Schöne Töne

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gast, 16.September.2006.

  1. Gast

    Gast Guest

    Hi!

    Ich bin gebeten worden meine Definition von "Schöne Töne" abzugeben. Vielleicht entspringt daraus ja eine fruchtbare Diskussion über "schöne Töne"!? :)

    Ich will vorab sagen, dass meine Wünsche an den Leser am Ende meiner Kommentare mit "Schöne Töne" mein Wunsch an jeden Leser darstellt - wo ich jedem Beteiligten die schönen Töne wünsche, die man individuell als "schön" empfindet.

    Selbstverständlich ist "schön" bei meiner Definition absolut subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

    Ich willl weiterhin vorabschicken, dass für mich Musik bereits bei einem einzelnen Ton losgeht!
    Beispiel 1: wenn ein Schüler (Anfänger) seine ersten Erfahrungen mit dem Instrument im Unterricht macht und er es schafft einen "stabilen" Ton zu spielen, so empfinde ich das als "schönen Ton", sowohl zur Freude des Schülers wie der des Lehrers!
    Beispiel 2: Wenn ein Profi, z.B. Claude Delangle, Eugene Roussou, Marcel Mule, Rudy Wiedoeft, John Harle o.a. einen einzelnen Ton spielt, diesen "gestaltet" und zum Leben erweckt, so kann mich dieser Ton schon begeistern und ich empfinde ihn als "schön". (Literaturbeispiele: "Air" von Bach, "Largo" aus Xerxes von Händel, "Aria" von E. Bozza, "Kol Nidrei" von Max Bruch) Jedes dieser Stücke beginnt mit einem einzelnen - teils langem, teils einzeln stehenden Ton. An diesem einzelnen Ton kann man schon erkennen ob Musik gemacht wird.

    Nun zu meiner Definition von "Schöne Töne":
    1. Im Bereich von Improvisationen empfinde ich es als "schön", wenn nach dem Motto "weniger ist mehr" verfahren wird. Wenige Töne zur richtigen Zeit sind für mich schöner als z.B. in alter "Kenny G.-Manier": ich spiel mal ganz viele Töne, ein paar davon werden schon richtig sein.
    2. Im Bereich des "klassischen Saxophons" (gemeint ist die klassische Atem- und Blastechnik und nicht die Beschäftigung mit "klassischer" Musik) empfinde ich einen Ton als "schön", wenn er vom Zwerchfell "gestützt" wird, wenn der Luftstrom nicht durch einen "zu engen" Hals im Fluss gestört wird (Hals auf Stellung "aw", von "I saw") und der Ton "weich" ins Instrument gelingen kann (eine nähere Definition von "Hardware", mit dem man sowas machen kann könnte man u. U. woanders diskutieren).
    3. Wenn ich versuchen würde einem meiner Meinung nach "schönen Ton" eine "Form" geben zu wollen, so würde ich wohl auf einen nicht zu leichten Ball kommen, der allerdings eine sehr weiche Oberfläche hat und durchsichtig ist.

    Soweit bis jetzt - vielleicht lege ich Rahmen der Diskussion noch nach! Was sind denn für Euch schöne Töne?

    Weiterhin
    Schöne Töne!
     
  2. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Hä ? Der spült doch eher langsam im Vergleich oder meintest du Kenny Garrett ?

    Ansonsten kann ich deiner Definition voll zustimmen.
     
  3. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hi,
    das schöne beim improvisieren ist: Man kann maximal einen Halbton daneben liegen.... :)

    Gruß
    Bernd
     
  4. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    Sprechen wir von schönem Ton oder von schöner Improvisation? :) habe ich nicht verstanden.

    Für mich ist jeden Ton schön, soweit er in der richtigen Zeit und an der richtigen Stelle gebraucht wird. Nehmen wir als Beispiel Liebman. Er ist ein Meister vom Spielen ausserhalb der Akkorde und ein Meister des Saxophons. Wenn ich seine Aufnahmen höre, bemerke ich wie er manchmal quietscht und alles möglich was man als Sound vom Sax erzeugen kann, produziert. Er macht das aber an der richtigen Stelle. Dieses Gequietsche ist für mich auch schöne Töne.

    Ich will nicht plagieren, aber sein Buch Developing a Personal Saxophone Sound hat mich wirklich inspiriert. So wie er einen schönen Ton beschreibt, gilt als Beschreibung auch für mich. :)


    Also wie wars? hmm....ah ja, schöne Töne :-D

    Gruss,
    stan
     
  5. Jazzquartett

    Jazzquartett Schaut nur mal vorbei

    Charlie Parker hat gesagt: Ich versuche, schöne Töne zu spielen...

    Ich finde, er hat es geschafft. Meine Frau ist da leider anderer Meinung ("mach den Fliegeralarm aus")...

    Gruß
    Jens
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Hi!
    1. Ja, was ist schon ein Halbton unter Freunden.
    2. Ich meine diesen "Schnulzensaxophonisten Kenny G", bekannt u.a. durch "Songbird"
    3. Ich mag aber gerne nochmal auf die Frage zurückkommen: wie definiert Ihr einen "schönen Ton" (und nicht zwingend eine schöne Improvitation!)
    Schöne Töne!
     
  7. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hi MrX,
    für mich ist ein schöner Ton, wenn er genau so klingt, wie ich ihn vorab gedacht habe.

    Voraussetzung hierfür ist, dass alles zusammen passt. Gut gehendes Blatt, richtige Lippenspannung, offener und lockerer Hals, entspannte Körperhaltung und gute Stütze.

    Es passiert häufig, dass ich mich beim Üben in eine neues Stück oder eine neue Passage eines Stückes "verbeiße" (im wahrsten Sinn des Wortes). Dann ist höchste Zeit, entweder eine Pause einzulegen oder etwas bekanntes betont locker und entspannt zu dudeln, damit ich wieder das Gefühl dafür kriege, wie ich "schöne Töne" erzielen kann.

    Gruß
    Bernd
     
  8. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen. :)

    Bei mir gilt das gleiche. :)

    Gruss,
    stan
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Hi!
    Alles super - klasse - und nicht falsch.
    ABER: wie denkt Ihr Euch denn einen schönen Ton? Wie stellt Ihr in Euch vor? Könnt Ihr einen schönen Ton mal verbalisieren?
    Schöne Töne!
     
  10. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hi, MrX,

    ich wills mal versuchen:

    Im Normalfall (wenn also nicht growl o.ä. angesagt ist) ist ein Ton für mich dann schön, wenn er:

    1. sauber intoniert ist

    2. gleichmäßig erklingt (keine unbeabsichtigten Tonhöhen- und Lautstärkenschwankungen)

    3. das mögliche Frequenzspektrum erzielt wird. Ich meine damit die Grundfrequenz, entsprechende Obertonfrequenzen und - für mich ganz wichtig: Genügend Untertonfrequenzen. Der Ton soll so voluminös "füllig" wie möglich erklingen.

    Ich verzichte dabei lieber auf die Durchsetzungsfähigkeit des Tons zu gunsten eines Tons, wie er mir gefällt.

    Soll der Keyboarder eben ein wenig leiser spielen... *gg*

    Gruß

    Bernd
     
  11. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Ein schöner Ton nimmt den Zuhörer mit, trägt ihn, hüllt ihn ein. Zunächst ist er rund, und wenig spannungsreich. Zu viel Spannung strengt an, als Ausdrucksmittel aber gut!

    Coltrane hat einen harten Sound, trotzdem hat er einen schönen Ton! Allerdings auf Dauer auch eher anstrengend.

    Ein schöner Ton öffnet das Herz und macht Lust auf mehr!
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Hallo Hilde!
    Sehr schöne musikphilosophische Antwort - gefällt mir wirklich gut - aber kannst Du noch mehr den Ton beschreiben? Du beschreibst was der Ton mit dem Hörer machen sollte - das sehe ich genauso - aber wie beschreibst Du den Ton der das produziert?
    Schöne Töne!
     
  13. Gast

    Gast Guest

    Hallo AfterEight!
    Ich finde Deine Beschreibung klasse!! Danke!! Mit anderen Worten Klasse statt Masse! Super!!!
    Schöne Töne!
     
  14. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Mr X, das ist ja für jeden ein bischen anders.

    Für mich ist der schöne Ton so, wie ein guter Rotwein.

    Trocken, im Vordergrund das blumige Aroma frischer Pflaumen, leichter Rosenduft, ausgewogene Säure, im Abgang leicht holzige Note. Je nach Zusammenhang werden andere Nouancen erkennbar, je nachdem ob mit Käse, mit Trauben, mit bitterer SChokolade genossen wird.

    SO muss sich der schöne Ton anhören..... :)
     
  15. Gast

    Gast Guest

    Hi Hilde!
    Genau solche Beschreibungen suche ich! Danke! Klasse!
    Schöne Töne!
     
  16. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    gibt es schöne farben ?
     
  17. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Sicher gibt es das, Yoyo! Aber Farben muss man immer in ihrem Kontext sehen. Für sich alleine ist keine Farbe schön oder hässlich, es kommt immer auf den kontext an.

    Bei Tönen ist das natürlich auch so.

    Klangfarben drücken genau DAS aus.....
     
  18. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    je - es ist genaso mit dem klang

    ob der klang schön oder unschön ist liegt nicht am klang !
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Hi!
    Und genau desterwegen hab ich nach Euren Beschreibungen gefragt!
    Schöne Töne!
     
  20. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Der Begriff des 'Schönen' in der Ästhetik ist schon lange obsolet. Die Postmoderne setzt auf Pluralität. Ich habe Pamphlete von klassischen Musikern gelesen, dass Jazzmusiker wie Ella Fizzgerald nicht intonieren könnten, was auf die Faulheit zu üben zurückzuführen sei.
    Schöne Töne bietet rein phonetisch gehört ein gutes Klangbild. Ansonsten gibt der Begriff für mich eher eine Projektionsfläche, zu der mir Ausdrücke wie Kulturkonsument, Beliebigkeit, Bildungsbürgertum, seichtes Gesäusel einfallen.
    Das Konzert von Jan Garbarek gesten auf BR Alpha gehörte fast schon zu der Kategorie, auch wenn der Mann zumindest auf dem Tenor einen verdammt schönen Ton hat (aber einen absolut nicht schulmäßigen Ansatz, au weia, der Unterbiss, der Kiefer bewegt sich wenn er in die Tiefe geht!). Aber der gesamtmusikalische Zusammenhang war für mich eher fragwürdig. Weltmusik durchs Okular des Europäers? Ich las mal auf Rumflaschen: 'In Deutschland auf Trinkstärke herabgesetzt!' Dieser eine Titel mit Sopran wie die Musik zur letzen indischen TV-Soap-Schnulze. Da hätte eine irionische Brechung eingebaut werden müssen.

    Äh, was haltet ihr davon, eh wir uns in ellenlange abstrakte Diskurse verheddern, ich erstelle ein Playback, und auf der Basis produzieren wir unsere Vorstellung von 'schönen Tönen' (sprich Aufnahmen mit dem Sax dazu) und kommunizieren diese hier?
     
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