Nochmal die Sache mit der Gage

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von 47tmb, 5.Oktober.2015.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich finde die Abgrenzung zwischen Profi und Amateur ebenfalls schwierig.
    Einige Beispiele: Art Themen https://en.wikipedia.org/wiki/Art_Themen ist ein Urgestein der britischen Jazzszene. Mehrfacher Gewinner der Britisch Jazz Awards, jahrelang Mitglied in Stan Tracey's Bands (Stan Tracey ist einer der bedeutendsten Musiker des britischen Jazz), letztens war ein Konzert mit der BBC Big Band, wo er der Gastsolist war - nur war Art Themen dummerweise auch Unfallchirurg, hat somit eindeutig den Großteil seines Einkommens nicht mit Musik verdient - macht ihn das nun zum Amateur? Art hätte übrigens nie einen Gig für lau gespielt.
    Karen Sharp ist ebenfalls ein Name, der aus der briischen Jazzszene nicht wegzudenken ist, sie ist ebenfalls mehrfache Preisträgerin der Jazz Awards und ein beliebter Name im Festival-Circuit, allerdings hat sie inzwischen genug von brotlosen Jazzgigs und gerade ihr Musiktherapiestudium abgeschlossen. Ist sie jetzt Ex-Profi?
    Ich würde mich, was die Einkommenssituation und die Auftrittsfrequenz betrifft, sicher nicht als Profi bezeichnen, allerdings bin ich sehr stolz darauf, schon für die BBC Big Band und ähnliche Jobs gefragt worden zu sein, und das ist kein einfacher Gig, also gewisse Voraussetzungen braucht es schon. Nepotismus allein kann's nicht sein, hoffe ich mal.
    Demnach wären mein Mann und viele andere ebenfalls kein Profis, und da wird es dann völlig absurd. Die "musikalische Vollausbildung" hat Dave lieber auf Tour mit Johnny Dankworth's Band absolviert, nachdem er schnell festgestellt hatte, dass er (zur damaligen Zeit) an der Uni nichts lernen konnte, was ihn als "performing musician" irgendwie weitergebracht hätte.

    LG Juju
     
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  2. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ist ja alles morgen kein proplem. Da verbietem uns christliche fundamentalisten öffentliches musizieren und tanzen. Egal ob profi oder amateur. In Frankfurt haben die clubs aber offen.
     
  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Vielleicht sollten wir den Begriff Amateur und Profi so gar nicht gebrauchen. Vielleicht geht es gar nicht um Amateur und Profi, sondern generell eher um die Qualität?
    Ich spiele selber mit einigen Amateuren zusammen, die musikalisch echt gut sind und wo ich gar drauf verzichten wollen würde mit denen zusammen zu spielen.

    Warum wird aber auf gute Qualität zu einem fairen Preis immer häufiger verzichtet und lieber billiger eingekauft und man macht Abstriche bei der Qualität? Ist das Geld wirklich nicht mehr da?
    Warum versucht (nur mal ein Beispiel) eine mittelmässige Soulkombo hartnäckig an Firmenauftritte ranzukommen, zu einem echt extrem niedrigem Preis und versteuert aber nicht mal die Auftritte? (Ich habe da abgelehnt Aushilfe zu machen).

    LG Saxhornet
     
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  4. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ja, genau. Da verkackt unsere Gesellschaft auf voller Breite. Es gibt zwar immer wieder löbliche Ausnahmen, aber
    - Musikunterricht in Schulen ist zum Abgewöhnen
    - Deutschunterricht kann dauerhaft den Spaß an anspruchsvoller Literatur nehmen (Oh, ja, da gab's grausame Dinge!)
    - Sportunterricht kann den Spaß am Sport nehmen
    usw.

    Mir fällt wieder 'Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten' ein, da ging es ja auch um den Gedanken der 'Qualität'.

    Grüße
    Roland
     
  5. Marko74

    Marko74 Ist fast schon zuhause hier

    Tenor des Publikums war dann bestimmt:
    ,,Na der ,,Trompeter,, harmoniert ja überhaupt nicht mit dem Gitarristen. Und so was will Profi sein,,

    :)
     
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  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ne, ich konnte mit den Ohren sofort folgen, hatte insofern keine Probleme und das Publikum war voll des Lobes und wollte nicht glauben, daß wir noch nie miteinander gespielt haben. Ich persönlich hatte keinen Spaß beim Spielen, Timing war schlimm von der Begleitung (schwammig), es war langweilig für mich, keinerlei Interaktion auf die er einging immer die gleichen Harmonien. Ich hoffte nur inständig daß ich nicht noch ein Titel mit dem spielen muss. Aber es war halt kein Blues wie abgesprochen (dabei durfte er noch die Tonart wählen und sogar die hat er nicht getroffen).

    LG Saxhornet
     
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  7. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Um noch etwas Öl ins Feuer zu gießen:



    Grüße
    Roland
     
  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    1. Weil wir über Werbung, soziale Zwänge und persönliches Ego nicht mehr zu weniger, aber qualitativ besser tendieren, sondern zu immer mehr, Qualität egal.
    2. Weil wir im allgemeinen keine Qualität mehr beurteilen können/wollen.

    Punkt 1 triff z.B für Lebensmittel zu, für den All-in Urlaub, für.....entweder gibt es Rabatte oder weg
    Punkt 2: wenn das Publikume nicht mal hört, dass Dein mitspieler keine ahnung hatte, dann reicht die Qualität der Masse doch.

    Du bedienst mit Deiner Qualität einen Markt, den es nicht mehr gibt! Du bist überflüssig und dafür zahlt keiner. Mukke kommt aus dem netz für Lau, der Massenramsch reicht. Leute, seht es ein und zieht Eure Konsequenzen!
     
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  9. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Werbung => versuche ich zu ignorieren, weil sie mir auf den Sack geht, also: kein Fernsehen, Werbeblocker an, im Radio läuft meistens WDR5
    soziale Zwänge => habe ich wenige, insbesondere ist mir der Massengeschmack meistens einfach egal
    persönliches Ego => ich kaufe Sachen nicht direkt fürs Ego oder um damit zu prahlen, sondern, weil ich Spaß daran hab; ich bin kein 'toller Hecht', weil ich Gegenstand XYZ besitze

    Aber ich bin damit in der Minderheit. Aber leben tut es sich hervorragend damit. Ich bin kein Soziopath, aber war immer der Meinung: wenn ABC blöd ist, dann ist es das auch, wenn alle ABC machen. Schwach ausgeprägtes Nachahmungsverhalten, ein autistischer Zug und nicht mein einziger.

    Grüße
    Roland
     
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  10. Maksutov

    Maksutov Nicht zu schüchtern zum Reden

    Andreas, genau so war es gemeint
    Hier kommen wir zusammen, das Distinktionsmerkmal liegt in der Qualität, nicht (nur) in der Ausbildung und/oder der Art der Einkommenserzielung.

    Und ja, es ist ein "Dummes Problem" und damit genau das, was ich mit "....das ist eben das Leben" meinte.
     
  11. Ginos

    Ginos Strebt nach Höherem

    Hi,
    bei Helge Schneider wäre ich mir aber nicht so sicher :)



    Sax zum Gruß
     
  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Fun Fact:

    Ich habe Helge Schneider noch nicht auf der Bühne gesehen.
    Aber Helge Schneider hat mich auf der Bühne gesehen.
    :)

    Grüße
    Roland
     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Geht mir ähnlich. Helge hatte die Moderation irgend wo, wo wir spielten. Er kam vorher in die Garderobe und wir sinnierten darüber, wie er uns gescheit ansagen könnte. Dann hatte er eine Idee, ging auf die Bühne und sagte "Aas Vitalis!". Jo, war alles.
    Dann kam er wieder nach hinten und sagte im Vorbeigehen: "200 Euro!".

    Na gut, er hatte noch drei Moderationen vor sich.

    So funktioniert das mit dem Alleinstellungsmerkmal.
     
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  14. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ein sehr guter Profipianist fragte mich einst, ob ich ihm kurzfristig aushelfen könnte.
    War ein Jazzabend mit Standards, anderthalb Stunden.

    Sein Wunschsaxophonist, ebenfalls Profi, sagte ihm zwei Tage vorher, dass er er keine Lust habe.
    Er habe beschlossen, dass er ab sofort morgens erst ab 400 Euro pro Nase und pro Gig aufstehen würde.

    Mir war ein bisschen mulmig, aber es war ein sehr gelungener Abend.
    Die Profikollegen waren sehr nett und haben sich auch nicht über mich beklagt.

    Vor allem kam ich durch diese Connection schon zu ein paar weiteren Gigs.

    Neulich traf ich den Pianisten wieder und fragte, was denn sein Stamm-Saxophonist so mache.
    "Ehemaliger Stamm-Saxophonist" meinte er, und dann ganz trocken: "Der steht morgens immer noch nicht auf." ;)

    Lg
    Mike
     
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  15. buffet

    buffet Nicht zu schüchtern zum Reden

    Puh, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Da ich kopfschüttelnd in eine Art Schockstarre verfallen sein muss, habe ich mir das Video bis zum Schluss angesehen. Und ich muss sagen: was der Gitarrist ab 3:56 bringt, ist schon irgendwie crazy. Die Gitarristen, mit denen ich zu tun hatte, machen so etwas nie...
     
  16. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Die Gitarristen, die ich kenne, haben auch ein Kabel in der E-Klampfe. :)

    Das war damals (50er) ja mal Jugendkultur und Rebellion. Packt man für die Zielgruppe von Captain Cook wieder raus.

    Grüße
    Roland
     
  17. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Wobei die Zielgruppe von Cpt. Cook zwanzig Jahre jünger ist als die damaligen Rebellen.
     
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  18. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Egal welche Zielgruppe:
    DAS ist schrecklich!
     
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  19. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Wer in seinem Musikverein nicht Abba Gold oder Cream of Clapton spielt, der werfe den ersten Stein!
     
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  20. saxhornet

    saxhornet Experte


    Ja sowas gibt es, ist aber generell eher nicht der Standard. Ich kenne mehr Musiker, die auch für 75-150 Euro bereit sind 4-5 h zu spielen, als gar nicht zu spielen.

    LG Saxhornet
     
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