Musiklehrer, die armen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 18.September.2013.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Das ist mir ein bisschen einseitig. Auch auf Seiten der "Kunden" gibt es viele, die nicht mit dem Geld um sich werfen können und für manche Familie ist es ein echtes Problem, pro Kind 90 Euro im Monat für Musikunterricht locker zu machen.
     
  2. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Tja, auch wenn ich mir damit den Zorn der Gemeinschaft zuziehe:

    Insgesamt wird die in den Medien häufig vermittelte Wahrnehmung, generell würde seit vielen Jahren bei den Kulturausgaben drastisch gekürzt, jedenfalls bis zum Jahr 2009 durch die nackten Zahlen nicht gestützt. Gerechnet auf das Basisjahr 1995 (= 100) – sind in den westlichen Flächenländern die Ausgaben sogar um 32,5 Prozent gestiegen.

    Andererseits ist natürlich richtig, dass gerade in einzelnen Kommunen, die unter dem Diktat von Haushaltssanierungsplänen oder Haushaltssicherungskonzepten stehen, häufig sehr schmerzhafte Einschnitte erfolgt sind.
     
  3. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Claus meint :
    Gut, und? Dann kann doch nicht gefolgert werden, dass der Lehrer eben weniger kosten muss. Oder verstehe ich da was falsch? Durch dieses verlogene deutsche Spardogma (Leute, wer spart denn bzw. anders herum: Bei wem wird denn gespart?) geht es mittlerweile ganz schön vielen Familien an den finanziellen Kragen.

    Die Lösung bestünde darin, dass Arbeit besser bezahlt würde. Dann hätten die Eltern auch mehr Knete zur Verfügung. Zum Beispiel für einen Instrumentallehrer.

    Grüße zum Moin B.
     
  4. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Vergesst es einfach...
     
  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Nein, das sollte einfach nur verdeutlichen, dass z.B. der "forumstypische Selbstunterricht aus Halbwahrheiten heraus" nicht immer nur nur Ausdruck einer Geiz-ist-geil-Mentalität ist.
     
  6. onomatopoet

    onomatopoet Ist fast schon zuhause hier

    Schön und gut, wenn davon bei den Musikschulen etwas ankommen würde, stattdessen werden Festanstellungen gestrichen bzw. in Honorarverträge umgewandelt und, weil der Musikunterricht wirtschaftlich "unrentabel" ist, selbst bei Wartelisten Stundendeputate nicht aufgestockt (wie viele Städte leisten sich wohl einen hauptamtlichen, vollbeschäftigten Saxophonlehrer?).
    Bedürftige Eltern können auch noch mit finanzielle Unterstützungen rechnen (und braucht man als Teenie-Anfänger wirklich 45minütigen Einzelunterricht für 90€/Monat?), Musiker geraten dann gleich unter Generalverdacht, Steuern zu hinterziehen?
    Ich habe einen Kollegen, der mit seinen 73 Jahren immer noch unterrichtet, und nicht weil es ihm so viel Spaß macht - aber das scheint wohl generell auf uns Alle bald zuzukommen. ;-)
     
  7. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Nicht jammern, organisieren. www.wobblies.de
     
  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Nix "Generalverdacht"...aber in der Berufsgruppe wird sicher genauso oft am Finanzamt vorbei gearbeitet, wie in anderen freien oder selbständigen Berufsgruppen auch. (z.B. im Handwerk)

    CzG

    Dreas
     
  9. Gast

    Gast Guest



    davon kenne ich mehrere-sad- und das sind keine leute die nicht bewußt durch ihr leben gegangen sind/gehen.

    ich höre in unserem politikleben nur noch das wort millarden. einsparen, ausgeben, aufstocken, ausleihen, unterstützen, usw.

    eine milliarde sind 1000 millionen!!!

    möge jeder doch mal zusammenrechnen was er verdient (brutto) in seinem berufsleben.

    meinungsäußerungen sind mehr als angebracht (öffentlich) in allen bereichen (sorry hier werde ich ot) da wir immer mehr ein selbstbedienungsladen werden und zur b.......republik verkümmern.

    back topic: in BW sollen 550 stellen gestrichen werden von einer kultusministerin die nicht mal ne oboe von ner klari unterscheiden kann und wahrscheinlich eine gitarre für einen mittelalterlichen eierschneider hält.
    mannheim soll "stark" dran glauben = pop rein, - klassik raus in der mozartstadt.

    die leitungen der muschu-len habe massiv angestellte lehrer rausgedrückt in den freien status, unterstützt von der kommune.
    SELBSTverständlich hat der muschu-leiter einen festen vertrag - lol.

    und wir regen uns auf über leiharbeiter und mindestlohn.
    der fisch stinkt vom kopfe her - leider, ich schreibe das schon fast mit wasser in den augen.

    hab jetzt satz-probe und wollte dies hier aber noch loswerden.

    Nimo
     
  10. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Letztlich kann man die Diskussion eigentlich nur politisch führen, da wir ein Saxophonforum sind, möchte ich das nicht machen.
    Nur so viel: Hier in Baden-Württemberg gibt es momentan eine große Diskussion, weil an den Musikhochschulen laut Rechnungshof 500 Studienplätze eingespart werden sollen.
    Als Kretschmann in Mannheim am Hauptbahnhof für die Grünen Wahlkampf gemacht hat, wurde er entsprechend mit Transparenten und Spruchchören empfangen.
    Für mich macht das Ganze einen zwiespältigen eindruck: Aus der Einen Seite sollen die Länder möglichst vielen die Möglichkeit geben, auf Staatskosten Musik studieren zu können - bin ich ja eigentlich dafür.
    Auf der anderen Seite produzieren wir auf Staatskosten eine großzahl mittelloser Musiker, die - nach den derzeit allgemein so populären Gesetzen des freien Marktes - sich gegenseitig immer weiter unterbieten, um wenigstens noch ein bisschen Geld zu verdienen.
    Irgendwas läuft da doch gründlich falsch, oder?

    Zu der Steueredebatte: @dreas, Du hast doch auch schon von Publikum gespielt und hast bei der Gelegenheit sicher was zu Trinken und zu Essen bekommen, hqast Du das als Geldwerten Vorteil bei Deiner Steuererklärung angemeldet?
    Muss ich, wenn ich als Arbeitnehmer nebenher in einer Band spiele, wo es ein wenig Gage als Aufwandentschädigung gibt, dies beim Finanzamt als Nebentätigkeit anmelden und Steuern abführen?

    Aber daraus könnte ja ein eigener Thread werden, eigentlich.
     
  11. saxokuller

    saxokuller Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin nicht ganz sicher ob der Staat tatsächlich für Kultur zuständig ist.....
    Warum sollte die Kultur nicht von denen bezahlt werden, die sie wollen? Meine Steuern werden für Kulturangebote ausgegeben die ich nicht nutzen will, dafür habe ich für die Kultur, die ich will, (Musikunterricht) kein Geld mehr übrig. Zugegebenermaßen etwas überspitzt ausgedrückt.

    Ich frage mich allen Ernstes: würde die Kultur den Bach runtergehn, wenn der Staat die Finger 'raussnimmt?


    Tatsächlich ein schwieriges Thema. Und eine Katze die sich in den Schwanz beisst.


    Ich war erstaunt, ob der Tarife in der Musikschule.

    Gruß Saxokuller




     
  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Och da fallen mir auf Anhieb noch ganz andere tolle Sachen, für die wir Geld bezahlen:
    - Atommüllendlagerung; man kann ja nicht verlangen, dass die armen Stromproduzenten, die mit billigem Atomstrom Arbeitsplätze geschffen haben, das selber bezahlen (Lex Asse: 4G€ bis 6G€ geschätzt)
    - Elbphilharmonie (Grundlagenermittlung: 77M€, Vertragsabschluss 114M€, derzeitige SChätzung für die Geamtkosten: 789M€, also Faktor 10
    - Stuttgart 21 2,5€ => wird etwa 6G€ kosten
    - Flughafen BER 2.1€ => mindestens 5G€
    - Bundeshaushalt für Kultur 2013: 1.28G€ ... na, immerhin
    - Verteidigunsetat: Größenordnung 33G€
    - Förderung der Kirchen: ca. 10G€

    Na, immerhin, wenn der Staat die Kirchen nicht mehr fördern würde, hätten wir fast einen Bahnhof und einen Flughafen finanziert.

    Kinkerlitzchen:
    "...
    Deutsche Banken brauchten 646 Milliarden Euro als Hilfsrahmen in der Finanzkrise. 259 Milliarden Euro nahmen sie in Anspruch. Davon dürften 50 Milliarden Euro beim Steuerzahler hängen bleiben.
    ..."
    Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/teuer-fuer-den-steuerzahler-milliardengrab-bankenrettung-12535343.html


    50 Milliarden Euro!!!

    Nein, ich will ja eigentlich keine Politik hier betreiben (falsches Forum!), aber eine gewisse Laxheit beim Umsetzen von Großprojekten und die Bereotschaft, Banken, die sich verzockt haben, auf Kosten der Steuerzahler zu sanieren ... da *kann* für die Kultur ja nix mehr übrig bleiben, wir brauchen das Geld ja an dringenderen Stellen!


    Fazit: wir haben Kulturförderung. Was ist wichtiger: Prestige-Opern oder Jugendförderung?

    Grüße
    Roland
     
  13. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Ich finde es, wie einige meiner Vorredner auch, etwas befremdlich, schon in einem der ersten Posts als Steuerhinterzieher dargestellt zu werden. Ich verdiene so viel, dass nix zum Hinterziehen übrig bleibt. Ich persönlich gebe jeden Cent an, den ich verdiene und darf immer noch keine Steuern bezahlen. Der Vorteil als Nicht-so-viel-Verdiener: meine Steuererklärung ist schnell gemacht :)

    Nur mal kurz, aus Zeitgründen (muss Geld zum Hinterziehen verdienen) folgender Artikel, der jetzt nicht zu 100% passt, jedoch zum "Vor-Post" von Dreas, warum der Staat denn Kultur fördern sollte, vor allem solche, die man selbst nicht in Anspruch nimmt:

    http://www.nmz.de/artikel/nichts-wird-uns-mehr-zeit-stehlen

    Schönen Tag noch und viele Grüße,
    Andy



     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    na was sonst, wenn es Sinn haben soll?
    Ok, 40 Minuten (meist) erachte ich als optimal.
    Lernen kannst Du mit Bereitschaft, die beim Schüler herzustellen dauert schon ein paar Minuten mehr als 25 gesamt.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  15. Claus

    Claus Mod Emeritus

    DAS kann ich 1:1 unterstreichen!
     
  16. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Guter Artikel, der das Problem wirklich gut auf den Punkt bringt.

    Unsere heutige Situation ist ja folgende: Immer mehr Menschen, Staaten, Länder und Kommunen haben immer weniger Geld (liquide Mittel)und stattdessen immer mehr Schulden.
    Immer weniger Menschen haben immer mehr Geld, das Sie als Arbeitsmittel nutzen um über die Anlage desselben mehr Geld zu erwirtschaften.

    Jetzt haben die ohne Geld das Problem, dass Ihnen Geld für schönes und auch Nützliches fehlt, und die mit dem vielen Geld haben das Problem, dass sie immer weniger Möglichkeiten finden, Ihr Geld so anzulegen, dass es Rendite erzeugt.

    Also auf der einen Seite die große Mehrheit ohne Geld und auf der anderen Seite die Minderheit mit dem vielen Geld, das aber eigentlich nichts mehr Wert ist, weil man damit keine Rendite mehr erzielen kann.

    also was soll das Ganze dann noch. Dann könnte man doch eigentlich gleich alle Schulden streichen, das viele Geld mit dem Hubschrauber abwerfen. Arbeitnehmer angemessen bezahlen, Hungigen Menschen zu Essen geben usw.

    Man kann aber auch Kriege anzetteln, alles kaputt hauen, Viele Menschen umbringen und so dafür sorgen, dass irgendwann der viele Schotter wieder was Wert ist, wenn man wieder aufbauen kann.

    So oder so - wie wollen wir uns entscheiden?

    Aber das sind - wie gesagt - politische Fragen.
     
  17. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Ok, wir fördern speziell die Jugend und lassen die Opern bleiben.
    Wir schließen auch keine Musikhochschulen, damit die an der Musikschule ausgebildeten Kinder auch Musik studieren können.
    Anschließend sind sie dann arbeitslos, weil wir dummerweise die Opern und Prestigeorchester geschlossen haben.
    Dafür können sie dann an den geförderten Musikschulen arbeiten und wiederum Kinder ausbilden, die dann später selber Musikschullehrer werden.
    Damit hätten wir ein Perpetuum Mobile erfunden, was uns zusätzlich auch noch einen Nobelpreis in Physik einbringt.


    Ach übrigens: Eine gängige Argumentation, wenn man versucht, Sinfonieorchester und Opern zu schließen ist folgende: Die dort beschäftigten Musiker arbeiten in der Umgebung als Dirigenten und Instrumentalausbilder und fördern damit die Jugend. Prestigeopernförderung ist deshalb ebenfalls Jugendförderung.
     
  18. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Man muss ja nicht gleich in Extreme verfallen.

    Aber wenn zum Beispiel in NRW kein Geld vorhanden ist, um das Projekt "Jedem Kind ein Instrument" endlich vom Ruhrgebiet auf das ganze Land auszudehnen und gleichzeitig anderenorts 3-stellige Millionenbeträge in den Bau neuer Philharmonien gesteckt werden, dann darf man sich doch mal die Frage stellen, ob die Schwerpunktsetzungen die richtigen sind.
     
  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ja, schon richtig, rbur, aber

    "...
    Elbphilharmonie (Grundlagenermittlung: 77M€, Vertragsabschluss 114M€, derzeitige SChätzung für die Geamtkosten: 789M€, also Faktor 10
    ..."

    Für die 675M€, die das Ding *mehr* kostet als Vertragsabschluss für *eine* Philarmonie (davor hat das Orchseter in HH ja auch irgendwo gespielt) , da könnte man schon was machen. Nur, weil man 'pacta sunt servanda' nicht gelernt hat oder unfähig ist es umzusetzen ...


    Aber, wie man meinem Posting *auch* hätte entnehmen können: Wir schieben lieber den Banken 50G€ in den ... Rachen. Wir ham's ja!

    Systemimmanente Probleme kriegt man nicht herumdoktorn an einzlenen Problemen in den Griff, siehe 'Abwrackprämie'. Die Leute kaufen sich nicht mehr Autos, sie haben den geplanten Kauf vorverlegt. Systemimmanent ist jedenfalls, wie in D Großprojekte der Reihe nach vergeigt werden.

    Gilt leider auch hier:
    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong."
    (H. L. Mencken)


    Grüße
    Roland
     
  20. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Ich wollte damit auch nur andeuten, dass es nicht ganz so einfach ist, wie wir uns das wünschen. Sonst wären die Politiker schon selber drauf gekommen.

    Das Geld von der Elbphilhormonie landet ja nicht nur bei finanzgeierigen Bauunternehmern, sondern auch bei bei den Bauarbeitern, und die wären ja sonst - tataaaaa - arbeitslos und könnten sich keinen Musikunterricht für ihre Kinder leisten.

    Und von der Bankenrettung haben ja nicht nur die Banken was, sondern auch deren Kunden.

    Die Abwrackprämie war nicht zur Ankurbelung der notleidenden Autoindustrie gedacht (damit die dort beschäftigten Arbeite nicht - tataaaa - arbeitslos werden und sich dann keinen .. ihr wisst schon ...), sondern um alte Autos durch umweltfreundlichere neue zu ersetzen.

    Großprojekte werden übrigens grundsätzlich vergeigt, nicht nur hier.
     
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