Skalen üben mit graphischer Unterstützung

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tröto, 13.August.2011.

  1. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    In meinem langen Saxophonspielerleben habe ich viel zu selten Skalen geübt.
    Angeregt durch ein Interview mit Peter Wespi hier im Forum habe ich mir vorgenommen, dies ein wenig zu ändern und dabei einer seiner Anleitungen zu folgen.

    Peter könnte natürlich der Auffassung sein, dass man ohne jede Hilfsmittel üben sollte. Wer weiß!

    Damit mir jedoch nicht nach 5 Minuten der Kopf allzu sehr raucht, habe ich mit Hilfe von Wikipedia eine kleine Hilfe „gebastelt“.

    Wer Interesse hat, auch damit zu üben, schreibt an meine Mail-Adresse und erhält dann 2 pdf-Dateien.

    Die E-Mail-Adresse lautet: sbett104@freenet.de
     
  2. Dr-Dolbee

    Dr-Dolbee Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    ganz hilfreich finde ich auch die Herangehensweise von Frank Sikora in seiner Jazz-Harmonielehre. Er führt die verschiedenen Skalen vom Klang her auf die zugrundeliegenden Dur- und Molltonarten zurück (Grundlage dafür ist die Terz) und zeigt in einer Tabelle welcher Ton sich dabei ändert.



    Ich würde aber sehr gerne wissen warum Peter Wespi genau diese Reihenfolge zum Üben empfiehlt!?

    Gruß - dr.dolbee
     
  3. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Zur schnelleren Orientierung finde ich die Wikipedia-Darstellung deshalb so hilfreich, weil die Halbtonschritte gut nachvollzogen werden können.

    Bei Peter Wespi geht es von den Skalen mit der großen Terz zu denen mit der kleinen Terz unter zunehmender Anzahl an "b"-Vorzeichen.
    So verstehe ich es jedenfalls.
     
  4. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Die Sortierreihenfolge geht von den Skalen mit den am meisten erhöhten Stufen zu denen mit den am wenigsten erhöhten (bzw. am meisten erniedrigten).

    Ein Resultat davon ist, dass sich von Skala zu Skala nur ein einziger Skalenton verändert, und zwar nach unten.
    Das stimmt auch für den Schritt, wo von lokrisch zu lydisch gegangen wird und sich der Grundton um einen Halbton nach unten verschiebt.

    Der sich verschiebende Skalenton beschreibt beim Lauf von Skala zu Skala übrigens einen Quintenzirkel in b-Richtung.

    Will man die Übung mit einem sich nach oben verschiebenden Grundton durchführen, so würde ich die Reihenfolge der Skalen umkehren. Also die Skalen von lokrisch nach lydisch durchgehen, danach wieder lokrisch mit einem um einen Halbton erhöhten Grundton usw. Dann hat man auch in dieser Richtung, dass sich immer nur ein einziger Skalenton verändert.
     
  5. Dr-Dolbee

    Dr-Dolbee Ist fast schon zuhause hier

    Okay, ist nachvollziehbar.
    Aber ich glaube das diese Übereihenfolge eventuell Probleme machen könnte, da man so vielleicht nicht wirklich in der jeweiligen Skala denkt, sondern eher die vorige Skala um einen Halbton ändert.

    Aber alles nur Spekulatius... ääh Spekulation. Wichtiger ist, überhaupt zu üben.

    Gruß - dr.dolbee
     
  6. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Man muss immer noch wissen welcher Skalenton sich als nächstes verschiebt...

    Ich denke ein vernünftiger Übe-Ansatz ist folgender: In einer einfach zu denkenden Tonart (für die meisten C) anfangen, die Töne langsam spielen, immer versuchen den Grundton im Hintergrund im Hirn mitschwingen zu lassen. Und ja der Versuchung widerstehen, die Töne aufzuschreiben und abzulesen.
    Das Ziel dabei ist eine Schulung des Gehörs, optimalerweise sollte man die Töne nach einiger Zeit voraushören (Kontrolle: Die Übung singen).
    In den schwieriger zu denkenden Tonarten wird einem das Gehör dann den Weg leiten: Wenn ein Ton falsch ist, merkt man es sofort und kann entsprechend korrigieren.
     
  7. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Noch eine andere Frage zu dem oben zitierten Interview-Ausschnitt:

    Was sind "Pentatonic-Apparate"?
     
  8. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Danke schön Dr-Dolbee! :) Auf welcher Seite finde ich diese Tabelle denn?
     
  9. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Deutlich weniger Staub im Bücherregal, ein bisschen mehr Erkenntnis im Bregen (hoffentlich):

    Ein Blick in den nun entstaubten Sikora („Neue Jazz-Harmonielehre“) lässt den Schluss zu, dass Peter Wespi sich bei der Abfolge der nacheinander zu übenden Skalen an Frank Sikora orientiert.

    Die Reihenfolge der Skalen bei Peter:
    lydisch - ionisch - mixolydisch - dorisch - äolisch - phrygisch - lokrisch

    Sikora beschreibt diese Abfolge als ein Voranschreiten von der „hellsten“ zu immer „dunkler“ klingenden Skalen.

    Lydisch (am hellsten): nur reine, große und übermäßige Intervalle
    Lokrisch (am dunkelsten): nur reine, kleine und verminderte Intervalle

    M.E. sollte man nicht so pedantisch sein, wenn man sich bspw. fragt, weshalb ein reines C-Dur ( = C-Ionisch ) – also der Inbegriff an allgemein bekannter Tonleiter -, etwas weniger hell klingen soll als C-Lydisch ( c-d-e-f#-g-a-h-c ).

    @ Raggae
    Seite 47, allerdings ohne die grauen Hervorhebungen.
     
  10. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Danke! Die Hervorhebungen kriege ich mit nem Textmarker schon hin ... ;-)
     
  11. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Schön, dass ich zu Änderungen im Skalen-Üben inspirieren konnte! :)

    Ich habe absolut nichts gegen Hilfsmittel, ob notiert oder im Kopf. Hauptsache, die Skalen werden für Kopf und Finger logisch und sicher. Und das Gehör übernimmt die Kontrolle, womit wir - einmal mehr - beim trimetralen Üben sind... ;-)

    Ich kenne Sikora nicht, da für mich das zuerst erlernte Berklee System absolut logisch war. Sicher gibt es da Überschneidungen und Gleichheiten, diese sind mir jedoch nicht bekannt. Meine Überlegung für diese Skalen-Übung war eine Abfolge der Kirchentonarten von Dur nach Moll, wobei von der einen zur nächsten Skala immer nur ein Ton ändert. Da landet man zwagsläufig bei lydisch als Start und lokrisch als Ende.
    Ich erachte es bei dieser Übung als sehr wichtig, dass man bereits beim Grundton weiss, wie die nächste Skala tönen soll. So kann man die Klangfarben voraushören und beim Improvisieren nach dem System *agieren statt reagieren* spielen. Daher finde ich es schon wichtig zu wissen, welches z.B. der Unterschied von ionisch zu lokrisch oder äolisch zu dorisch ist. Denn nur so kann ich als Solist nach Bedarf und Gefallen die entsprechende Farbe spielen.

    Die hilfreiche Liste von Sikora zeigt alle Kirchentonarten, wobe immer der charakteristische Ton hervorgehoben wurde. Aus meiner Sicht ist es bei lokrisch nicht notwendig, zwei charakteristische Töne zu markieren, da es ja die einzige Leiter mit b5 ist. Es sei denn, man nimmt es mit den enharmonischen Verwechslungen nicht allzu genau - da kann ein Problem entstehen... ;-)


    Zum Thema "Pentatonic-Apparate":

    Die meisten meiner Kunden haben nach einiger Zeit Improvisation mit der Blues-Tonleiter das Gefühl, dass *es bei ihnen immer irgendwie gleich tönt*. Und das stimmt auch, denn trotz der Anweisung, mit diesen Tönen zu experimentieren, zu jonglieren und darauf zu achten, dass Sprünge eingebaut werden, zu landen sie sehr bald an dem Punkt, wo zu 90% die Blues-Tonleiter ständig mit Nachbarstönen rauf- und runtergerödelt wird und Sprünge eine Seltenheit sind. So ist es nur logisch, dass ihre Impros immer irgendwie ähnlich tönen... ;-)

    Ich habe dann irgendwann irgendwo mal den nachfolgenden absteigenden Pentatonic-Apparat gefunden, den ich noch mit einer aufsteigenden Version ergänzt habe.
    [img align=left width=300]http://www.saxophonforum.de/uploads/profile/pic_735_4e48d2e47a504.jpg[/img]












    Baut man diese Tonfolgen der C Pentatonic in einen Blues in A ein, dann bekommt das Ganze einen total anderen Charakter, obwohl man mit den exakt gleichen Tönen gespielt hat. Auf den Blues-typischen Tritonus habe ich verzichtet, weil die Apparage in diesem chromatischen Bereich für meinen Geschmack nicht gut klingen.
    Interessant dabei: Wenn die Terz E um einen Halbton nach oben zu F verschoben wird, hat man die F Pentatonic. Wenn man da wiederum die Terz A zu Bb verschiebt, dann ist's die Bb Pentatonic usw.

     
  12. mki

    mki Ist fast schon zuhause hier

    Danke für die Erklärung zu den "Pentatonik-Apparaten"!

    Häufig sind solche Übungen ja nach irgendeinem Schema aufgebaut.
    Für die aufsteigende Variante (es wird nur innerhalb der Pentatonik gezählt):
    2 rauf, 1 runter, 2 runter |
    1 runter, 2 rauf, 1 runter, 2 runter |
    1 runter, 2 rauf, 1 runter, 2 runter |
    1 runter, 2 rauf, 1 runter, 2 runter |
    1 runter, 2 rauf, 1 rauf, 2 runter
    d.h. ein klares Schema ist erkennbar, am Ende etwas abgewandelt (wahrscheinlich weil die Töne nach unten hin sonst nicht langen).

    Bei der absteigenden Variante sehe ich jedoch kein System:
    2 rauf, 1 runter, 2 rauf |
    1 rauf, 2 runter, 1 rauf, 2 rauf |
    1 runter, 2 rauf, 1 rauf, 2 runter |
    1 rauf 2 rauf, 1 runter
    Steckt da trotzdem irgendeine Systematik dahinter?


    Die Logik beim Sikora ist soweit ich das verstehe, die Skalen in "eher Dur" und "eher Moll" einzuteilen.
    (Steht ganz links in der Tabelle, die oberen drei sind "eher Dur", die unteren vier "eher Moll".)

    In den einzelnen Skalen sind dann die Töne markiert, in der die Skala von Dur bzw. Moll abweicht. Und nach dieser Logik sind bei lokrisch folglich zwei Töne zu markieren.
     
  13. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Das System der absteigenden Variante ist folgendes:

    Ausgangston G
    aufwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston
    abwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston D
    Ausgangston D
    aufwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston
    abwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston A
    Ausgangston A
    aufwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston
    abwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston E
    Ausgangston E
    aufwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston
    abwärts - überspringen
    abwärts - Nachbarston C
    Schlusston C


    @mki:
    Wie bereits erwähnt, kenne ich Sikora nicht. Anhand deiner Ausführungen könnte es sein, dass er Dur und äolisch Moll als Ausgangsskalen definiert und dann - wie du geschrieben hast - die abweichenden Töne markiert, was bei lokrisch dann deren zwei sind. Auch eine Möglichkeit :)
    Mir persönlich behagt die Ausgangslage einer einzigen Skala (ionisch) eher, zumal es in diesem System nur einen einzigen Bezugspunkt gibt: Die Diatonik.
     
  14. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich hab den Sikora jetzt nicht hier. Aber aus dem Gedächtnis behaupte ich, dass er nicht so sortiert hat, wie in Beitrag Nr. 2, sondern so wie auch von Peter W. empfohlen: von "ganz hell" (lydisch) bis "Ganz dunkel" (lokrisch), und jeweils nur den "neuen", markanten Ton hervorhebt (also bei Lokrisch die b5).

    Auch erklärt er die Gruppe der "Dur-artigen" (mit der 3) und der "Moll-artigen" (mit der b3). Und empfiehlt, die Vorzeichen von Dur und äolisch Moll vorzugeben und die abweichenden Töne dann im Takt explizit zu notieren.

    Sehr schön finde ich auch die Sikora-CD, wo er typische Stücke in jedem Modus eingespielt hat, sodass man den Klang hört.

    Allein dieses Kapitel über die Kirchentonarten ist es schon wert, den Sikora zu kaufen ...
     
  15. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Richtig! Das wurde in Beitrag #2 aber auch nicht behauptet. Dieser bezieht sich auf die bereits erwähnte Seite 47, wo auch steht: " Das folgende Schaubild zeigt die jeweiligen Intervallverteilungen sowie deren Abweichungen von den Vergleichsskalen [color=0000FF]Ionisch[/color] und [color=0000FF]Äolisch[/color] . . ."

    Auf Seite 49 folgt die bereits erwähnte Einteilung von Lydisch bis Lokrisch unter Verwendung der Begriffe "hell" und "dunkel".
     
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