Profi werden, Profi sein

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 30.November.2014.

  1. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Klar kann ein jeder für sich Kunst abseits des Mainstream finden. Aber es ging ja darum, dass der Künstler davon leben kann. Und gebe ich Abraxas recht . Das bestimmt die Industrie!

    Und urch zunehmende Automation (auch in der Kunst, zumindest in der Musik) gibt es eben ein Überangebot des Produktionsfaktors (ich möchte nicht sagen: der Ware) Mensch.
    Und dann schlägt die reine Lehre des ungeregelten(!) Marktes zu: "Angebot > Nachfrage ==> Preis sinkt".

    Cheerio
    tmb

     
  2. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Auch Haydn hätte als Musiker ein schlechtes Einkommen gehabt, wenn es nicht zufällig den Esterhazy als Sponsor gegeben hätte (der das dazu nötige Geld wiederum seinen Leibeigenen abgepresst hat).
     
  3. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Die frage ist doch für jeden

    mache ich mir Mühe ?
    wenn sich viel mühe mache dann könne auch die nicht Mainstreamer da von leben

    Und wenn vile Mühe machen und die weich gespülte massen ware nicht mehr abnehmen dann wirds eben auch für die Industrie doof ..

    Ich kann nicht machen das sich andere Mühe machen,
    aber ich mag sie die nicht 100% igen und ich suche sie gern

    Aber wir habe ja auch im Thread gelernt das es auch beim Musiker eben wirtschaftliche Spaltungen gibt
    Pflicht --> Kohle und
    Kür --> das will ich machen

    Also hat Harald in sofern recht
    ned jammern organisieren
     
  4. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Es ist ein unglaubliches Privileg von seiner Kreativität leben zu können.
    Die, denen dieses Geschenk gemacht wird, sollten es aus vollen Zügen geniessen. Ein Anrecht darauf hat man nicht.
    auch in den Hochzeiten der Musikindustrie und der hoch subventionierten Musiklandschaft haben es doch auch die wenigsten geschafft, einen Platz am gedeckten Tisch zu ergattern, verklärt doch nicht "die gute alte Zeit" so...
     
  5. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    so isses

    für historisch interessierte kann ich dieses Buch hier empfehlen:
    http://www.amazon.de/Beruf-Musiker-Walter-Salmen/dp/347601570X
     
  6. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Da stimme ich dir zu. Sehr schön formuliert.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Florentin und Bereckis

    Na ja, stimmt zu 80%.

    Aber die, die Vorstände, Geschäftführer oder Direktoren geworden sind (alles auch Angestellte) sind es sicher nicht geworden, weil sie ihren Beruf "rational ausgewählt und ausgeübt haben."

    Da kommt man nur mit Herzblut hin.

    CzG

    Dreas
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Stimmt!

    Aber interessanterweise habe ich viele Berufskollegen (nicht Musiker), die lieber einen geregelten Arbeitstag mit viel Routine haben.

    Grundsätzlich musst du auch nicht einen künstlerischen Beruf ausüben, um kreativ zu sein.

     
  9. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass der Einstieg in die Hierarchie meinerseits der Beginn der beruflichen Unzufriedenheit war.

    Macht in Hierarchien ist ein hohes Motivations-Element. Ich mache leider immer öfter die Erfahrung, dass Vorstände, Geschäftsführer oder Direktoren eher aus persönlichen Interessen handeln, statt dem Wohl des Betriebes zu dienen.

    Die Zufriedenheit von Rick beruht auch stark auf seine Selbstständigkeit.
     
  10. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ja schon. Aber die hatten alle auch vorher schon sichere Arbeitsplätze mit gutem Einkommen.

    Diese Herzblut-Sache finde ich übrigens - ob Musiker oder sonstwer - etwas zweifelhaft. Da steckt doch oft ziemlich viel Geltungssucht dahinter.

    Meine völlig unmaßgebliche Meinung
    Helmut
     
  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Helmut,

    ich hätte es nicht so gut formulieren können.

    Danke.

    Gruß
     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Bereckis

    Ich kann da auch nur aus meinen eigenen Erfahrungen sprechen.

    Ich war Direktor in einem DAX Konzern und (gleichzeitig) Geschäftsführer eines bedeutenden Verbands. Da bin ich mit Herzblut hingekommen.
    War da Eigentresse dabei? Na sicher...aber auch intrinsische Motivation verändern und gestalten zu wollen. Und das ist sehr befriedigend, wenn die eigenen Ideen Wirklichkeit werden. Da konnte ich schon einiges umkrempeln.

    Blöd ist auf dieser Ebene, dass Politik, Netzwerke wichtiger werden als die Sache. Aber auch das kann man managen.

    Ich habe mich nach 14 Jahren für den Schritt in die Selbständigkeit entschieden und war da auch 12 Jahre erfolgreich unterwegs.

    Klar, man fühlt sich freier.....aber Abhängigkeiten gibt es dennoch, auch wenn die nicht "Vorgesetze" oder "Richtlinien" heißen.

    Man ist abhängig von Kunden und Banken.

    Als Angestellter sagt man "ja Massa"....als Unternehmer hat man die theoretische Freiheit zu sagen "Nein, Kunde, mach ich nicht".....dann schaust Du auf den Umsatz und bist bis zu einem gewissen Grad für Zugeständnisse bereit.

    Aber Du entscheidest selbst....

    Ich bin beide Wege gegangen und möchte keinen missen.

    CzG

    Dreas

     
  13. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Meines Erachtens sieht man genau am Verlauf dieser Diskussion warum es Künstler so schwer haben.

    Ich habe gerade nicht das Gefühl, dass wirklich jemand versucht es zu verstehen. Alle gehen nur aus ihrer eigenen rationalen Sicht auf die Dinge zu. Ubd das obwohl hier 100% Musik machen. Ganz zu schweigen von der Welt da draußen, die null Verständnis hat.

    Ich habe bewusst etwas anderes studiert bevor ich Musik studiert habe, ich bin davon so krank geworden, dass ich nicht mehr wäre, gäbe es die Musik nicht. Klingt komisch ist aber so. Es gibt tatsächlich Menschen, die können nur das eine, sonst werden sie krank. Es ist nicht unbedingt ein Segen dazu zu gehören, aber immerhin weiß ich bescheid. ICH MUSS.
     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich hätte mein Künstlergen, meine Zähigkeit, meine Disziplin, meinen Willen mich zu verbessern auch als Automechaniker, Friseur oder Zuckerbäcker ausleben können....

    Andererseits wären mir als Buchhalter oder Lagerleiter die gleichen Dinge wie als "Musiker" im Weg gewesen, z.B. mein relatives Desinteresse an sozialen Kontakten oder an Lobbying.

    An eine besondere "musikalische Begabung" meinerseits glaube ich nicht.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  15. Nordstern

    Nordstern Ist fast schon zuhause hier

    Der Mugger schrieb:
    Ich schon! :-D

     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Kann ich so nicht bestätigen aus meinem Profiumfeld. Das erlebe ich leider viel öfter bei Amateurkollegen, die dann im Profibereich gerne wildern (z.B. Firmenfeiern etc.) und nur um auf der Bühne mal stehen zu können, teilweise mit sehr mässiger Qualität, Preise machen, die nur ein 1/3tel oder 1/4tel dessen sind, was der Profi nehmen würde. Da viele Kunden nur noch auf den Preis achten, Qualität keine Rolle mehr spielt, solange man einen Musiktitel auch nur annähernd wiedererkennt (aber es dann auch ok ist wenn Jemand z.B. über fast die gleichen Harmonien Girl from Ipanema, Killing me softly, Besame Mucho und Fly me to the moon spielt, ihr lacht, das habe ich aber erleben dürfen), werden die dann auch noch bevorzugt gebucht. Der Kerl kann nicht singen, egal, man erkennt den Song wieder, der Saxophonist spielt durchgehend auch bei wechselnden Changes modal und out of time, egal, ist doch Saxophon, klingt immer gut.... Klar gibt es auch tolle und super Amateurkombos aber auch viele, die es eben nicht können und in einem Bereich auftreten, wo sie es aber besser können sollten.
    Das gleiche findet auch mittlerweile im Bereich Saxophonunterricht statt, wo jeder meint er hat das Zeug zu unterrichten.
    Früher gab es zig Clubs wo die Amateure eher eine Bühne für sich gefunden haben und die Profis sich von fernhielten, heute bekommst Du in den früheren Proficlubs kaum Auftritte, weil auch in diesen jede Amateurkombo spielen will. Liegt das manchmal daran, daß auch viele Amateurkombos besser geworden sind und ordentlich spielen, ja manchmal auch daran aber leider nicht immer. Als Folge davon verdrängen dann Musiker andere Berufsfelder in Bereichen wie: Taxi, Webdesign, Bürotätigkeit, etc. etc. etc. Wäre das Problem mit der Amateurkonkurrenz nicht genug, killen einen auch die Hobby-DJ's (auch etwas das mittlerweile mit der modernen Technik Jeder machen kann), die für kleines Geld den gesamten Abend mp3's abspielen.
    Ich kenne einen Saxophonisten, mit dem ich studiert habe, der super spielt und der für seine Konzerte so wenig Geld bekommt, daß er zusätzlich arbeiten geht, um seinen Mitmusikern bessere Gagen zahlen zu können. Das sollte nicht Sinn der Sache sein. Wenn ein Club dann auch noch mittlerweile sagt: wenn ihr bei uns spielen wollt, dürft ihr 1-2 Monate vorher und nachher aber nirgend woanders in einem Club spielen ist die Katastrophe perfekt.

    LG Saxhornet
     
  17. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    +1 für Saxhornet's Beitrag. Wobei ich zugegebenermaßen auch im Profibereich wildere, was teilweise auch für Diskussionen sorgt (das Thema hatten wir ja schonmal). Allerdings mache ich kein Preisdumping...
    LG Juju
     
  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Sorry saxhornet und juju,

    Helmut's Bemerkung zu Herzblut war allgemein gehalten und hatte nicht mit Berufsmusikern zu tun.

    Dieses Thema Amateurmusiker und Berufsmusiker hatten wir wirklich schon breit diskutiert.

    Da ich kein Befürworter von Zünften bin, teile ich eure Meinung nicht.

    Die Auswirkungen sehe ich aber ebenfalls. Die Lösung kann aber nicht sein, dass nur ein Berufsmusiker bestimmte Gigs spielen darf und ein ausgebildeter Saxophonlehrer nur noch Saxophon lehren darf.

    Gruß
     
  19. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Auch ich würde das sicher nicht "Herzblut" nennen ... Das ginge aber jetzt zu weit, wenn ich die dafür nötigen Eigenschaften aufzählen würde.

    Mir ging es in meiner Empfehlung nicht darum, wie man (möglichst schnell) ganz nach oben kommt. Sondern darum, wie man ein ausgeglichenes Berufs- und Familienleben führen kann mit genügend Zeit für schöne Hobbies nach Feierabend.

    Sicher kennt Ihr in diesem Zusammenhang das Peter-Prinzip (leider nicht von mir so formuliert, aber ganz schön weise ...)

     
  20. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Für mich kann ich sagen: am meisten Zufriedenheit hat mir gebracht, als ich bewusst auf den nächsten Aufstieg verzichtet habe.
     
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