Selber transcribieren vs. fertige Transcription ausarbeiten?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von auge, 16.Oktober.2013.

  1. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Liebe Saxkollegen,

    Jazzsolos die es wert sind gelernt zu werden kann man entweder selber transcribieren oder versuchen eine fertige zu bekommen und diese nur noch auszuarbeiten.

    Der Zeitaufwand des Transcribieren ist enorm! Denkt ihr ist der Lernwert dem Gegenüber um soviel höher als wenn ich eine fertige Transcription nur noch ausarbeite. Unter Ausarbeitung verstehe ich mit dem Notenmaterial und der Aufnahme zu versuchen den Ausdruck, Bindungen, Phrasings ect. Nachzubauen.

    Wie macht ihr das?
    Was denkt ihr da drüber?

    Lg
    Auge
     
  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Das kommt ganz darauf an, was ich von der Transkription erwarte. Wenn ich das Spiel des jeweiligen Solisten analysieren will oder mir das Solo von xy zu dem Stück xy gefällt und ich einfach ein paar Anregungen haben will, wie ich durch diese und jene Changes komme, reicht eine bereits fertige Transkription durchaus aus. Ich würde die aber auf jeden Fall mit der Originalaufnahme abgleichen. Im Netz stehen so viele Transkriptionen mit Fehlern ohne Ende...
    Am meisten lernt man aber meines Erachtens, wenn man selbst transkribiert. Bei mir ist das Solo dann auch direkt auf meiner Festplatte "eingebrannt", wenn ich es von der fertigen Transkription lernen will, dauert es für mich länger.
    Mit der Zeit wird man aber auch schneller im Transkribieren. Wenn man grundsätzlich wenig Zeit hat, ist es auch schon nützlich, einzelne Abschnitte rauszuhören, die einem besonders gut gefallen. Ich picke mir oft ein oder zwei Licks raus und übe die dann in allen 12 Tonarten.

    LG Juju
     
  3. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    Guten Tag Auge,

    meine Jazzerfahrung beschränkt sich auf einige bekannte Standardnummern. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, daß Solos nicht immer, wie geschrieben, brauchbar, und, genau so wichtig, richtig sind.

    Ich gehe oftmals hin und schreibe mir von der Originalaufnahme das Solo heraus, damit komme ich am besten klar, und, kann mich darauf verlassen.

    Gruß
    Hanjo
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Hörst Du es selber raus trainierst Du dein Ohr mehr, sonst ist es eher eine Etüde. Was JuJu und hanjo schon richtig gesagt haben: Verlass Dich nie auf das was notiert wurde!!!
    Selbst in Büchern wie dem Omnibook sind meist sehr viele Fehler, sowohl was Noten als auch Rhythmus angeht.
    Das einzige Problem beim Selbernotieren: Manchmal weiss man einfach nicht wie man etwas notieren soll, weil es einfach zu komplex ist und sich nicht klar zuordnen lässt.

    Lg Saxhornet
     
  5. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Danke für eure Antworten!

    Unter Ausarbeiten von fertigen Transkriptionen verstehe ich natürlich auch das Ausbessern jener!

    In Transcribe! geht das ja recht gut anzuhören.

    Vielleicht werde ich wie Juju schreibt einfach nur Licks raushören die mir gefallen.

    Mal sehen welche Meinungen noch kommen.
    Lg
    Auge
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Auf jeden Fall eine super Übung, das Heraushören.

    Ein Wort zu den vielen falschen Transkriptionen im Netz. Sicher gibt es eklatante Fehler, was Tonhöhe und Rhythmus anbelangt. Wer aber selber mal Soli heraus gehört hat, weiß, dass man in vielen Fällen gar nicht 'richtig' abbilden kann, was der Solist spielt. Es ist immer ein Kompromiss. Das betrifft in erster Linie den Rhythmus. Ich muss mich immer entscheiden, ob ich akribisch genau festhalte, wann eine Note gespielt wird oder ob ich eher die Idee abbilde, die dahinter steckt.

    Gutes Beispiel sind die oft sehr laid back gespielten Passagen. Da kann es vorkommen, dass der Solist ne knappe Viertel hinter dem Beat spielt. Was ist da richtig? Ich neige eher dazu, dann die Phrase auf den Beat zu notieren und laid back drüber zu schreiben. Eine Ausnotiereung auf 32tel oder was auch immer, wäre zwar exakter, würde aber an der Idee vorbei gehen.

    Selbst bei Tonhöhen kann einem das passieren, dass es in der Schnelligkeit unmöglich ist, alle Töne sauber zu identifizieren. Zum Beispiel bei einem Zwischending zwischen nem Runterzieher (fall) und noch chromatisch hörbaren Tönen. Wann bildet man einen Praller, Triller eins zu eins ab, wann setzt man einfach ein entsprechendes Zeichen.

    Notation bleibt immer nur ein Hilfsmittel und die eigene Transkription ist eh immer die Beste (-;

    pü'sche Grüße
     
  7. Ellulu

    Ellulu Kann einfach nicht wegbleiben

    ganz wichtig, egal welche Methode:
    Solo oder Lick unbedingt vorher mit- oder nachsingen können (und zwar laut!), bevor mit transkripieren oder nachspielen begonnen wird.

    Grüsse!
    Ellulu
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    ... und darauf kommt es ja an.

    Lee Konitz lehrte immer den Weg über den Gesang, was bei mir konkret nicht funktioniert.

    Juju's Weg bestimmte Licks aus dem Solo rauszuhören und über alle Tonarten zu üben, kenne ich auch.

    Ich glaube am Ende ist die Frage des Vorgehens wieder mal sehr individuell...

    Gruß
     
  9. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hehe, glaube das würde bei mir nichts, meine Gesangskünste sind sowas von schaurig, bis ich das singen kann hab ich das schon 10 mal in allen Tonarten auf dem Saxophon durch :-D :-D
    (Ich kann's aber gedanklich singen ;-) )

    LG Juju
     
  10. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Da war doch grade ein YT Video vom Guenne. Gedanklich singen finde ich seither wichtig und bekommt nun auch die Aufmerksamkeit die es verdient hat. Ich sing zwar gut aber beim Spielen muss ich ja gedanklich laut singen.

    Back to topic....ja. Es scheint eine Frage der persönlichen Präferenzen zu sein. Aber ich hab meine eben noch nicht gefunden.
     
  11. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    Normalerweise sage ich ja, wer Fehler findet, darf sie behalten. Aber, da habe ich ja einen Bock geschossen. Kommt vom Dialekt.

     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich hab vorgestern beim Laufen ein interessantes Interview mit Mel Martin gehört.
    An einigen Stellen hab ich die Hirsche verschreckt, weil ich laut lachen müsste, da das Gespräch so direkten Bezug auf einige unserer Themen hier (z.B. Vernissage) nimmt.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
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