Singen und Saxophone spielen treffen sich beim Voicing

Ich meine, dass das Singen und das Saxophon Spielen sehr ähnliche Zungenstellungen im Rachen bewirken.
Ich vermute, dass richtige Zungenstellungen (Voicing) Voraussetzung für einen vollen, schönen und stimmigen
Ton bilden, sowohl beim Singen wie beim Saxophon spielen, oder anders gesagt wenn die Zungenstellung nicht der Tonhöhe folgt wird sich das bei der Tonbildung negativ bemerkbar machen.
Das folgende Video gibt einen Eindruck von dem wie sich die Zunge beim Singen bewegt:

https://www.zeit.de/video/2018-05/5783616996001/echtzeit-mrt-so-sehen-wir-beim-singen-von-innen-aus

Sicher gibt es hier Leute im Forum, die mehr dazu sagen können.

 

Es gibt halt nur Blasinstrumente, aber
keine Sauginstrumente....


SlowJoe

 

Nen bedeutenden Unterschied gibts da schon:
• die Sprache, die beim Singen herübergebracht wird, erfordert für bestimmte Laute auch bestimmte Zungenstellungen, im Video sehr eindrucksvoll am Beispiel der 5 Vokale zu sehen.
• beim Saxophon spielen steuert man über die Mund- und Rachengeometrie lediglich die Klangfarbe, keine Laute. Zusätzlich muss die Zunge noch ganz nebenbei die Luftzufuhr am Blatt steuern.

Professionelle Sänger haben über Voicingtechniken gelernt, mit recht wenig Kraftaufwand eine volle Stimme zu haben.

 

Leider zeigt das Video nur die Zungenstellungen von der Seite. So kann man nicht erkennen, dass beim eeeee und iiiiii Laut
nur die Zungenränder zum Gaumen und den Backenzähnen sich hoch wölben und dazwischen die Zunge so eine
Art Kanal bildet, durch die die Luft sich mit höherer Geschwindigkeit bewegt.

Mich bewegt die Frage, wie muss ich einen gegriffenen tiefen Ton voicen, so dass der Grundton verschwindet, und wie muss ich
voicen, damit ein mit Oktavklappe gegriffener Ton den Grundton eine Oktave tiefer ertönen lässt? Ist es nicht so, dass ich durch
voicen das Obertonspektrum beeinflusse? Ist Voicing nichts weiter als die Steuerung der Luftgeschwindigkeit und Verschiebung
der Resonanzfrequenz?

Verhindert die Oktavklappe durch ihre bequeme Anwendung, dass der Ahnungslose die hohen Töne ohne Voicing zu benutzen
nur dünne Töne erzeugen kann, weil der gegriffene Ton nicht in Resonanz kommt?

 

Falsch, bei der (diatonischen) Mundharmonika (Bluesharp) gibt es auf jedem Kanal einen Blas- und einen Ziehton.

Wenn Du allerdings saugst, dann machst Du was falsch, Ziel ist es "durch das Instrument zu atmen".

 

John Harle's "The Saxophone" ist eine super Diskussionsbasis für alle diese (sehr komplexen) Vorgänge.
Ich rate Dir, die paar Euro auszugeben, 2 Jahre zu lesen und zu üben.
Ich kenn leider nichts anderes, das außer Bruchstücken, Kokolores oder "you have to" ohne Begründung eine Anleitung zu bieten hat.

Cheers, Ton

 

Ich empfinde voicen definitiv als eine Art pfeifen. Meine komplette Kiefer und Mundstruktur fühlt sich dabei zumindest genau so an.

Spannendes Thema.

LG Guido

 

Ich finde, diese Art Live MRT wird uns wunderbare Einsichten liefern, mit denen wir praktisch nicht viel anfangen können werden.

Mache Mundstückübungen, Bendingübungen am Horn und Oberton Matching, und du lernst das Alles ohne zu wissen, was in deinem Hals und Rachen genau abläuft.

Gruß,
Otfried

PS: Pfeifen und Singen haben genau so wenig was miteinander zu tun wie Pfeifen und Saxophon spielen. Was aber nicht heißt, das Singen und Saxophon spielen Nichts miteinander zu tun hätte

 

Empfinde ich auch so.

Jein.
Ich hab Rascher, Rousseau, Sinta und viele andere durchgehabt, nach 2 Jahren Beschäftigung mit dem Buch von John Harle kann ich nun wesentlich mehr davon profitieren und auch ohne Stress viel mehr in's Extrem gehen.
Übrigens hatte ich mal einen (ehemaligen) Wiener Sängerknaben als Schüler. Wenn ich mich erinnere, hat da der Oktavwechsel etc. auch nicht automatisch funktioniert, obwohl ich annehme, dass der schon singen konnte. Sonst war seine Musikalität durchaus spürbar.

Cheers, Ton

 

Nicht ganz richtig.
Die Blues-Harp z. B. wird nicht nur geblasen, sondern auch gesaugt.

Lg
Paedda

 

Erwischt....
An die Mundharmonikas hab ich nicht gedacht.
Nehme alles zurück.



SlowJoe

 

Die unteren Ziehtöne kann man übrigens auch "Voicen", das heisst da "Bending", geht, abhängig vom Ton, um 1-3 Halbtöne.
Bei den oberen Tönen gibt es eine "Overblow"-Technik, soweit bin ich aber noch nicht vorgedrungen...

In anderen Worten, obwohl das Instrument diatonisch ist hat es doch den vollen 12-Ton Umfang über 3 Oktaven..., das hätte sich Herr Richter im 19. Jahrhundert sicher auch nicht träumen lassen...

 

es gab da mal ein Video, da trötete ein Computer auf einem Saxophon etwas von Coltrane. Klang furchtbar.



und hier das Original

 

Der spielte da ja auch noch nicht lange. Für nen Anfänger doch eine Superleistung.

 

Wir haben es in beiden Fällen mit Schwingungen zur Tonerzeugung und mit dem Mundraum als Resonanzraum zu tun, soweit d'accord.

Alles Weitere ist für mich so unterschiedlich, dass ich nicht glaube, dass man durch die Betrachtung des Einen was für das Andere lernen kann.

Aber ich gebe zu, es ist immer wieder verlockend, es anzuführen.

Gruß,
Otfried

 

Hier das MRT von Sarah Willis, prof. Hornspielerin, während des Hornspielens: