Saxophon-Solos in Pop Songs

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 25.November.2025 um 09:58 Uhr.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Hier im Forum ist sehr viel von Jazz die Rede, und das ist sehr schön, aber die anderen Genres werden etwas vernachlässigt, finde ich. Heute bot mir der YouTube-Algorithmus dieses Video an, und das behandelt das Thema, wie man als Saxophonist zu Popsongs spielen kann.



    Ich hatte eigentlich nach einem Video von Paul Desmond gesucht, weil er neben Johnny Hodges eines meiner großen Vorbilder auf dem Alto ist. YouTube meinte aber offensichtlich, ich müsste mir unbedingt dieses Video anschauen. Und es war wirklich eine gute Ergänzung. In der Band spielen wir hauptsächlich Popmusik, und wenn man dann seinen Bebop kann, nützt einem das nicht viel. Man stört nur. Wenn man aber weiß, wie man eine Melodie mit sinnvollen Saxophoneinschüben begleitet und vielleicht auch ein kleines Pop-Solo einlegen kann, ist das für die ganze Band eine schöne Sache.
     
  2. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Nö.

    Dann analysiere mal Kenny G oder einen anderen Smoother, oder Sanborn oder Russo oder oder, dann wirst Du merken, wieviel Bebop-Language da drin steckt.
     
  3. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Und auch die Melodien selbst kann man auf dem Sax wunderschön spielen und damit Leute glücklich machen:



    Zudem ist der Saxophonist Südafrikaner, und somit finde ich das schon aus Lokalpatriotismus gut. ;) Auch wenn Namibia (nicht mehr) zu Südafrika gehört, gibt es dort wirklich gute Saxophonspieler. Sie spielen oftmals eine Art südafrikanischen Jazz - der sich sehr von der amerikanischen Variante unterscheidet -, der weltweit viel zu selten gehört wird. Wir sind fast ausschließlich von den Amerikanern geprägt. Und so gut die auch sind, ein bisschen Diversität schadet bestimmt nicht, um bessere Solos und auch Melodien spielen zu können, die mal etwas anders klingen als das was wir so gewöhnt sind.

    Und man ist hier auch nicht so auf Jazz festgelegt. Weil viele der amerikanischen Vorbilder schwarze Musiker sind, denkt man, die Art Jazz aus Amerika wäre afrikanisch. Das ist er nicht. Er ist African-American. Und das ist ganz etwas anderes.
     
  4. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ja klar. Das habe ich nicht gemeint. Diese Leute können super spielen, und da gehört das auch dazu. Aber wenn ich das in meiner Band machen würde, wäre es falsch. Das sind keine Jazzer, und ich würde sie nur durcheinander bringen. Und sie würden auch nicht mehr mit mir spielen wollen. ;)

    Bebop mögen viele Leute nicht, und ich gehöre eigentlich auch dazu. Die Melodien, die darin versteckt sind, sind oft wunderbar, nur hört man sie gar nicht in der Geschwindigkeit. Das ist furchtbar schade. Warum ist den Leuten, die Bebop spielen, Geschwindigkeit wichtiger als ausdrucksvolle Melodie? Das habe ich mich schon oft gefragt.

    Für mich ist eine erkennbare Melodie das Allerwichtigste, nicht, wie schnell jemand spielen kann. Vor allem, wenn man dann eben nur noch Tausende von Tönen hört, die man nicht mehr richtig einer Melodie zuordnen kann.

    Ich war letztens richtiggehend überrascht, als ich ein Solo von Charlie Parker sehr langsam gespielt habe. Wunderbare Melodie, wunderbare Harmonien. Aber in der Geschwindigkeit, in der er das gespielt hat, kann ich das nicht anhören. Das ist nur Gequietsche, selbst mit seiner Meisterschaft. Das hat mich am Anfang richtig abgestoßen und mich mich wirklich fragen lassen, ob das Sax das richtige Instrument für mich ist, wenn das das Ziel sein soll.

    Glücklicherweise kann man auch andere Sachen auf dem Sax spielen als Bebop, und seit ich das entdeckt habe, kann ich das Sax richtig genießen. Es ist ein wunderbares Instrument, aber eben viel vielschichtiger, als man es vermuten würde, wenn man Bebop hört.
     
    Zuletzt bearbeitet: 25.November.2025 um 10:18 Uhr
  5. Silver

    Silver Gehört zum Inventar

    Michael Brecker, der gefühlt jeden zweiten käsigen 1980er Popsong mit einem Saxsolo aufgewertet hat, war im Kern ein eingefleischter Bebopper.

    Anders formuliert: Ohne Bebop-Fundament kein Pop-Solo…
     
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  6. Silver

    Silver Gehört zum Inventar

    Ich habe den Eindruck, Du hast keine Ahnung, wovon Du eigentlich redest.
    Das liegt möglicherweise daran, dass Du Bebop mit hektischem Gedudel assoziierst, das Du nicht verstehst und deshalb abqualifizierst.

    Die Essenz des Bebop ist gerade nicht, dass möglichst schnell gespielt wird.
    So etwas mach(t)en Parker, Gillespie & Co., weil sie es konnten.

    Der allseits zu Recht beliebte Dexter Gordon spielt sogar in seinen schmachtenden Balladen mit 60bpm … Bebop!
     
  7. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Das ist doch aber kein Pop, sondern smooth Jazz.
     
  8. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    An einer Stelle im vorigen Video wird gesagt, Branford Marsalis ist der Meister in dieser Kunst. Und hier sieht und hört man das auch:



    Sicherlich wird niemand behaupten, dass Branford Marsalis seinen Bebop nicht kennt. Aber er hält sich damit zurück, weil das eben nicht das ist, was das Publikum hören will. Charlie Parker hat sein Bebop bestimmt Spaß gemacht, aber hat es dem Publikum Spaß gemacht? Ja, gut, damals wahrscheinlich schon, aber das war vor 100 Jahren. Heute ist das Publikum ein anderes, und das ist auch gut so. Wir müssen uns weiterentwickeln. Von den Meistern lernen, sie respektieren und schätzen, aber nicht, sie in alle Ewigkeit imitieren.
     
  9. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde niemals was Schlechtes über Michael Brecker sagen, aber das ist halt auch über 40 Jahre her.
    Provokante These:
    In der modernen Pop Musik überzeugst du mit Bebop Licks keine Masse oder Produzenten mehr sondern höchstens Fans und Musikliebhabende.
     
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  10. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Wenn Du das Solo gut findetst, dann lerne doch alle 12 Bluescales und ihre Anwendung über 7, -7 usw.
    Dann bist Du schon gut gerüstet. Der Branford weiß schon, was er tut, er spielt das als Backing für Sting.
    Wenn Dir das gefällt, horch Kirk Whalum.

    Übrigens rutscht ihm da auch was raus:

    Und Smooth Jazz ist keine Popularmusik?
     
  11. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Nur mal zur Illustration hier etwas von Johannes Brand, auch bekannt als Dollar Brand und später dann Abdullah Ibrahim:



    Einer der wenigen südafrikanischen Musiker, der auch international bekannt ist. Es ist eine Mischung aus afrikanischen und bekannten Jazz-Elementen, die sich aber doch deutlich von dem absetzt, was man aus Amerika hört. Saxophone werden hier sehr oft, zusammen mit Trompeten, Posaunen und Hörnern, auf Beerdigungen gespielt. Das höre ich jeden Samstag, denn Samstag ist Beerdigungstag, und ich wohne in der Nähe eines Friedhofs.

    Hier bei uns erleben die Menschen Musik anders, haben auch andere Voraussetzungen, und das macht sehr viel aus. Wir wollen mit der Band mehr solche Sachen spielen als übliche Jazz-Standards. Auch wenn ich die der Band auch nahezubringen versuche, denn ich persönlich mag sie sehr. Aber da muss ich sehr genau aussuchen. Wenn es zu jazzig klingt, mögen sie es nicht.
     
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  12. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Ne, finde ich nicht.
    Wenn du nach der einfachen Definition von Popularmusik gehst, erfüllt Smooth Jazz natürlich viele der gleichen Kriterien.
    Aber findest du Smooth Jazz in irgendwelchen Popcharts oder findet es irgendwo nennenswert außerhalb der USA statt?
    Stellst du Smooth Jazz dann auf die selbe Stufe wie Musik von Taylor Swift, Billie Eilish, Bad Bunny?
     
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  13. Still

    Still Schaut öfter mal vorbei

    Ich habe keine Ahnung wie man Salami macht, aber ich weiß wovon ich rede wenn ich sage das ich sie nicht mag.

    Diese etwas triste Aussage läßt sich selbst mit einem ausgeprägtem Maß an Überheblichkeit und Arroganz eigentlich nicht widerlegen.

    In der Welt der besseren Kunst ist das natürlich ganz anders, wenn da jemand was nicht mag liegt es an der Bildung.
    Es eben doch einen Unterschied zwischen Geschmack und musikalischen Geschmack, ich meine wer kann auch schon eine Salami hören?
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, hier geht's ja fröhlich durcheinander.

    Ich finde, dass das Saxophon in der Popmusik doch eine recht klare Sprache gefunden hat. Das ist nicht unbedingt mit Soli zu belegen, die Jazzmusiker über Popmusik spielen. Klar geht das und die Wurzeln sind auch im Bebop zu finden. Es gibt aber sehr viel mehr starke Wurzeln, z.B. Blues oder, noch stärker, im Gospel.

    Zudem ist für mich Popmusik zwar Populärmusik, Populärmusik aber nicht zwingend Popmusik. Dollar Brand wiederum ist keine Popmusik, sondern Jazz, Ethnojazz, Jazz mit starkem afrikanischem Einfluss.
     
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  15. Silver

    Silver Gehört zum Inventar

    Ich habe keine Ahnung, wie man Salami macht aber ich mag sie nicht, weil immer Eselsfleisch darin verwendet wird.

    Ich habe keine Ahnung von Bebop aber ich mag ihn nicht, weil er immer so unnötig schnell gespielt werden muss.


    Dieses triste „am Kern der Aussage vorbei argumentieren“ finde ich wesentlich Überheblicher - insbesondere, wenn sich jemand ausschließlich für solche solitären und persönlichen Angriffe aus dem Dickicht wagt um stets sofort wieder darin zu verschwinden.


    Mein Beitrag endet, nach dem Ende des zitierten und kritisierten Abschnitts, mit einem Beispiel … für Salami ganz ohne Eselsfleisch:

     
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  16. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich mag keine Popmusik!:cool:
     
  17. Still

    Still Schaut öfter mal vorbei

    Wer den Beboptail bei Dexter nicht erkennt ist nicht in der Lage Eselsalami zu beurteilen, genau.

    Esel ist übrigens richtig zubereitet ein Genuss, rettet aber wie schon richtig angemerkt keine Salami, die ist und bleibt Mist,
    jedenfalls meiner Meinung nach. Es darf aber jeder essen was er will, Genuss bleibt unabhängig vom Bildungsgrad.
    Obwohl Dester Gordon klingt gleich viel besser wenn man weiß das er Bebop langsam spielt, oder nicht?
     
  18. Nemo

    Nemo Ist fast schon zuhause hier

  19. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Sax a`la carte, Silver und Bereckis gefällt das.
  20. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich habe den Disput nicht verfolgt. Ich muss nicht mal den Ausgangspost lesen, um zu wissen, was über Bebop geschrieben wurde, denn das Murmeltier grüßt zumindest jährlich und ich habe mich in den aktuellen Threads die ganze Zeit schon gefragt, wann denn endlich wieder Parker Schuld ist, dass es unschöne Musik gibt. Wurde auch Zeit.

    Nur die zitierte Aussage, die halte ich für definitiv falsch. Und ich vermeide es bewusst, hier einen soziologischen Musikgeschmacksvergleich zu machen, sondern basiere meine Einschätzung ausschließlich auf meinem persönlichen Geschmack über die Jahre in Korrelation mit meinem jeweiligen musikalischen Bildungsgrad.
    Es gibt Komplexität, die man erst versteht, wenn man sie intellektuell ergründet hat und die man dann trotzdem lieben lernen kann und plötzlich von etwas ergriffen ist, was einem vorher nur als Lärm vorkam.
     
    Sandsax, Maggs, Sax a`la carte und 2 anderen gefällt das.
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