Obertöne hören

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von kindofblue, 13.August.2025.

  1. scenarnick

    scenarnick Admin

    Da Du das erwähnst, ich hatte gestern noch einen weiteren Text geschrieben, den dann aber wieder gelöscht.

    Für mich und meine Wahrnehmung macht es einen deutlichen Unterschied, Obertöne eines Klangs zu hören, die harmonisch oder disharmonisch zum Grundton sind, oder eben wie hier verschiedene Obertöne auf ein und demselben Grundton. Die Wahrnehmung des (gleich bleibenden) Grundtons mit verschiedenen Formanten ist für mich persönlich ganz anders als die Wahrnehmung von Obertönen der Klangfarbe oder Intonation eines Instruments, bei dem der Grundton variiert.

    Trotzdem bin ich bei Dir, dass man diese Fähigkeiten ausbauen kann und sollte. Der HP hat mir geholfen und jetzt kann ich ihn schrittweise wieder abstellen. Insofern stehe ich zu meinem Experiment :)
     
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  2. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ja, sorry dafür! :)
    Ich bin auch so begeistert davon und möchte das unbedingt lernen. Ich glaube auch, dass sich dann viel diskutieren über voicing beim Instrument erübrigt. Hat jemand Erfahrung damit und kann obertonsingen?
     
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  3. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Ja, da bin ich bei Dir,
    das ist aber spannend, wie gerade Sänger das handeln, gute Primadonnen, die den Saal füllen, spielen gern mit den Formanten,
    gerade für die interpretatorische Gestaltung einer Arie nutzen die das immer super.
    Das kannst am Blasgerät genauso umsetzen.
    Auf Saiteninstrumenten ist das nicht so einfach herauszuarbeiten,
    das Ganze ist schon finetuning.

    ganz sicher, mit Voicings kannst nicht alle Kastanien aus dem Feuer holen,
    das Spiel mit dem Formanten ist super Interpretation.
    Ich weiß nicht, ob explizit aber jetzt Obertongesang Dich da weiterbringt.
    Ich selbst kann das nicht gut, eher vernachlässigbar,
    es gibt aber viel davon zu hören, das macht mehr Laune, sich da einzuhören und dann am Instrument zu versuchen, anzuwenden,
    bzw. beim eigenen Spiel da drauf zu hören und zu versuchen, das zu gestalten, zu experimentieren und dann gezielt das mit anzuwenden.
    Es ist ja nicht so, dass es keine OT gibt beim Spiel. Die sind immer da, aber ich kann versuchen, die prägnanter darzustellen.

    Paco
     
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  4. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Voicing: Das was man beim Saxophon machen kann um den Ton klangmäßig/intonatorisch zu ändern (oder auch nicht, da gehen die Meinungen auseinander).
    Voicings: Wie ein Harmonieinstrument die Akkorde legt.

    Klugscheißmodus off
     
  5. Loppi

    Loppi Kann einfach nicht wegbleiben

    Es gibt Studien welche untersuchen, warum wir gewisse Sängerinnen und Sänger über den gefüllten Orchestergraben besser oder schlechter hören. Unser Gehirn gaukelt uns vor, dass wir die Grundtöne der Melodie hören, aber ein Großteil der Melodie wird vom Gehirn aufgrund der Obertöne rekonstruiert (Obertöne, welche nicht vom Orchester übertönt werden). Und „obertonreiche“ Stimmen kommen besser rüber.
     
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  6. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Ja, ist bekannt.
    das weiß ich nicht, muss ich mich schlau machen drüber, oder Du lieferst bitte den Approach für
    das würde ich nicht so pauschalisieren.
    Wie wird man(n)/frau denn Obertonreicher?
    Indem ich durch Technik lerne, die Formanten gezielt einzusetzen, mit dem OT-Spektrum zu spielen.
    Mag sein, dass es "Naturtalente" da gibt und mit Sicherheit Menschen, die das fleißig lernen und üben und dann mit Erfolg einsetzen.
     
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  7. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Klar, siehe jede Bosebox für daheim mit Bassreflex 2,5-Zöllern, und obwohl es technisch nicht möglich ist, hörst du den Bass!
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Nein, da wird nichts rekonstruiert. Das ist die alte Meinung, dass das Gehirn aus den Obertönen einen Basston rekonstruiert, der in der Grundschwingung gar nicht übertragen wird.
    Dass wir Basstöne selbst im Telefon wahrnehmen, die frequenzmäßig gar nicht übertragen werden, hat meines Erachtens einen anderen Grund:

    Nehmen wir an, es spielt jemand einen Ton von 110 Hz. Die Frequenz wird nicht vom Telefon übertragen. Nehmen wir weiter an, der gespielte Ton hat nur 4 Obertöne, sprich 5 Teiltöne (bei Teiltönen zählt der die Grundschwingung mit). Erzeugt wird also ein Grundton von 110 Hz und den Obertönen auf 220, 330, 440, und 550 Hz. Nehmen wir weiter an, das Telefon würde nur Wellen ab 400 Hz aufwärts übertragen, so würden wir eine Mischung aus 440 und 550 Hz hören.

    Die beiden Schwingungen sind hier oben zu sehen und darunter die rein rechnerische Addition der beiden Wellen. Das Gehirn setzt hier gar nichts zusammen, wir hören tatsächlich die Grundfrequenz von 110 Hz, denn die ergibt sich aus der Addition der beiden Obertonwellen. Man sieht hier direkt, dass die entstehende Welle, also die Länge eines Zyklus, bis sich das Wellenmuster wiederholt, vier- bzw. fünfmal länger ist als die Wellen der beiden Obertöne.



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  9. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Das ist sehr schön anschaulich! Dann muss man es vielleicht anders formulieren. Das Gehirn empfängt über diesen Mechanismus den zugrundeliegenden Basston und blendet automatisch die wahrgenommenen Obertöne in den Hintergrund. Odr?
     
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  10. Loppi

    Loppi Kann einfach nicht wegbleiben

    das hat mir vor Jahren ein Gesangslehrer gegeben, leider finde ich den Artikel nicht mehr (Forscher beim französischen CNRS)

    Das ist stimmt natürlich, wenn ich mich recht entsinne, war ein beträchtlicher Teil jedoch unser Hirn weil die (durch Überlagerung der Obertöne entstandene) Grundschwingung vom Orchester übertönt wird.
     
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  11. Loppi

    Loppi Kann einfach nicht wegbleiben

    eine schnelle Suche findet im Scientific American eine kurze Beschreibung, da fehlt allerdings der Teil dass wir ja den Grundton „hören“ obwohl der vom Orchester übertönt wird …

    https://www.scientificamerican.com/... is to maximize,acoustics in speech and music.
     
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  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

  13. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Ende der 80er habe ich mir eine CD von Michael Vetter beim Verlag 2001 gekauft, da ich die Beschreibung im Katalog so faszinierend fand. Klar, den E-BAss über Flageolets stimmen war gängig und bekannt, aber damit singen, war nochmal eine ganz andere Hausnummer. Mangels YT und anderer Medien, habe ich es einfach versucht. Du singst sanft einen tiefen Ton, mit definiertem Anfang, z.B. "Mooo" und veränderst Lippen- und Rachenstellung, bis die Oberstöne herausspringen. Dies gelingt z.B. wenn du auf dem tiefen "Mooo" ein die Rachenstellung in ein "I" oder "E" schiebst. Irgendwann fängt es an zu klingen und dann ist der nächste Schritt den Oberton weiter herauszufiltern und "lauter" als das "Mooo" zu bekommen. Ideale Übungsumgebung ist ein Raum mit etwas Hall, wie. z.B Badezimmer je nach Mut auch Treppenhaus ideal. Erst dachte ich mir, ich höre das nur allein, aber habe dann Freund gebeten zuzuhören und ja, sie konnten es auch hören. Das hat schon etwas sehr Spirituelles.

    Es lohnt sich mal nach Michael Vetter oder auch Christian Bollmanns Obertonchor zu suchen.

    Die Inuit machen traditionell Ähnliches, indem sie sich gegenseitig in den Mundraum singen und die zweite Person mit ihrem Rachen andere Vokale singen, das nennt sich "Throat Singing"
     
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  14. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

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  15. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Voicing2: wie ein Harmonieinstrument einen Akkord legt ;-)

    Klugscheißermodus off
     
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