Musiklehrer, die armen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 18.September.2013.

  1. Gast

    Gast Guest

    nur so
    http://www.juramagazin.de/-Umsatzsteuerbefreiung-f%C3%BCr-private-Musikschuleinrichtungen-Im-Gegensatz-zur-Staatlichen-Jugendmusikschule-unterliegen-private-Musiklehrer-bzw (hier umsatz)

    was ist denn mit einer städtischen getragenen muschu die auch einen förderverein hat.
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Schliessen tut der Staat trotzdem Musikschulen. Es gibt gigantische Wartelisten von Schülern, die nicht bedient werden, keine neuen Lehrer werden eingestellt. In Berlin ist kein Musiklehrer an einer Musikschule angestellt, nur Honorarkräfte, die dann auch teilweise keine Schüler bekommen, obwohl auf den Wartelisten genug stehen.
    Wenn man das wirklich fördern wollen würde, dann muss es anders ablaufen. Auch gerade unter dem Gesichtspunkt, daß es viele Schüler gibt, die Unterricht wollen aber nicht wissen wohin und ihn an den staatlichen auch nicht mehr bekommen. Wenn es wirklich um eine geförderte Musikausbildung gehen würde, könnte man das anders aufziehen.
    Es hat seinen Grund warum viele Gymnasien intern mittlerweile selbst da organisatorisch tätig sind und eigene Strukturen zur musikalischen Ausbildung schaffen (was auch spannend ist und wo ich dran schon länger teilnehme).
    Ich denke die Form der Subventionierung die gerade stattfindet (im Augenblick wird jede Stunde subventioniert an staatlichen Musikschulen, nicht nur bei den Leuten, die es sich sonst nicht leisten könnten) ist nicht sinnvoll und absolut wettbewerbsverzerrend.

    Lg Saxhornet
     
  3. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    OK, Berlin scheint ja ein widriges Pflaster zu sein ;-).
    Konstatieren können wir wohl: anscheinend gibt es innerhalb Deutschland extrem starke Unterschiede
    a) in der Qualität der Hochschuldozenten
    b) in dem Modus, wie Umsatzsteuerbefreiungen erteilt werden (manchmal reicht der Nachweis eines Schülers, der die Hochschulaufnahmeprüfung geschafft hat (seitens der Hochschule), um alle Schüler eine zeitlang von der USt zu befreien, manchmal scheint es ungleich komplizierter zu sein)
    @saxhornet: ich sehe nicht das Problem, dass Du Dich nicht von Hochschuldozenten "testen" lassen möchtest? Such Dir doch einen Dir gefälligen aus (und wenn der pennt, bekommste den Schein halt noch einfacher.)
    Was wäre denn die Alternative? Mir fehlt da etwas die konstruktive Kritik an dem Vorschlag, sorry.
     
  4. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Absolut richtig, aber auch, weil die Leidtragenden, Schüler und Eltern dann Druck machen müssten, dass Unterricht erteilt wird.

    Einzelunterricht ist der höchstsubventionierte in einer Musikschule, ergo sollten dort auch mehr Musikensembles entstehen, die Aussenstehenden geöffnet werden; viele interessierte Altersgruppen (Rentner, Erwachsene) werde auch nur unzureichend "bedient", bzw. sind als Zielgruppe "aussen vor" - wenn man wollte, könnte man da schon strukturell etwas umbauen, so dass nicht mehr ganz so viel zugebuttert werden müsste.
    In einer idealen Welt wären dann alle Lehrer festangestellt und hätten auch mehr Energie und Zeit ihren Unterricht entspannter, besser vorbereitet und individuell angepaßter durchzuführen.
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dreas!

    Nee, wo denkst Du hin?
    Das mache ich übrigens auch nicht, ich biete höchstens mal Wasser an, das wird aber nur im Sommer auch entgegen genommen.
    Eine nennenswerte Vorsteuer ergibt sich daraus auf keinen Fall.

    Die Buchhandlung, wo sie ihre Noten bestellt, ist schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite, aber sie informiert sich da eigentlich nicht, lehrt seit Jahrzehnten nach derselben bewährten Fibel, ansonsten ist ihr Repertoire klassisch, da hat sie eine umfangreiche Notensammlung, größtenteils noch von den Eltern (beide ebenfalls Musiklehrer) ererbt.

    Wo denkst Du hin? Wer macht so etwas? :-o

    Ein Staubtuch, mehrjährig verwendbar. ;-)

    So lange wir hier wohnen, hat sich da nichts geändert. Meine Frau ist geschmacklich konservativ und lebt gerne in alten Möbeln.

    Meine Frau HASST alles, was mit Computern zu tun hat, das technisch modernste Gerät in ihrem Arbeitszimmer ist ein schnurloses Telefon. :lol:

    Das macht die städtische Musikschule nicht, also ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil, wie mehrfach erwähnt.

    Der Umgang mit der Mehrwertsteuer mag für andere Berufsgruppen ganz praktisch sein, bei Dienstleistern ohne großen Materialeinsatz, die zudem in Konkurrenz zu mehrwertsteuerbefreiten Betrieben stehen, ist sie nur schädlich.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Rick

    ich habe ja nur "kreative Gestaltungsmöglichkeiten" aufgezeigt.... :)

    CzG

    Dreas
     
  7. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Warum schliessen sich Instrumentallehrer dann nicht zusammen, gründen einen Verein, machen Werbung und unterrichten?
    Gemeinnützig, Steuerbegünstigt und beim Verein festangestellt!

    Wie sagt Abraxasbabu: Nicht jammern, organisieren! ;-)
     
  8. rbur

    rbur Mod

    Ich hatte einen Teil der Diskutanten so verstanden, dass sie eine öffentlich geförderte Musikschule als unfaire Konkurrenz ansehen. Dieses Problem wäre dann damit ja gelöst, oder?
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Oder war es mal, wie es jetzt seit der Gründung des Jazzinstitus ist kann ich nicht sagen aber die Zeiten früher waren echt nicht doll.

    Ja dem ist wohl so, leider. Es gibt/gab sogar Professoren, die an zwei Unis eine C4 Professur hatten und dann noch einen Lehrauftrag in Amerika. Die waren seltener dann da als sie hätten müssen (besonders wenn Ihnen die Leitung der Abteilung obliegt).
    Da blickt keiner mehr durch, allgemein was das Thema Umsatzsteuer angeht ist da auch den Steuerberatern das nicht alles klar und überall wird es anders gehandhabt.
    Die habe ich ja eigentlich eh schon, da ich ja Diplominstrumentalpädagoge bin (was vom Studium nichts anderes ist als beim Diplommusiker nur mit zusätzlich etwas Pädagogik, Psychologie, Didaktik etc.)
    Wenn ich die konstruktiven Ideen hätte, wär ich da schon selber aktiv geworden, denn ich habe das schon mal im Ansatz versucht gehabt.

    Lg Saxhornet
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Weil ein Verein nicht die Absicht haben darf, soweit ich weiss, Gewinn zu erwirtschaften.
    Daß Problem ist daß Du alle an Bord bekommen musst und das wollen eben nicht alle und auch die notwendige Arbeit dafür Geld kostet. Es ist toll wenn immer gesagt wird: Nicht jammern, einfach organisieren. Dann macht es doch vor wie Ihr es angehen würdet, ich habe meine ersten Versuche hinter mir und bin selbst im kleinen Kreis an den Kollegen gescheitert, die mir die gesamte Arbeit überlassen wollten aber die Vorteile gerne bereit waren für sich mitzunehmen. Es ist doch alles etwas komplexer als immer getan wird.

    Lg Saxhornet
     
  11. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nicht die Musikschule wird als unfaire Konkurrenz wahrgenommen sondern die Ungleichbehandlung im gleichen Berufsfeld.
    Viele Musikschulen stellen seit Jahren keine neuen Lehrer mehr ein, Du hast also gar nicht die Chance da rein zu kommen, ob Du willst oder nicht. Die Mehrarbeit, die geleistet wird, gerade was Ensembles angeht ist an einigen Musikschulen nicht so gross und wird den Lehrern vergütet.
    Es geht da einfach nur um Fairness.
    Schüler die kein Geld haben sollten vom Staat gefördert werden. Die Subventionierung findet aber auch bei jeder Stunde eines Kindes von einem Mulitmillionär statt. Lediglich die separat zu beantragende Subventionierung bei einkommensschwachen Personen ist doch eine sinnvolle Sache. Die würden aber Privatpersonen oder Privatschulen auch gerne anbieten, wenn der Steuerzahler die Kosten übernimmt. So haben wir Wartelisten ohne Ende, sowohl von einkommensstarken als auch -schwachen Personen, die ein Instrument lernen wollen aber nicht können, weil die Wartezeit bis zu über einem Jahr dauert. An andere Institutionen oder Personen werden diese aber dann auch nicht weitervermittelt. Genausowenig wie Lehrer angestellt werden um der Nachfrage gerecht zu werden.
    Man braucht aber auch deswegen mehr Lehrer als früher, weil häufig die Schule mittlerweile länger geht und der Lehrer somit ein kleineres Zeitfenster nur noch zur Verfügung hat um Schüler (also Jugendliche) zu unterrichten, er also weniger Schüler unterrichten kann als früher. So bekommt er jetzt eventuell nur noch 3 Schüler am Tag unter, statt 4 oder 5 bei einer Stunde pro Schüler. Und durch die Schulzeitverkürzung hat er diese auch meist ein Jahr weniger als früher. Ob er dies immer durch erwachsene Schüler ausgleichen kann, ist dann eine andere Frage.


    Lg Saxhornet
     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ein Verein ist grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig, es sei denn er fällt unter die Regelung für Kleinunternehmer (Umsatz < 17.500,-€ p.a.) unabhängig ob gemeinnützig oder nicht.

    Für gemeinnützige Vereine gilt eine Befreiung von Körperschafts- und Gewerbesteuer.

    Nur wird ein Verein von Instrumentallehrern nicht als gemeinnützig anerkannt werden.

    CzG

    Dreas
     
  13. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Damit würde der Staat -und eine von einer Kommune betriebene Musikschule ist nun mal Teil einer der staatlichen Gliederungseben- an sich selbst Steuern zahlen.

    Sorry, aber das wäre doch Schilda live!

    Cheers
    HanZZ
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ HanZZ

    Mag sein, aber ist doch nichts Neues.

    Die Bahn, der Staat ist immer noch zu 100% Eigentümer, zahlt Umsatzsteuer.

    Viele Entsorger oder Energieversorger sind noch zu 100% in kommunaler Hand und zahlen auch Umsatzsteuer.

    Also geübte Praxis.

    CzG

    Dreas
     
  15. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @Dreas

    Nein, bei Deinen Beispielen handelt es sich entweder um Gesellschaftsformen des privaten Rechts (die werden unabhängig von den Anteilseignern immer gleich behandelt) oder um Fälle, in denen die öffentliche Hand mit der Absicht der Gewinnerzielung unternehmerisch handelt. Passt also hier nicht.

    Claus
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Claus,

    ich finde schon. HanZZ schrieb, das es "Schilda live" wäre, wenn der Staat an sich selbst Steuern zahlt.

    Das tut er bei meinem Beispielen sehr wohl. Die Gesellschaftsform ist für diese Betrachtung m. E. völlig unerheblich.

    CzG

    Dreas
     
  17. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @Dreas

    Doch, die Rechtsform macht aus gutem Grund einen Unterschied. Aber das sollten wir besser mal live bei einem Bier zu Ende diskutieren.

    Mir ist in diesem Zusammenhang eigentlich wichtiger, dass man die These, kommunale Musikschulen sollten umsatzsteuerpflichtig sein, bis zu Ende denkt. Das müsste dann auch für andere kommunale Leistungen gelten, von der Kita über die offene Ganztagsschule bis zur Bestattung.

    Die allgemeine Begeisterung darüber versuche ich mir gerade vorzustellen...

    Schönen Gruss

    Claus
     
  18. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Hochschule = staatlich
    Musikschule = städtisch; einige Kommunen schaffen es ja trotz Schulden, dank einer engagierten Musikschulleitung und eines geneigten Bürgermeisters neue Festanstellungen zu generieren, andere, sogar "reichere" Städte, 20 km entfernt, mit einem stur betriebswirtschaftlich denkender Führung bauen Stellen ab; wenn man bedenkt, wieviel Geld in der Stadtverwaltung verbrannt wird, sollte eine bezuschußte Musikschule doch immer drin sein, Kultur und Bildung als ideelle Werte zu fördern.
    Hier in NRW ist spätestens seit dem G8 das Jammern groß, dass kaum noch Kinder Zeit und Muße haben, ein Instrument zu lernen, Anmeldezahlen also stark rückläufig sind.
     
  19. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Gesetzgebers Erachtens aber nicht. Das ist durchaus von Belang. Ich hatte das mit der Rechtsform auch schon auf [d]den Lippen[/d] der Tastatur, aber um mich in so eine Diskussion richtig hineinzuknien habe ich zu wenig juristischen Background, da müsste ich mich erstmal schlau machen.

    Na ja, leider ist es ja viel zu oft auch nur die Tafelsilberverschleuderungsabsicht die in wahre Privatisierungsorgien gemündet ist.

    Und da Schilda ja bekanntlich überall ist, haben sich manche Stadt-Häuptlinge auch noch auf das für Kommunen völlig sinnfreie Sell-and-lease-back Modell für ihre Immobilien und z.T. für ihre Wasser- bzw. Abwassernetze eingelassen.

    Aber Gottseidank sind wir die Oberprivatisierer im Bundestag jetzt erstmal für 4 Jahre los.

    Cheers
    HanZZ
     
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ja,

    das Problem sehe ich genauso. Und die Lösung ist nicht einfach. Fakt ist,
    das private Anbieter mit steuerlich bevorzugten öffentlichen Anbietern im Wettbewerb stehen. Und das verzerrt halt die Marktbedingungen.

    Da kann man natürlich auch argumentieren, dass jeder, der sich in diesem Markt dem Wettbewerb mit den öffentlichen Einrichtungen stellt das vorher weiß, die Bedingungen kennt und sich hinterher nicht darüber beschweren dürfte. Er hat sich ja aus freien Stücken auf dieses Marktmodell eingelassen.

    Auf das Bier freue ich mich. Und ich weiß sehr wohl, dass es einen Unterschied macht zwischen einer kommunalen GmbH und einer öffentlichen Institution.

    Dennoch bieibt, dass eine kommunale GmbH Steuern an ihren Anteilseigner, den Staat, zahlt.
    Also letztlich der Staat Steuern an sich selbst zahlt. Ob das irgendeine Relevanz hat steht auf einem anderen Blatt.

    Dir ein schönes Wochenende,

    Dreas
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden