"Saxer sind Idealisten" ( ?? )

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Benjahmin, 14.Februar.2005.

  1. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich sehe, mit welcher (vorsichtig ausgedrückt) Unkenntnis über andere Musikrichtungen und andere Instrumente gedacht und geschrieben wird, komme ich unweigerlich zu dem Schluss, dass der alte Herr mit dem ersten Teil seiner Aussage den Nagel voll auf den Kopf getroffen hat und käme sogar fast in Versuchung, ihm auch für den zweiten Teil Recht zu geben.

    @Schorsch
    Marcel Ponseele, Martin Stadler, Jürg Schaeftlein, Paolo Grazzi, Burkhard Glaetzner.

    @Benjahmin
    Wolltest Du eine Diskussion oder Absolution?

    @Sax und Sex
    Das halte ich eher für Wunschdenken oder besser ausgedrückt, für die so oft zu beobachtende männliche Selbstüberschätzung was die eigene Wirkung anbetrifft.

    Bei den Balladen von Dexter Gordon an Sex zu denken, hieße dann doch, die Kunst dieses Musikers allzusehr zu banalisieren.

    Beste Grüße aus MH
    Dexter
     
  2. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Also wenn dir die alle aus dem Stehgreif einfallen - Respekt.

    Da du ja diesen Schluß vom ersten auf den zweiten Teil der Aussage zu verstehen scheinst - erkläre ihn uns doch bitte. Jemand kann doch ohne weiteres ein begnadeter [Beruf einfügen] sein, ungeachtet dessen, wo er in seiner Freizeit reinbläst?
     
  3. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Dexter
    "Diskussion oder Absolution?"
    Vermutlich etwas von beidem. "Absolution" brauche ich als Instrumentenbauer nicht , da habe ich mir eigentlich nicht viel vorzuwerfen. Aber bestätigt zu bekommen , daß Idealismus auf dem Sax...so er denn eintritt/ existiert, nicht verwerflich ist, war schon nett.( sofern man diesen Idealismus nicht übertreibt...und z.B. sogar Soli nach gewissen Vorbildern improvisieren muss )
    Und eine Diskussion über dieses Thema ist ja durchaus entstanden. Mehr hatte ich garnicht beabsichtigt. ;-)
    Grüße
    Benjahmin
     
  4. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    @Schorsch
    Ich schrieb ja »… und käme sogar fast in Versuchung, ihm auch für den zweiten Teil Recht zu geben.«.
    Nur in Versuchung, da ein solcher Schluß, zu dem sich der alte Herr hat hinreissen lassen, in jeder Hinsicht unzulässig ist.

    @Benjahmin
    Den »Idealisten« hat der alte Herr sicherlich im alten Sprachgebrauch eher neutral und weniger positiv besetzt benutzt (eher im Sinne von »die Realität außer Acht lassend).

    Ich möchte aber das Interesse wieder auf den ersten Teil der Aussage lenken (mit dem er tatsächlich m.E. sehr recht hat) und dort im speziellen die Frage herausstellen:

    Was ist oder macht »die Seele« des Saxophon aus?

    Das wäre mal eine Frage, wo es sich lohnte, mal weit zum Grund zu tauchen.

    Beste Grüße aus MH
    Dexter
     
  5. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Nun Dexter, das ist für mich ganz einfach: Ein Saxophon hat keine Seele. Man kann ihm aber eine einhauchen. Die Beziehung Instrument-Musikus ist es. Ohne die ist ein Haufen Blech, etwas Leder, Filz und eingetrockneter Rotz.

    Das gilt übrigens prinzipiell für alle Instrumente, selbst für Oboen. Der Rest ist Mythen in Tüten. Diese Diskussionen gibt es bei fast allen Instrumenten. Man denke auch nur an die Preise von bestimmten Geigen und Celli oder alten Les Pauls.

    Aber, ich muss zugeben, dass das Seeleinhauchen beim Sax besonders gut geht. Deswegen sind wir ja alle dabei :)

    Gruß
    saxfax
     
  6. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Saxfax
    Sehr schön ausgedrückt ! Man kann (sollte) dem Sax seine Seele einblasen , ( so wie es GOTT einst dem noch nicht lebendigem Adam tat um ihn zum Leben zu erwecken , wenn der Vergleich mal gestattet ist )
    Aber da kommen wir wieder zum "Idealismus", denn puste ich denn meinem Horn MEINE Seele ein , wenn ich um jeden Preis klingen und spielen will , wie jemand anderes ( irgendein Vorbild eben ? ) oder versuche ich dann DESSEN Schöpfungskraft zu imitieren ?
    Da liegt meines Erachtens eine sehr feine Gratwanderung und wenn man schon von anderen improvisierte Soli exakt nachspielen muss ( ich glaube MOS schrieb sowas ) , dann bleibt die Seele doch ziemlich auf der Strecke.
    Ich ziehe hier gerne das Beispiel einer studierten Saxophonistin hinzu, welche absolut perfekt spielen konnte.
    Gib ihr ein durchnotiertes Solo von Charlie Parker und sie spielt es fehlerfrei vom Blatt weg. Aber sie klingt wie eine Maschine, wie ein Computer. Auch nicht die kleinste emotionelle Regung, auch nicht die allerkleinste individuelle Abweichung von den Noten, nicht das kleinste Vibrato , NICHTS was nicht dort steht. Einfach perfekt aber absolut leblos. Das steht dann im krassen Kontrast zum " Seeleneinhauchen " , so als ob man einen Sprachcomputer ein Gedicht vorlesen lässt.
    Nun denke ich mal an die " Klassiker"....gerade an die Oboisten und ähnliche Konsorten , tendieren die nicht meist auch zum "perfekten" Spielen anstatt zum "individuellen " ?
    Denn im Orchester mit X-Musikern ist Individualität ja nicht gerade gefragt , sondern perfektes " Funktionieren" im Ensemble. Da kann dann der Dirigent die Seele des gesamten Orchesters herauskitzeln aber der Einzelne ( so er/sie nicht Solist ist ) geht eher im Ganzen unter. Da haben wir Saxer es wirklich etwas leichter ( solange wir nicht in einer grossen Bigband spielen...was ich jetzt mal rein technisch gesehen mit dem klassischen Orchester gleichsetze wegen der Anpassung an das Ganze statt ausleben des Individuums)
    Also ich denke , man kann JEDEM Instrument Leben entlocken , oder es wie eine Maschiene spielen aber das Sax eignet sich halt besonders gut zum "Leben ".
    Grüße
    Benjahmin
     
  7. toreador

    toreador Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi Benjahmin,

    gut gesagt, nur warum ist das beim Saxophon "besser" moeglich als bei anderen Instrumenten?
    Doch nur aufgrund diverser Zufaelle, die das Sax zu einem beliebten Solo-Instrument im Jazz gemacht haben und nicht durch bestimmte Eigenschaften. Das haette auch jedem anderen Instrument passieren koennen, aber deswegen dem Sax ein Sonderstellung zuordnen?

    Meine 2 Pfennig (um den deutschen Sprachgebrauch im Forum zu foerdern ;-) )
    Ciao
    /dirk
     
  8. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Weil das Saxophon ein sehr flexibles Instrument ist, das sehr expressives Spiel zulässt.

    Ich denke schon, dass es die Eigenschaften sind. Ähnlich wie die E-Gitarre, die auch sehr expressives Spiel zulässt, oder das Cello kann man mit dem Sax alle möglichen Farben erzeugen. Und man kann die Grundzüge leichter lernen als zB bei der Posaune. Schnelles Spiel ist viel einfacher. Und schön laut ist es bei Bedarf auch noch. So wechselte dann irgendwann Sydney Bechet von der Klarinette zum Sopransax.

    Diese Ausdrucksmöglichkeiten sind bei vielen Instrumenten wesentlich eingeschränkter. EIne Oboe mag wunderbar klingen, sie kann nicht so groß variiieren.

    Ein weitere Grund ist, dass das Sax eben noch nicht von der klassischen Musik mit einem bestimmten Zweck belegt war wie andere Instrumente. Jazzer haben sich den Kontrabass auch erst neu aneignen müssen.

    Saxophone gibt es in mehreren Baugrößen, zwischen denen man relativ leicht wechseln kann. Die meisten von uns haben offensichtlich mehr als eins - bei welchem Instrumenentyp geht das noch?

    Und schließlich: saxophone waren in der Militärmusik beliebt und in der 20er Jahren ein absolutes Modeinstrument - also leicht verfügbar.

    Puh! Sind das genug sachliche gründe? :) :) :)

    Gruß
    saxfax
     
  9. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Toreador
    Weshalb das Sax einfacher/besser zu "beleben" ist als andere Instrumente ?
    Gute Frage !! Ich kann da nur von meinen eigenen Erfahrungen auf der Querflöte erzählen um mal ein Beispiel herrauszupicken. Auch hier gibt es Vibratos , Growls und weiss ich nicht was alles, auch hier kann man richtig "abfliegen" und die schönsten Sachen und Melodien spielen, ABER die Ausdrucksstärke ist bei weitem nicht so breit gefächert wie auf einem Sax , wo ich nebst Klappen auch noch den Sound über das Rohrblatt beinflussen kann,
    was ich bei der Flöte durch den Ansatz nicht kann ( ich zumindest nicht ). Ich schätze bei einer Oboe ist das nicht ALLzuviel anders...die mal richtig zum Schreien oder seufzen zu bringen , stelle ich mir viel schwerer vor als auf nem Sax...oder auch auf ner Klari. Genauso vergleiche mal eine Hoch B-Trompete und eine Tenorposaune. Die hohe Trompete ist da eher festgelegt im Sound im Vergleich mit der Posaune. Also ich denke es gibt schon Instrumente die sich besser oder schlechter eignen , ihnen einen ganz eigenen Ausdruck zu verpassen. Auf das Sax alleine sollte man das jedoch nicht beschränken das wäre fast schon elitär.
    Grüße
    Benjahmin
     
  10. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Saxfax....
    haben wir mal wieder Zeitgleich FAST dasselbe gepostet ( inhaltlich )....wir sollten uns vorher absprechen :lol: :lol:
    Grüße
    Benjahmin
     
  11. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Ja, Benjahmin, was bedeutet das? Zuviel Tagesfreizeit? -------------- Oder dass wir die Wahrheit gefunden haben ? ;-) kicherkicherhust ;-)

    Gruß
    saxfax
     
  12. toreador

    toreador Nicht zu schüchtern zum Reden

    @benjahmin, saxfax

    Das muss ich euch nun doch rechtgeben, das Saxophon ist, zumindest bei den Blaesern, eine ziemliche Ausnahme was das Klangspektrum betrifft. Und die weniger klanglichen Aspekte (sprich neues Instrument ohne klassischer Vorbelastung, zeitweise viel gebaut und deswegen relativ guenstig etc) sind ja auch genannt worden.

    Ich wollte nur aufzeigen, dass wir nicht alleine sind! ;-)

    Die Gitaristen (und E-Bassisten) die ich so kenne sind was die Jagd nach dem perfekten Sound (und dem perfekten Instrument) teilweise sehr extrem. Und es gibt bestimmt noch mehr Instrumente die in diese Richtung gehen.

    Aber ich wusste schon immer, dass das Saxophon das tollste Musikinstrument ueberhaupt ist :-D

    Und was das "dem Ideal hinterherrennen" betrifft, ich wuerde das anders interpretieren (wie IIRC auch hier schon gesagt wurde):

    Wie hoeren uns andere, teilweise beruehmte Saxophonisten an und versuchen uns bestimmten Ideen von Ihnen anzueignen, das ist kein Hinterherrennen, das ist Offenheit und Fortschritt, mehr nicht.

    Ciao
    /dirk
     
  13. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Saxfax
    Zuviel Tagesfreizeit ? :lol: ( zuviel gibt`s da nicht ! )
    Aber immer wieder mal ne halbe bis Stunde zwischendurch fällt schon an. ;-)
    Dafür kann ich nun auch noch eine ganze Weile werkeln,
    anstatt die Beine hochzulegen . ;-)
    Mach ich auch gleich.
    Der andere Punkt gefällt mir da besser , der mit der Wahrheit ( Räusper )

    Und Toreador , zu den Guitarristen und Bassisten sag ich lieber nichts. Da hast Du Recht :-D Da gibt es ziemlich extreme Fälle.
    Gruß
    Benjahmin
     
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