Soundprobleme: Wie viel Blatt gehört in den Mund?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tröto, 25.Mai.2011.

  1. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Ich benötige Euren Ratschlag!

    Nach etlichen Jahren, in denen ich allenfalls sporadisch spielte und oft Monate pausierte, tröte ich jetzt seit einem Jahr sehr regelmäßig, eigentlich fast jeden Tag.

    Diese Regelmäßigkeit lässt erkennen, dass das Spielen mir sehr viel Freude bereitet, und dennoch gibt es etwas, was die ganze Sache für mich ein bisschen eintrübt: der Sound meines Tenors!

    Das Instrument selbst ist über jeden Zweifel erhaben. Ich weiß, dass es den dunklen, „fetten“ Klang bereitstellen könnte, den ich ihn jedoch nicht in dem Maße abrufen kann, wie ich es wünsche.

    Über alle Dinge, die den Sound bedingen, beeinflussen und verändern, weiß ich einigermaßen Bescheid, denn ich lese mich regelmäßig durch die entsprechenden Beiträge und konnte so meine verschütteten Kenntnisse mehr als nur freischaufeln. Auch den verbuddelten Liebman („Der persönliche Saxophonsound“) habe ich freigelegt, aber noch nicht wieder zu Gemüte geführt.

    Das heißt: Über Grundlagen bin ich informiert und benötige hier Euren Ratschlag nicht.


    Aber wer weiß!

    Denn meine Frage, die ich jetzt stelle, klingt eigentlich doch wie eine Anfängerfrage:

    Wie weit nehmt Ihr Euer Mundstück in den Mund? Und stimmt es in jedem Fall, dass der Ton voller wird, je mehr Blatt darin ist? (Dass das Ganze irgendwann ins Gegenteil umschlägt, ist mir klar!)

    Bei mir sind es eben nicht jene 1,5 cm, von denen ich als Richtwert mehrfach gelesen habe, allerdings nicht hier im Forum. Pi mal Daumen sind es vielleicht 1,2 cm.

    Das Mundstück weiter in den Mund zu nehmen ist eine extreme Anstrengung für mich. Allerdings doktere ich erst seit zwei Tagen daran herum.

    Auffällig ist, dass mir der Ton auf meinem Otto Link STM 8* heller und schärfer erscheint als auf dem STM 7, was ich auch noch habe. Als Blätter benutze ich Rico Select Jazz, Stärke 3 M, was einem Rico Royal 3,5 entspricht.

    Möglicherweise liegt dort auch ein Teil des Problems. Vielleicht „lege“ ich nämlich zu wenig Unterlippe zwischen Zähne und Blatt.

    Uups! Doppelpost! Peinlich!
     
  2. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hey trötomanski

    Hmmmmm


    Ist es nicht so, dass die Länge des eingeklemmten Blatts sehr individuell ist und sich von mpc zu mpc, von spieler zu Spieler doch teilweise erheblich unterscheidet, so daß eine längenangabe eher ein grober Richtwert ist?

    Also, ich denke ja, dass jedes mpc einen punkt hat, an dem es bei mir fluppt. Ne Winzigkeit davor oder dahinter fluppt es eben nicht.
    Bei einigen mpcs habe ich die Punkte nie gefunden, andere fluppten auf Anhieb, sprangen mir quasi in den Mund.

    Die Länge bei meiner kleinen Sammlung, gerade mal ausprobiert, variiert dabei erheblich.
    Lg
    Edo

     
  3. Gast

    Gast Guest

    wenn du zwischen dem 21. März - 20. April

    geboren bist UND du bist überbeißer (zahnstellung) dann sind es 14,3 mm !!!

    klare sache.
     
  4. mgsax

    mgsax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Trötomanski,

    als Daumenregel gilt:
    Unterlippe etwa auf Höhe des Endes der Bahnkrümmung,
    also dort, wo das Blatt das Mundstück berührt.
    Von der Seite mit aufgespanntem Blatt gegen das Licht
    schauen zeigt Dir etwa die Stelle.
    Weiter rein und die Kontrolle über das Blatt ist weg.
    Weiter raus und der Sound wird dumpfer.

    Gruß
    Markus
     
  5. cara

    cara Strebt nach Höherem

    hallo Trötomanski

    leider kann ich dir auch nicht sagen, wie weit du dein Mundstück/Blatt in den Mund nehmen mußt, aber ....

    Mein Ton war auf meinem Alt immer seeeehr dünn.
    Auf einem Workshop hatte ich einmal festgestellt, dass andere das Mundstück weiter in den Mund nahmen als ich. Dann habe ich das aber schnell wieder vergessen.
    Als ich jemanden meine Probeaufnahme vom TOTM schickte, damit er mich vorab schon mal kritisieren konnte/sollte/möchte, meinte er nur: "Gut gespielt, nur dieser Ton ist so erbärmlch jämmerlich ..." oder so ähnlich.
    Das hat mich tief getroffen und plötzlich fiel es mir wieder ein: Ich nehme verhältnismäßig nur die Spitze in den Mund :-o
    Dann habe ich angefangen zu kämpfen. Zu kämpfen, weil der Ton zwar voller, aber unberechenbar wurde, wenn ich das Mundstück weiter in den Mund nahm. Mal quietschte er, mal blobberte er und schwupp, rutschte das Mundstück wieder ein Stück raus und ich merkte es gar nicht oder zu spät. :-o
    Meine messerscharfe Schlußfolgerung: Ansatz stimmt nicht nicht nicht.
    Ich habe meinen Ansatz trainiert mit Mundstück ordentlich im Mund (was immer auch das ist)
    Ich habe mich nicht unterkriegen lassen.
    Heute, fast ein halbes Jahr später, beherrsche ich ihn ganz gut den Ton, obwohl ich das Mundstück jetzt weiter in den Mund nehme. Er ist voller geworden. Gefällt mir :-D

    Ich hab probiert, was geht, wie's geht. Was anderes wird dir auch nicht übrig bleiben.

    Gruß

    Cara
    (die in Wirklichkeit immer noch am kämpfen ist. Hatte sie sich doch neulich nach dem eierlegenden Wollmichsau-Mundstück aus Metall umgesehen, weil sie sich ausmalte und erhoffte, dass dann alles gaaaanz einfach geht. ;-)
    - War nichts, hat nicht gepaßt)
     
  6. saxkai5

    saxkai5 Ist fast schon zuhause hier

    Liebman nochmal zu lesen ist mein Ratschlag. Ich lese ihn gerade zum dritten mal - und es liest sich jedes mal besser, weil ich inzwischen mehr verstehe.

    Ansonsten versuche zu spielen mit verschiedenen Möglichkeiten der "Mundstücksaufnahme". Wann klingst du am vollsten - wann am lautesten - wann hast du die beste Kontrolle? Aber Liebman hat ein paar gute Antworten...
     
  7. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    ...die Obertonübungen heißen.
     
  8. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Da gibt es leider keine Norm, weil wir alle anatomisch verschieden sind (Kieferbau, Überbiss, Unterbiss usw.). Meine Empfehlung:

    Nimm das Mundstück mal fast nicht in den Mund und spielen einen Ton. Das Blatt kann nicht schwingen und das Horn tönt wie ein Staubsauger.

    Dann nimmst du das Mundstück mit der kompletten Schräge in dein Mund und spiele ebenfalls einen Ton. Das Blatt kann nicht mehr kontrolliert werden und das Horn tönt wie eine Ente.

    Irgendwo zwischen Staubsauger und Ente ist die Position, bei der sich bei deinem Kieferbau den grösstmöglichen Sound unter guter Kontrolle erzeugen lässt. Suchen und trainieren! :)
     
  9. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo Trötomanski,
    gestern war ich (bereits zum dritten Mal) auf dem Soundworkshop bei Distler in Stuttgart. Da waren ca. 15 Saxophonisten, die seit 1 Jahr und 30 Jahren Saxophon spielen. Man sollte nun meinen, dass ein Spieler, der schon seit Jahrzehnten spielt, die Grundlagen wie Atmung, Luftführung, Halsstellung und Ansatz verinnerlicht hat und jederzeit abrufen kann.

    Der gestrige Abend zeigte, dass das nicht so ist.

    Manchmal waren es minimale Korrektur-Empfehlungen seitens des Dozenten, die zu einem deutlich volleren und runderen Klang geführt haben.

    Fazit: Bücher lesen ist sinnvoll. Mit Trainer trainieren ist besser, denn es macht die kleinen Fehlerchen wieder bewusster und sie können abgestellt werden.

    Wenn Dir Dein sound nicht voll und rund genug erscheint, kann es auch andere Ursachen haben, als nur die richtige Position des Mundstückes im Mund.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  10. Rick

    Rick Experte

    Hallo Tröto!

    Die beiden Postings, deren Kernaussagen (nach meinem Dafürhalten) ich oben zitiere, bringen es auf den Punkt, was ich hiermit nochmals nachdrücklich betonen möchte:
    Es liegt an Dir und Deinem Mundstück!

    Jeder hat je nach Geschmack SEINEN Punkt zwischen den beiden Extremen "Staubsauger" und "Ente", wie Peter es so nett ausdrückte, zu finden.
    Dasselbe gilt natürlich auch für den Lippenanteil unter dem Blatt usw.

    Wobei man sich da nicht grundsätzlich entscheiden muss - bei leiser, intimer Musik nehme ich nur die Spitze in den Mund, das geht dann in Richtung Ben Webster, bei lauten, rockigen Stellen verschlucke ich das Mundstück fast und erziele so einen härteren Sound.


    Schöne Grüße,
    viel Spaß beim Ausprobieren! ;-)

    Rick
     
  11. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    das ist es !

    Es gibt nicht einen Punkt, an dem es geht, und ansonsten geht es nicht, sondern es gibt einen ganzen Bereich, der für das Spielen geeignet ist.

    Man muss einfach so neugierig sein, und ausprobieren, was passiert, wenn man den Ansatz verändert. Dazu gehören dann alle Aspekte des Ansatzes, also Position, Lippendruck, Kehlkopfstellung, Rachenraum ...

    Das Saxophon kann eine wunderbare Klangvielfalt bei ein und dem gleichen Setup entwickeln, das ist das Schöne an diesem Instrument.

    Man muss sich allerdings die Mühe machen, all dies Möglichkeiten zu entdecken, und für sich zu gewinnen.

    Der zunächst gefundene optimale Punkt zwischen Staubsauger und Ente ist dann immer die sichere BackHome Variante, wenn es denn nur noch quietscht und blökt ;-)

    Gruß,
    xcielo

     
  12. Gast

    Gast Guest

    Staubsauger und Ente! Das gefällt mir. Ich habe nach etwa einem Jahr alleine Üben jetzt mal die Bücher beiseite gelegt und tröte lieber etwas mehr als dass ich lese. Bekommt mir gut. Ich meine auch, dass es hier wohl keinen Richtwert in cm oder mm gibt. Ausprobieren ist für mich die Lösung. Danke an die Experten für die Ratschläge!

    Bluesige Grüße
    Bluesgerd47
     
  13. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    ... kann´s ja dann doch nicht lassen:

    :guck: bei 2:32


    Wenn man sich also an Jimmy Giuffre orientiert, dann höchstens die Staubsaugerstellung - und den Sound finde ich gut :)


    Die Entenstellung, also mpc bis zum Zäpfchen im Hals, ist zwar laut, aber häufig kaum zu kontrollieren.




    Keep swingin´


    Saxax
     
  14. saxkai5

    saxkai5 Ist fast schon zuhause hier

    Genau - ich sag ja: Liebman lesen. Der sagt genau das und noch mehr...
     
  15. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Sag ich auch und trotzdem oder gerade deshalb:
    ums probieren, testen, üben und trainieren kommste nicht drumrum. Schreibt auch Liebman :-D

    Gruß Cara
    PS. aber er hilft enorm dabei
     
  16. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    :danke: für die vielen Anregungen und Hinweise.

    Wie weit das Blatt in den Mund muss, um einen vollen Ton zu erhalten, ist für mich plötzlich nebensächlich geworden.

    Klingt abstrus, na klar, ist aber leicht zu erklären.

    Geholfen, um von dieser Vorstellung Abschied zu nehmen, haben mir diejenigen Kommentare, die deutlich machten, dass es eben nicht jenen einen Punkt auf dem Mundstück gibt, von dem aus man einen vollen Ton erzeugen kann, sofern man hier die Zähne positioniert hat.
    Zu früheren Zeiten war diese Frage für mich auch nie relevant, sie wurde es erst, als mein Ton in letzter Zeit immer greller wurde.

    Geholfen hat mir der Hinweis von saxkai, mal wieder Dave Liebmans Auffassungen zur Tonbildung zu lesen. Alleine die bildliche Darstellung der richtigen bzw. falschen Kopf-, Kinn- und Halsstellung war schon wichtig.

    Geholfen hat insbesondere Bernds Beschreibung seines letzten Workshops. Dass Leute, die wie ich schon seit Urzeiten spielen, auch noch Anfängerfehler machen, war nicht nur tröstlich, sondern auch erhellend.

    Diesem Hinweis habe ich es auch zu verdanken, dass ich einen großen, bisher nur als Staubfänger tätigen großen Spiegel aufgehängt habe. Dieser Spiegel hat mir meine falsche Anblastechnik klargemacht. Ich habe wohl tatsächlich das Mundstück zu schräg in den Mund genommen und damit wohl wichtige Blattbereiche abgequetscht, die für die Tonbildung eben auch maßgeblich sind. Viel zu einseitig fixiert war ich darauf, die Blattspitze ja nicht gegen das Mundstück zu drücken.

    Dummerweise hätte ich mehr auf meine Intuition hören müssen. Wenn ich im Sitzen spielte, gefiel mir der Ton besser als im Stehen. Ich habe nie weiter darüber nachgedacht, weil ich es wohl für eine Einbildung hielt oder die Existenz unterschiedlicher akustischer Verhältnisse an verschiedenen Orten in einem Raum. Intuitiv habe ich im Sitzen aber wohl einen halbwegs korrekten Ansatz gehabt, aber eben leider nicht im Stehen.

    Danke noch einmal allen, die sich an diesem Thread beteiligt haben. Obwohl mein Problem anscheinend gelöst ist, ist er als Infoquelle für eventuell zukünftige Leser hoffentlich dennoch von Nutzen.
     
  17. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    @Trötomanski:

    Schön, dass Du Deinen sound wieder gefunden hast.
    Noch schöner, wenn Du ihn während eines gesamten Musikstücks bewahren kannst.

    Deswegen noch ein Tipp: Kommt eine rhythmisch oder melodisch anspruchsvolle Phase, kann es durchaus passieren, dass einer oder mehrere Parameter, die für den runden und vollen Ton verantwotlich sind, vernachlässigt werden und der sound wieder unbefriedigend wird.

    Einfach, weil Rhythmus oder Melodie sehr viel Aufmerksamkeit erfordern.

    In solchen Phasen breche ich ab. Stelle meine "Sound-Parameter" wieder ein und spiele die entsprechende Phase so oft, bis auch sie mit "meinem" sound erklingt.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  18. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo trötomanski,

    es liegt wahrlich nicht in meinem kompetenzbereich, einem erfahrenen saxer wie dir zu raten.

    ich bin der bescheidenen meinung, daß der klang, jedenfalls bei mir, von einigen faktoren abhänig zu sehen ist.

    wenn ich die sau rauslassen will, wandert das ms tief in den mund, wobei ich den eindruck habe, daß hier auch der ansatz korrigiert werden muß. (wird bei mir auch anstrengender)

    auch wenn ich obige im stall lasse, ist dies meine bevorzugte spielweise.

    und jetzt denkt wieder der ein oder andere, was ein scheiß. trotzdem, meine 100 prozentige meinung, je offener, desto voller und runder. brauch vielleicht dann auch ein bißchen mehr übung, lohnt aber.

    auch glaube ich festgestellt zu haben, daß jedes ms anders reagiert, anders behandelt werden will, tiefer eingeführt oder auch nicht... daher meine meinung, ich spiele nach möglichkeit auf ein und demselgen ms und auch saxophon; ist meinem klang deutlich gut bekommen.

    auch, so ist es bei mir der fall, das blatt darf nicht durchsichtig sein.

    und, wenn ich dann noch gut drauf bin, mein instrument in ordnung ist, klingt das ding, einem saxophon ähnlich.

    mag bei jedem anders sein, halt meine sicht der dinge.

    gruß
    hanjo

     
  19. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Lieber Hanjo, ich hatte in meinem Eingangsbeitrag ausdrücklich um Ratschläge gebeten.

    Außerdem bin ich davon überzeugt, dass man selbst dann, wenn man seit vielen Jahren Saxophon spielt, gegenüber sich einschleichenden Fehlern oder Nachlässigkeiten nicht prinzipiell gefeit ist.

    Ich überlege sogar seit einigen Tagen, ob ich nicht ein paar Stunden Unterricht nehmen soll, um meinen Ansatz auf den Prüfstand zu stellen und ggf. korrigieren zu lassen.
     
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