Psychoakustik

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Reference54, 5.Juni.2017.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Lieber @Roland, ich sprach nur von Tönen. Noch nicht einmal von Mehrklängen. Du schreibst von Geräuschen oder zumindest sehr geräuschhaften akustischen Ereignissen.

    Töne,
    Mehrklänge,
    Geräusche
    und der Knall

    sind vier recht unterschiedliche Dinge.


    Schön, dass wir eine haben.

    Ich habe doch schon alle Fragen deinerseits beantwortet. Wie kann ich dich da nicht verstehen. Oder sind die Antworten nix?

    Jetzt stellst du eine neue Frage und auch die, Oberlehrer, der ich bin, will sie beantworten.

    "Warum sind gewisse Intervalle für uns angenehm, andere nicht?"

    Intervalle mit einfachen Schwingungsverhältnissen klingen für uns harmonischer. Das ist etwas anderes als angenehmer, denn ein Unisonogesang begeistert den einen, ein polyphoner Gesang den anderen.

    Was denn ist für dich "angenehm"?
     
    visir und gefiko gefällt das.
  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich habe auch einmal den - angeblich unter klassischen Sängern nicht unbekannten - Spruch gehört: "Bach reinigt die Stimme" (und da ist der Komponist gemeint - dasss genug trinken auch gut für die Stimme ist, ist auch klar... ;))
    Mir kommt vor, dass Bach auch dem Kopf gut tut (sofern man einen Zugang zu Barock hat) ... die "Ordnung" darin...

    Ist auch ein Thema der Psychoakustik - aber auch nur eines von vielen...

    Und um auf ppues Einleitung einzugehen: interessanterweise nehme ich den Frequenzsprung von 1Hz wahr - aber nicht so sehr als Erhöhung des Tones, sondern als Erhöhung der Lautstärke...

    Und das erinnert mich an ein anderes psychoakustisches Phänomen, das im Hifi-Bereich eine Rolle spielt: dort wirkt wiederum eine geringfügig höhere Lautstärke in der Empfindung nicht als höhere Lautstärke, sondern als besserer Klang - z.B. im Vergleich zweier Geräte, die nicht exakt gleichen Pegel eingestellt haben.

    Ganz abgesehen von der Wirkung der Anhebung/ Absenkung bestimmter Frequenzbereiche im Klang...
     
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ein Gong oder eine Snare haben eine Tonhöhe, Becken auch. Oder nicht?
    " ...Ton bezeichnet in der Musik ein Schallereignis (sowie dessen Höreindruck und gedankliche Abstraktion), das von Musikinstrumenten, der menschlichen Stimme oder anderweitig erzeugt wird und dem eine mehr oder weniger exakte Tonhöhe zugeordnet werden kann. ..."

    Ich bin also erst einmal von Schallerereignis ausgegangen ...

    Grüße
    Roland
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Tja, nicht so einfach zu beantworten. Bei vielen perkussiven Instrumenten gibt es einen Frequenzbereich, der besonders stark schwingt. Eine eindeutige Tonhöhe kann vielleicht noch heraus gehört werden, die Obertonstruktur überlagert das aber oft und ist eine grundsätzlich andere als bei der Stimme oder den Melodieinstrumenten.

    Ich schau mir das mal im Einzelnen an:

    Der Gong

    gong.png



    Er hat eine eindeutige tiefste Tonhöhe aber gleich eine zweite laute Frequenz, eine weder kleine noch große Terz, darüber. Zwischen C4 und C5 ist eine Menge "Krach" und auch ein hohes Zischen kann man im Diagramm sehen. Hier treten Ton und Geräusch in Kombination auf. Geradzahlige Teiltöne sind nicht zu erkennen.


    Meeres- und Blätterrauschen

    wellen.png




    blätter.png



    Wie ihr Name schon sagt, beide Sounds rauschen. Ein Ton ist nicht auszumachen, wenn die Maxima der Frequenzen auch an verschiedenen Stellen auftauchen.


    Die Snare

    snare.png



    Starke Grundfrequenz und kaum Obertöne. Weil ich keine Snare ohne Teppich auftreiben konnte, hier noch ein


    Tom

    tom.png



    Ähnlich wie die Snare mit noch weniger Obertönen. Vielleicht sollte man die "Töne" eher dem Knall zurechnen. Der Knall ist neben Geräusch, Ton und Klang ein viertes akustisches Phänomen.


    Das Becken

    cymbal.png



    Ähnlich wie beim Gong sind so etwas wie ein oder zwei Grundfrequenzen auszumachen, der Rest ist Rauschen auf hohem Niveau.


    Das Saxophon

    sax.png



    Und hier etwas komplett anderes. Ein Saxophonton mit seinen fein aufgereihten Obertönen. Wer hätte es gedacht: Der zweite Teilton ist sogar lauter als der erste. Nein, das ist nichts Saxophonspezisches.

    So oder ähnlich sehen alle natürlichen Töne aus, egal ob gesungen, auf dem Klavier oder oder der Trompete gespielt. Ein spezielles Instrument ist


    die "warme" Klarinette

    klari.png



    Ihr fehlen die geraden Teiltöne. Na ja, im Ansatz sind die dennoch zu sehen und eigentlich scheinen nur die Teiltöne 2, 4 und 6 zu fehlen. Dieser Obertonmangel macht ihren runden Klang aus.

    Natürlich vermischen sich oft Ton, Geräusch, Klang (und Knall). Besonders häufig, wenn wir musizieren.

    Ganz schön diese Zeichnung:

    [​IMG]

    Wobei man das Thema Ton und Klang noch wesentlich differenzierter behandeln muss.
     
  5. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    OK, es ging darum, ob Töne mit inharmonischem Spektrum angenehm sein können. Wenn ich einen kleinen Gong leise anschlage, hörte ich ein inharmonisches Spektrum, empfinde das aber als angenehm und warm. Darum ging es mir. Man kann auch mit einem Ringmodulator oder mit FM-Synthese für mich angenehem klingende inharmonische Obertonspektren erzeugen. (Andere Leute geben einen viel Geld für einen original Bode-Frequenzschieber aus, um unharmonische Obertöne für ihr Modularsystem zu erzeugen.)

    Oder das:



    Ja, das sind mehrere Klänge, ich weiß. Ich würde aber den einzelnen nicht als unangenehm empfinden.

    Grüße
    Roland
     
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