant.

    Wenn wir für Publikum spielen sind wir Dienstleister, nicht mehr oder weniger....das ist für mich auch nicht negativ besetzt, im Gegenteil...ich mag es Dienstleister zu sein.

    CzG

    P. S. Grad heute wieder auf einer Gartenparty die Erfahrung gemacht....war einfach klasse...
     
  3. Gast 12243

    Gast 12243 Guest

    Komisch, ich habe da einen ganz anderen Ansatz, der aber sicherlich nicht der Bessere oder Richtige sein muss. Natürlich freue ich mich auch,
    wenn Leuten mein Gedudel gefällt und da ich relativ gängige Jazztitel spiele, kommt das auch wegen Bekanntheit oft ganz gut an.
    Wohlgemerkt...ich rede vom alleine spielen im Park oder Zuhörern beim Balkon ( Gitarre) Mit einer Band mag und wird das noch etwas anders aussehen, noch mehr, wenn man das professionell bertreibt und davon leben muss/will/kann.
    Ich spiele deswegen auch nur gerne da, wo Leute sich dem Zuhören durch paar Schritte entziehen können. Es interessiert mich nur wenig, was von meinem Spiel gehalten wird, aber ich möchte auf keinen Fall jemanden dazu "nötigen",
    sich das anhören zu müssen. Deswegen habe ich wohl früher mit Band auch am liebsten draussen auf Strassenfesten gespielt.
    Ich hatte das neulich erst mit paar Musikern, die davon sprachen, die Zuhörer mit ihrer Musik "glücklich" machen zu wollen.....ich konnte damit wenig anfangen, denn das ist wahrlich nicht mein Ziel.
    Nichtsdestotrotz bekomme ich gelegentlich auch ein richtiges Danke schön, weil z. B. jemand völlig gestresst von der Arbeit sich durch mein Gedudel kurz hat weggleiten lassen. Natürlich mag ich das, aber ist für mich nicht wichtig.
    Also Dreas...ich ignoriere das schon....bin ich deswegen tatsächlich arrogant???
    Handwerkliche Qualität der Band, Selbsteinschätzung? Ich weiss noch gut , wie wir völlig gestresst aus Wessiland kommend im SO 36 gespielt haben, haha...vor gut 30 Jahren. Voller Laden ( nicht wegen uns, wir waren da Vorgruppe) gute Stimmung und wir völlig fertig. Ich hatte beim Spielen das Gefühl, das wir das gerade alles supergut hinbekommen , hatte ein richtig gutes Gefühl für unser Spiel und war ziemlich begeistert. Das Publikum auch.
    Als wir uns dann einen Tag später gespannt die Aufnahmen anhörten, war die Ernüchterung gross....wir haben absolut schlecht gespielt und es war wohl der hitzige Moment des Augenblicks, die Partystimmung, die späte Std. und sicherlich auch das eine oder andere Bier was uns alle hat glauben lassen, das wir ein Super Konzert gemacht haben. Haben wir ja auch iwie:) und iwie nicht.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 29.Juli.2018
  4. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Das sehe ich auch so. Das Problem ist, inwieweit es gelingt, trotz spärlicher Rückmeldung aus dem Publikum weiterhin den eigenen Ansprüchen zu genügen und mit Freude weiterzuspielen.
    Für mich steht im Vordergrund authentisch zu sein. Mir muss selbst gefallen, was ich da vorne gerade tue. Auch, wenn das vielleicht arrogant klingt.
    Als Profi muss man aber wohl Dienstleister sein und die Erwartungen des Publikums bedienen, auch wenn man vielleicht gerade viel lieber Funk als Standards spielen möchte.
     
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  5. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Nur in Maßen :) . Allgemein klingt Musik besser, wenn sie den Musiküssern auch gefällt.
    Es sagt zumindest nichts darüber, ob die Leistung Deinen Erwartungen an Dich entsprochen hat.
    LG quax
     
  6. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Nein, als erstes muss ich mich als Konzertbesucher versuchen zu informieren, ob ich die Musik des Künstlers voraussichtlich mögen werde. Der Künstler weiß gar nicht, wer kommt, er kann nur während des Konzerts versuchen, auf die Reaktionen des tatsächlich vorhandenen Publikums zu reagieren in seiner Kommunikation und Spielweise.
    Natürlich kommt es dann noch ein bisschen auf die Art des Konzerts an. Ein Klavierabend mit festgelegtem Programm bietet da sicher andere und eher weniger Möglichkeiten als ein Jazzpiano Solo Konzert mit freier Improvisation. Dass ich als Musiker einen guten Job machen sollte, sollte selbstverständlich sein, auch wenn es das oft nicht ist: fängt damit an, das Publikum ne Stunde warten zu lassen und hört bei zu viel Alkohol und Drogen nicht auf.
    Manchmal weiß ich als Konzertbesucher jedoch noch nicht was mich erwartet, z. B. bei einer Erstaufführung eines Werks oder einer neuen Band. Dann kann es sein, dass die Musiker objektiv gut spielen, aber das Programm vom Stil her meinem Geschmack nicht gefällt. Dann ist meine mangelnde Begeisterung kein Qualitätsmerkmal.
    Als Musiker hat man seine Persönlichkeit, seinen Musikstil, seinen Sound, seine Setlist, etc. und in dem Rahmen kann man zwar auf das Publikum eingegen, aber man sollte auch authentisch bleiben, die Musik machen, die einem selbst gefällt und kann es nicht jedem Recht machen.
    Vieles ist zwar in der Musik Geschmackssache aber es gibt auch objektive Kriterien, nach denen man beurteilen kann, ob jemand sein Handwerk versteht, wie Timing, Intonation, klangliche Differenzierung, Gleichmäßigkeit bei Läufen, etc. Daneben gibt es natürlich auch Merkmale, die nicht so einfach und genau zu packen sind, etwa wie gut sich die Bandmitglieder untereinander zuhören und wie fein sie aufeinander reagieren.
     
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  7. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nochmal: darum ging und geht es nicht. Es geht darum ob Applaus von Publikum irgendetwas über die handwerkliche oder künstlerische Qualität eines Musikers oder einer Band aussagt. Und das tut es aus vielen Gründen nicht.
     
  8. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Ich geh jetzt wieder üben. Habe auch nicht den ganzen Thread gelesen. Sagt das was über die Sinnhaftigkeit und Qualität dieser Diskussion?

    Grüße,

    Wanze
     
  9. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Wurde es überhaupt schon angesprochen ?

    Für einen Großteil des Publikums ist oft das optische Auftreten ..und wie sich die auf der Bühne darstellt und Band verkauft, wesentlich wichtiger, als die Qualität der einzelnen Vorträge.

    Bei der Programmauswahl macht's die richtige-anlassbezogene Mischung und man muss auch immer geschmackliche Kompromisse eingehen...dann klappt das auch mit dem Feedback und Applaus....die Quali der Einzelnen ist gar nicht so wichtig.

    Anders, wenn das Publikum nur wegen der Band und der Musik kommt.

    Optisches Auftreten aber nach wir vor einigermassen wichtig...Stichwort: Sympathie-Faktor der einzelnen Musiker....Funken müssen überspringen.

    Man spielt aber sein eigenes Programm, deshalb kommen die Leute ja.

    Qualität natürlich auch sehr hoch, das erwartet das Publikum
     
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  10. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Welche Aussage zur "Qualität" hat die Anzahl der likes und/oder Kommentare für eine TOTM-Einstellung?
     
  11. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Bei learnjazzstandards.com gibt es eine Podcastfolge, die nach dem Grund für die relative Unpopularität des Jazz fragt. U.a. wird dort in meinen Augen zurecht festgestellt, dass die Bühnenpräsenz oftmals miserabel ist. Das Auge hört mit, aber das scheint manchen Jazzern unter ihrem Niveau zu sein.
     
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  12. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Die Bühnenpräsenz mag zwar eine Rolle spielen, aber im breiten Spektrum des Jazz passen Dinge wie Lasershow oder weiträumiges Laufen und Springen über die Bühne sowie häufiger Blickkontakt mit dem Publikum oft oder meistens nicht so Recht rein wie bei Rock und Pop Musik; das mag bei Konzerten im Format wie Weather Report früher in Stadiongröße wiederum anders sein. Es liegt meiner Meinung nach viel mehr daran, dass die Musik bei Jazz und Klassik einfach in ihrer Komplexität die Hörgewohnheiten von Leuten, die Mainstream im Bereich Rock/Pop/Schlager aus dem Radio gewohnt sind, oft überfordert. Die Kommunikation mit dem Publikum erfolgt beim Jazz oder auch der Klassik halt viel subtiler, ist dabei aber nicht weniger intensiv, wenn man als Zuhörer die entsprechenden Antennen mitbringt.

    Verdeutlicht am folgenden Beispiel: ein Solo-Jazz-Pianist trägt eine Ballade vor oder eine Klassik-Pianistin eine Sonate. Anders als bei einem lockeren Rockstück, wo sich Teile und Strukturen öfter wiederholen, haben die Musiker hier oft eine höhere Konzentration auf jeden einzelnen Ton und die Struktur, schauen dabei nicht ins Publikum sondern auf Finger/Tasten oder haben die Augen geschlossen. Man könnte auf den ersten Blick meinen, sie spielen nur für sich und es fände gar keine Kommunikation mit dem Publikum statt, dabei ist das oft sehr intim und intensiv und spätestens beim Applaus löst sich die Spannung und es kommt zum Vorschein, was das Publikum und der Künstler zuvor gemeinsam erlebt haben. Äußerliche Aktivitäten könnten hier im Gegenteil zu sehr von den auf feineren Ebenen ausdrucksstarken Kompositionen ablenken.
     
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  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    + 1000!!!
     
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  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    Leider auch nicht viel.
     
  15. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Diese objektiven Kriterien, wage ich zu behaupten, spielen aber für die überwiegende Mehrheit des Publikums kaum eine Rolle. Die entscheidet im Wesentlichen nur nach subjektivem Geschmack. Anders kann ich mir die Popularität mancher Bands nicht erklären.:roll:
     
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  16. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Und warum sollte sie auch nicht?
     
  17. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Na widrigenfalls würden aber auch tatsächlich alle das gleiche (also schon dassel be Geduddel hören. Stellt euch das mal vor. Die ganze Welt voller Helene F.
    Wirklich alle Autobahnen zugeparkt....
     
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  18. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    :thumbsup: Eben! :thumbsup:
     
  19. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Für das normale Publikum ist doch das können des Musikers eher zweitrangig. Die meisten können das doch garnicht beurteilen. Für das normale Publikum muss das Gesamtpaket aus Show,Sound ,Aussehen und Performance stimmen
     
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  20. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Hmm, ich kenne einige Jazzer, die nun wirklich nicht Show und Performance in den Vordergrund stellen, die ich live genieße, zu Hause auf CD aber nicht hören mag. Was sagt dies nun über mein Meinung zur „Qualität“ dieser Musiker aus?
     
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