Musiklehrer, die armen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 18.September.2013.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus


    Ich kann Deinen Ärger zwar nachvollziehen, aber der Staat bildet auch in anderen Bereichen Personen aus, die in der freien Wirtschaft kaum nachgefragt werden und bei denen die Aussichten auf eine Anstellung bei einem öffentlichen Dienstherrn mehr als ungewiss sind ( z.B. Archäologen).

    Fast jeder, der einen solchen Weg wählt, tut dies in Kenntnis der schwierigen Berufsaussichten.
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Claus!

    Die Archäologie beispielsweise ist aber eine Wissenschaft und keine rein praktische Tätigkeit wie das Musizieren.

    Ich selbst bin ja (nicht abgeschlossener) Musikwissenschaftler und sehe jederzeit eine Daseinsberechtigung dieser Disziplin.
    Ein Universitätsstudium ist aber für mich primär keine Berufsausbildung, sondern in erster Linie ein Bildungsbeitrag, den man nicht ökonomisch auffassen sollte (und wohl auch nicht kann).

    Ein Musikstudium ist meiner Ansicht nach eher mit einer handwerklichen IHK-Ausbildung vergleichbar, denn man erlangt klar umrissene Fertigkeiten für ein klar umrissenes Berufsbild, anders als bei dem wissenschaftlichen Universitätsstudium.

    Die IHK hilft aber meines Wissens nach der Ausbildung auch bei der Jobvermittlung, bietet weitere Hilfestellungen (etwa für Existenzgründer) an.
    Entsprechende Angebote sollte es ebenfalls für Musikhochschul-Absolventen geben, anstatt diese einfach so dem Markt zu überlassen.

    Und wenn der Markt für ein bestimmtes Berufsbild (z. B. Schuster, Schneider, Schmied) austrocknet, wird meist nicht weiter dafür ausgebildet.
    Doch wenn man gerade mit politischer Absicht (Ausgaben einsparen) Festanstellungen für Orchestermusiker, Opernsänger, Musikschullehrer usw. streicht, dann sollte man auch die Ausbildung dafür zurückfahren, denn alles andere ergibt meiner Ansicht nach keinen Sinn und ist letztlich nur wieder Geldverschwendung.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  3. Gast

    Gast Guest

    ...Die IHK hilft aber meines Wissens nach der Ausbildung auch bei der Jobvermittlung, bietet weitere Hilfestellungen (etwa für Existenzgründer) an. So etwas sollte es auch für Musikhochschul-Absolventen geben, anstatt diese einfach so dem Markt zu überlassen...


    soso - mit klugen sprüchen und empfehlungen?
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Beispielsweise, das ist doch schon etwas - und mehr, als ich von Hochschulabsolventen über ihre Betreuung gehört habe... :roll:

    Zumindest haben die meisten IHKs einen guten Kontakt zu den Arbeitgebern und kennen deren Bedarf sowie Erwartungen an die Jobsuchenden.
    Warum gibt es anscheinend nichts Vergleichbares für Diplom-Musiker?

    Schönen Gruß,
    Rick
     
  5. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Eine Gewerkschaft die International aufgestellt ist gibt es ja schon. www.wobblies.de Wir machen auch mit kleinen Gruppen viel möglich. So könnte man Veranstaltungen die nicht ordentlich zahlen stören usw. In den USA gibt es eine Fischverkaufskette die ihre Angestellten echt schlecht behandelt hat. Wobblies haben sich also vor die Restaurants gestellt und massiv gestört. Die Restaurantbesitzer haben daraufhin iohren Fisch von einem anderwen Händler bezogen. Es hat nicht alzulange gedauert und erste Zugeständnisse wsurden gemacht. Es braucht keinen aufgebläten Apperat wie die DGB gewerkschaften. Da versdienten z.B. die 3 Vorsitzenden der kleinen NGG im Jahr 2008 jeder 18 Tausend € im Monat Brutto. Die angeblich von ihnen vertretene Küchenhilfe hatte das nicht masl im Jahr. IWW nimmt 3 € Mitgliedsbeitrag. Da würde mit 5 Musikern in einer Stadt schon einiges zu machen sein wenn man nur will. Abwer jammern ist anscheinend leichter als organisieren?
     
  6. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Auch dieser Thread erinnert mich noch mal daran, dass es gut war, nicht den Weg eines Profimusikers oder Instrumentallehrers einzuschlagen. :cool:
     
  7. Gast

    Gast Guest

  8. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hmmmmmmmmmmmm.............

    Ich finde es wichtig, sich gelegentlich vor Augen zu führen, das es geschichtlich ein sehr kleines Zeitfenster gab (vielleicht in den Endzügen noch gibt), in dem es eine Berufsgruppe Musiker gab (gibt), die von ihrer Kunst mehr oder weniger gut leben konnte (kann).

    Begründet wurde dies durch die Kommerzialisierungsmöglichkeit (watt n Wort) der Vervielfältigung und deren direkten und indirekten Folgen. Die gibt es mittlerweile nicht mehr.

    Die Existenz als reiner Instrumentallehrer war immer sehr hartes Brot, früher wie heute.
    Eine Existenz als Musiker, der allein von seinen Auftritten lebt, erscheint illlusorisch.

    Die wenigen Musiker, die durch staatliche Deputate eine erquickliche Existenz führen dürfen, sind eine absolute Minderheit, die man (so denke ich) vernächlässigen kann.

    In sofern denke ich, obwohl ich es auch lieben würde, wenn es anders wäre, dass zur Zeit lediglich eine geschichtliche Entwicklung (Kommerzialisierung der Musik durch die Möglichkeit der Vervielfältigung)"korrigiert" wird.

    LG
    edo
     
  9. Ginos

    Ginos Strebt nach Höherem



    Hi Matthias,
    meine Betrachtung war ausschliesslich auf verbeamtetet Lehrer fokussiert.
    Du hast sicherlich recht mit der erweiterten Sicht.
    Gruß
     
  10. Gast

    Gast Guest

    yes:

    ...Ich finde es wichtig, sich gelegentlich vor Augen zu führen, das es geschichtlich ein sehr kleines Zeitfenster gab (vielleicht in den Endzügen noch gibt), in dem es eine Berufsgruppe Musiker gab (gibt), die von ihrer Kunst mehr oder weniger gut leben konnte (kann)...

    vor über hundert jahren war es schon so, dass WENIGE in der gunst der öffentlichkeit waren. wir nennen es klassik, damals war es hipphopp!!

    nicht umsonst haben nur wenige namen aus der zeit überlebt und andere - durchaus dalentierte musiker gingen "hopps".

    schön ist, dass man an die werke der hoppsgänger sich erinnert und publiziert - denn sie haben es verdient.

    Nimo - der schon gewählt hat.




    putenbrust mariniert mit reis, rosinen, mandeln, paprika, einige gewürze und "sonstigem" stehen jetzt an. mal schauen ob ich überzeugen kann.
     
  11. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nichts gegen Dich aber ich tue mich schwer mit solchen Bemerkungen zu einem Bereich, mit dem sich Jemand nicht auskennt. Ist vielleicht nett gemeint von Dir aber die Realität ist doch etwas komplizierter als Du sie darstellst.
    Wohin soll ich die Wobblies denn schicken? Zu deinem nächsten Gig, den Du als Amateur machst, wodurch da kein Berufsmusiker mehr spielen kann aber die Gagen immer mehr ausgehöhlt werden?
    Zu dem Clubgig, den ich unterbezahlt spiele, obwohl ich weiss, daß der Club aufgrund seiner Miete, KSA, Gema und Gästeauslastung nicht genug Geld hat um uns ordentlich zu bezahlen?
    Zu der Veranstaltung, die ich über eine Agentur angenommen habe, freiwillig? Damit diese dann genau wissen wer sie geschickt hat, mich nicht wieder buchen und sich die Agenturen austauschen und ich gar nicht mehr spiele? Gut das würde sicherlich nicht passieren, denn im Normalfall fragt Dich eine Agentur für eine Veranstaltung an und fragt nach deinem Preis und irgendwann erfährst Du ob Du gebucht wirst oder nicht. Wenn nicht, erfährst Du in den seltensten Fällen nur warum.

    Also zu wem schick ich die jetzt?
    Am ehesten zu den Amateuren, die gewerbliche Auftritte zu Kampfpreisen derzeit machen und mit Profis um die gleichen Auftrittsmöglichkeiten konkurrieren? Nur daß der Profi davon lebt und die anderen einfach nur Spaß haben und live spielen wollen. Nur wie soll ich jedesmal rausbekommen wann wer wo wieder spielt, glaubst Du die Agenturen erzählen das????? Ich kann die Marktaushöhlung gar nicht verhindern.
    Mitterweile vermittelt sogar die Arbeitsagentur und ihr Bereich für Künstler Dilettanten zu einem Preis mit dem ich nicht konkurrieren kann, das würde nur gehen, wenn ich dann jede Woche zig Auftritte hätte um es auszugleichen.
    Wenn wir uns als Berufsmusiker besser organisieren könnten, hätte das wahrscheinlich einige unangenehme Folgen für die Amateurmusiker da draussen.

    Auch kannst Du vom Organisationsaufwand die Gründung einer nationalen Organisation nicht mit der Gründung einer Gewerkschaft innerhalb eines Betriebs vergleichen.

    Was mich aber ärgert, ist wenn mir dann auch noch einer erzählt jammern ist leichter als organisieren. Ich arbeite 10 bis 12 Stunden am Tag und regelmässig am Wochenende, ohne dafür angemessen bezahlt zu werden, woher soll ich noch die Zeit für so einen Kram nehmen? Und dafür muss ich aber sein: Saxophonist, Flötist, Klarinettist, Lehrer, Arrangeur, Komponist, Designer, Marketingspezialist, Texter, Coach, Buchhalter, Steuerberater etc. etc. Woher willst Du da noch Zeit nehmen zur Gründung einer nationalen Musikergewerkschaft, die nichts bringen und ändern wird.

    Lg Saxhornet
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Hallo Abraxas,

    wenn Du mutwillig eine Veranstaltung störst, ist das u. U. ein Straftatbestand, der Veranstalter kann die Polizei rufen.

    Das mag für junge Leute noch ganz spaßig erscheinen (Happening, Event-Charakter), aber wenn gestandene erwachsene Musiker bei einer "Konkurrenzveranstaltung" störend in Erscheinung treten, wird das wohl weniger Sympathie und Solidarität wecken, sondern eher den Eindruck erzeugen, man sei ein schlechter Mitbewerber.

    Der Vergleich mit Mafia-Methoden (Stichwort Schutzgelderpressung) drängt sich mir da auf... :roll:

    ----------------------------------------------------


    Hallo Edo,

    der Denkansatz gefällt mir nicht, denn natürlich gibt es wohl historisch auch nur ein kleines Zeitfenster, in dem wir gesamtgesellschaftlich in Sicherheit und Wohlstand leben können, früher waren in Europa Hungersnöte, Krankheitsepidemien und Kriege an der Tagesordnung.

    Dass meistens alles schlechter war kann doch hoffentlich keine Begründung dafür sein, Fehlentwicklungen zu sanktionieren!

    Dann müssten wir auch die anderen Geringverdiener unfairer behandeln, ihre Lebensbedingungen verschlechtern, die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen - upps, das passiert ja schon seit Jahren... :-(

    Ich habe ja bereits die Universitätsdisziplinen angesprochen:
    Meiner Ansicht nach gibt es einige Bereiche, in denen marktwirtschaftliche Gesichtspunkte keine Existenzberechtigung haben (sollten), dazu gehören neben einem gerechten, guten Gesundheitswesen und der unmittelbar zweckfreien wissenschaftlichen Forschung ganz sicher auch Kunst und Kultur.

    Wieso darf in unserer Gesellschaft ein Mensch, der andere übervorteilt, ausnutzt und beraubt (manche Manager im Finanzwesen) wertvoller sein als einer, der andere beschenkt und bereichert (Künstler)?

    Wollen wir das wirklich, ist uns das egal oder sollten wir nicht vielmehr etwas an solchen Zuständen und (meiner Ansicht nach) perversen Wertvorstellungen ändern?

    Gar nicht mal.

    Es kommt freilich immer auf den Lebensstandard an, aber auch als Lehrer und "performing artist" konnte und kann man überleben.

    Man braucht nicht gleich eine Villa, ein Penthouse, ein Privatflugzeug, drei Sportwagen (sowie einen SUV für Oma) und eine Yacht, um sein Dasein angenehm zu fristen, die Möglichkeit zum bezahlbaren Wohnen und eine Rente über Existenzminimum kann ja schon ausreichen. :)

    Aber tatsächlich POLITISCH GEWOLLT (um es noch mal in aller Deutlichkeit zu betonen) nicht nur eine Berufsgruppe, sondern gleich eine ganze Kultur austrocknen zu lassen, womöglich noch mit Lippenbekenntnissen zum "freien Markt", ist wirklich unnötig.

    Roland hat es ja bereits vorgerechnet: da werden in anderen Bereichen ganz andere Geldsummen sinnlos verbrannt.

    Wie teuer war noch mal das Drohnendesaster unter der gerade haushoch im Amt bestätigten Regierungspartei? ;-)

    Inzwischen vielleicht schon. Vor ein paar Jahrzehnten war es noch anders. :roll:

    Nein, wir sind nicht der Kommerzialisierung und ihren Folgen hilflos ausgeliefert, wir können alles lenken und beeinflussen, was wir wollen.
    Der Staat ist nicht zum ständigen Re-Agieren verdammt, er kann und muss stattdessen gestalten und den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.

    Haben wir das wirklich nach zwei Legislaturperioden des "Durchmerkelns" vollständig vergessen? :-o


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  13. Gast

    Gast Guest



    ach was - muss?
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Danke Nimo, habe die Bedingung vergessen:
    Wenn der Staat langfristig überleben und die Lebensbedingungen seiner Bürgerinnen und Bürger sichern bzw. verbessern möchte.

    Bloße Reaktion kann auf die Dauer nur zu Rückschritt führen, denke ich.

    Konservatives Handeln in allen Ehren, aber wenn ich im Meer scheinbar auf der Stelle schwimme (meine Position halte), treibt mich trotzdem die Strömung mit sich, obwohl ich es nicht will und merke(l). :cool:
     
  15. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hey Rick

    Mein Wunsch geht ja durchaus in deine Richtung, nur fehlt mir der Glaube, noch etwas bewegen zu können.
    Die "Kultur" wurde eine gewisse zeitlang hochgehalten und gehätschelt, weil damit Geld zu verdienen war und einige Großkonzerne Steuern zahlten, zumindest deren Angestellten.

    Dies ist vorbei!
    Sobald mit der Gesundheit kein (oder deutlich weniger) Geld zu verdienen ist, wird dieser Luxus auch abgeschafft, erste Anstalten gibt es ja schon seit ein paar Jahrzehnten....

    Sorry, aber die Entwicklungen in Schland lassen mich resignieren...
    Die Träume gehen immer mehr ins Private

    lg
    edo
     
  16. Rick

    Rick Experte

    Hi Edo,

    da gebe ich Dir Recht, allerdings die Hoffnung nicht auf.
    Wobei man nach dem gestrigen Tag mal wieder an unserer trägen und selbstzufriedenen Bevölkerung verzweifeln könnte... :roll:

    Unverbesserlich optimistische Grüße,
    Rick
     
  17. Gast

    Gast Guest

    Schland und merke(l)


    lol - danke hab mal wieder gut geschmunzelt! isja ein sax-forum und soll nicht in ein polit-forum abrutschen.


    ja, wenn mir warm ist, ich zu essen habe, mein auto vor der tür vollgetankt steht und im regal alles käuflich ist, geht es mir wie gabriel (dem politiker)... wir warten doch nicht darauf dass merke(l) sich bei uns meldet - lol.



    lug und trug.
     
  18. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ edo

    Wir haben aktuell die höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten (sowohl Unternehmens- als auch Einkommensteuer wie auch MwSt).

    Also das Geld ist da. Daran kann es nicht liegen....

    CzG

    Dreas
     
  19. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    oh, damit wird aber das Rentensystem künstlich gepuscht, damit auch der letzte Senior "Mutti" wählt, oder den Aufsichtsräten der Großbanken der Hintern vergoldet, oder den Griechen Geld "geliehen", damit sie fleißig weiter den unnnötigen Scheiß kaufen, den wir produzieren, oder oder oder

    schuldigung, nach gestern zweifel ich an meinem Mitvolk und zwar grundlegend!!!

     
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest


    Hmmmmhhh....edo, dann kannst` an mir auch zweifeln... :duck:

    CzG

    Dreas
     
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