Saxdocmangel

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Till098, 9.August.2025.

  1. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Das gibt’s in vielen Handwerken, ich halte es aber für eine Randerscheinung. Häufiger habe ich erlebt, das teils sogar empfohlene Sax-Reperateure, die keine ausgebildeten Instrumentenbauer sind, wirklich unterirdische Arbeit als GÜ deklariert haben, die ich als selbsterklärter Stümper dann vorübergehend bis zum Profitermin selber gefixt habe (z.B. wenn ich das spezielle Horn trotzdem wollte).

    Oft merkt man das schon im Gespräch, wenn man auf eine Achse mit klapperndem Spiel, eine Oktavmechanik mit zwei bis drei Druckpunkten (und der Option beide zu öffnen) oder ein schiefes (extraweiches) Polster hinweist, am Blick, dass man jetzt besser schweigt und entweder geht oder die Kröte schluckt.

    Von mir aus darf es schon eine gewisse Überprüfung der Kompetenz in der Branche geben.
     
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  2. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Das Wort über nochmal ,2 Schlechtschreibmehler in einem Wort ist schon in Highlight ;):thumbsup:
     
  3. Till098

    Till098 Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich finde die Idee von @Alex_Usarov ja ganz cool im Prinzip und es reizt mich, mich zu versuchen.
    Könnte es dann in einem Thread "Wie ein Stümper mit 2 linken Händen 100 € verbrennt" dokumentieren.
    Aber was @Badener andeutet ist richtig. Ich werde nie eine vollständige Werkstatt haben, manches kann ich nicht sinnvoll selbst tun. Will ich auch nicht.
    Da ist die Perspektive die @JES aufzeigt für die Zukunft gar nicht so verkehrt. Man wird künftig insgesamt mehr wieder reparieren müssen und dafür muss man solches Knowhow auch etwas in die Breite bringen.

    Mein Alto ist aktuell beim Saxdoc. Ich konnte durch Eigenbastelei die Spielbarkeit deutlich verbessern, obwohl es vorher frisch vom Saxdoc kam. Aber es war noch nicht perfekt und weiter traute ich mich dann nicht.
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Auch nicht besser, gelleo_Oo_O
     
  5. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Das Holzblasintrumentenmacherhandwerk hat keinen Meisterzwang. Ich habe auch keinen Meistertitel.
    Die Ausbildungsvorraussetzung ist ein Meistertitel oder eine Ausbildungsgenehmigung aufgrund Erfahrung und Referenzen. Ansprechpartner ist das lokale Regierungspräsidium, die sind im übrigen froh um jeden Ausbildungsplatz.

    Der Knackpunkt ist, dass der Reparateur kein anerkannter Ausbildungsberuf ist. Die Ausbildungsverordnung stammt aus einer Zeit, wo es hierzulande noch zahlreiche Instrumentenbaubetriebe gab. Der Lehrplan sieht Anfertigung vor. Eine nahezu komplett andere Aufgabenstellung mit Anforderungen an Maschinen und natürlich know how.

    Randbemerkung: Erfahrungen und regelmäßige Übung sind natürlich nützlich. Ich übe das Reparieren seit ganz vielen Jahren minimum 50 Stunden pro Woche.

    Auf meine ersten 1000 Generalüberholungen bin ich nicht uneingeschränkt stolz, auf die letzten und hoffentlich die nächsten 1000 sehr wohl.

    Gerne nochmals der Appell an Zweifler, Arbeit ist da über die Hutschnur. Macht es aber bitte ordentlich
     
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Armin,
    Ich stelle mir meine Kinder vor, denen du gerade rätst einer Tätigkeit ohne anerkannten Abschluss nachzugehen, davon ggf 45 Jahre ihren Lebensunterhalt verdienen zu sollen, und die nur in der Selbständigkeit möglich ist (weil ohne Abschluss geht kein AG das Risiko ein dich zu beschäftigen). Mich heute beruflich selbstständig machen... Nö. Zu aufwendig in jeder Beziehung.
    Dagegen die o.g. Alternative, die locker beim doppelten Gehalt endet, mit Firmenwagen und 40 Stundenwoche. Nur mal so, das maximale Einkommen in den o.g. Quellen liegt nach Ausbildung und Berufserfahrung bei 27k€/a bis 38k/€a, letzteres für einen Meister. Das war mein Einstiegsgehalt vor 30 Jahren als Ing. Gleiche Zeit der Ausbildung. Nur, ein Ing. verdient im Median nach 10 Jahren 66k€, mit Luft nach oben je nach Branche, Kompetenz und Engagement. Technik ist beides. So was ist der Jugend auch klar.

    Ich finde es toll, wenn jemand sein Hobby zum Lebensunterhalt weiterentwickelt. Das sind aber nur ganz wenige Idealisten.
    Und ehrlich, ich als Vater würde da nicht gut schlafen, und da ich Schlaf brauche, meinen Kindern zu so einer Nummer niemals raten. Wenn es denn sein soll, dann doch die Lehre mit Abschluss.
    So ein alter Sack wie ich, der seine Zukunft gesichert hat (glaubt zu haben) kann gerne noch mal was Neues anfangen und Saxophone reparieren, quasi als bezahltes Hobby, aber nicht, um davon leben zu müssen.
     
  7. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Admin Mod

    Da muss man aufpassen wie ein Lachs – ääh – Lux.
     
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  8. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    @JES, empfehle es Deinen Kindern nicht. Mene drei sind besser besoldet als ich, die Ausbildung konnte ich mit ehrlicher Arbeit finanzieren.
    Ich drück jedem die Daumen, dass Reichtum und Glück aufeinandertreffen
     
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  9. Spacecat

    Spacecat Ist fast schon zuhause hier

    Das hier liegenden YAS280S würde ich nie wegen Defekt und runtergespielten Mechanik/Polstern gegen neues tauschen. Für mich stimmt hier die Substanz und Mechanik, und es ist mein eingespieltes Saxophon welches mir gute Dienste geleistet hat. Das würde ich jederzeit zu einer GÜ geben, trotz dass mein Geld knapp ist. Auch wenn ein neues marginal günstiger ist. Das 280 für mich kein Instrument zum runterspielen und entsorgen, und meines hat mich auf musikalischem Weg begleitet. Nach GÜ in guter Werkstatt ist es zudem noch besser als vorher. Allenfalls glänzt es nicht mehr so hell, was für mich ok ist.

    Wenn ich aus bestimmten Gründen ein Instrument ähnlich z.B. TAS 150 oder ähnliche Art spielen müsste, wäre GÜ hier nicht meine Option, und würde auch verstehen, wenn Werkstatt das nicht macht.

    Ob eine gute Fachwekstatt mein YAS 280 aber überholt, wenn es fällig ist, offene Frage, vielleicht wird das ja abgelehnt.
     
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Holzblasinstrumentenbauer verdienen im Vergleich zu anderen handwerklichen Berufen in Deutschland im oberen Mittelfeld.
    Ich glaube nicht!
     
  11. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    So tickt halt jeder anders. Mein Sohn verdient als B.Sc deutlich über 100k€/anno.
    Ich sehe aber nicht, dass er in seinem Job wirklich glücklich ist.

    Für mich war klar, dass ich mich schnellstmöglich - also noch bevor ich 30 wurde - selbstständig mache. Jeden Tag, den ich als Angestellter verbracht hatte, war ein Tag zu viel. Ich hätte es nie ertragen können, mir von irgendjemanden Anweisungen erteilen zu lassen.
    Der finanzielle Aspekt ist für mich zwar auch wichtig. Aber die Freiheit, selbst entscheiden und gestalten zu können ist viel wichtiger.
    Von daher habe ich großen Respekt vor Menschen wie @ArminWeis .
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Den habe ich auch... Nur gibt es von diesem Typus Mensch nur wenige Jugendliche...
     
  13. Bb7

    Bb7 Kann einfach nicht wegbleiben

    Hmm....du bist doch als "Selbstständiger" noch viel mehr abhängig von Auftragsgebern, Mitarbeitern, Planung, Risiko........und Finanzamt :)
    Ich weiss ein bisschen, wovon ich rede, denn ich habe so mit 25 Gewerbe als Tischler angemeldet ( ging damals ohne Meisterbrief nur als Holz- Bautenschutz oder Ähnliches) War dann gut 30 Jahre ""selbstständig"" aber bezeichne das eher als nur Gewerbe angemeldet und gut.
    Als Selbständiger bist du in der Regel doch überhaupt nicht frei von Stress und Forderungen. Eigentlich kennt das doch jeder, oder?
    Andersrum gibt es sicherlich ne Menge Angestellte, die sehr gerne in "ihrer" Firma arbeiten und da geht es überhaupt nicht um blöde Anweisungen oder Macht....da geht es um ein team und das kann ganz gut klappen. Ich erlebe das gerade als Rentner im Minijob in einem kleinen Baugewerbe....das läuft kollegial, keine blöden Anweisungen....ggf. überzeugt Kompetenz ( kommt aber selten vor)
    Lange Rede kurzer Sinn.....ich würde das angestellt sein nicht so negativ bewerten, der eine so, der andere so....ohne Bewertung, kann sicherlich beides sehr gut und erfolgreich sein.
    Ich war nach gut 30 Jahren Selbstständigkeit pleite :):)
     
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  14. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    Das stimmt zwar zum Teil. Aber das macht doch auch einen Teil des Reizes aus.

    Wenn Du machst, was viele andere auch machen, kannst Du großen Stress kriegen. Wenn Du eine geniale Idee hast, diese gut umsetzt und den Nachahmern immer eine Idee voraus bleibst, hält sich der Stress in Grenzen.
    Du brauchst ein Alleinstellungsmerkmal (USP, Unique Selling Proposition).
    Also eine einzigartige Eigenschaft oder einen Vorteil Deines Produkts oder Deiner Dienstleistungen, die es von den Mitbewerbern abhebt und dafür sorgt, dass Kunden es anderen Angeboten vorziehen.

    Genau. Der eine so, der andere so. Ich eher so.
    Das mit der Pleite kann leider schneller kommen, als einem lieb ist. Wenn ich nur die vielen Gastro-Betriebe betrachte, die durch Corona und damit verbundene Einschränkungen in Schieflage geraten sind. Viele verpassen den Moment, an dem sie die Reissleine ziehen sollten.
    Es gibt ein Sprichwort, das den Indianern zugeschrieben wird:
    „Wenn Dein Pferd tot ist, steig ab“.
    Ich bin froh und dankbar, dass mein Pferd immer noch munter trabt.
     
  15. Bb7

    Bb7 Kann einfach nicht wegbleiben

    Neugierig gefragt, in welcher Branche bist du denn tätig? VG......
     
  16. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    Es hat im weitesten Sinne mit Productplacement zu tun
     
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Meine beiden sind mit der Ausbildung durch. Mit dem Glück werden wir sehen, Geld ist ok. Es ist nicht meine Zukunft und mein Glück, die beiden sind alt genug.
    Aber, keinen der beiden hättest du als Lehrling in irgend einem handwerksberuf haben wollen, keiner der beiden interessiert sich auch nur ansatzweise für musik. Beide wollten direkt nach dem Abi unbedingt studieren. Keiner denkt nur im Traum daran sich selbstständig zu machen. Schon gar nicht ohne anerkannten Abschluss. Und mit all diesen Entscheidungen hatte ich nichts zu tun, weil, es ist nicht mein Leben.
    Wenn ich noch mal da stehen würde, auch ich würde einen anerkannten Abschluss machen, danach ev wieder studieren, und mich selbstständig machen in der heutigen Zeit mit der Regierung und den Vorgaben aus Brüssel, nein danke. Aber jedem das Seine. Jeder jeck ist anders.
     
  18. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Glaube ich nicht.... ich glaube das ehr die Einstellung ist das so viel gearbeitet wird das es gut reicht und das es sinnhaft ist ....
     
  19. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube das du eine sehr alte und überholte Vorstellung von Berufskarieren hast. Die Zeit wo jemand den Beruf lernt und ihn bis zur möglichen Rente ausübt oder wo der Vater den Beruf hat und der Grossvater und so auch der Sohn ihn ausüben wird.....
    das ist schon lange Vergangeheit. Und heute sind nicht geradlinie Berufswege auch akzepierter als noch vor 30 Jahren .... vielleicht sogar intersanter ,weil die menssch möglicherweise dokumentieren das sie sich auf neue Verhältnisse einstellen können ... kommt halt auch die individuellen Gründe an....
     
  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Glauben ist nicht wissen, die Realität sagt was anderes:
    https://www.noz.de/lokales/melle/ar...-ueber-trendwende-bei-der-berufswahl-49064260

    Aber, es geht ja nicht darum, was ich oder du glauben zu wissen, sondern was in der Realität passiert.
    Nur mal so, selbst thomann hat derzeit immer noch 2 Ausbildungsplätze für instrumentenmacher, die nicht besetzt sind. Deutschlandweit bin ich auf 15 gekommen, und das Ausbildungsjahr hat schon angefangen.
    "Die hohe Regulierung und Bürokratie in Deutschland verhindern Investitionen und treiben die Insolvenzen weiter in die Höhe. Hinzu kommt: Hierzulande gibt es im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA nur wenige Gründer. Vor allem der Fachkräftemangel und die hohen Auflagen für Unternehmen halten viele davon ab, den Schritt zu wagen."
    https://www.iwkoeln.de/presse/press...rften-fast-26000-unternehmen-pleitegehen.html

    Und letztlich meine Erfahrung,
    Ohne Abschluss bekommst du entweder gar keine Stelle, oder wirst mit Mindestlohn als "Assistenzkraft" eingestellt. Immerhin demnächst 2400€/m.
    Aber mach du mal.
     
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