St. Louis Blues - eine Frage zur Harmonie/Improvisation

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 18.Juli.2011.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Haste Recht, Rick. Ich bin ja selbst hin- und hergerissen in Fragen der Pädagogik.

    Für mich war immer die Frage, ob ich der Tochter die Stützräder für's Fahrrad dranschrauben soll oder nicht.
     
  2. Gast

    Gast Guest

    ppue:

    Schönes Thema........... :) Da gibt es noch eine ganze Menge:)

    Aber von der liebevollen Erziehung der eigenen Kinder mal zurück zur musikalischen Pädagogik:

    Muss man den Blues (tonal) als Anfänger fühlen? Hilft es nicht auch, die sog. "Blue-Notes einzuführen? Sie klingen (in meinen Ohren) ja auch ziemlich gut! Und eine andere Angelegenheit:

    Neben den "richtigen" Tönen ist die Artikulation/Phrasierung ja etwas, was uns Anfängern so schwer fällt. 3 oder 4 Töne interessant gestaltet und man muss nicht Klavier spielen können, um Glück...... zu haben:)


    Herzliche Grüße,

    Joe

     
  3. Gast

    Gast Guest

    Gutes Thema! Wir haben beim allerersten Jazzkurs vom Joe Viera in Burghausen (71?, 72?) die Stirn gerunzelt, als er Zettelchen verteilte, wo ein Stück notiert war, das aus zwei Tönen bestand: Grundton und Bluesterz. Das ging im Ensemble dann richtig ab, als endlich (fast) alle die Phrasierung intus hatten.

    Gruß, Herman
     
  4. Gast

    Gast Guest


    @Herman:
    Vielleicht sollte man zu diesem Thema auch mal einen Thread ins Leben rufen!

    Mir fehlt aber der Aufhänger.. laut, leise.. swinging.. was gehört dazu? Wie gestaltet man es? Wie können auch (fortgeschrittene) Anfänger etwas interessant gestalten?

    Die Titel des Monats waren für mich sehr hilfreich.. nicht die Profis bringen mich m Moment weiter, glaube ich, sondern diejenigen, die mir nur um ein paar Jahre voraus sind:)

    Herzliche Grüße,

    Joe


     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist gut beobachtet. Zu viel Abstand zum Schülerniveau ist mitunter gar nicht so positiv.

    Weißt du, was es noch mehr bringt? Selber Unterricht geben. Da kommt man am schnellsten weiter.
     
  6. Gast

    Gast Guest

    @ppue:

    ähem, da muss ich kichern, nein selbst Unterricht geben.. die würden alle ihr Lehrgeld zurück haben wollen.. Erstmal möchte ich selbst noch (viel,viel) lernen!!

    Liebe Grüße,

    Joe
     
  7. Gast

    Gast Guest

    Moin Pue!

    Meine Eltern haben sich gegen Stützräder entschieden. :-(

    Nase angebrochen, diverse Schürfwunden an den Armen, blaue Flecke an Armen und Beinen.

    Nachdem ich aus der Ambulanz kam, fuhr ich 2 Wochen später wie eine EINS! :-o

    LG Hans
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Hallo Peter!

    Ich fand Deine Gedanken sehr gut, aber weil sie etwas "unter die Räder gekommen sind" im Verlauf des Threads, möchte ich sie noch einmal hervorheben:

    Da muss ich Dir Recht geben; gerade dieses Sture, allzu Schematische der aktuellen Jazz-Pädagogik ärgert mich auch immer wieder.

    Im Endeffekt erschafft man auf diese Weise das, was wir heute meiner Ansicht nach viel zu viel haben: Gleichartige, "stromlinienförmige" Solisten, die nicht das gegebene Lied interpretieren, sondern nur brav nach "Schema F" vorgehen.
    Da ist das vereinfachende Hilfsmittel, die "Krücke", quasi festgewachsen, verinnerlicht... :roll:

    Das ist aber auch die Erwartung des Schülers, wohl auch der Eltern, im Endeffekt sogar der Gesellschaft.
    Immer geht es um Resultate, Erfolge, Sichtbares.
    G8, Bachelor, Master - schneller zum Ziel! :-o

    Aber wer definiert das Ziel? Was ist es denn? :-?

    In der heutigen Popmusik höre ich fast nur noch pentatonische Improvisationen, Ergebnis von inzwischen über 40 Jahren Jazz- und Rock-Pädagogik. Eigentlich erschütternd.

    Ja, ja, ja!
    Wie erwähnt - alles muss heute glatt sein, den Hörerwartungen entsprechen, es darf keine Überraschungen oder gar Misslingen geben.
    Erfolg vorprogrammiert, das Scheitern, das eigentlich ja auch erst einen Künstler individuell prägt, ist pfui, verpönt, tabuisiert.

    Pentatonik - Doping des Jazz- und Pop-Musikers?


    Nachdenklich,
    Rick
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Nun gut, der Thread nimmt einen anderen Verlauf...

    Ich finde es wunderbar, dass sich die Profis äußern und ihre Einschätzungen und Befürchtungen zur Kunst darlegen! Zur Verflachung, die medial gewollt ist, zu Vereinfachungen, die dazu führen, dass Könner von Blendern nicht/kaum zu unterscheiden sind.

    Wir Nichtkünstler würden nur gern ein Scheibchen von Euch abgucken können.. ein bisschen schön klingen.. hiervon ein wenig und davon auch noch etwas:)

    Joe



     
  10. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo zusammen,

    interessant, wie sich in manchen threads die diskussion entwickelt. allerdings ist die jetzige diskussion sehr aufregend, was schematische improvisationstechniken angeht.

    da hat wohl jeder so seine eigene methode und ich persönlich bin fan von arpeggien, die man verinnerlicht und dann eben anwendet. da kommt man recht schnell von skalen weg, allerdings verwende ich auch skalen, wenn es darum geht spannungen zu erzeugen, bspw. ganztonskala oder auch verschobene pentatonik, die dann wieder aufgelöst wird.

    wenn man diese theoretischen, technischen sachen sicher beherrscht, dann sollte man alles vergessen und beim solospiel auf den bauch hören. das ist vielleicht wie beim schreiben. in der grundschule lernt man das alphabet, dann die ersten kleinen unbeholfenen aufsätze, die dann bis zum schulabschluss geschliffen werden und manchmal wird einer ein grosser schriftsteller, der mit worten magie erzeugt.

    zu berklee und anderen methoden: interessant ist dabei, dass ein könner wie joshua redman einen m.e. sehr eigenen stil entwickelt hat, der sich vom mainstream sehr deutlich unterscheidet und niemals an einer uni sax studiert hat. das stimmt schon etwas nachdenklich.

    beste grüsse

    andi
     
  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ihr Lieben,

    ich finde das toll, wie sich der Thread entwickelt. Das ist der Spirit,
    den ich irgendwo mit der Frage auch losgetreten habe.

    Der Grundtenor der Frage war doch "warum spiele ich die Noten in der Impro und nicht andere...."

    Das ist doch genau, dass was mich als ambitionierter Anfänger
    (ja, ambitioniert bin ich) interessiert.

    Dann die unterschiedlichen Meinungen hören und sich eine Eigene bilden.

    Mir bringt das sehr viel hier Bestätigung zu finden die Musik in nicht zu engen Normen anzugehen.

    Klar ich möchte auch Hintergründe verstehen.

    Aber Rick, Pue, Peter bestätigen mich in meiner Grundauffassung
    (die ich auch vorher schon hatte), dass Musik nichts statisches, normatives ist, sondern etwas, was gefühlt und gelebt gehört.

    Mein Lehrer bestätigt mich da auch immer wieder.

    Im Ergebnis traue ich mich einfach was auszuprobieren und nicht zu
    fragen. "darf ich dat"

    Und das macht mir unglaublich Spaß!

    Weiter so....

    Dreas
     
  12. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Als ich anfing den Blues zu spielen, habe ich dies mit Hilfe der Aebersold CD „Blues in all keys“ gemacht. Nun kann man darüber diskutieren ob ein Herr Aebersold das richtige Rezept hat, jedenfalls bietet er einen guten Einstieg in den Blues ohne die doch sehr minimalistischen Pentatonischen Skalen.
    Die Blues Skala nach Aebersold: 1-b3-4-b5-5-b7
    Die oben genannte CD kann ich als Einstieg in den Blues sehr empfehlen.

     
  13. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dreas,

    super - und: weiter so! :)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5469

    Gelöschtes Mitglied 5469 Guest

    Es macht mal wieder richtig Spaß, im Forum herumzustöbern, vor allem in den Blues / Improvisation - Threads. Mir gehts dabei wie den meisten Anfängern: Input ohne Ende! :danke:

    Und so hab ich die letzten Tage so gut wie nichts anderes als Blues gespielt , gespielt ...

    Meine aktuellen Favoriten:

    Blue Monk (erst Jazz-Methode, dann zum Original)

    und

    schrieb Tino im Tread "Jetzt höre ich schon den ganzen Tag Blues ..." Danke für den Link, Werner!

    Chitlins Con Carne :)sensatio:)

    Meine Herangehensweise:

    - in den Song hinein fühlen (tanzen, mitsingen)
    - das Thema heraushören und so lange spielen, bis es sitzt
    - in den Song hinein kriechen (tanzen, mitsingen)
    - "Solo" spielen - erst langsam, mit 2-4 Noten dann steigern, dann Augen zu und steigern ...:yiep:

    Ach ja, vor einigen Monaten hatte ich ein Heft gekauft, welches dann zunächst im Schrank verschwand (zu hoch). Gestern fiel es mir wieder in die Hände(wow!):

    Jeff Harrington - Blues Improvisation Complete

    Meine Sommerlektüre mit umfassenden Infos, Anregungen und Übungen sowie ganz cooler Begleit - CD mit Beispielen aus Jazz, Rock, Latin, Funk, Fusion. Gut erklärt und systematisch aufgebaut.

    Muss weiter lesen! :-D

    Bluesige Grüße

    saxaxel
     
  15. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Hi Dreas,

    ich bin sicher, Du bist da auf dem richtigen Weg. Auch wenn ich zu Skalen und Noten ein immernoch -sagen wir mal- eingeschränktes und skeptisches Verhältnis habe, traue ich mich, hier einen weiteren Tipp zu geben, denn mein Verhältnis zum Blues ist ein inniges und langjähriges.

    Versuche, beim Improvisieren nicht "Noten" zu spielen, sondern Töne. Schöne Töne. Geile Töne. Röhrende Töne. Sanfte Töne. Auch schräge Töne.

    Ob der Ton dann Gb oder F# heisst, ob's eine kleine oder große Terz ist, ob er sich aus einer Pentatonik, einer phrygischen oder mixolydischen Skala ableitet, ist beim Spielen vollkommen wurscht solange es sich für Dich und ggf. für das Publikum gut anhört.

    Der Blues -wie IMHO die gesamte Musik- ist keine Wissenschaft, er ist ein Gefühl. Gefühle kann man beschreiben, in bestimmte Kausalitätsmuster einordnen, ihnen Namen und typische Reihenfolgen zuordnen. Verstehen und nachvollziehen kann man Gefühle aber erst, wenn man sie selbst gefühlt hat.

    Einem Computer kann man über die musiktheoretisch-mathematischen Regeln der Musik einigermaßen gut beibringen, Noten abzuspielen. Software wie BIAB, Cubase, Guitar Pro, Audacity etc., you name it, sind tolle Tools, die ich auch oft und gerne als Sparringpartner zum Üben nutze.

    Aber obwohl der Computer jede Mixolydik auf's tausendstel genau im timing und in der Intonation spielen kann, wird er nie in der Lage sein, einen geilen Blues mit Gänsehaut-Feeling zu spielen. Weil er's nicht fühlt und weil er Noten spielt und keine Töne.

    just my .02€
    HanZZ
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ HanZZ

    Ich stimme Dir zu 100% zu!!!!

    Haben wir gestern Abend zu dritt wieder reichlich praktiziert! (Tomaso, Saxowolf und ich)

    Mit Bluuees...

    LG

    Dreas
     
  17. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier


    Genau so ist es. Die NOTEN die ich in einer Blues-Impro spiele sind die b3, b5 und die b7. Intoniert werden sie aber ein wenig höher. Das sind dann DIE TÖNE die den Blues zum Blues machen. Dafür muß man/frau ein Gefühl entwickeln.



     
  18. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Dem kann ich mich nur anschließen. Für mich hatte das Stück aber schon immer drei ganz unterschiedliche Teile: 1. Teil G, 2. Teil Gm, 3. Teil wieder G.

    Mein Eindruck ist inzwischen, dass ich gerade beim Blues ruhig ne Menge falsche Töne spielen kann. Wenn die aber nicht grooven, ist alles im Eimer. Von daher ist mein größtes Problem gerade eher, interessante rhythmische Motive zu finden (und zu lernen), die in die Beine gehen - zur Not auch auf immer den gleichen Ton.
     
  19. Gast

    Gast Guest

    Ja, Raggae,

    Du triffst den Nagel auf meinen Kopf!! :)

    Schon einige Male hab ich darauf hingewiesen, dass unsere Lehrer (meine Lehrer) mit drei Tönen eine Super-Improvisation hinlegen. Nicht die Töne sind entscheidend (oft), sondern die Art und Weise, wie sie gespielt werden.

    Die Artikulation, die Phrasierung macht die Musik.

    Viele schnelle richtige Töne sind für Musiker (schneller, höher,weiter) schöne Phrasierung ist fürs Publikum.

    Für Musiker werde ich nie spielen können.. ob für ein Publikum?

    Da habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben:)

    Herzliche Grüße,

    Joe

     
  20. Gast

    Gast Guest

    @pth: Die Blues Skala is doch nur die Pentatonik in grün. Ich finde persönlich, dass man auch mit einer Pentatonik gut improvisieren können sollte. Also so, dass es nicht langweilig wird.. selbst bei mehrer durchgängen..
     
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