Musikstudium: Hauptfach Tunnelblick?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Rick, 2.Mai.2015.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Woher wisst ihr das alles?
     
    zwar gefällt das.
  2. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    22 semster studium inkl ASTA Arbeit
    mit vielen Jobs
    eine vita die sich liest wie ein Spagettiknoten
    und eine nicht enden wollenden Neugier auf Menschen und Leben
     
    bluefrog gefällt das.
  3. Marko74

    Marko74 Ist fast schon zuhause hier

    Nichts für ungut, ppue
    Wissen tue ich in dem Fall nichts.
    Ich beobachte lediglich.
     
  4. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Also ich bin ja noch nicht soo lange raus.

    Als Zeitvertreib für wohlhabende Kinder würde ich das Studium nicht bezeichnen. Ich persönlich habe mich ja bewusst für das Pädagogische Studium entschieden, aber das ist was anderes. Meine Mitstudenten haben oft die rosa Brille auf, meinen es aber durchaus ernst. Die meisten streben tatsächlich eine Karriere im Orchester an. Solist will da eigentlich keiner mehr werden. Viele gehen dann frustriert doch in die Selbstständigkeit oder an eine Musikschule. Oder gar an eine Allgemeinbildende Schule.
    Bei den Saxen ist es so, dass die eigentlich alle parallel noch Schulmusik studieren weil sie da auch hin wollen aber eben sich auch künstlerisch entwickeln wollen. Allerdings ist der Studienort jetzt nicht der klassische Ort, wenn man künstlerisch Sax studieren will. Wie das in Köln oder Berlin ist, wo ja die einzigen Professoren für Sax sitzen weiß ich das nicht. Als Saxophonist hat man ja noch mal weniger die Möglichkeit, Orchestermusiker zu werden.
     
  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Sorry aber das was derzeit in der Musik so passiert hat mit Jammern auf hohem Niveau nichts zu tun. Ich halte die Kritik von Musikern da durchaus für berechtigt.

    LG Saxhornet
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Beobachten tue ich auch. Ich empfinde eure Aussagen aber sehr pauschal, sehr kurz, nur irgend etwas andeutend. Deshalb frage ich.

    Wenn sich die Aussagen auf die allgemeine Situation der Studierenden beziehen, dann sprechen wir nicht mehr über den Artikel, der sich speziell mit Musikstudenten befasst.

    Clownfischs Erzählungen sind aufschlussreich. So scheinen die meisten der Studenten sich von vorne herein breiter aufzustellen, was sie später dennoch nicht vor etwaigem Frust schützt.

    Mir ist es sehr viel lieber, eine Überproduktion in musischen Bereichen als in der Rüstungsproduktion zu haben, deren Waffen wir dann aufs gerate Wohl in die Krisengebiete der Welt verkaufen.
     
  7. saxhornet

    saxhornet Experte

    Was im Studium passieren kann und sollte hat immer auch mit dem Geld zu tun, das für das Studium zur Verfügung steht. Die meisten Lehrer an der Uni sind Honorarkräfte und bekommen nur wenig Geld. Die Professoren sind öfters mal aus Imagegründen angestellt (gerne auch Mehrfachprofessuren an mehreren Unis) und manchmal auch nur selten vor Ort.
    Nur weil es irgendwann mal typisch war das autodidaktisch zu lernen, spricht doch nichts dagegen es heute zu studieren, wenn es denn möglich ist. Alles entwickelt sich weiter und autodidaktisch bringt keine Vorteile.

    I
    Das hängt davon ab was Du machen willst und womit Du Geld verdienen willst. Ich kenne genug Leute, die nicht spielen können damit aber gutes Geld verdienen.

    Erstens klingt es aus dem Rechner nie echt, zweitens ist es dann keine Leistung.

    Lebenserfahrung, Reife und Teamfähigkeit lässt einen nicht wirklich Geld verdienen, eher im Gegenteil, meist führt es dazu daß Du von anderen ausgenutzt wird. Ich erlebe immer wieder, daß besonders die extrem egoistischen Leute erfolgreich sind.

    LG Saxhornet
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    In dem Artikel kritisieren nicht die Musiker. Eher werden sie und die Art ihrer Ausbildung kritisiert.
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich wollte damit sagen, ich kann Beschwerden von Musikern über das Musikerdasein und das Studium verstehen.
    Und ich kann Teile der Kritik der Artikel nachvollziehen, sehe aber wegen Geldmangel des Staates da keine Chance auf Veränderung.

    Lg Saxhornet
     
  10. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Zwischen autodidaktisch und Studium gibt es doch auch noch andere Möglichkeiten. Einige jüngere Musikerkollegen, die relativ frisch von der Uni sind, sind nicht gerade voll des Lobes, was ihnen das Studium für ihre Laufbahn als Musiker gebracht hat. Einer wurde kürzlich eingeladen, bei einer Schnupperveranstaltung seines Jazzstudienganges zugegen zu sein, er hat abgelehnt. Sein Rat an die Studienanwärter: Spart die 9500 Pfund im Jahr, nehmt Euch stattdessen one to ones bei den besten Instrumentalisten, die Ihr kriegen könnt, geht zu allen Sessions, wo sich Berufsmusiker herumtreiben und organisiert Eure eigenen Projekte.... Das wäre keine so gute Werbung für die Uni gewesen.

    LG Juju
     
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist genau das, Juju, was der Artikeln den Hochschulen vor wirft: Ein Studium im stillen Kämmerlein bei Experten, die selber Hochschulabgänger sind und die Verbindung zu den Roots, der Straße und den Clubs verloren haben. Ist aber kein Phänomen, was sich auf Musik beschränkt. Ich halte die Ausbildung von Matheabiturienten zu Mathelehrern durch Matheprofessoren für genau so abgehoben.

    Es fehlt der Bezug zur Realität, zum Publikum, zur zeitgenössischen Kunst, zu neuen eigenen Formen der künstlerischen Zusammenarbeit. Es fehlt in vielen Bereichen an Kreativität.
     
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  12. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich habe mal versucht herauszufinden, wie groß der Musikmarkt tatsächlich ist, nachdem ja nunmal heutzutage alles daran orientiert ist, inwieweit es wirtschaftlich lukrativ ist. Ich tue mich aber recht schwer, internationale Vergleichszahlen zu finden. Wenn ich richtig lese, ist Deutschland einer der größten Märkte auf der Welt, was Absatzzahlen angeht- heißt: Die Deutschen geben pro Kopf ziemlich viel Geld für Musik aus (ich gehe mal davon aus, es sind im wesentlichen Tonträger/ Downloads gemeint). Der Anteil an deutschen Produktionen ist dabei auf dem deutschen Musikmarkt sehr groß. Wenn ich aber jetzt schaue, wie es mit dem Export aussieht, und da ist ja wahrscheinlich Rock- und Popmusik der größte Anteil, dann ist Deutschland nicht wirklich ein "Global Player", oder? Da sieht es mit der Musikindustrie in UK oder den USA ganz anders aus. Der Exportwert britischer Musik ist beispielsweise eine ganz schöne Hausnummer. Daraus ergeben sich eine ganze Reihe Jobs, die direkt oder indirekt mit Musik zu tun haben.
    Wäre interessant, einen deutschen Profi dazu zu hören, aber ich glaube, dass die Auftragslage für Sessionmusiker hier in UK vergleichsweise gut ist, hier laufen z.B. auch extrem viele Scoringsessions für die Film- und Computerspieleindustrie, mal abgesehen von den ganzen Popmusik-Produktionen.

    LG Juju
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    In Deutschland zahlst Du halt nichts fürs Studium. Bei 9500 Pfund im Jahr kann man ans Studium auch eine andere Erwartungshaltung stellen oder sich Alternativen überlegen.
    LG Saxhornet
     
  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    Viele lukrative Bereiche sind fest in der Hand von manchen Musikern und da ist nur schwer an bestimmte Jobs ranzukommen (Fernsehmucken z.B.). Die Deutschen geben relativ wenig für deutschen Jazz und deutschen Pop aus im Vergleich zu Produkten aus anderen Ländern. Im Studiobereich wird gerne oft immer auf die gleichen Studiomusiker zurückgegriffen auch für unterschiedliche Produktionen.
    Als Studio- und Sessionmusiker ist es in Deutschland eher schwer, weniger Produktionen (Computerspiele und Filmmusik sind nicht so stark in Deutschland vertreten aber auch der Popmarkt ist anders), eher eine abgeschottete Szene in die man schwer reinkommt.
    Der Werbebereich ist lukrativer aber auch ein sehr abgeschotteter Bereich und meist musst Du dann auch noch ein Studio an der Hand haben und auch komponieren, nur spielen ist da die Ausnahme (bei den letzten Werbevideos im Fernsehen kamen alle Saxe vom Keyboard).
    Schwieriger Markt mittlerweile und ich verstehe die Kritik am Studium, da es mit der Realität nachher wenig zu tun hat aber es fehlt das Geld um so ein Studium hier in Deutschland besser auszurichten. Um aber weniger Studenten auszubilden dafür ist das Studium mit seinen Kosten wieder zu teuer und würde sich, wenn man es reduzieren würde kaum noch rechtfertigen lassen warum man es überhaupt noch macht.

    LG Saxhornet
     
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  15. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Naja, Vater Staat setzt das Geld lieber wonaders ein.
    Ich rede jetzt nicht von hoffnungslos aus dem Ruder laufenden Großprojekten wie
    - Stuttgart 21 (6G€)
    - BER (4.7G€)
    - Elbphilarmonie (0.8G€)
    sondern die Bankenrettung, die ein Loch von geschätzten 187G€ in die Staatskasse gerissen hat:
    http://www.wiwo.de/politik/deutschl...-deutschland-187-milliarden-euro/8013886.html

    Wenn wir davon 1G€ abzweigen und in Bildung und Kultur stecken würden ....

    leicht frustrierte Grüße
    Roland
     
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  16. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke die Pflege der Kultur und auch Kunst sind Aufgaben des Bürgers und nicht der Politik - die Poltik kann da nur reagieren und steuern. Wenn die Geringschätzung des Volkes höher wird, sinkt der Preis. Allerdings wurde noch nie wirklich oder zu uneffektiv versucht, einen höheren Preis z.B. für's Unterrichten durchzusetzen. Es könnte sein, dass eine bessere staatliche Unterstützung von Musikschulen auf größere Zustimmung stößt als man denkt. Es wird ja auch nicht in allen Bundesländern gleich schlecht honoriert: Bayern und Baden-Württemberg bieten noch Stellen, die im Vergleich zu anderen zumindest noch erträglich sind. Auch in Österreich und vor allem der Schweiz gibt es ein paar vernünftige Stellen, soweit ich informiert bin.
    Wenn jemand nicht unterrichten mag und das nur als Notlösung sieht, dann hat er auch nicht viel mehr verdient.

    Ferner gibt es Lösungsansätze, wie man mittels Musik gesellschaftsrelevante Probeme wie Integration, soziale Kompetenz, Chancengleichheit usw. bearbeiten könnte und der Staat stellt hier sicher auch (viel zu niedrige aber vielleicht in Zukunft höhere) Budgets zur Verfügung. Wenn sich ein Hochschulabgänger Gedanken über ein Konzept macht, vielleicht hat der Staat in der Zukunft was locker? Brauchen könnte man das allemal... und Ganztagsschulen würden für Nachmittagsangebote mit Musik auch besser bezahlen, wenn Sie für schlechten Lohn keinen finden würden. Leider ist es für manche Musiker sehr schwer, nur Jobs anzunehmen, die zumindest ausreichend bezahlt werden, obwohl das die richtige Vorgehensweise wäre. Ein Musikstudium hindert keinesfalls, sich auch nach anderen Beschäftigungsverhältnissen umzuschauen. Ich bin ein Beispiel dafür. Ein abgeschlossenes Musikstudium bedeutet häufig Menschen mit hohem Intellekt, Teamfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, gesunder Meschenverstand und Motivation zu finden. Das ist heute das Salz in jedem Lebenslauf. Den Rest den man braucht kann man lernen so wie Flageoletts - ist im Grunde genau dasselbe.

    Es gibt also Chancen und keinen Grund von einem Musikstudium Abstand zu nehmen. Immer noch angenehmer als manch anderer Job für 8,50 € und die Qualität der Ausbildung bestimmt man maßgeblich selbst!
    Meine Kontakte aus dem Musikstudium sind alle Berufsmusiker geworden, d.h. sie kommen zumindest mit Ihrem Job über die Runden und machen in keinster Weise den Eindruck eines "Gescheiterten". Viele haben Familie und alle scheinen zumindest glücklicher als die Putzfrau, die jeden morgen meinen Mülleimer im Büro leert.

    LG
    noodles
     
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  17. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Sehr interresante Aussagen bis jetzt. Auch wenn ich bei der Menge jetzt bestimmt nicht alles mitbekommen habe.
    ----
    Ich finde es auch schade, dass die Musik in sehr vielen Fällen kein gut bezahlter Beruf ist. Schade ist es gerade deswegen weil, anders als bei den üblich gering bezahlten Berufsgruppen (Friseur, Kindergärtnerin,.....und viele mehr), ein Studium vorausgeht.

    Die Idee eines Selbsttudiums, durch Privatunterrich bei guten Lehrern, neben der eigentlichen Berufsausbildung - quasi Zweitberuf - halte ich für eine gute Sache.
    Dies würde ich als Elternteil auch unterstützen. Bei einem Musikschulstudium würde ich, auch wenn ich selbst die Musik sehr liebe, jedem meiner Kinder eher abraten. Ich würde es zwar auch unterstützen aber auch sehr deutlich die Schwierigkeiten aufzeigen.

    Für die Zukunft wünsche ich mir jedenfalls mehr Musikinterrese in unserer Befölkerung. Und damit meine ich Klasse und nicht Masse.

    Vor einigen Tagen habe ich einen älteren Mann in unserer Kleinstadt Geige spielen hören. Es war ein Genuß!

    LG
    Dabo
     
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  18. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Ich finde, das mit dem Studium sollte man nicht so hoch aufhängen. Ich behaupte mal frech, dass die wenigsten Studiengänge zu irgendeiner Berufsqualifizierung führen, und die, die es tun (Medizin, Rechtswissenschaften, Pharmazie und Lehramt) haben nur sehr wenig mit dem akademischen Ideal zu tun. Ein Studium befähigt zum selbstständigen, verantwortungsvollen und kritischen Arbeiten. Manchmal ist da eine fachbezogene Grundausbildung sehr hilfreich, wie in den MINT (Mathe Informatik Naturwissenschaften und Technik) aber hier gibt es schon sehr oft Verlagerungen zwischen dem was man beruflich tut und dem was man studiert hat. Eine meiner (Informatik) Absolventinnen arbeitete nach dem Studium z.B. erfolgreich als Broker an der Börse, ein anderer lernte das Handwerk eines Pferdedentisten und baute das sehr ertrag- und erfolgreich in eigener Selbstständigkeit aus.
    Umgekehrt gibt es viele Frisöre die mehr Geld verdienen als ich, weil sie gefragt sind und einen gut laufenden Betrieb haben - ohne Studium. Ich hatte auch mal eine promovierte Theologin als Sekretärin beschäftigt und sie war heilfroh mit der Anstellung, weil die deutlich besser dotiert war, als die halbe Stelle beim Bistum, ebenso einen promovierten Physiker als Techniker - er wollte nicht mehr befristet forschend in der ganzen Welt herumziehen sondern sesshaft werden.
    Bei meinen Kindern sehe ich das - sehr zu meinem Trost - so, dass ein Studium einfach ein Stück Reifeprozess in einer wichtigen und turbulenten Lebensphase ist. Nicht mehr und nicht weniger. Abgesehen von ein paar Ausnahmen vielleicht. Natürlich kann man nur dann viel davon mitnehmen, wenn man hochmotiviert ist, und das heißt, sich verwirklichen, zu den Besten, den Innovativsten etc gehören will. Aber man darf, wenn es vorbei ist, nicht den Kopf in den Sand stecken und jammern. Am Ende muss man seinen individuellen Weg suchen und finden. Ein Studium schafft keinen Anspruch auf eine gut dotierte Position im gesellschaftlichen Leben, allenfalls verbessert es die Chancen dazu.
    Viele Grüße Reiner
     
    Rick und Gast_13 gefällt das.
  19. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    +1
    Egal ob an der Uni oder neben dem Beruf. Spezialist ist derjenige der sich intensiv mit der Materie auseinandersetzt und darin aufgeht.

    LG
    Dabo
     
  20. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Wenn man nicht gerade an einer Musikschule arbeitet, der Direktor der Musikschule wechselt und alle rausschmeißt, die keinen geeigneten Abschluss vorweisen können unabhängig von deren musikalischen und pädagogischen Fähigkeiten. Alles schon passiert. In 'Schland schaut man allzugerne auf die doppelt gefalteten Zettel (aka Diplom) und gilt als Spezialist, wenn man so'n Zettel hat.

    Grüße
    Roland
     
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