Maßstäbe für Qualität - welche Rolle spielt das Publikum?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 27.Juli.2018.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Ihr diskutiert hier eine Breite von Kunst, die ihr nicht überblickt, jeder aus seinem eigenen kleinen Winkel heraus und völlig unabhängig von der Frage, warum überhaupt musiziert wird. Wollt Kriterien finden, die sowohl für amateurhaftes Kunsthandwerk sowie auch für den großen Meistersolisten, den Freejazzer und zugleich professionellen U-Musiker gelten sollen. Geht doch gar nicht.

    Ein Freejazzer möchte vielleicht provozieren und er freut sich, wenn 50% der Leute gehen. Ein Tanzmusiker freut sich, wenn alle tanzen. Dann macht er einen guten Job. Ein Musiker, der neue Musik spielt, wird von einem anderen Publikum und auch von professionellen Musikjournalisten kritisiert. Völlig verschiedene Mechanismen, die wenig vergleichbar sind.

    Qualität von Kunst ist, wenn sie ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllt. Das kann ein abgehobener Avantgardist genau so erreichen wie eine massentaugliche Frau Fischer.

    Entscheidend für die Qualität von Musik ist die Auseinandersetzung über die Musik zwischen Komponist, Musiker, Publikum und professionellem Kritiker, der ja eine entscheidende Rolle in eben dieser Auseinandersetzung spielen kann.
     
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  2. rorro

    rorro Ist fast schon zuhause hier

    Das mag zwar alles so sein, allerdings ist damit der Jazz sich dazu verdammt, immer nur wenige Fans zu haben. Hoher Anspruch an Musik und gleichzeitig Bühnenpräsenz sind möglich.
     
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  3. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Da hast Du schon recht, das war aus meiner Sicht einigermaßen vereinfacht.

    Bei uns in der Provinz ist es halt so, dass wir ziemlich genau wissen, was wir bei Stadtfesten spielen müssen, oder wer zu größeren Konzerten kommen wird und was man denen zumuten kann. Wobei der Dirigent dann so ganz behutsam die Grenze des Bekömmlichen verschieben will ("sein Publikum erziehen").

    Richtig ist auch, dass es da oft noch einen Veranstalter dazwischen gibt. Dann ist der der zahlende Kunde und bestimmt, was gespielt wird. Ist halt dumm, wenn wir dem Veranstalter entsprechen, aber dem Publikum gefällts nicht ...

    Wieder kleine Anekdote: kürzlich spielten wir in einem Klarinettentrio bei einer Vernissage in einem Privatmuseum. Zunächst suchten wir uns ein etwas gemischtes Programm raus. Dann kam die Warnung: der Eigentümer des Museums hatte sich zur Veranstaltung angesagt, ein alter Herr, der früher auch Musiker war. Und für den alles jenseits von klassischer Musik absolut inakzeptabel wäre. Also haben wir auf Klassik pur umgestellt.

    Nun, der Auftritt kam, und wir spielten brav unseren Mozart und Beethoven. Der alte Herr schaute vorbei, nickte wohlwollend, und trollte sich wieder. Als er außer Hörweite war, wagten wir (ermuntert durch ein paar wirklich interessierte Zuhörer), auch solch frevelhafte Musik wie Gershwin zu spielen ...
     
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  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    M. E. ist das eh eine typische akademische Forumsdiskussion.

    Ob da vom Publikum Qualität bewertet wird oder nicht....ob das „dumme“ Publikum gar nicht weiß, was es bewerten „darf“ oder eigentlich nicht. (der Kunde ist doof, hat das Produkt nicht verstanden).....solche Überlegungen finde ich anmaßend (Helene Fischer ist mir mit ihrer musikalischen Qualität haushoch überlegen...und?)

    Die „gefällt mir“ bei den TOTM sagen genau das, was da steht „gefällt mir“...kann sein, dass damit gemeint ist „mir gefällt, dass Du mitgemacht hast“ oder „mir gefällt, dass Du Dich da durchgequält hsst“ oder „mir gefällt, was Du gespielt hast“....etc.

    Jedes Resonanz ist für mich eine positive Rückmeldung.

    Ich freue mich über das Feedback, aus welchen Gründen auch immer....ich fühle mich wohl, wenn ich spüre, dass das Publikum Spass hat (grad wieder gestern Abend)....dann spiele ich auch locker und habe selbst Spass.....und meine Fehler gehen mir dann auch am....vorbei....

    Mein Unvermögen reflektiere ich an anderer Stelle, mit anderen Leuten....und ich kann gut mit meinem „Unvermögen“ leben, da es mich eh weiter begleiten wird.

    Absolut müßige Diskussion....letzlich....

    CzG

    Dreas
     
  5. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Lustig, wer kam denn hier an und wollte die Publikumsreaktion als Beleg für die Qualität ansehen? Ich wiederhole mich ja gerne: die Reaktion eines Publikums sagt eventuell aus, ob es ihnen gefällt oder nicht aber nichts über die handwerkliche oder künstlerische Qualität. Und darum ging es im Ursprung im anderen thread, woran man festlegt was unfallfrei ist und was nicht ( was sicherlich auch nicht für jeden das gleiche ist, weil die Ansprüche nicht die gleichen sind aber last hat es ja bis jetzt immer noch nicht definiert was er drunter versteht) und dass die Zuhörerreaktion dafür kein Beleg ist, weil die auch gerne mal klatschen wenn es handwerklich eher dürftig ist.


    eine fliegende Tomate ist auch eine Resonanz, nur keine positive und das wäre für dich dann auch eine positive Rückmeldung? Aber nochmal, es ging nicht darum wie wir uns fühlen durch Publikumsreaktionen, sondern dass es nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal ist, wenn das Publikum nicht flieht.

    klare Aussage, also ist dir deine Qualität egal, solange das Publikum noch klatscht? Dann geht es dir also um ein positives Feedback fürs Ego durch das Publikum aber nicht um deine Qualität, die du ablieferst, solange das Publikum dich nicht abstraft?
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @saxhornet

    Ich darf mich selbst zitieren:

    Wenn ich es reflektiere arbeite ich ja auch daran besser zu werden, wohl wissend, dass da immer auch „Unvermögen“ bleiben wird.

    Auch habe ICH nicht von Beurteilung der musikalischen Qualität durchs Publikum gesprochen, sondern immer von „Performance“. Das sind völlig verschiedene Schuhe....(hab‘s jedenfalls so präzisiert).

    Und wenn Du das alles anders wahrnimmst ist das o. k. , aber ich muss nicht Deine Auffassung und Wahrnehmung teilen.

    Und jetzt ist mal gut für mich in diesem Thread.

    CzG

    Dreas
     
  8. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    ...und das wird er auch nicht tun. "Halbweg unfallfrei" ist eine Redewendung, die die meisten verstehen. Und wenn es da für den einen oder anderen graduelle Unterschiede gibt... Na und? Es sind alle erwachsene Menschen hier, die sich ein eigenes Urteil bilden können und dürfen! Egal, was Du davon hältst. Damit musst Du halt leben. Das nennt man Meinungsvielfalt, und das ist ein schöner Wert an sich.

    Wir sind hier doch nicht im Kindergarten.
    (Obwohl...ganz sicher bin ich da jetzt nicht ;).)
    Gute Nacht.

    letzter
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 30.Juli.2018
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  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wie wir im ursprünglichen thread gesehen haben gab es da doch schon das Problem dass nicht alle darunter das gleiche verstanden haben. Was ist also daran so schwer für dich, einfach mal deine Ansicht was für dich in deinem thread die Definition von unfallfrei ist durchzuführen? Dann wäre allen ein Maßstab gegeben worden an dem sie es hätten festmachen können ( mit dem hätten ja nicht alle konform sein müssen aber es wäre klar gewesen was du meinst und dann wäre es doch easy gewesen für die anderen zu schauen mit wie vielen songs sie diese definition erfüllen. ) . Das wäre aus rein praktischen gründen für den thread hilfreich gewesen eben weil sonst jeder was anderes darunter gerne versteht. Um nichts anderes ging es mir dabei als ich es schrieb. Mir zu unterstellen dass ich ein Problem damit habe dass andere ein eigenes Urteil haben können und dürfen ist nicht nur dreist und unverschämt, sondern beleidigend. Ich verkneife mir mal jetzt eine weitere Antwort.
     
  10. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    Lieber @saxhornet ,

    ob Du Dir jetzt eine Antwort verkneifst oder nicht, ist mir völlig egal.
    Ich schlage aber mal vor, dass wir weitere Unstimmigkeiten im Sinne der Forumsregeln wenn nötig per PM abhandeln.

    Liebe Grüße

    :)last
     
  11. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Nun beruhigt Euch mal wieder. ;)

    Wenn man hier im Forum irgendetwas lernt, dann ist es doch, dass man vorsichtig sein sollte, seine eigenen Sichtweisen, Begriffsdefinitionen und sonstigen Ansichten als "absolutum" hinzustellen.

    Die kontroversen Diskussionen sind (jedenfalls für mich) ein guter Anlass, die eigene Position jeweils noch einmal kritisch zu hinterfragen, etwas Neues zu lernen oder dann vielleicht am Ende einfach zu akzeptieren, dass meine Definition von "unfallfrei" eine andere bleibt als die anderer Foristen.

    Niemand hat versagt, weil es ihm/ihr nicht gelungen ist, alle anderen vom eigenen Standpunkt zu überzeugen (und die anderen sind auch nicht zwangsläufig doof, weil sie bei ihrer für mich nicht so einleuchtenden Meinung bleiben).

    Es ist doch alleine schon spannend, welche interessanten Folgefragen manche Posts auslösen. Beispiel:

    Auch eine interessante Definition.

    Bedeutet das jetzt, dass das super-virtuose Klaviersolo, dass jemand ohne Publikum auf einer einsamen Insel fabriziert hat, qualitätslos ist, weil ja niemand außer dem Künstler sich damit auseinandersetzen kann und es deshalb keine gesellschaftliche Aufgabe erfüllt? :smilie:

    LG

    Claus
     
  12. Viper

    Viper Ist fast schon zuhause hier

    ...diesen Beitrag finde ich so treffend gut, den könnte man sich glatt gerahmt ins Musikzimmer hängen!
    :danke: @ppue dafür!:applaus:

    b.t.w. "Redewendung" hin oder her, da eine persönliche Interpretation relativ viel Spielraum liefert,
    sollten m.E. die zu diskutierende Begriffe schon einigermaßen definiert sein, sonst ist jede Argumentation
    per se nur missverständlich und kann dann nur ins Nirwana führen...
     
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  13. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    Genau aus Gründen dieser verschiedenen Ansichten habe ich gerade eine große Auseinandersetzung in meiner First Band. Weil eine Vocalistin nur sich selbst in Ihrer eigenen (vor allem optischen) Performance sieht, und unabhängig der musikalischen Fehler alles veröffentlicht. Weil Facebook ihr Leben darstellen muss inklusive Musik, und das obwohl sie musikalisch das schwächste Glied in der Band ist. Da kann im Video jemand neben ihr auf der Bühne tot umfallen, sie würde es trotzdem hochladen -seht her ich bin die Openerin des Konzertes, hier - ich singe den Song X gerade -ich habe Titel 1 in Set 2 - ich habe Spaß und geübt........und nicht verstehen mag, das wohl die wenigsten (Facebook)-Freude ein "Gefällt mir nicht" oder konstruktiven Kommentar geben werden. Es geht so weit, dass ich den Spaß an Musik verliere. Klar, bin vom Können im Schülerbereich unterwegs, aber mein Anspruch ist immer, perfekte Leistung abzuliefern. Und fehlerlos läuft es trotzdem nicht immer, dann war ich nicht gut genug vorbereitet, oder unkonzentriert/abgelenkt beim Auftritt. Eine positive Reaktion des Publikums gefällt mir ganz klar, eine negative weniger. Aber in der Regel ist es zu erkennen, warum ein Publikum z.B. negativ reagiert. Und das ist eine andere Ebene. Den unabhängig von der Publikumsreaktion ist für mich primär wichtig, wie meine Mitmusiker und ich beim Auftritt arbeiten. Diese Kriterien sehe ich völlig zusammenhanglos mit der Reaktion im Zuschauerbereich. Diese ist dann ein weiteres Feld, wo man eben Aufgabenbereiche hat, die man bei passenden Publikum entsprechend ausarbeiten muss, wenn die Musik mit Bühnen-Präsenz auf Zuschauer zugehen soll.
    LG, db
     
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  14. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Dir ist aber schon klar, dass Eure Vocalistin keine Aufnahmen ohne Eure Zustimmung veröffentlichen darf? Da hilft nichts, Ihr müsst reden. Das Problem mit unterschiedlichen Qualitätsansprüchen in der Band ist ja leider häufig.
     
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  15. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Schon die Diskussion über die Begriffe 'Qualität' und 'Maßstab' in Korrelation mit musikalischen Beiträgen ist nach meinem Ermessen fruchtlos. Wenn dann auch noch der Begriff 'Publikum' dazu kommt, wird es sehr steinig. Bei der Qualität dieses Events spielt das Publikum maßstäblich eine entscheidende Rolle, obwohl es durch die Interaktion noch steiniger wird. Allerdings geht es weniger um Musik, obwohl auch die Stimmlage zwischen männlicher und weiblicher Stimme eine gewisse Rolle spielt.

     
  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Genau, und jeder diskutiert und bewertet das von seinem eigenen Standpunkt, der einen mikroskopisch kleinen Ausschnitt darstellt aus der Gesamtheit der möglichen Betrachtungen. Und genau diese Gesamtheit, die natürlich niemand auch nur ansatzweise in seiner Gänze erfassen kann stellt dann den vieldimensionalen Raum möglicher Maßstäbe und Bewertungskriterien dar.

    Darin enthalten sind dann ganz selbstverständlich so Dimensionen wie
    - Publikumswirksamkeit
    - kompositorische Komplexität
    - Kritiker und Journalisten
    - ökonomische Rentabilität
    - Grad der Neuerung
    - Zweckerfüllung
    - politische Aussagekraft
    - Avantgardistik
    - Mode
    und was weiß ich noch alles für Bewertungsmgöglichkeiten.

    Und daher ist es völliger Blödsinn, darüber emotional engagiert bis aufgebracht zu debattieren. Aber wie @Claus so schön formuliert hat ist es natürlich sehr interessant und spannend, und das ist doch der Sinn eines Forums wie diesem, sich die Blickwinkel Anderer anzuschauen, seinen eigenen Blickwinkel dabei zu hinterfragen, und sich daran zu erfreuen, dass es so vielfältige und schöne Erlbenisse und Erfahrungen und Betrachtungsweisen gibt.

    Gruß,
    Otfried
     
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  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wenn du irgendwas klären willst fang mit einer Entschuldigung hier an. Dann können wir gerne per Pn den Rest klären, allerdings nur mit Claus als Moderator.
     
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Es ist einfach heiß in Deutschland und im Forum offensichtlich auch.

    Ich hatte vor einigen Jahren eine musikalische Industrieperformance als Duo, wo es während des Auftritts immer voller wurde und das Publikum begeistert war.

    Mein Kollege raunte mir zu: „Wenn das so weitergeht, dann ist unser Ruf als Avantgardisten ruiniert und wir werden noch als Popmusiker eingeordnet.“
     
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  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Nicht nur heiß, zu heiß ;)
     
  20. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ganz ehrlich: Wenn ich zusammen mit anderen Musik mache, dann ist das Team-Sport.
    Mit so einer egozentrischen Sängerin könnte ich nicht sinnvoll zusammenarbeiten.

    Den Spruch kenne ich eigentlich aus einem anderen Kontext: Sein Ego an der Garderobe abgeben. Wichtig ist nicht, was ich mache, sondern was wir machen. Ja, eigentlich klar, oder auch nicht ...

    Grüße
    Roland
     
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