Mundstück Yamaha 4C probespielen wo? (Ungeduld..)

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Grummel, 25.März.2018.

  1. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Ich glaube nicht, dass es Deine Ratgebern gerade um solche Befindlichkeiten ging.
    LG quax
     
  2. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Also „Kraft“ halte ich auch für falsch, suggeriert das doch „kämpfen“.

    Aber eine gezielte Spannung in der Lippenmuskulatur macht m.E. erst einen „lockeren Ansatz“ möglich.

    Und dazu muß diese halt auch trainiert werden.

    Wenn man kein Blasinstrument spielt, benötigt man ja keine trainierten Lippenmuskeln.

    So korrekter?

    CzG

    Dreas
     
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  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Und es ist auch eine gute Übung.

    Ich hab das Video von einem Workshop mit Eric Alexander lauter gemacht, daher hab ich es noch einmal hochgeladen.



    In einem Video von David Beecroft, das ich grade nicht verlinken kann findet sich die Idee ebenfalls, voll Kanne zu blasen und den Ton maximal im Rauschen zu erahnen.

    Ich denke auch, dass ein wenig Kraft nötig ist. Viel kann es nicht sein, ich kann nach ein paar Wochen nicht oder kaum spielen auch stundenlang durchhalten, Problem krieg ich maximal durch fehlende Kallus an der Innenseite der Lippe.

    Was man also braucht ist Koordination, die hat man am Anfang auch nicht wirklich, das wird das Problem sein schätze ich.

    S prisrčnimi pozdravi,

    T.S.
     
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  4. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ok, kurze Einführung in "Saxophon Blätter".

    [edit: na, ist doch etwas länger geraten]

    Das ist der Teil am Saxophon, der tatsächlich den Ton erzeugt. Das passiert, wenn die Luft vorne auf die dünne Kante trifft und dort verwirbelt wird. Die Luftwirbel ziehen am Blatt und es fängt an zu schwingen. Diese Schwingung überträgt sich auf die durch geblasene Luft, die entsprechend der geöffneten Löcher im Korpus eine stehende Schallwelle im Instrument ergibt.

    Damit das Blatt diese spezifische Funktion erfüllen kann muss es leicht und elastisch und völlig gleichmäßig schwingen können. Das faserige Material des Schilfrohres wird auf ganz spezifische Weise geschliffen um ein ganz besonderes Schwingverhalten zu gewährleisten. Das klappt nur gut, wenn nicht nur die Bearbeitung präzise ist, sondern vor allem auch das Material dicht und sehr gleichmäßig ist.

    Schilf ist aber ein Naturmaterial und wächst nicht so wie wir das idealerweise benötigen. Jeder Rohling ist vor dem Schnitt schon ein individuelles Stück Holz Selbst wenn alle Teile exakt gleich bearbeitet werden, kommt es vor, dass die Spannkraft im Material nicht völlig gleichmäßig über die ganze Länge oder Breite ist. In der Folge schwingt das Blatt nicht nur auf und ab, sondern verwindet sich in sich.

    Das Resultat ist eine schlechte Ansprache, ein matter oder kratziger Ton, vermehrtes Quietschen und überhaupt ein schlechtes Spielergebnis. Die Blätter können auch völlig unterschiedlich hart im Ergebnis sein, auch wenn die Dimensionen völlig identisch sind, eben weil es das Material nicht ist.

    Es haben sich im Laufe der Jahre Hersteller etabliert, die besonderes Augenmerk auf die Auswahl der Rohlinge, die Verarbeitung und die Endkontrolle legen. Da fällt mehr Aufwand an und auch mehr Abfall als wenn man einfach ein Stück Rohr in 2000 Teile schnippelt, schleift und verpackt. Manchmal kann man den Unterschied schon optisch sehen, manchmal erst beim Spielen.

    Auch Vandoren, Rico, Hemke, Alexander, AW Reeds, Selmer, ... müssen mit dem gewachsenen Material arbeiten und liefern gelegentlich Blätter mit unzureichenden Spieleigenschaften. Billigblätter aus dem Verdsand Supermarkt haben das Problem aber sehr viel häufiger. Das versteht man aber erst, wenn man mal ein wirklich gutes Blatt spielt. Da lohnt sich der Preis von 5€ für EIN Tenor Blatt dann jederzeit. "Karl Glaser" ist ein Produkt Logo das auf wechselnde chinesische Billigware gestempelt wird. Da weiß der Verkäufer nicht einmal wo das Zeug wirklich her kommt. Vielleicht beschreibt er es deshalb auch als
    Ich habe mal interessahalber ein 10er Pack "Lade" Blätter mit einer Lieferung mitbestellt (ich hab aber nur 2,5€ für das Zehnerpack inklusive Transport bezahlt) Nicht wegen der Blätter, nur wegen der Schachtel. Die waren genau wie erwartet 10 völlig unterschiedliche Blätter zwischen steinhart und unspielbar weich. Verzogen und mit rauher Blattkante. Zwei waren "spielbar", einen guten Ton hat keines gemacht. Aber sie waren billig.

    Wenn wir hier jemand etwas empfehlen, dann nicht weil wir Snobs sind, oder das Zeug gerade hipp ist, sondern weil es sich über viele Jahre bewährt hat. Wir sind auch geizig und geben nur Geld für was aus, das auch einen echten Mehrwert bietet. Gerade als Anfänger brauchst Du Material das verlässlich ist und Dich nicht noch zusätzlich behindert. Das Spielen lernen ist so schon schwer genug. Es gibt Dinge, da kann man nicht sinnvoll sparen. Saxophonblätter sind so ein Fall.

    Warum gibt's dann überhaupt so viele Blätter? Weil bei (angenommen) identischem Material die Blätter alle unterschiedlich geschnitten sind und daher unterschiedlich klingen. Weil Mundstücke und deren Bahnen auch unterschiedlich sind, funktionieren manche Blätter mit manchen Mundstücken besser als mit anderen. Und beide zusammen müssen mit Deinem Mund zusammen passen.

    Tu Dir also selber einen Gefallen und besorge Dir "bewährte Marken Blätter". So wie man mit dem Yamaha 4C Mundstück nichts falsch machen kann, kann man es auch mit den "Blauen Vandoren" nicht. Das ist bei allen Blattvergleichen die Referenz. Die Blätter wirken beim Spielen etwas härter als die gleich numerierten "Rico Royal", sind aber sehr gleichmäßig in der Verarbeitung, halten lange und machen einen klaren, gehaltvollen aber neutralen Ton.

    Ich glaube, ich kann hier für viele sprechen wenn ich behaupte: Wenn jemand Dir ein "2,5er Blatt" empfiehlt, ist ohne weitere Erklärung ein (blaues) "Vandoren Classic 2.5" gemeint. Alles andere schreibt man explizit dazu.

    Bist Du Weintrinker? Die Blauen Vandoren sind die "Brunello di Montalcino". Weich, komplex, immer richtig. Da ist auch nicht jeder Jahrgang so gut wie der 2010er. Die "Karl Glaser" sind bestenfsalls "Vino Tinto Espana", aber vermutlich eher "2L Tetrapack Rot". Schmeckt nach nichts, aber das dafür gleichbleibend.
     
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  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Obwohl ich die blauen Vandoren mag, 2 1/2 für einen Anfänger auf einem 4C wäre mir zu hart.
    Ich beginne mit 2 Rico Royal oder Rigotti, ein paar Monate oder auch manchmal früher 2 1/2.

    Obwohl ich selbst gerne eher härter spiele, 2 1/2 Vandoren blau auf 4C käme für den Schüler erst ein wenig später.
    2 1/2 auf Vandoren AL3 ist eher der Standard für fortgeschrittenere Schüler für mich.

    Grüßle, T.S.
     
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  6. Grummel

    Grummel Kann einfach nicht wegbleiben

    Wow.. danke für die intensive Aufklärung! Ich mag die Rioja - Weine so ab 6€ die Flasche, aber auch Bier :) Bin den Empfehlungen gefolgt und habe 2 blaue Vandoren gekauft: eins mit 2 und eins mit 2.5
    Beide kann ich spielen, und auf dem 4C-Mundstück klingen sie "genauer", also definierter, der Ton eiert nicht so. Das ist schon mal gut! Und ich denke, ich werde mal mindestens eine Klappe überprüfen lassen müssen: wenn ich "d" greife oder auch "D", dann macht der Ton so "wawawawahhh" / alle anderen Töne kommen aber recht gut und machen das nicht (die ganz hohen habe ich noch nicht probiert). bei dem Blatt mit 2 ist eine Seite deutlich weicher, man kann sie mit der Zunge mehr bewegen / scheint aber nicht zu stören.

    Was mir an den China-Blättern besser gefällt ist die Hülle: die geht vorn spitz und beweglich zu, so dass das Blattende sanft gerade gehalten wird (es kann sich nicht wellen). Das rausziehen aus der Seite bei den Valoren war mir erstmal suspekt (Angst, dass es kaputt geht). Die "Leberkässemmel" s.o. hat in meinem Fall 4,10€ gekostet, das geht doch!

    Und die Töne kamen heute wieder viel besser - hurra!
     
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  7. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Das war auch mein Gedanke hierzu. Ich denke, wenn man ein komfortables Setup wählt, hält sich der Kraftaufwand in Grenzen und die nötigen Muskeln sind schnell aufgebaut. (Zumindest bei einem 4c mit 1.5 oder 2er Blättern)
    Was aber viel länger dauert ist die unbewusste Einstellung des gesamten Vokaltraktes. Ich habe das bei meinem letzten autodidaktischen Exkurs auf der Querflöte wieder festgestellt - feinste, bewusst kaum steuerbare Nuancen entscheiden über das klangliche Ergebnis. Und diese mit einem erwarteten Klang abzurufen dauert halt seine Weile. Ich kann mich noch gut erinnern wie ich gestaunt habe, dass mein Lehrer die Klarinette in den Mund nehmen und sofort lospielen konnte, während ich immer erstmal ein paar Sekunden gebraucht habe um meinen Schnabel zurecht zu rücken. :)
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Der Kern der Aussage bezog sich nicht so sehr auf die Zahl 2.5, das war nur eine gängige Hausnummer. Der Kern war "wenn man keinen Namen dazu sagt, ist meist das Blaue Vandoren gemeint". So wie bei den Briefmarken. Wenn nur eine Nummer aber kein Land drauf steht, sind es britische.

    Das ist der Vorteil bei etwas stärkeren Blättern. Deine Lippe ist noch nicht so feinfühlig in der Koordination und die leichten Blätter reagieren viel schneller auf jede unbewusste Variation. Es ist OK, wenn das Sax beim Spielen etwas Widerstand bietet. Das erleichtert es, einen gleichmäßigen Luftstrom aufzubauen. Und das Blatt soll fest genug sein, dass es dabei nicht zu scheppern beginnt. Aber dann nicht so fest, dass man gegen die Unterlippe beißen muss um einen Ton raus zu bringen.

    Mit der Zeit wird die Lippe von alleine kräftiger und die Komfort Zone breiter mit Tendenz zu etwas härteren Blättern. Das kann im Lauf der Zeit 2.5, 3 oder auch 3.5 werden. Je nachdem wie Deine Lippe und Deine persönlichen Vorlieben sich entwickeln. Rechne da aber in Monaten und Jahren, nicht in Wochen. Das ist auch kein Stufenplan "in 6 Monaten zum 3er Blatt". Richtig ist, was angenehm zu spielen ist und einen guten Ton produziert.

    Man kann sich aussuchen in welche Hülle man welches Blatt steckt. Der seitliche Einstieg hat den Vorteil, dass man die empfindliche Spitze beim Einpacken nicht versehentlich wo anstoßen kann. Und wahrscheinlich kann man es billiger herstellen. ;)

    Beim Thema Blatt Aufbewahrung gibt es ja auch teilweise sehr große Meinungsunterschiede.

    Also da kann ich mir jetzt nicht vorstellen, was Du mit der Zunge an dem Blatt rum machst. Das soll man nicht mit der Zunge "bewegen", nur leicht halten oder leicht anstupsen. Das Blatt sollte auch symmetrisch geschnitten und symmetrisch gleich elastisch sein. Ist es das nicht, bekommst Du beim Spielen nur Probleme und Quietscher. Das wäre ein KO Kriterium. Wenn Du aber gleichzeitig sagst, dass die Töne "genauer" klingen hört es sich schon nach einem funktionierenden Blatt an.

    Ich habe übrigens von meinen Billigblättern Vergleichsaufnahmen gemacht:

    Wie man unschwer erkennen kann, ist das linke Blatt unsymmetrisch (der Schatten des Herz-Konus geht nach links oben), die Fasern sind wesentlich gröber und die Spitze ist unsauber geschnitten. Das wurde auch mit Nachschneiden nicht besser. Es wurde immer etwas ausgefranst. Da halten die Fasern nicht. Die Fasern verlängern sich in Längs Riefen, die man auch am Bild sehen kann. Die Oberfläche war also nicht plan. So spielt es auch. Ein Grill Anzünder.

    Das Linke ist ein "Lade" 2.5, das Rechte ein Vandoren Classic 2.5
    P1030027.JPG
     
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  9. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ich denke, das hat nichts mit Wirbeln zu tun, das ist einfach der Bernoulli-Effekt. Ganz ohne Wirbel.
    Luft geht durch, erzeugt Unterdruck, Blatt biegt sich, Spalt ist enger, weniger Luft geht durch, die elastische Rückstellkraft ist größer, und wieder von vorn.

    Besser erklärt, mit Graphik, but in English:
    http://newt.phys.unsw.edu.au/jw/saxacoustics.html#reed

    Grüße
    Roland
     
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  10. RomBl

    RomBl Guest

    Das sind schon einmal 2 handfeste Voraussetzungen, ein prima Musiker zu werden ... :D:D:D
    So ein knall-kaltes Bier nach einer längeren Übe-Session ist was richtig feines. Und wenn es mal beim Üben nicht so gut läuft, hilft auch ne Pulle Bier zwischendurch.
     
  11. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Danke für den Link. Sehr interessant.

    Der Bernoulli Effekt gilt aber nur für laminare Strömungen. Sobald die Strömung verwirbelt, bricht er zusammen.

    Ich bezweifle sehr stark, dass der Luftstrom vorbei an der Blattkante auch nur noch annähernd laminar ist, sondern vermute aus dem Bauch heraus eher den Effekt an der Flügel Vorderkante einer Hummel, der sie zum Flug befähigt. Da entsteht ein Wirbel oberhalb des Flügels, dessen Sog das Tierchen anhebt. Das ist auch die einzige Variante die dafür sorgen kann, dass das Blatt tatsächlich zu schwingen beginnt. Mit dem Bernoulli Effekt würde sich das Blatt nur heben und ein stabiles Gleichgewicht zwischen Spannung und Druckdifferenz entstehen.

    Aber möglicherweise beginnt es ja mit einem Bernoulli-Sog, bis die Strömung abreißt und verwirbelt. Wäre ein interessantes Bild im Strömungskanal und Superzeitlupe.
     
  12. ppue

    ppue Experte

    Da wirbelt nix, viel zu langsam die Strömung. Ich dachte, wir hätten das durch (-:

    In einem Stau vor der Endstelle auf der Autobahn wirbelt auch nichts.
     
  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Eben nicht, siehe Link. Da isses beschrieben. :)

    Grüße
    Roland
     
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