Nichtüben - bringt das was?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von jogi_music, 2.November.2004.

  1. jogi_music

    jogi_music Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute,
    wie die Topicformulierung schon andeutet, interessiere
    ich mich für Eure Erfahrungen mit dem Nichtüben.

    Ich habe nämlich den Eindruck, dass gepflegtes Nichtüben,
    also das bewusste oder sich ergebende Pausieren, auch
    gut tut.

    Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Ist das nur
    subjektiv oder ist es trainingspsychologisch tatsächlich
    so, dass in manchen Situationen eine "Reifung durch
    Ruhe" stattfinden kann?

    Diesen EIndruck habe ich nämlich manchmal, besonders
    was den Ansatz angeht. Aktuell heute, und so entschloss
    ich mich zu diesem Posting. Klar: Manche werden das als
    bekloppt erachten... aber jede/r hat ja so seinen
    "Sprung", gell!?

    Liebe Grüße, Jogi :lol:
    PS: Das ist ein ernst gemeinter Beitrag.



     
  2. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Lieber eine Pause als zwanghaft weiterkommen. Da ist was dran. Sportler legen auch ab und zu eine Regenerationsphase ein.
     
  3. rbur

    rbur Mod

    Mal läuft's mal läuft's nicht. Das kann sich tagesweise ändern. Ich könnte aber nicht sagen, dass es besser läuft, wenn zwischen diesen beiden Tagen Pause ist.
    Im Zweifelsfalle hat mehr üben auch mehr Wirkung. Auch wenn es Leute gibt, die weniger üben als ich und trotzdem besser sind.
    Lieber jeden Tag eine Stunde üben, als nur zweimal in der Woche eine halbe!
     
  4. saxpeter

    saxpeter Ist fast schon zuhause hier

    Hallo jogi,

    im Sportbereich erreicht man den sogenannten Superkompensationseffekt durch gezielte Regeneration. Der Ansatz bedeutet Muskelarbeit, also müsste Regeneration auch hier von Vorteil sein. Regeneration bedeutet aber im Sport nicht unbedingt gar keine Belastung, sondern Belastungen in gezielt minimierten Bereichen. Beim Saxspielen wüßte ich nicht, wie man das Erreichen soll. Weniger Ansatz ist gleich wenig guter Ton. Darum kann ein oder zwei Tage weniger pro Woche üben evtl. mehr sein. Bei mir kommen die sowieso durch äußere Einflüsse und ich glaube sie nutzen.

    Gruß von der Ostsee
     
  5. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Jogi-Music
    Ja...also ich habe durch das "NICHTüben" auch schon gute Erfahrungen gemacht.
    Nehmen wir mal mein persönliches Beispiel : Staccatto-Noten.
    Mann...was habe ich da seinerzeit mit rumgekrampft......
    sie konnten garnicht Maschinengewehrschnell genug kommen......aber ich war immer frustriert...und dachte , Mensch , Deinen eigenen zum Ziel gesetzten Level erreichst Du nie......
    Bis ich dann nen Zahn gezogen bekam...sich das ganze auch noch herrlich entzuendet hat....und ich daher zwangslaeufig einige Wochen auf das Spielen verzichten musste.
    Tja...da war dann die Freude gross , als ich endlich mal wieder meine Hupe in die Hand nehmen konnte.....und lediglich mit der Hoffnung behaftet , dass das Ding ueberhaupt ein paar nette Töne von sich geben möge.....hat es sämtliche Staccattos fast wie von selbst gespielt....das war wie Weihnachten , Geburtstag und Ostern auf einmal. ;-)
    Also eine sog. " Kreative Pause" sei sie nun zwangsverordnet oder freiwillig kann oftmals viel weiterhelfen. Das merke ich auch bei schwierigen Stuecken....die können regelrecht nerven , wenn sie innerhalb der Band mal WIEDER nicht flutschen.......also legt man sie ein paar Wochen auf Eis...probt andere Songs...und schon gehen die Schwierigen fast wie von alleine.
    Vielleicht ist es nach einiger Zeit einfach ein eher unverkrampfteres Herangehen an die Sache...welches hilft....
    anstatt sich mit einem " Ich will aber ..." und " Das muss aber jetzt..." selbst auszubremsen.
    Grüße
    Benjahmin
     
  6. schwarzerwolf

    schwarzerwolf Ist fast schon zuhause hier

    Das mit dem Nichtüben geht mir auch so. Hin und wieder liegen schon mal ein oder sogar zwei Tage dazwischen, da ich arbeitsbedingt schon mal etwas lustlos bin. Danach habe ich schon mal das Gefühl, etwas ungezwungener an die Sache zu gehen nach dem Motto: erst mal wieder warmspielen und dem Ding ein paar Töne entlocken. Also mir hilft's öfter, wenn ich eine Pause einlege.
     
  7. SanDO

    SanDO Ist fast schon zuhause hier

    Also ..
    irgendwie musste ich feststellen, dass sich bei mir hier und da Blockaden aufbauen. Anstatt dann krampfhaft weiter zu machen, hab ich das Sax dann mal in die Ecke gestellt und nicht an die Wand geworfen. Nach 1-2 Tagen war die Blockade dann weg ..

    Bei mir hilft Nicht-Üben, wenn ich zuviel auf einmal will .. klingt zwar paradox, ist aber so. Doch länger als 2 Tage Pause wirken sich negativ auf den Ansatz aus .. und das führt dann wieder zu Frust... na ja.

    Jedenfalls gibbet da eine psychologische Erklärung für ... hab ich mal irgendwo gelesen und werd's morgen auch mal nachschlagen und hier preisgeben, wenn ich's finde .. Welche Freud, dass die Psychologie-Seminare doch nicht vergebens waren .. ;-)

    Kurz: Das Gehirn arbeitet weiter, sortiert, analysiert etc, auch wenn man die Praxis ruhen lässt .. und in Übepausen gibts ja auch noch genug Theorie zum angucken, manchmal sogar mit Bildchen, gell? ;-)

    Lieben Gruß,
    Sandra
     
  8. Saxmachine

    Saxmachine Nicht zu schüchtern zum Reden

    Naja also wenn ich mal (krankheitsbedingt) mein Horn 2 Tage lang weglegen muss, dann möchte ich es am danach wenn ich wieder spielen kann am liebsten in die Ecke pfeffern, da ich dann eine ganze Zeit lang wieder spielen muss um meinen Sound zu erreichen! Besser ist es nicht einen TAG zu pausieren, sondern wenn man nicht weiterkommt mal 1 Stunde oder so das Horn weglegen...dann aber wieder ran. Auch schwierige Passagen beherrscht man schließlich erst wenn man sie auch nach einer Pause spielen kann! Also lieber mehrmals am Tag seine Stündchen spielen wenn man nicht "weiterkommt" oder einfach etwas lockeres jammen, das hilft auch gut!

    --
    It´s a hard live, that´s why i play the Blues
     
  9. maecki

    maecki Schaut nur mal vorbei

    ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass wenn ich lange dasselbe 'verbissen' versuche hinzukriegen (einen bestimmten Lauf oder Flageolet-Töne oder Improvisation über eine Skala oder ...), dass ich das nicht hinbekomme. Wenn ich das Problem dann etwas liegenlasse, klappts nach ein paar Tagen und ein bisschen Warmspielen auf Anhieb.

    Ich denke, das liegt zum einen am Unterbewusstsein, das auch ohne direkte Beschäftigung mit dem Thema weiterarbeitet, und zum zweiten an der Erschöpfung, bis zu der man ursprünglich versucht hat, etwas zustande zu bringen.

    Aber ohne die Intensität und damit den 'Erschöpfungszustand' der ursprünglichen Beschäftigung kann das trotzdem nicht klappen, nur erntet man die Früchte halt nicht sofort.


    Gruß
    Mäcki
     
  10. saxclamus

    saxclamus Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    Weniger Belastung beim Saxspielen bedeutet für mich, intensiv geübte Stücke mal ne Zeit lang liegen zu lassen, einfach irgendwelche Noten rauszukramen und ( oder auch ohne Noten ) drauflos zu spielen, auf richtigen Ansatz und guten Ton zu achten, aber alle anderen Parameter, die wirkliches Üben oft so anstrengend machen, für den Augenblick außer acht zu lassen.
    Die Bemerkungen der anderen über den Vorteil zeitweiligen Pausierens oder temporären Herunterschraubens der eigenen Ansprüche kann ich nur unterstützen.

    mfg

    saxclamus
     
  11. NorbertS

    NorbertS Ist fast schon zuhause hier

    Moin Jogi


    Wie schon angesprochen, mal gehts, mal gehts nicht und
    gewisse Dinge müssen einfach gepflegt reifen.
    Ganz gleich ob das jetzt eine Rhythmische Geschichte oder
    einfach nur eine Phrase ist, die nicht und nicht funktionieren
    will.
    Dezent beiseite legen und woanders weitermachen, allerdings
    nicht ruhen und zu einem späteren Zeitpunkt
    diese Geschichte nochmal angehen.
    Mir geht es oft so daß sie dann scheinbar von selbst,
    geht oder scheinbar um vieles leichter.

    Ich hab das Gefühl. daß das im Kopf reifen und fertig gedacht werden muss,
    bis es dann funktioniert.

    Man ( Frau ) ist ja auch nicht jeden Tag gleich gut drauf
    und vieles geht nach einem stressigen tag nicht so gut,
    obwohl ich es als eine Art von Entspannung sehe,
    mich nach der Arbeit mit irgend einer Form des musizierens
    zu beschäftigen.
    Gehts mir mal nicht gut nehm ich ein Instrument, zupfe
    klimpere, oder wie es in letzter Zeit passiert,
    blase vor mich hin, nix bestimmtes , einfach nur den
    Gefühlen freien Lauf lassen..........................
    Ernsthaft geübt oder geprobt wird dann das nächste mal
    wieder.
    Ist so etwas wie eine Art Dampf abzulassen


    CU

    norbert
     
  12. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Nu aber, was jetzt? Man/fra oder Mann/Frau? Sonst wirkt es wie Fotograph oder Photograf oder Fotograf oder Photograph nur mal so am Rande;-)

    Das Gehirn braucht für seine Prozesse Zeit. Dazu zählt der Schlaf und die Abwechslung, also die entspannte Beschäftigung mit anderen Dingen. Vermutlich wird dadurch die Information umso vernetzter im Cortex abgelegt.

    Wichtig ist auch, die Übungen langsam und dennoch höchst konzentriert gedanklich und dabei möglichst ohne Fehler durchzuspielen. Dann "setzt" sich die Information wie von selbst. (Typisches Beispiel: Fahrschule, Kupplung kommen lassen, ...)

    Jedenfalls ist das eine sehr effiziente Methode des Lernens.
     
  13. NorbertS

    NorbertS Ist fast schon zuhause hier

    Hi Dellcous


    Ein Lehrer sagte zu mir mal nur wer langsam übt, übt schnell,
    langsam und Tempo langsam steigern und so die
    Geschichte nach und nach verarbeiten.

    Ging es mal nicht so gut, wurde in eine andere
    Richtung abgelenkt, die aber wie sich danach rausstellte
    vorbereitend auf diese Geschichte wirkte.
    Ich würde es heute Perspektivenwechsel nennen.


    CU

    Norbert
     
  14. Upfmusic

    Upfmusic Kann einfach nicht wegbleiben

    Prinzipiell bringt "nicht-üben" niemanden weiter. Allerdings gibt es Situationen in denen es besser ist nicht weiter zu üben. zB. Wenn die Konzentration nachläßt und man Gefahr läuft sich etwas falsch einzuüben. Oder wenn man anfängt beim Ansatz zu "beißen", weil die Kraft nachläßt.
    Also "nicht-Üben" im Sinnnnne von "Fehler-anüben-vermeiden" macht Sinn.
     
  15. Steffen

    Steffen Schaut öfter mal vorbei

    Meine persönliche Erfahrung ist, daß Übungspausen durchaus wichtig sind. Müßiggang von Zeit zu Zeit erscheint mir notwendig, denn hierbei können verschiedene Erfahrungen vom Gehirn sortiert werden. Ständiges Üben mag zwar bestimmte Abläufe trainieren, für einen spielerischen Umgang mit einem Instrument gehört aber mehr. - Ich möchte das mal als "innere Verbundenheit" mit dem Instrument bezeichnen. Hierfür ist einfach Zeit notwendig, um Eindrücke zu verarbeiten und zu verinnerlichen.

    Zu üben, nur um ein vermeintlich notwendiges Übungspensum zu erfüllen, halte ich für sinnlos.
     
  16. Gine

    Gine Ist fast schon zuhause hier

    Für mich ist da auch noch ein anderer Aspekt wichtig: Wenn ich etwas jeden Tag über einen langen Zeitraum tun will, muss ich mich manchmal in der Übungsdauer ausbremsen, damit ichs auch wirklich durchgehend mache. Da ich erst abends übe und mich um eine Gewisse Konzentration bemühe, ist das vergleichbar mit Überstunden (der Spass ist etwas anders). Ich kann über einen realtiv langen Zeitraum von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr abends arbeiten, mit 2 - 3 kurzen Pausen. Was ich aber gar nicht kann ist einen Tag bis 22 Uhr und den nächsten dann wider bis 20 Uhr. Also zumindest nicht auf Dauer. Als über ich jeden Tag 60 Minuten und höre dann auch auf. Dabei mache ich maximal einen Abend Pause.

    Gruß
    Gine
     
  17. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Dieser Begriff von Üben ist mir zu eindimensional.
    Es gab mal einen Mann, der hat 7 Jahre in Kriegsgefangenschaft gesessen. Er hat jeden Tag im Kopf seinen heimischen Golfplatz durchgespielt. Als er wieder zu Hause war spielte er viel besser Golf als vorher.
    Ich denke auch bestimmte Erlebnisse nicht saxophonistischer Natur können sich so auswirken, dass das Spiel besser wird.
    Sicher ersetzt das nicht das regelmäßige Üben.
     
  18. Earl

    Earl Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    üben ist nicht immer mit dem Instrument verbunden, wie das Beispiel vom Golfplatz ja zeigt. Man kann sich in der Zeit, in der die Finger dem Kopf nicht mehr folgen oder umgekehrt, auch weiter mit seinem Spiel beschäftigen, beispielsweise durch analytisches Hören.

    Ich weiß nur nicht, ob man hier wirklich von "Nichtüben" sprechen kann, denn eigentlich geht es um sinnvolle Pausen.
    Da das Gehirn nur eine gewisse Aufnahmefähigkeit hat, ist ein regelmäßiger Überhythmus im Schulstundenprinzip (45min Schaffen, viertel Stunde Pause ...) sicherlich nicht der schlechteste Weg und im Endeffekt vielleicht sogar effektiver als 4 Stunden üben und dann zwei Tage das Horn in die Ecke zu werfen.

    :)

    Viele Grüße aus dem Westerwald
     
  19. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @MatthiAS....
    herrliches Beispiel...mit dem Golfplatz.... ;-)
    Ich habe mal ganz unbewusst im Zug mit den Fingern auf ner Colaflasche herumgezappelt.........
    Der Typ mir gegenüber meinte dann irgendwann: Du hast gerade auf nem Saxophon diesen Song gespielt ( den Titel erspare ich mir hier mal *gg* ).....
    Tja...er war absoluter Profi.....und hat meine unbewussten Griffe erkannt.....und mir das auch klar gemacht......seitdem konnte ich das Stück....woran ich Wochenlang herumgeknuspert hatte. Also auch unbewusstes Üben oder Abstraktes Solches kann zum Erfolg führen........wenn man es denn im Nachinnein wieder abrufen kann.
    Grüße
    Benjahmin
     
  20. jogi_music

    jogi_music Ist fast schon zuhause hier

    Hi Leute!
    Ich finde es großartig, was sich aus manchen Threads
    entwickelt. Besonders dieser ist für mich sehr positiv
    überraschend verlaufen... denn anscheinend ist da schon
    "was dran" *FREU*.
    Liebe Grüße, Jogi
     
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