Profi werden, Profi sein

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 30.November.2014.

  1. Marko1974

    Marko1974 Kann einfach nicht wegbleiben

    So habe ich bis vor wenigen Jahren auch noch gedacht.
    Ist man aber erst mal in dieser Situation, dann ist Plan B schnell erstellt. ;-)
     
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Wo gibt es heute noch Garantien? Oder Sicherheit?

    Ist das schlimm? Nein!

    Wenn jemand Musiker werden will, von ganzem Herzen, soll er es machen.

    Lieber mit Leidenschaft seine Berufung finden, als in einem vermeintlichen sicheren Beruf zu leiden.

    Ich habe immer das getan. wovon ich überzeugt war. Habe viele Jahre sauviel Geld verdient. Jetzt ist anders....auch gut....:)

    Ein Grund zum Beschweren? Nein, mein Leben....es gibt keine Garantien...
    auch keinen Anspruch, dass das die Gesellschaft schon richten wird.

    Also, macht das, wo euer Herzblut dran hängt. Garantien gibt es eh nicht.

    Es gibt gute Zeiten. es gibt schlechte Zeiten. Zu glauben man könnte nur auf die guten Zeiten spekulieren ist ein Irrtum....

    CzG

    Dreas

     
  3. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Andreas, es geht gar nicht (nur) ums Geld.

    Ich hab im Freundeskreis ein paar Maler, die mehr oder weniger erfolgreich sind. Einer hat sogar eine Professur an einer Kunsthochschule. Alle leiden darunter, dass die ganz große Anerkennung ausgeblieben ist. Damit muss ein Künstler im Leben klarkommen können.

    Meine Frau sagt immer: "Ich kann damit leben, keine erstklassige Wissenschaftlerin zu sein, ich könnte aber nicht damit leben, keine erstklassige Künstlerin zu sein."

    Liebe Grüße
    Helmut
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Bluefrog

    Guter Punkt Helmut! Van Gogh hat sich ja auch nicht erschossen, weil er nicht auskömmlich verdient hat....

    CzG

    Dreas
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Hi Clownfisch,

    zum Glück befinden wir uns aber im 21. Jahrhundert, wo allmählich Doppelverdiener zur Regel werden.
    Tatsächlich kenne ich in meiner Umgebung keinen einzigen allein verdienenden Musiker, viele haben sogar Partner in "guten Brotjobs", die ihnen quasi die Kunst finanzieren.

    Wir sind ein typisches Musikerehepaar, solche wie uns gibt's häufig, erteilen beide Unterricht, haben Gigs und bieten verschiedene weitere Dienstleistungen wie Coachings, Workshops usw. an.
    Mittlerweile treten wir auch öfter gemeinsam als Duo auf, so bleibt das Geld in der Familie. ;-)

    Mal verdient sie mehr, mal ich, wir haben eine gemeinsame Kasse, jeder hilft dem anderen bei Bedarf aus.

    So haben wir uns inzwischen 21 Ehejahre lang ganz ordentlich durchgeschlagen und unseren Sohn groß gezogen.
    Aber ich bin trotzdem froh, dass der Sprössling sein duales Studium als Lehrling von der ausbildenden Bank bezahlt bekommt, denn sein Studentenleben zu finanzieren hätte uns schon etwas herausgefordert... :roll:


    Ermutigende Grüße,
    Rick
     
  6. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, stimmt ja alles.

    ohne multiplay geht gar nichts.

    das wichtigste werden aber immer mehr rein wirtschaftliche fachkenntnisse, sei es von steuerdingen bis zu fördertöpfen oder ganz einfach vereinstricks.

    profi in musik heißt also immer mehr profi außerhalb der musik.

    schwer, geht aber.

    das hormongefasel finde ich aber sehr albern.

    :-D
     
  7. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Wird Zeit daß die Menscheit das System der Lohnarbeit überwindet.
     
  8. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Hab mich schon gefragt, wann das kommt....
     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ich hätte da eine Antwort... :-D

    Halt, falsch gelesen.....aber immerhin denken wir schon an dasselbe.
     
  10. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    ich denke ein wenig hat für mich Dreas den Kern getroffen .
    Auch ich habe mal mein Job uas der Not gelernt. Haben dann aber mich entschieden, das dann auch weiter und gut zu tun.

    Ich denke das ich mich in meinem Job zu den Profis zählen kann.

    Jedoch ist mei zufrieden eit nicht allein mein Job und mein wirtschaftlicher Status. Es gibt mehr das dazu beiträgt das ich heute sagen kann "ich bin zufrieden"

    Als Musiker könnte ich das nicht und ich denke das es in dieser Welt auch schwirieg ist als Musiker wirtschaftlich zu bestehen.

    Es gibt ein unfassbare Musikindutrie die jeden Tag irgendwelchs Zeugs auf den Markt wirft. Das Produkt (musik) ist immer weniger von der Qualität der Musiker abhängig. Natürlich gibt es Highlights die auch live bestehen können. Aber eben wenige.

    Damit ist doch der Markt und damit auch die Möglichkeiten / Aussichten eines Musikers klar und unromantisch bechrieben.

    Heisst umgekehrt auch will ich Musiker sein weis ich in welchen Hai becken ich als Makrele springe...

    Alles andere ist als Rollstuhlfahrer Dachdecker werden wollen...

    just my 2 cent





     
  11. Amopehe

    Amopehe Ist fast schon zuhause hier

    Mein Dozent an der Musikhochschule hat damals gesagt:

    "Es kommt darauf an, ob Du spielen MUSST!" und damit meinte er einen tiefen INNEREN Drang zu spielen, Musik zu machen als Teil der Persönlichkeit.

    Auf keinen Fall meinte er, spielen zu müssen, um die Miete irgendwie bezahlen zu können.

    Das Problem bei vielen ist, dass sie in der zweiten Kategorie landen und damit über kurz oder lang nicht zurecht kommen, weder finanziell noch werden sie glücklich.

    Vielen angehenden Profis (ich kenne etliche durch meinen Job) fehlt eigentlich von vorne herein dieses wirkliche Brennen, die Gier nach Musik. Die sind zwar talentiert, auch fleißig und spielen gerne, aber das allein ist eben nicht genug.

    Da sind eigentlich Lebensentwürfe vorprogrammiert, in denen der Frust irgendwann überhand nimmt.

    Einige meiner Bekannten sind hervorragende Musiker, die ein Studium locker bewältigt hätten, aber bewusst etwas anderes gemacht haben, damit Musik ihre Herzenssache bleibt und nicht irgendwann im Alltagstrott eines Jobs an Reiz verliert. Sie können sich heute ihre Mucken aussuchen, sind nicht darauf angewiesen, jeden Job annehmen zu müssen und sind dennoch so gut vernetzt, dass sie anspruchsvolle Konzerte oder Kammermusik machen können.

    Wenn mich heute Eltern oder Schüler fragen, ob sie Musik studieren sollen, entstehen oft lange Gespräche und wenn man ihnen mal die Situation etwas klarer erläutert, wird das Bild oft gerade gerückt und der Wunsch relativiert sich.

    Auch wenn jemand Lehrer werden möchte, rate ich dringend zu einem Praktikum, weil die meisten natürlich nur die Vorstellung ihres eigenen Unterrichtes haben, der normalerweise toll läuft, denn sonst wäre der Wunsch nach dem Studium ja nicht vorhanden.

    Ich habe schon mehrfach erlebt, dass es bei einigen gereicht hat, mal einen (!!) kompletten Unterrichtstag mitzumachen, um schnell nach alternativen Berufswünschen zu suchen ;-)
    Und das war sogar "nur" der normale Saxophonunterricht (ohne Schulprojekte, Ganztagsgruppen, Elementarbereich o. ä.).
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Hallo Helmut,

    eine interessante Frage drängt sich mir da auf:
    Wann ist man "künstlerisch gescheitert"?

    Es gibt eine Menge erfolgreicher Musiker, die nach meinen Kriterien künstlerisch recht wenig drauf haben, und natürlich umgekehrt große Künstler, die finanziell erfolglos sind.

    Eine Kombination aus großer künstlerischer Qualität und finanziellem Erfolg ist nicht sehr oft zu finden - denn ein "Künstler" arbeitet in der Regel um der Kunst willen, der "Handwerker" in erster Linie für den Geldbeutel.
    Erschreckend viele heute hoch geschätzte Musiker waren zu ihren Lebzeiten arme Schlucker, während man die meisten damals gefeierten "Stars" inzwischen längst vergessen hat.

    Wie auch immer, um dauerhaft als "großer Künstler" zu gelten, benötigt man auf jeden Fall einen Fürsprecher, der einen über den Tod hinaus bekannt macht.

    In vergangenen Jahrhunderten grassierte das Mäzenatentum; etwa Beethoven hätte ohne seine vermögenden Gönner kaum überlebt, genau wie Haydn und die anderen bei Hofe beschäftigten Musiker.
    Mit "Freier Marktwirtschaft" hatte künstlerischer Erfolg selten etwas zu tun, die breite Masse hätte und hat weder einen Bach noch einen Schubert ernährt.

    Heute erwartet man, wie Prinzipal zutreffend einwirft, von einem selbstständigen Musiker neben künstlerischen auch kaufmännische Qualitäten. Ein reines Genie ist unter diesen Umständen zum Scheitern verurteilt (kenne da Beispiele...), ein cleverer Geschäftsmann kann mit nur drei Akkorden und ohne besondere Raffinesse zum Großverdiener aufsteigen, das sehen wir in der Welt der Schlager jeden Tag, so lange er "den Nerv des Publikums trifft". :cool:

    Meiner Beobachtung nach steht sogar hoher künstlerischer Anspruch einem öffentlichen Erfolg gelegentlich im Weg...

    Deshalb sehe ich es auch nicht als verwerflich an, wenn jemand seine künstlerische Tätigkeit mit einem "Brotjob" oder gut verdienenden Ehepartner finanziert.
    Ich spiele gern und oft mit talentierten Amateuren zusammen: die haben nicht zuletzt meistens bessere Beziehungen, um an attraktive Gigs zu gelangen. ;-)

    Der Barock-Komponist Händel ("Halleluja") soll mal gefragt worden sein, warum er lieber mit Geschäftsleuten als mit Musikern zusammen speise. Seine angebliche Antwort: "Die Händler reden wenigstens über Musik, die Musiker nur immer über Geld." :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  13. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hallo Amopehe,

    schöner Beitrag!

    Wir sind doch in einem freien Land, wo niemand etwas tun MUSS ?!

    Ich meine das im Ernst. Riskieren nicht gerade die mit dem tiefen inneren Drang besonders, vom schnöden Musikeralltag enttäuscht und frustriert zu werden?

    Ich habe es hier schon öfter geschrieben: seinen Beruf sollte man rational auswählen und auch rational ausüben - durchaus professionell, aber mit einer gewissen emotionalen Distanz. Hängt man zu sehr mit dem Herzblut dran, kann man (zumindestens als Angestellter) unnötig frustriert werden, in jedem Beruf.

    Genau das ist auch meine Empfehlung!

    Musik als Hobby ist etwas Wunderschönes. Auch wir Hobbymusiker können nach einem erfolgreichen Konzert ganz high sein.
     
  14. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    da habe ich mich wahrscheinlich zu unklar ausgedrückt. Ich meinte mit "künstlerisch scheitern" eigentlich "nicht anerkannt werden", aber eben nicht unbedingt finanziell. Die Frage, ob jemand mit seiner Kunst "als solcher" scheitert oder nicht, ist ganz schwer zu beantworten, denke ich. Mich würde interessieren, ob das der betreffende Künstler immer für sich selbst kann. Die Nachwelt ist da natürlich schlauer...

    Um jetzt noch einmal zur Eingangsfrage zu kommen: Meiner Meinung nach sollte jeder, der Musiker werden will, darauf gefasst sein, dass er von der Kunst allein wahrscheinlich nicht leben kann und noch einen Brotberuf braucht, also z.B. unterrichten muss.

    Viele Grüße
    Helmut
     
  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Ach, wie zutreffend..und für uns als Amateure auf den Punkt gebracht !

    LG Wuffy
     
  16. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Anhänger der Marktwirtschaft finden es doch gut wie es ist. Das Puplikum bestimmt was überlebt. keine Subventionen für Kunst. Oper, Teater usw sterben weg. Musikals überleben. Kunst ist privatvergnügen. Die Industrie bestimmt was läuft. Wer es nicht schafft bekommt harz 4 und wird aussortiert. Kann dan Putzen für Bier.Angebot und Nachfrage. Die Ware Mensch hat zu viele Mitbewerber. Also wird sie billiger.
     
  17. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Nun die Menschheit wächst ....
    und finde es nicht verwerflich das nicht alle auf Haydn abfahren wie auf Jan Delay
    Nicht die Industrie bestimmt was läuft, sondern jeder selbst.Es macht eben mehr Mühe "kleine" wenig vebreitete Künstler zu suchen. Aber youtube und andere Plattformen wieder legen deinen Ansatz.

    Aber du hast auch recht es gibt andere Lebensentwürfe, nur sind sie weder besser oder schlechter nur eben anders.

    Ob die "Ware" Mensch billiger wird ... naja halte ich für gewagt.

     
  18. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    ABRAXAS!!!!!!! Las es gut sein..... :)

    CzG

    Dreas
     
  19. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Eine höchst amüsante Diskussion..... :)
    Jeder ist seines Glückes Schmied und kann hierzulande noch selbst entscheiden welche Richtung er einschlägt.
    Es gibt allerdings keine Garantie, dass diese Richtung auch die richtige ist und immer das Maximum an Zufriedenheit bietet.
    Zum Glück leben wir nicht in einer Gesellschaft in der einem "Einheitssaxe" verordnet werden.
    Wäre ja noch schöner, wenn jeder ein Mark VII spielen müsste.... :ironie:

    Gruss an alle Individualisten
    kokisax
     
  20. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ich würde mich sicher nicht gegen ein Mark VI oder MArk VII wehren... :) Vorausgesetzt natürlich, es ist dicht.

    Zurück zum topic:

    Für mich war immer klar, dass ich nicht dazu geboren bin, abhängig beschäftigt zu sein. Auch nachdem ich meine erste Firma gegen die Wand gefahren hatte war klar, dass ich auf jeden Fall Unternehmer bleiben werde. In die Privatinsolvenz gehen und so die Gläubiger bescheißen? Niemals! Alle Gläubiger haben ihr Geld bis auf den letzten Cent erhalten.

    Aber ich wollte nie mein Hobby zum Beruf machen. Musik machte mir immer viel Freude und ich hätte es nur schwer ertragen, gegen meinen Geschmack bzw. meine Überzeugung Dinge spielen zu müssen, um finanziell zu überleben.

    Und so werde ich wohl noch weit über das Rentenalter hinaus meine Selbständigkeit genießen (müssen) und mich über jede freie Stunde freuen, die ich mit meiner Tröterei verbringen kann.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd


     
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