Saxophon für kleines Geld kaufen - ist das sinnvoll?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von ArminWeis, 2.April.2014.

  1. Rick

    Rick Experte

    Hallo Darkstar,

    erklären kann ich es auch nicht, habe selbst schon darüber gestaunt, nichtsdestotrotz habe ich schon wirklich tadellose Instrumente für das Geld gesehen.

    Mir wurde mal gesagt, dass der Instrumentenbau in China staatlich gefördert werde, weil es die Doktrin gebe, dort solle jedes Kind ein Instrument spielen, weil dies die Intelligenz und Disziplin fördere.
    Angeblich werden auch die meisten Instrumente für den einheimischen Markt hergestellt, der Export spiele nur eine Nebenrolle.

    Vielleicht will man aber auch den alten Rivalen Taiwan ärgern, indem man den Markt mit noch preisgünstigeren Produkten überschwemmt?

    Auf jeden Fall wird in der Volksrepublik China nicht nach den Gesetzen des freien Marktes produziert, soweit ich weiß, diese gelten erst ab der Staatsgrenze. Man agiert dort immer noch regulatorisch und subventioniert durchaus die eine oder andere Branche, um die internationale Konkurrenz auszustechen - bis zum Endziel, dass alle Konkurrenten insolvent sind und nur noch China etwas produzieren kann?

    Doch jetzt bin ich endgültig auf dem Gebiet der reinen Vermutung, lasse mich gerne von besser Informierten aufklären.

    Sicher ist nur:
    Das geht nicht mit rechten Dingen zu, marktwirtschaftlich können sich solche Verkaufspreise (erst mal) nicht lohnen...


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Armin!

    Nein, das wäre ein Missverständnis.
    Es ist jedem Hersteller überlassen, wie er seine Produkte unters Volk bringt - der eine macht es über mehrere kleine Zwischenhändler, der andere über einen großen Vertrieb (da gibt es so einen in Marburg... ;-) ), manchmal schließen sich auch Händler zu einem Einkaufskonsortium zusammen, usw.

    Ich würde nichts davon kritisieren, jedes Vertriebsmodell hat seine Berechtigung, manchmal geht es auch gar nicht anders.
    Ich wollte nur darlegen, dass ein günstiger Vertriebsweg über wenig Zwischenstationen zu einem WESENTLICH geringeren Preis führen kann, ohne dass dies einen Verlust an der Qualität des Produkts bedeutet.

    Mir ging es also darum, aufzuzeigen, wie es unter anderem zu den Billigpreisen kommt, nicht darum, dass jemand künstlich Mondpreise erzeugt.
    Überteuerungen kann sich heute keiner auf dem europäischen Musikmarkt leisten, wie Du absolut zutreffend schreibst, Geldschneider manövrieren sich bei der geringen Nachfrage nur selbst ins Aus.

    Jeder muss zusehen, wie er kalkuliert, dazu gehören auch Faktoren wie Mieten, Löhne, Strom und weitere Nebenkosten, nicht zu vergessen die Steuern.
    Die Produktionskosten hängen von zahlreichen Faktoren ab, Qualitätssicherung ist nur einer von vielen.

    Schon allein aufgrund der Löhne ist ein europäisches Instrument automatisch teurer, selbst bei vergleichbarer Qualität wie ein chinesisches.
    Aber ist es durch diesen höheren Preis automatisch BESSER?
    Das bezweifle ich eben stark.

    Eine völlig andere Frage ist hingegen, ob es SINNVOLL ist, die Preise in den Keller zu treiben, indem man etwa als Direktimporteur hoher Stückzahlen und großer Versandhändler seine Macht der Preisgestaltung gnadenlos ausnutzt.
    Da bin ich wahrscheinlich völlig bei Dir, wenn ich sage, dass ich so etwas für unanständig halte, weil es die kleinen unabhängigen Musikgeschäfte kaputt macht und so die gewachsene Wirtschaft zerstört, was auf lange Sicht volkswirtschaftlichen Schaden mit weitreichenden Folgen anrichtet.

    Als Kunde unterstützen sollte man diese Praxis deshalb besser nicht.
    Jedes Billig-Sax, das beim Versandhändler geordert wird, ist ein Verkauf weniger im Musikladen um die Ecke... :-(

    Eigentlich sind wir ja schon mittendrin - aber ganz wie Du willst! :)

    Dann wünsche ich guten Appetit und einen schönen Abend!

    Beste Grüße nach Marburg und bis bald,
    Rick
     
  3. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,
    auf der Musikmesse in der Bläserabteilung habe ich mich jedes Jahr neu gefragt, warum die Chinesen immer wieder dort ausstellen, obwohl sehr häufig keinerlei Kundschaft/Interesse an den einwenig lieblos ausgestellten Instrumenten mit sozialistisch anmutenden Namen vorhanden war. Die Mitarbeiter taten mir soger fast leid, so unbeachtet, freundlich und sehnsuchtsvoll dreinblickend , direkt neben den großen namhaften Magneten.
    Deiner Vermutung, der Instrumentenbau in China sei staatlich gefördert, will ich deshalb gerne glauben schenken.
    Sehr plausiebel und beruhigend obendrein.

    VG
    Nilu
     
  4. darkstar2801

    darkstar2801 Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich arbeite ja selbst im Produktmanagment, allerdings für Consumer Electronics und war schon einige Male in China, auch auf diversen Fabrikinspektionen.
    Ich glaube nicht, dass der Staat den Saxofonbau fördert, dazu ist das Produkt technologisch und umsatztechnisch viel zu uninteressant.
    Das Geld geht da eher in Solartechnologien oder andere High-Tech Branchen.
    Für den Binnenmarkt: Die Chinesen die sich Musikunterricht, Instrument etc. leisten können u. die Zeit dafür haben, gehören in China sicher schon zur "Elite". Und diese haben kein Problem auch 5000 Euro für ein Sax auszugeben. Daher glaube ich, dass der Markt für Billig-Saxe selbst in China sehr klein bis nicht vorhanden ist. Die Kannen sind sicher größtenteils für den Export für alle Thomänner dieser Welt.
    Wie sie den Preis hinbekommen, weiß ich nicht, aber irgendwie scheint es zu gehen. Lohnkosten werden auch gerne durch Zwangsarbeiter, Kinderarbeit, 80 Wochenstunden-Arbeitspensum und miesester Bezahlung gedrückt. Bei 300 Euro VK in Europa wird das Teil in China ex-work aus der Fabrik sicher höchstens 100-200 USD gekostet haben, vielleicht noch weniger. Und der größte Teil davon gehen sicher an die teuren Metalle.

    Wie sie daraus am Ende wirklich ein Sax machen ist schon erstaunlich, aber wer sowas kauft, kauft auch auf dem Rücken einiger Ausgebeuteter. Aber so ist es ja nun leider mit fast allen Billigwaren.



     
  5. ArminWeis

    ArminWeis Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick, hallo alle,

    einige Brocken will hier mal in den Raum werfen bezüglich der bisherigen Kommunikation:

    Das Importieren von Produkten generell und von Saxophonen im Speziellen (weil das unser Thema ist) aus Fernost ist Spezialistenaufgabe. Es wäre zu einfach gedacht, wenn man sagt, der Zwischenhandel macht das Instrument nur teurer.

    Einige Einzelhändler haben in den vergangenen Jahren probiert, ihr eigenes Haus-Sax "direkt" aus Fernost zu kaufen, ohne weitere Zwischenhändler. Im Vordergrund dieser Aktivitäten stand in der Regel das Bestreben, mehr Handels-Marge zu generieren, weil man mit der eigenen Hausmarke nicht vergleichbar ist preislich, die gibt es halt nur im Laden und kein Internethändler macht einen besseren Preis...

    Die überwiegende Mehrzahl dieser Einzelhändler ist damit auf die Schnauze gefallen. Einige (auch namhafte) so heftig, dass das Geschäft gewackelt hat oder sogar aufgegeben werden musste.

    Sourcing in einem anderen Land ist eine Aufgabe für Spezialisten, jedes Land hat seine eigenen Gesetze, seine eigenen Gepflogenheiten und seine ureigendsten Verständnisse von gut und nicht gut. Die Mentalitäten sind unterschiedlicher, als man es landläufig annimmt.

    Spezialistenarbeit ist eine Leistung, die Geld kostet. Egal wo die Leistung erbracht wird, sie kostet Geld. Mehr oder weniger, je nachdem, wie gut sie gemacht ist. Professionelle Importeure (Du nennst sie Zwischenhändler) verstehen sich in aller Regel darauf, Produkte in angemessener Qualität zu einem marktgerechten Preis ins Land zu holen (gutes Personal, reisebereit, sprachbegabt, betriebswirtschaftlich geschult und rechtlich bewandert, Produktkenntnisse, Marktkenntnisse, Asien-Erfahrung, Einkaufs Know How im asiatischen Markt) und sie verstehen sich darauf, diese Produkte dann hier zu vermarkten und zu verkaufen, inklusive Vorfinanzierung der Ware auf eigenes Risiko, KnowHow in der Kundenhotline, Garantieleistungen, Ersatzteilservice, just in time Verfügbarkeit, PR, Kommunikation auf allen Rohren, damit ausreichend Information verfügbar ist, Präsenz auf der Frankfurter Messe etc. unter Einbeziehung der hierzulande relativ hochpreisigen und auch unangenehmen Regulierungen und Kosten etc. etc. Plus Rücklagen für totale Qualitätsausfälle, die immer mal wieder vorkommen. Jeder neue Container aus China ist ein Überaschungspaket, ja, das ist immer noch so.

    Der nächste Aspekt: Das eigene Haus-Sax des Händlers (egal ob lokal oder im Versand) wird nur gekauft werden, wenn es die Anmutung eines Markenartikels hat. Das hat was mit Sicherheits- und ggfs. auch Prestige - Denke zu tun - großes Thema Maslow, passt jetzt hier nicht). Jedenfalls, die Mechanismen des Marktes wollen es so: Es muss ein Name her, ein Logo muss entwickelt werden, am besten noch ein Slogan dazu, Pressemitteilungen werden lanciert, Testberichte angeleiert inklusive schöner Anzeigen in den Fachmagazinen (Erstellung von Anzeigen ist ein Geldgrab), Geschäftspapier wird gedruckt, eventuell Broschüren, ein Messeauftritt, kostenlose Warenmuster wenn es um Zubehör geht, Endorsersuche und Pflege, die Internetpräsenz muss angepasst werden, es müssen Werbemaßnahmen installiert werden, jemand muss sich um die Kommunikation in jeglicher Form kümmern - Kunden oder potenzielle Käufer sind heutzutage gut informiert, weil Information leicht zu kriegen ist, entsprechend qualifiziert muss die Kommunikation in dem Unternehmen organisiert werden, das sein eigenes Sax vermarktet. Das kostet Geld.

    Also diese Spezialistenarbeit machen meistens die Zwischenhändler. Wenn es der Einzelhändler selber macht, ist der Aufwand der gleiche, die Kosten sind im schlechten Fall höher, im guten Fall vergleichbar. Wer das Geld ausgibt, ob der Einzelhändler als Direktimporteur selber oder ein Zwischenhändler, ist also erst mal egal. Es kostet. Rick, der von Dir namentlich nicht benannte namhafte Versender macht den Zwischenhändlerjob mit seinen Spezialisten in ganz ausgezeichneter Qualität zu absolut wettbewerbsfähigen Kosten.

    Die Zwischenhändler, die deutlich teurer arbeiteten, existieren übrigens fast ausnahmslos nicht mehr.

    Soweit für heute.

    Beste Grüße aus Marburg,
    Armin

     
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Gute Diskussion Rick und Armin!

    Und Rick, die Marktpreisbildung in D funktioniert ja nicht so: "Sax über mehrere Handelstufen = teuer, Sax direkt importiert = billig."


    @ darkstar

    Ich denke bei VK Preisen in D von 300,-€ inkl. Märchensteuer dürfte der Werksabgabepreis bei eher 50,-€ denn 100.-€ liegen.

    Die Lohnkosten dürften bei der Saxfertigung den größten Teil ausmachen, da immer noch sehr viel manuell gefertigt wird. Material ist vernachlässigbar, die Abschreibung auf Werkzeugkosten dürften noch eine Rolle spielen.

    Insofern ist es für die Herstellungskosten sicher ausschlaggebend, ob ein Arbeiter 200 USD im Monat verdient (China) oder 2.000,-€ (Europa).

    Vertriebs- und Marketingkosten unterscheiden sich nicht zwischen Chinasax und Eurosax.

    CzG

    Dreas

     
  7. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    @ Darkstar
    Gerne per PM die Tipps für schnelle Tausis, denn mein Lebenstraum wäre der Kauf eines Saxos in Marburg. Irgendwas mache ich wohl falsch, denn in kurzer und in langer Zeit geht bei mir nix...und ich arbeite übrigens...
    LG
    dabird
     
  8. darkstar2801

    darkstar2801 Kann einfach nicht wegbleiben

    @dabird:

    schnelle Tausis gibt es nicht auf dieser Welt, außer man hat eine reiche Tante...

    Aber ich glaube trotzdem ganz fest daran, dass jeder in Deutschland 1000 Euro aufbringen kann. z.B. 41,60 Euro jeden Monat sparen und in 2 Jahren sind sie zusammen.
    Oder für eine gewisse Zeit einen Zweitjob/Nebenjob annehmen. Ach da gibt´s so viele Möglichkeiten. Nen Tausi ist jetzt wirklich nicht unerreichbar.


     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Also ich habe da irgendwie von Zwischenhändlern ein anderes Bild, sowohl aus Erzählungen von verschiedenen Geschäftsbetreibern, sowie auch aus einigen wenigen eigenen Erfahrungen. Wenn ich das zusammensetze wirken da einige Zwischenhändler weder wie Spezialisten, noch als wirklich fachkompetent. Da wird auf Mails nicht reagiert, Bestellungen vergessen oder falsche Sachen verschickt oder Ware verschickt, die nicht kontrolliert wurde und so nicht in den Verkauf gehen kann etc. etc. . Kundenorientiert sind die anscheinend auch nicht alle. Schwieriges Geschäft. Nach meinen Erlebnissen und den Erzählungen würde ich als Firma, das Saxophone, Blätter oder Mundstücke verkaufen will bestimmte Zwischenhändler feuern und mir lieber kompetentere Firmen zur Zusammenarbeit suchen. Noch schwieriger wird es wenn ein Zwischenhändler das alleinige Recht auf den Vertrieb hat, gar keine gute Idee.
    Ich werde allerdings hier keine Namen nennen.

    Lg Saxhornet

     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Rick schrieb:

    Ich halte es für falsch, dem Kunden hier ein schlechtes Gewissen einzureden. Die Einzelhändler müssen da durch. Das ist in der freien Marktwirtschaft so. Sie müssen an anderer Stelle punkten. Die Theorie, man könne eine internationale Entwicklung stoppen, in dem man nur bei "Tante Emma" einkauft, ist zu kurz gedacht. Auch das Anführen von Kinderarbeit und Ausbeutung billiger Arbeitskräfte trifft den Kern nicht.

    Die Industrie zieht von einem Billiglohnland ins nächste. Das hat auch seine gute Seite, denn die ehemaligen Billiglohnländer kommen so an Produktionsmittel, die sie eben aus dem Status des Billiglohnlandes heraus holen und zu einer eigenständigen Wirtschaft führen. Und wenn dann irgend wann mal überall die Löhne gleich hoch und alle Länder industrialisiert sind, sind wir einen guten Schritt weiter, haben das internationale Lohngefälle hinter uns gelassen.

    Im jetzigen Zustand der Weltwirtschaft für mich der einzige Ausweg, eben auch gerade aus Kinderarbeit und sonstiger Ausbeutung. Man müsste mal die Kinder selber fragen, ob sie es besser fänden, keine Fabrik zu haben und keine Chance, mit Arbeit ihre Familie zu unterstützen. Ich weiß, das klingt provokant. Ich rede hier nicht der Kinderarbeit das Wort, dennoch muss der Gedanke erlaubt sein, ob wir immer alles aus unserer hiesigen kurzsichtigen Brille beurteilen sollten.

    Was wirtschaftlich geht, wird gemacht und unser Konsumverhalten wird das nicht aufhalten.

    Wenn eine Kleiderfabrik wegen Baumängeln einstürzt, so ist das schrecklich. Nun aber zu sagen, ich kaufe kein T-Shirt mehr aus deren Produktion, hilft im Grunde gar keinem. Die Fabriken und deren Arbeiter müssten im Gegenteil mehr verdienen, auf dass sie dort bessere Fabriken bauen, umweltgerechter produzieren könnten etc..

    All so wäre die logische Schlussfolgerung: Kauft Billiglohnlandprodukte!

     
  11. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    widerspruch

    ich denke, dass Konsumverhalten der einzige Weg ist, irgendetwas in dieser Welt zu ändern.

    mittlerweile wirbt selbst die RWE mit erneuerbaren Energien.
    C&A gehört zu den weltgrößten Abnehmern von Biobaumwolle etc. etc.
    Glaubst du das machen diese Konzerne, weil sie eine moralische Erleuchtung hatten???

     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ edo und ppue

    Stimmt doch beides was ihr sagt. Globalisierung und internationale wirtschaftliche Verflechtung sind nicht zurückzudrehen.

    Das hat zu mehr Wohlstand in Schwellen- und auch Entwicklungsländern geführt.
    Dafür hat sich unser Wohlstandswachstum verlangsamt. So what?

    Wollten wir nicht immer, das es in der Welt allen besser geht? Und da haben wir in den letzten 40 Jahren durch die Globalisierung enorme Fortschritte gemacht.

    Und, edo, ohne Frage. Der "Verbraucher" war noch nie so mächtig wie heute. Grade auch durch moderne Kommunikationsinstrumente wie Internet im allgemeinen und z. B. Facebook im Speziellen.

    Heute fliegen schräge Geschäfte viel schneller auf. Unternehmen ragieren viel konsequenter auf Verbraucherbedürfnisse, wie Du angemerkt hast.

    Und auch das ist gut so!

    CzG

    Dreas

     
  13. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ui!
    In welchem Deutschland lebst Du?

    Sofar
    tmb
     
  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Hallo edo, das RWE wirbt mit erneuerbaren Energien, weil in Japan ein Atomkraftwerk in die Luft geflogen ist und wir mal eine Energiewende vor hatten. Nicht, weil die Kunden massenweise Ökostrom forderten.

    Aber du hast natürlich Recht, des Volkes Meinung spielt sicher eine Rolle bei Werbung, Imagepflege und Produktekatalog.
     
  15. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Denke ich auch. In jedem Supermarkt gibt es heute Produkte aus fairem Handel, ebenso Bioprodukte, auch wenn Standards vielleicht zu niedrig sind. Vor einigen Jahren waren das Nischenprodukte im Bioladen.

    LG bluefrog
     
  16. Rick

    Rick Experte

    Hallo Armin!

    Deshalb meinte ich ja umgekehrt, dass der Verzicht auf Zwischenhändler das Produkt BILLIGER macht.

    Das große Versandhaus bietet Saxe teilweise für unter 400,- € an, da kam die Frage auf, wie das denn funktionieren könne. Das sei ja dann wohl nur Schrott, unsolide und schlecht verarbeitet.
    Ich meine dazu, dass dieses Angebot durch den Verzicht auf Zwischenhändler so billig ist, wie ja auch bei allen anderen Produkten der Eigenmarken dieses Geschäfts.
    Wenn man etwa in China noch einen Exporteur dazwischen hat und hier einen extra Vertrieb, dann ist das Sax rasch bei deutlich über tausend Euro Ladenpreis, ohne dass sich an der Herstellungsqualität etwas geändert hat.
    Deshalb ist es also teurer, damit scheinbar "höherwertig", doch es kann durchaus mit dem direkt importierten und hier für 400,- angebotenen Horn vergleichbar sein.

    Tja, einer hat es anscheinend geschafft, mit diesem Modell erfolgreich zu werden...

    Stimmt, das erinnert mich an mein erstes Zusammentreffen mit den taiwanesischen Herstellern "meiner" Marke.
    Ich dachte, ich sei höflich, lobte auch die Instrumente, bat aber um eine kleine Verbesserung im Detail. Jeder Europäer hätte nur genickt und sich das notiert, doch die üblicherweise ständig lächelnden Herren waren "not amused", ihnen entglitten die Gesichtszüge ob meiner schrecklichen Beleidigung und es bedurfte einiges diplomatischen Geschicks seitens der deutschen Geschäftsleute, um die Wogen wieder zu glätten.
    Das war mir eine Lehre - inzwischen lobe ich nur noch und bespreche die Kritikpunkte ausschließlich mit dem Importeur, der, wie Du zutreffend schreibst, die Regeln der asiatischen Höflichkeit nun mal besser beherrscht als ich. ;-)

    Genau.
    Aber das stellt ja niemand in Abrede.

    Das Problem ist immer noch das Gegenteil:
    Wie schafft es der große Versandhändler, Billigsaxe auf den Markt zu werfen, die eben LEIDER nicht völliger Schrott sind?

    Meine Erklärungsversuche nochmals:

    1. Wegfall der Zwischenhändler
    2. Hohe Stückzahl im Einkauf
    3. Subvention des Instrumentenbaus im Herkunftsland

    Vorgeschlagen wurden als Gründe weiterhin Ausbeutung der Arbeiter und Kinderarbeit, aber das mag ich nicht ganz glauben, denn ein Sax zusammenzubasteln ist in meinen Augen deutlich komplizierter, als eine Bluse zu nähen oder aus vorgefertigten Einzelteilen ein Handy o.ä. zusammenzustecken. :roll:

    Wie schon wiederholt erwähnt würde ich es ja lieber haben, dass die Kannen durchweg unbrauchbar sind, doch das ist eben nicht (mehr) so.
    Ich könnte es mir theoretisch leicht machen und über die "Schrotthupen" herziehen, wurde sowieso in der Vergangenheit gerne der Schleichwerbung verdächtigt, aber das bringt doch auf Dauer nichts.
    Jeder, der wie mein erwähnter Schüler (Mittfünfziger, Arbeitsloser, kein kleiner Junge) so eine Billigtröte zur Probe bestellt und verwundert merkt, dass die schlimmen Gerüchte gar nicht zutreffen, glaubt uns Experten auf diese Weise irgendwann nichts mehr.

    Langfristig muss man sich der Tatsache stellen, dass irgendwo jemand Saxofone zu unschlagbaren Billigpreisen verramscht, die von der Qualität her nicht durchweg zu verachten sind.

    Obwohl - wenn man sich die Entwicklung anschaut, wird sich wohl das Sax-Geschäft für den großen Versandhändler bald nicht mehr lohnen.
    Bei der letzten Musikmesse hat es sich ja schon gezeigt, wo die Gebläse-Halle so leer war wie sonst nie, so lange ich sie kenne.

    Wenn ich mich in der Musikszene so umschaue, sind die gefragten
    Produkte in der Zukunft eher Mikrofone, DJ-Equipment und Musiksoftware... :-(


    Beste Grüße nach Marburg,
    Rick
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Rick

    Deine Rechnung stimmt nicht. Wenn eine Habdelstufe wegfällt, kann das Sax so und so billiger sein.

    Der Grosshändler, Zwischenhändler,....erbringt eine Dienstleistung, die einen Wert hat und bezahlt wird. Sonst gäbe es ihn nicht.

    Wenn nun ein Händler/Importeur diese Stufe ausschaltet, weil er direkt beim Hersteller einkauft, hat er im idealfall die Kosten des Zwischenhändlers zu tragen. Wenn er Pech hat auch deutlich mehr, weil er sich nicht auskennt.

    Maximal kann er den Reingewinn des Zwischenhändlers für sich verbuchen. 10%???
    15%? Mehr wird es kaum sein.

    Nun muss er das Sax aber auch billiger anbieten, um einen Vorteil am Markt zu haben.

    Da ist dann der Gewinnvorteil schnell wieder weg.

    CzG

    Dreas
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich denke, die Masse wird es machen. Bei der Fertigpizza geht es um Centbeträge am Gewinn. Hauptsache, man ist der Billigste. Das alleine zählt bei Firmen wie Aldi, Lidl und auch Thomann. Denn nur dann bleibt die Kundschaft und kauft eben noch das Basilikum, die Marschgabel, den neuen Gurt und kommt auch morgen wieder. Es werden in diesen Unternehmen unvorstellbare Mengen verkauft, und die Menge macht den Profit (und den Einkauf billig).
     
  19. GelöschtesMitglied7838

    GelöschtesMitglied7838 Guest

    noch ein Aspekt:

    was passiert mit einem solchen Billig-Teil nach ein paar Jahren? Ein Sax für 300 Euro oder noch weniger, so es denn tatsächlich spielbar sein sollte, wird niemand generalüberholen lassen, sobald die Mechanik ausgelutscht ist und die Polster nicht mehr dichten. Und dann? Deko? Ab in den Müll? Ok, der Altmetallhändler wird noch Verwendung finden...

    Diese Wegwerf-Mentalität geht mir absolut gegen den Strich, deswegen würd ich mir so ein Teil nicht zulegen (und auch aus keinem anderen Grund, aber dazu wurde ja schon genung gesagt).

    Liebe Grüße,

    Anja
     
  20. Gast

    Gast Guest

    @Moloko_plus

    DAS habe ich mich in der Tat auch schon oft gefragt.

    Früher...also vor ca 20 Jahren, hatten wir in der Werkstatt immer die sogenannte SCHROTTKISTE.....da kam alles rein, was nix mehr taugte...und konnte bei Bedarf als Ersatzteillager ausgeschlachtet werden.

    HEUTE jedoch müsste diese Schrottkiste überquellen....vor lauter entsorgten Oneway-Saxen.

    Mir tut es leid um die untergehende Tradition des Instrumentenbaus....schliesslich komme ich selbst aus diesem Fach und habe daher noch ganz andere Gefühle und Meinungen zu dem Thema als der blosse ""Konsument"" alias SPIELER.

    Und wo der grosse Elephantenfriedhof der Billigsaxe ist...da forsche ich schon länger nach....das muss ein seeehr geheimer Platz sein !!

    :)

    CBP

     
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