Notations-Konventionen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Claus, 10.November.2018.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Die Frage mag jetzt seltsam klingen, ist aber ernst gemeint:

    In einer Bigband-Notation findet sich eine Ganze Note mit einer angebundenen Sechzentel im nächsten Takt (der Rest dieses zweiten Takts ist Pause).

    Wie lang spielt man diese Konstruktion?
     
  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Vielleicht ist nur in dieser Stimme eine Tonwiederholung, die anderen im Satz haben eine andere Note?
    Oder ist's unisono?
     
  3. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Unisono. Es geht nur um die Länge.
     
  4. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Vielleicht ist einfach gemeint, dass der Takt wirklich ganz gespielt werden soll.
     
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  5. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Bis zur nächsten Eins drüber halten, aber dann nicht drauf sitzen bleiben.
    Das ist schon ein Haltebogen, also die 16tel am gleichen Ton?
     
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  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Da braucht es die 1/16 aber nicht, es sei denn der Arrangeur hätte kein Vertrauen in die Musiker. Über die 1, wenn schon.
     
  7. a.g.

    a.g. Ist fast schon zuhause hier

    So wie sie da steht. Eine 16tel auf die Eins. Wenn eine 16tel Pause wäre und dann drei weitere 16tel Noten folgen ist es doch auch klar. Oder?

    Herzliche Grüße

    Andreas
     
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  8. Dsharlz

    Dsharlz Ist fast schon zuhause hier

    Tach Claus,

    mir sind beide Varianten bekannt:
    1. eine ganze Note in Takt 1 - dann nichts mehr
    2. die von dir geschildete Situation - ich kenn das als "Sicherheitsvariante" des Arrangeurs, damit die Note
    (vom ganzen Satz) wirklich bis zur 1 gehalten wird und nicht vorher i-wie ausfranst,
    is so was ähnliches wie ein Vorzeichen in Klammer - just to be safe :)

    zur Frage: mein Vorschlag: Zungenstop auf der 1 im 2. Takt, dann hören alle, die das haben, gemeinsam auf
    ganztaktige Grüsse
    Dsharlz
     
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  9. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Der is gut ;-)
    Paco
     
  10. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Genau so hat uns das gestern ein sehr Bigband-erfahrener Dozent in einem Workshop erklärt. Das sei eine unter Arrangeuren durchaus gebräuchliche Konvention, die anzeigen soll, dass die Note wirklich bis zur 1 (aber nicht darüber hinaus) ausgehalten wird.

    Das kannte ich bislang nicht.

    Wobei @Ton Scott natürlich Recht hat: eigentlich wäre es überflüssig, wenn man den Musikern vertraut.
     
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  11. SweetSugarBaby

    SweetSugarBaby Kann einfach nicht wegbleiben

    Kenne ich auch so (sicherstellen, wann der Ton beendet wird). Wobei ich das weniger mit fehlendem "Vertrauen" beschreiben würde, sondern als genauere Definition des Tonendes.
     
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  12. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Fehlendes Vertrauen?
    Eher die empirische Erkenntnis, dass 20% (oder so...) gegen Ende einer ganzen Nöte "abkackt", weil vorher falsch geatmet.
    Unter Profis vllt weniger, im Amateurbereich kenne ich das.
     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Genau: Ist tatsächlich so, das dem genauen Ende der Note wenig Aufmerksamkeit gegönnt wird. Auch Halbe bzw. punktierte Halbe werden gerne viel zu früh abgebrochen.
     
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  14. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Im Zweifel hat doch der Diri dazu eine Meinung. Wichtig ist, dass das dann alle gleich spielen.
     
  15. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Klar, aber das mindert ja meine Neugier nicht, wie so etwas üblicherweise interpretiert wird.
     
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  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Normalerweise ist die Regel so:
    Folgt auf eine Phrase (4- 8- taktig was immer) eine Pause, wird die letzte Note zum vollen Wert ausgehalten - d.h. eine ganze Note bis zur 1 des nächsten Taktes (weil ja in der Pause Luft geholt werden kann).
    Geht es direkt weiter, wird eine lange Note bis zur 4 gehalten (auch wenn dort eine ganze Note steht).
    Zumindestens hab ich das so gelernt (Screenshots aus "Reading Jazz" von Jaques Rizzo.)

    Screenshot 2018-11-11 11.25.15.png Screenshot 2018-11-11 11.25.37.png

    Grüßle, Ton
     
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  17. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  18. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Gutes Beispiel, lieber @Ton Scott. Wenn in einer Bigband zwischen den Musikern keine Einigkeit besteht, wie Punktierungen interpretiert werden, wie lang exakt die punktierte Note ausgehalten wird etc., wird sich das Ergebnis anhören wie ein Dieselmotor mit "entspannter" Steuerkette: es nagelt und klappert ohne Ende. Der Dirigent ist dafür verantwortlich, in der Erarbeitung solcher Details für das gute Ergebnis zu sorgen, ein Problem nur, wenn die Musiker es bis nach der Mittagspause eh wieder vergessen haben und ihren üblichen Stiefel spielen.
    Allein die Geläufigkeit, Akzente auf der 4 in Takt 5 oben wirklich zu beachten und auszuspielen (TAHT und nicht TAH), führt noch nicht unbedingt zum perfekten Zusammenspiel. Ein interessanter Versuch wäre, diesen Takt 5 von 50 verschiedenen Bläsern aufnehmen zu lassen und von Audio zu Midi zu übertragen. Midi löst ja zeitlich so fein auf, dass je nach gewählter Zeiteinheit (z.B. 16tel Note) rein theoretisch für die letzte Sechzehntel der 4 in Takt 5 eine Auflösung von 0-239 (!) bleibt. Ich glaube, dass da bei den 50 Kandidaten von "TAHT" alles zwischen ca. 80 und 200 vertreten wäre.
    Ein guter Dirigent bzw. Arrangeur wird natürlich diese Auflösung nicht fühlen, aber er weiß genau, wie "dramatisch" er sich das Abstoßen des "TAHT" wünscht. Es gibt auf Youtube ja unzählig viele Videos über Erarbeitung von Literatur mit Orchestern aller Art, und dort erlebt man immer wieder diesen "Kampf" um die Hochauflösung. In diesem Sinne glaube ich auch, dass der Arrangeur mit der übergebundenen 16tel dafür sorgen wollte, dass sich niemand irgendwo nach Erreichen der 4 vom Acker macht.

    Hier ein "amüsantes" Beispiel mit einem Disput zwischen Lenny Bernstein und José Carreras bei den Proben zu "West Side Story". Bernstein sagt nach dem ersten Abbruch zu Carreras: "Du bist zu weit vorn. Wenn du auf die Noten schaust, machst du es falsch. Schau auf mich." Noch Fragen?



    Ich durfte eine Probe der WDR Bigband mit Maria Schneider miterleben, in der Details vom Weg vom Notenbild bis hin zur finalen Interpretation so fein von Maria Schneider aufgelöst und kommuniziert wurden, dass sogar diese erfahrenen Spitzenmusiker in die Nervzone kamen. In einer Pause fiel dann auch im Gespräch unter den Musikern das Wort "Vertrauen zwischen Arrangeur bzw. Dirigent und Musiker".
     
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  19. Rick

    Rick Experte

    Richtig. Und es geht auch nicht unbedingt um "fehlendes Vertrauen", sondern in dem Fall ist die rhythmische Wirkung des exakt beendeten Tons dem Arrangeur einfach wichtig.
    Deshalb steht oft (z. B. bei Soul, Funk usw.) noch ein Punkt oder Akzent auf dem angehängten Sechzehntel: Betont beenden.
     
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  20. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Vielen Dank für die erhellenden Beiträge!

    Gibt es denn noch mehr solcher Konventionen, die man kennen müsste?
     
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