Hallo alle, ich habe seit 4 Wochen einen neuen Lehrer, der mich in die Geheimnisse des Improvisierens und des freien Spiels einweisen wird... Bisher habe ich immer nur Klassik gemacht, also gespielt, was ich in verschriftlichter Form vor mir sah. Und das, was ich jetzt vorhabe, ist so ganz anders. Es ist nicht so schwer, zu den Harmonien die Töne zu erkennen, die gespielt werden können. Wie immer habe ich mit der Theorie wenig Probleme. Aber mir fällt i. d. R. recht wenig ein, wenn ich eine "musikalische Idee" entwickeln soll...Also so eine Art "Lick" (so heißt das doch, oder?). Gibt's da Tipps & Tricks? Oder muss ich weiter auf eine höhere Eingebung warten? Bin gespannt auf Eure Hinweise... Saxolina
Ich würde dir raten erstmal nicht so viel an die Harmonien zu denken. Nimm dir ein kleines Motiv, das rhytmisch interessant ist. Diese Motiv drehe und wende, versetzt es nach oben und unten, verändere es langsam. Versuch den Rhythmus am grooven zu halten. Ich würde immer von melodischen Motiven ausgehen bei der Improvisation.
Leichter gesagt als getan... Ich bin da noch nicht soooo kreativ. Und es "groovt" auch noch nicht allzu sehr bei mir. Außerdem bin ich sooooo schüchtern , dass es noch nicht so funktioniert mit dem drauflosspielen. Aber wir arbeiten daran. Ich will wegkommen vom Spiel nach Noten - ist gut, wenn man das auch kann - und dahin, dass ich bei unseren Auftritten auch mal drauflos "solieren" kann... Naja, man muss halt Geduld und üben, üben, üben. Außerdem kann ich ja einfach "chromatics" spielen, wenn ich mich in meinem Solo verliere Gruß, saxolina P. S. You've got Mail...
Hallo Saxolina, zunächst versuche mal das zu tun, was Dir Matthias vorgeschlagen hat und versuche dies dann um Folgendes zu ergänzen: Nimm das Stück auf dem Du improviseren möchstest und höre es Dir (ohne zu spielen) einmal genau an. Ermittle was Dir der Sänger(in) / die anderen Instrumente (achte vor allem auf die Solos, falls vorhanden) Dir sagen wollen. Sauge die Stimmung auf und fühle Dich direkt angesprochen. Sauge wirklich alles regelrecht auf, dann nimm Dein Sax und antworte "denen". Sei traurig, sauer, fröhlich, was immer dieses Stück in Dir bewirkt und bringe genau das zum Ausdruck. Erzähle und argumentiere, betrachte das Sax nun als einzige Möglichkeit zu korrespondieren. Suche Lücken, wo Dir die anderen Instrumente Platz lassen und ganz wichtig: denke an die Dynamik! Laut, leise, staccato, legato, und - wie Matthias schon sagt - denke an den Groove!!! Versuche zunächst voll in Time zu bleiben, wenn das dann klappt, kannst Du mal versuchen Betonungen für Dein Solo/ Improvisation zu setzten durch "Laid-Back", also leicht (aber gaaaaanz leicht, keine 1/4 sondern eben nur einen Hauch) hinter den Beat (etwas später) oder auch mit vorgezogenen Tönen (wie Laid-Back nur umgekehrt) zu kommen. Auch sind hinleitende Triolen vor einem dann zu betonenden Ton immer eine schöne Angelegenheit. Denke vor allem auch daran "abzusetzen" - also Pausen sind sehr wichtig. Spiele wenn es geht Synkopen und trau Dich auch ruhig einmal auf einem platten 4/4 Takt zu swingen. Und als letzter Tipp: Wenig ist oft mehr!!! Nicht die Menge der Töne macht es also, sondern wie und wann diese gespielt werden. Viel Erfolg nun und nicht verzagen Gruß Fudl
...ich kann mich da MatthiAS und Fudl nur anschließen. (Natürlich nicht ohne meinen eigenen Senf hinzuzufügen) Stell dir vor du malst ein Bild, es gehört schon etwas dazu, diese perfekt weise Leinwand mit Farbe zu beschmieren. Um diese Anfangshürde zu überwinden, könnte es helfen, mit den Farben wirklich einfach mal so drauflos zu schmieren. Dann schaut man sich das Ergebnis an und sagt sich: "Hm, das könnte ich ja auch besser", und so geht es dann los... Die Farben im Malkasten sind die Klänge deines Saxophons. Das (Klang-)Bild aber machst du. Wer erwartet denn, dass es gleich in den Lovre aufgehängt werden soll? Du malst diese Klänge doch für dich und die Menschen um dich rum und denen hast du sicher was zu erzählen, auszudrücken! Viel Spass dabei.
Also ich improvisiere lieber, als dass ich nach Noten spiele. Du kannst für den Anfang z.B. auch nur mit 1 Ton spielen. Mach eine Triole draus, blas in kurz an, halt ihn aus, zieh ihn, lass ihn fallen usw.usw. Man hat soviele Möglichkeiten einen Ton anders einzusetzten. Bei vielen Noten stehen die Akkord Symbole drüber. Spiel z.B. in dem Takt den passenden Dreiklang. Es müssen ja nicht ohne Ende verschiedene Töne sein. Spiel einfach ein bisschen mit dem Ton. Wenn du noch unsicher bist, fang erst mit dem Ton an, dessen Akkordsymbol drüber steht. Bei C-Dur z.B. mit dem C. Trau dich auch 2 Töne aus der C Pentatonik zu spielen und so weiter. Wiederhole deine Muster. Du wirst sehen, es macht einen heiden Spaß. Du musst ich nur trauen. Nimm dir ein Lied, das dir gefällt und wo da am besten auch noch ein Playback zu hast. Hör es dir ein paarmal an und lass es auf dich wirken. Irgendwie fühlt man, was passen würde. Es ist schwer zu beschreiben, es sind diese berühmten "aus dem Bauch raus" Sachen.
Ja, ja, aus dem Bauch raus... Aus meinem kommt aber noch nichts raus. Obwohl, als ich vorhin leise ein bisschen vor mich hin rumprobiert habe über D-7 C-7 und B-7 hatte ich das Gefühl, zumindest ansatzweise verstanden zu haben, was Ihr allesamt meint. Tatsächlich ist das Einfache und Schlichte nicht unbedingt langweilig. Auch Vierklänge rauf und runter müssen nicht einschläfernd sein. Jedenfalls kenne ich jetzt ein wenig die Richtung, in die ich gehen muss - Danke. Ich werde brav meine Noten einschließen, das Sax in die Hand nehmen und tatsächlich täglich einfach drauflos dudeln. Natürlich mit System... Gruß Saxolina