Saxophon verlernt

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von freejazzer, 19.April.2006.

  1. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute,

    ich bin gerade sowas von frustriert, am liebsten würde ich meine Saxophone verkaufen, mir ein Klavier anschaffen und völlig neu anfangen, weg von diesen verdammten Blasinstrumenten.

    Seit gut zwei Monaten kann ich kein Saxophon mehr spielen. Die erste Oktave funzt noch, aber alles darüber ist einfach nur grauenhaft. Mein Instrument funktioniert, mein Lehrer kann ohne Probleme alles spielen. Er versucht mit allen Mitteln, mir zu helfen, aber ich mache keinen Fortschritt. Jeden Nachmittag hänge ich mir dieses verdammte Teil um und bin nachher nur noch viel frustrierter. Ich weiß echt nicht, warum ich mir diesen Scheiß noch länger geben soll.

    Es ist so frustrierend, vor zweieinhalb Monaten lief alles so super, für meinen Lehrer war ich der Schüler mit "dem besten Sound", ich hab mit ihm und zwei weiteren Profis im Quartett gespielt, hab mir vorgenommen, mein Leben lang Saxophon zu spielen, sogar mal einen Gedanken verschwendet, das zum Beruf zu machen. Und jetzt scheitere ich an den grundlegendsten Dingen und stolpere einfach immer wieder, kann einfach keinen Fortschritt sehen. Drei Wochen Pause hab ich auch schon gemacht, es ging so scheiße weiter wie zuvor.

    Einerseits würde ich so gerne jetzt besonders in den Ferien einfach drei Stunden lang auf meinem Tenor improvisieren, Standards üben, es fehlt einfach in meinem Leben, andererseits habe ich mittlerweile einfach nur Hass auf diese Instrumente. Es ist wirklich so, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte und ich fortan einfach kein Saxophon mehr spielen darf.

    Was ist los mit mir?
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Mann oh Mann.
    Also Frust kenn ich auch, Zeiten wo mein Sound (vermeintlich?) schlecht ist auch; ABER: dass das 2 Monate anhält kenn ich partout nicht.
    Man könnte jetzt mitleidig sagen: "Kopf hoch, das wird schon werden." Aber das wird dir in deiner jetzigen Situation auch nicht viel helfen, schätz ich mal.
    Einen Verdacht habe ich evtl.: Du überlegst aus dem Sax deinen Beruf zu machen, stellst zur jetzigen Zeit zu hohe Ansprüche an dich, die du nicht halten kannst und verkrampfst völlig. Ausweg? (Hab dir übrigens ne PN zu dem Theam vor ner Woche gschrieben) Probier im Herbst die Aufnahmsprüfung auf einem Institut wo man Saxophon studieren kann; bereite dich mit deinem Lehrer drauf vor - und geh dann cool hin. Was hast du zu verlieren?? Du wirst entweder abgelehnt, dann weißt du dass du einfach noch nicht so weit bist, du noch üben musst und es in nem Jahr wieder probieren wirst; oder du wirst genommen! So einfach ists (sprech schließlich aus Erfahrung).
    Nicht verzagen ;-)

    Lg, Alex
     
  3. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Hallo freejazzer,

    das nennt man Krise.

    Sonny Rollins hatte das jahrelang, Charles Lloyd auch, Miles Davis auch.

    Dass mal eine Zeit nix läuft ist, so meine Erfahrung einfach ein Teil des Lebens. Es geht garantiert vorüber. Und es gibt keine "Regel", wie lange das dauert. Oder was man dagegen tun kann.

    Wenn DU Dir sicher bist, dass Saxspielen für dich wichtig ist, kommtes auch wieder. Ganz plötzlich, wahrscheinlich dann wenn Du es am wenigsten erwartest. Und besser als je zuvor.

    Schönen gruß
    saxfax
     
  4. Krizzodil

    Krizzodil Kann einfach nicht wegbleiben

    was mir dazu auf die schnelle einfällt, is dass du jetzt vielleicht, mit dem hintergedanken, dass es sowieso ned mehr funktioniert, bereits verkrampft dein sax in die hand nimmst, nicht locker genug bist. das wirkt sich, meiner erfahrung nach, sehr auf den ansatz aus. vielleicht solltest du mal versuchen dich zu entspannen wenn du die kanne in die hand nimmst
     
  5. Jay2005

    Jay2005 Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte das auch schon mal, nur nicht so heftig. Ich hab einfach nichts mehr fertig gebracht, aber das lag auch am Mundstück/ Blättchen. Das war nichts. Habs ausgewechselt, wieder geübt und mit anderen geprobt, Konzerte gespielt und dann gings wieder. Hab mich von den Ferien auch schon erholt, weil ich auch zu wenig geübt hab. Kommt langsam wieder.

    Oder ein anders Mal hatte ich wirklich fast die ganzen Sommerferien nicht geübt, ging aber wie gewohnt wieder zum Sax und wollte spielen. Und was kam? Nichts. Keine Luft. Keine Ausdauer. "Das wars für mich" , hab ich damals auch gedacht, aber ich hab doch nochmal weitergemacht.

    Es könnte auch an etwas Familiären liegen oder im Freundeskreis läufts nicht. Das, kann ich mir vorstellen, würde mich auch nicht besonders inspirieren. Versuch doch noch einmal die einfachsten Sachen, wie z.B. ein paar simple Tonleiter und teste dich langsam vorran. Du wirst bestimmt auch nach einiger Zeit merken, was vielleicht der Grund für ein so plötzliches Ereignis ist.

    Glaub mir, das Saxophon ist einfach das beste Instrument, gefühlvoll, so vielseitig, auch im Ton, und wenn man es gut spielt, wem sag ich das, dann lohnt sich jede Minute des Übens, wenn man gerade mal ein klatschendes Publikum vor sich hat. Ist doch echt geil, oder? Darauf könnte ich nicht verzichten!
     
  6. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Wer kennt das nicht? Was kann man tun? Sax wegwerfen! Hm, nicht wirklich. Sich mal ernsthaft fragen, was man denn wirklich will! Möglicherweise hilt es, sich tatsächlich mal vor das Klavier zu setzen und dann mal da Dinge machen, die man am Sax nicht kann: Akkorde, etc. und dann mal Sachen, die man am Sax kann: Bending, Laaaaaaaaaaaannnnnge Töne, ...

    Im Zweifel: Sax mal ins Pfandhaus bringen oder zum Sax-Doc und ihm sagen er könne sich Zeit lassen....

    Es gibt nur die Regel, dass es keine Regel gibt
     
  7. lauris-1

    lauris-1 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Wichtig is mal, das du nicht verkrampft bist
    Wie ich mal in der Familie Probleme hatte war ich ziemlich verkrampft und habe versucht mich beim Sax-spielen zu entspannen
    hatte aber nicht wirklich Erfolg
    Was da für ein Ton rauskam (oder eher Quietschen) wollt ihr gar nicht wissen
    Also: nicht verkrampfen!!!
    Versuch vor dem Spielen deinen Kopf von Problemen freizumachen
    Und schmeiß es nicht hin!!!
    Saxophon ist so ein geiles Instrument...
     
  8. shorterfan

    shorterfan Kann einfach nicht wegbleiben

    Nach meiner Erfahrung ist es für einen Lehrer extrem schwierig herauszufinden, was du falsch machst.
    Wenn es an kleinen Undichtigkeiten am Sax liegt, ist er meistens in der Lage, das automatisch zu kompensieren. Und sein Ansatz ist sowieso nicht deiner. Und er kann nicht einfach nachvollziehen, was sich möglicherweise an deinem Ansatz (aus welchen Gründen auch immer, Psychokiste auf oder zu) verändert hat.

    Um sicher zu gehen, dass du dich wirklich nicht wegen eines unerkannten Materialfehlers verrückt machst, würde ich an deiner Stelle irgendwo ein anderes Sax spielen. In einem Laden andere Saxe ausprobieren oder bei Freunden.
    Wenn da die gleichen Probleme auftauchen (trotz komplett anderem Set-up) bist du das Problem. Dann weiß ich auch nicht weiter. Aber wenn nicht, bist du aus dem Schneider.

    Viel Glück

    Michael
     
  9. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Du spielst glaub Tenor und Alto Sax. Lass die beiden mal schön auf der Seite und spiele für eine Zeit lang Soprano.
     
  10. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Shorterfan
    Bin ganz Deiner Meinung ! Das ist der erste Ansatz der Fehlersuche.

    Andererseits hatte ich sowas auch mal.....da lag es nun wirklich nicht am Horn, sondern an mir und meinem Umfeld.
    Ich spielte in einer ziemlich genialen Band, deren Arbeitsweise im Proberaum mir aber total gegen den Strich ging. Also habe ich "Geniale Band/ Musik " gegen "total gegen den Strich" kompensiert und war total unglücklich dabei. Schuld war am Ende ( natürlich )meine Hupe....also weg mit dem Ekelteil...verschenkt, die Band gekündigt und ne Querflöte gekauft.
    Einem halben Jahr bin ich diesem Wahn erlegen.....dann kaufte ich wie ein Schlafwandler plötzlich ein neues Sax....es ging nicht anders

    Also es können schon heftige Dinge passieren....aber ob das Saxophon dran schuld ist ?? ??
    Tröstende Grüsse
    Benjahmin
     
  11. lauris-1

    lauris-1 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Was mir gerade eingefallen ist: Probier doch mal einige Rohrblätter aus
    Vielleicht hast du einfach grade ein Scheißblatt
    Is mir vor kurzem so gegangen.
    Also neues Blatt rein und es ist gleich viel besser gegangen
    Mehr fällt mir jetzt auch nicht ein
     
  12. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @freejazzer
    alle guten Ratschläge in Ehren - aber ich denke du solltest mal D i s t a n z zum Problem bekommen. Aus solcher betrachtet sich der Stein des Anstosses gewöhnlich auch anders. Egal ist dabei, wieviele Wochen Pause daraus werden. Wenns dich dann zum Sax reisst, umso besser. Aber es besteht natürlich auch das Risiko, dass die Herrlichkeit vorbei ist und das Sax gar kein Bedürfnis mehr ist. Nur was wäre die Alternative? Weiterwürgen und unzufrieden sein, weil man's nicht erzwingen kann.
    PS: geht mir seit einigen Jahren mit meiner Malerei so...aber ich w e i s s, dass ich am Tag x wieder beginnen werde. Also, es ist kein Drama - oder dann nur ein kleineres ;-)

    Mut!

    antonio
     
  13. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute,

    Danke für eure tollen Beiträge.
    Ich sehe jetzt wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Gestern war ich wieder bei meinem Guru, uns ist aufgefallen, dass ich einen ziemlichen Happen Mundstück zwischen den Zähnen habe. Im Laufe meiner Krise oder vielleicht schon davor habe ich mir wohl angewöhnt, zu viel Mundstück in den Mund zu nehmen. Jetzt haben wir die maximalen 12mm mit nem dicken Klebestreifen markiert, damit ich weiß, wo ich meine Zähne hinzusetzen habe. Das kommt mir jetzt schon verdammt wenig vor, aber besonders das S80 ist ja im Gegensatz zu meinem Meyer schlanker und kommt einem dadurch noch viel kleiner im Mund vor - daher vielleicht auch mein beherztes Zuschnappen.

    Diese Veränderung hat mir schon große Fortschritte ermöglicht, aber immernoch muss ich an meinem zu engen Hals arbeiten und viel auf meine Atmung achten. Mein Lehrer ist jetzt aber sehr optimistisch, dass ich das vielleicht in ein paar Tagen wieder hinhabe. Überhaupt hat er gemeint, dass es schon total ungewöhnlich war, dass bei mir alles bisher so einwandfrei gelaufen ist, bisher hatte jeder seiner Schüler schon eine solche Krise (eben gleich am Anfang). Bei mir war nur das Besondere, dass er all die Übungen, die er jetzt mit mir gemacht hat, vorher nie machen musste, daher stand ich ziemlich hilflos und frustriert da. Ich kann aber froh sein, dass mir das jetzt auch einmal passiert ist, für die nächste Krise bin ich gewappnet und ein anderer Lehrer (den ich hätte aufsuchen müssen, wenn mir das ganz ein paar Jahre später in einer anderen Stadt passiert wäre) hätte mir sicher nicht so helfen können und mir das Rüstzeug geben können. Hab einige neue gute Übungen und viele Basics vor allen Dingen zu Atmung (Feldenkrais) gelernt.

    Grüße
    freejazzer
     
  14. Lilly

    Lilly Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi Peter,

    was hat es mit dem Tipp auf sich, eine Zeitlang nur Soprano zu spielen?
    Versteh' ich nicht, klär' mich bitte auf!

    Grüße,
    Lilly
     
  15. lauris-1

    lauris-1 Nicht zu schüchtern zum Reden

    @freejazzer: Glückwunsch und noch viel Spaß beim spielen

    @lilly: versteh ich auch nicht wirklich
     
  16. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @Lilly:

    Das Soprano Sax ist betreffend Ansatz der Exot in der Familie. Ebenso verzeiht es keine lasche Atemstütze. So gesehen würde man trotzdem Saxophon spielen, jedoch völlig anders als beim Alto und Tenor. Dies ist meistens eine neue Herausforderung. Während dieser Zeit kann man auch betreffend Intonation sehr profitieren. Ich persönlich hab schon die Erfahrung gemacht, dass nach einer intensiven Soprano-Zeit Tenor und Baritone *wie von alleine gingen*. Selbstverständlich muss einem der Sound, die Lage und das Instrument an sich gefallen, sonst wird es wieder zum Murks. Aber wenn diese Faktoren erfüllt sind, ist's auf jeden Fall einen Versuch wert...
     
  17. Lilly

    Lilly Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi,

    hm, interessant.

    Ich muss gestehen, so völlig ohne Hintergedanken war meine Frage nicht. Ich liebe zwar mein Tenor, spiele aber seit einiger Zeit mit dem Gedanken, auch noch Sopran zu spielen.

    Bin mir nur nicht sicher, ob das in meinem Fall so der Renner ist: Spiele erst seit zwei Jahren, habe mit 40 erst angefangen überhaupt ein Instrument zu spielen.

    Reizen würd's mich aber sehr.

    Na, kann diesen Wunsch irgend jemand unterstützen oder soll ich's lieber lassen?

    Grüße,
    Lilly
     
  18. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @Lilly:

    TU ES! :)

    Ich hab hier auch einen Privatschüler, der letztes Jahr mit 49 angefangen hat. Er hat seit etwa 2 Monaten ein Soprano Sax und ist begeistert davon. Ich würde mir so ein Teil leihen oder mieten und dann vielleicht ein paar Lessons bei einer Lehrperson, die selber auch Soprano, spielt nehmen. Das Soprano macht dann Freude, wenn die Technik stimmt und dafür sind Tipps von aussen sehr wertvoll ;-)

    Enjoy! :)
     
  19. Hans

    Hans Ist fast schon zuhause hier

    @Lilly,

    was Peter da berichtet, habe ich gerade mit freudigem Erstaunen selbst erlebt. Spiele seit etwa 2 Jahren Tenor und habe mir nun endlich meinen lang gehegten Wunsch erfüllt, noch ein Sopran zu kaufen. Nachdem ich die ersten Tage an diesem hochempfindlichen Zicklein fast verzweifelt bin, geht's jetzt so langsam voran, und ich will nun seit dieser Woche beide Saxe im täglichen Wechsel spielen. Gestern das erste Mal wieder das Tenor geblasen: Welch Klang in meinem Hause! Wie Peter schon schrieb, es ging fast wie von selbst. (Um so mehr fürchte ich mich allerdings vor dem heutigen Zoff mit dem Zicklein ...) Nee, also mach das, ich habe auch erst mit 45 angefangen.

    Tschüs
    Hans
     
  20. sammy-b

    sammy-b Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    das mit dem ganz anderen Saxophon kann ich auch bestätigen. Ich habe Klarinette gelernt und bin dann mehr oder weniger auf Tenor umgestiegen. Dabei habe ich mir glaube ich einen recht ungünstigen Ansatz angewöhnt. Alt ging auch noch gut und Sopran war der Klarinette ähnlich. Bei Bariton hat mich dann der Frust gepackt, weil da wirklich gar nichts ging. Da ich nicht aufgab habe ich durch die völlig andere Situation die Chance bekommen meinen gewohnten Ansatz zu überdenken und zu überarbeiten. Nach doch nennenswerter Zeit konnte ich dann aus dem Bariton auch einen vernünftigen Ton holen und, was mich total überraschte, ich hatte plötzlich auch auf den anderen Instrumenten (wie oben beschrieben) ein völlig neues Gefühl, konnte "plötzlich" auch auf dem Alt und dem Tenor einen anderen Ansatz spielen.

    Mal über den Zaun schauen, mal was neues ausprobieren, um die Dinge einmal von einer anderen Seite betrachten zu können, ist echt eine Chance.

    In diesem Sinne: Nicht aufgeben, dabei bleiben, selbst experimentieren, neues suchen und sich herausfordern lassen.

    LG, Sammy/B
     
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