Stan Getz und die seelischen Abgründe seiner Kunst

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von simplysax, 4.April.2010.

  1. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    der satz:

    wahnsinn + genie gehn hand in hand, trifft auf viele großen des jazz aus den 50ern + 60ern zu.

    fast alle hatten irgendwann ihre probleme mit dem erfolg, dem druck der zuhörer und mit sich selbst.

    es ist eine lange schlange, die da aufgezählt werden kann.

    nicht immer ist diese phase geprägt von genialer musik. drogen helfen da anscheinend nicht. die betäuben nur und entlassen die menschen in eine scheinwelt.

    aber ich liebe die musik von stan getz, einer der 'motoren' der damaligen zeit, der auch in seiner schlimmsten zeit immer noch gewagte experimente gemacht hat

    jaaz47 mit riesling
     
  2. cara

    cara Strebt nach Höherem

    Menschen, die aus dem Mittelmaß hervorragen, wurden und werden von genau diesem Mittelmaß auf die unterschiedlichsten Weisen drangsaliert. Dieses Verhalten ist offenbar natürlich, denn es passiert in jeder Herde, in jedem Rudel.

    Beim Menschen beginnt es im "Kleinen" schon in der Schule, wo der Klassenbeste = der Streber aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen wird und ihm mit vielen Gemeinheiten das Leben schwer gemacht wird. Dieses Verhalten hört nach der Schule natürlich nicht auf. Man nimmt es mit ins (Berufs-)Leben.

    Wer herausragt wird bewundert, beneidet und fertig gemacht. Es wird gewühlt und gesucht, dreckige Wäsche gewaschen, auch vor Verleumdungen nicht zurückgeschreckt, bis etwas gefunden wird - je mehr desto besser-, denn dann fühlen sich alle, die nicht hervorragen, besser und können aufatmen.

    - "Er war zwar gut, sehr gut sogar, aber er hat Drogen genommen, Alkohol getrunken, ..... !" -

    Wer hat schon solch einen stabilen Charakter, dass er das, wofür die Medien bezahlt werden, ein Leben lang folgenlos ertragen kann?

    Offenbar hört das nicht einmal mit dem Tod auf.

    Warum können wir uns nicht damit begnügen, wundervolle Klänge anzuhören und diese zu genießen? Wer braucht so ein Buch, um sich gut zu fühlen? Ich jedenfalls nicht.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Für mich lautet die Frage: war das ein Problem von Jazzern? War das ein Problem auch von Rock-Blues-Popmusikern? War das ein Problem von Musikern ganz allgemein? War das ein Problem aller/vieler Künstler?

    Ist das heute immer noch ein Problem dieser genannten?

    Ich habe mal Tourneepläne von erfolgreichen Kabarettisten studiert. Die sind selten eine Nacht im eigenen Bett. Ebenso erfolgreiche Jazzer. Andere Künstler der sog. E-Musik haben ein ähnliches Leben.

    Auf der Bühne wird heute auch von Jazzern nicht mehr getrunken; das war früher durchaus anders. Was hinter der Bühne geschieht, weiß ich nicht. Aber ich habe den Eindruck, im Amateurbereich, (d.h. dort, wo die Musik neben einem anderen Broterwerb ausgeübt wird) mit bezahlten Gigs ist es eindeutig schlimmer.

    Joe
     
  4. simplysax

    simplysax Ist fast schon zuhause hier

    @ cara...

    naja, ich begnüge mich halt nicht mit oberflächlichem gewäsch .. packe gern das problem beim schopf und weil alkohol sich durch mein gesamtesa leben zog ( ich bin als jüngstes von 5 kindern aufgewachsen, war hier der einzige nichtraucher und habe mit 12 kapiert, dass alkohol nicht zum täglich brot gehört)
    ... ich glaube es ist kein thema der musikrichtung und in meinen kreisen gibt es solche und solche - leider mehr solche... und mit der zeit immer mehr musiker die nach einem prozess trocken sind und dann auf ersatzdrogen umsteigen... kaffee und zigaretten..

    ich glaube, es gibt menschen die neigen zur sucht, ergreifen diese einen beruf, in dem das trinken nicht verpönt ist (musiker, gastronom.. berufskraftfahrer!!)
    haben sie ein paar jahre zeit sich dafü oder dagegen zu entscheiden...

    ..ich hatte echt glück.. meine wahrscheinlich mongolische abstammung sorgte dafür das ich sowieso nix vertrage ;-)
     
  5. cara

    cara Strebt nach Höherem

    @simplysax

    Sucht = krankhafte Abhängigkeit

    was krankhaft ist, entscheidet jede Kultur, Zeitperiode und Gesellschaft für sich neu, je nach Anforderung und Bedürfnis

    Da wir sowieso notwendigerweise in vielen Abhängigkeiten leben müssen (vom Arbeitgeber, von gesellschaftlichen und politischen, persönlichen usw.) und wir für jedes Stückchen Freiheit, was wir uns erobern, froh sind, wäre es fatal, sich freiwillig in eine weitere unnötige Abhängigkeit zu begeben, egal welche, ob Alkohol, Computer, Erfolg, usw. und was es sonst noch für Süchte gibt und deren gibt es viele auch in gänzlich unscheinbaren Mäntelchen. Für sich selbst muss jeder diesbezüglich seine eigene Entscheidung treffen. Da gebe ich dir unbedingt recht. Ich selbst plädiere immer für die Freiheit (trotzdem rauche ich gerne).

    Ich weigere mich, jemanden nach einer seiner "selbstgewählten" Abhängigkeit zu be- oder verurteilen. Ich kann und will beurteilen, was er mir gegeben hat. Im Fall von Stan Getz: gute Musik, prima Saxophon.

    Allerdings:

    Wäre ich mit ihm verheiratet gewesen, hätte ich ihn sicher rausgeschmissen, weil exzessiver Alkohol- oder Drogenkonsum für die direkte Umgebung überaus unangenehm bis unerträglich sein kann und deshalb unzumutbar.
    Wäre ich sein Kind gewesen, hätte ich gelitten, weil abhängig.

    In diesem Sinne

    Cara
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Cara!

    Bei der "Selbstwahl" möchte ich mal kurz einhaken. Das Problem ist nämlich die entsetzliche Verharmlosung gerade der schlimmsten und härtesten Droge in unserer Gesellschaft, die zu schwerster Abhängigkeit und schrecklichem Leid führt - die Rede ist vom Schnaps (also nicht allgemein Alkohol oder mal ein Glas Bier oder Wein).

    Wenn jemand so richtig davon abhängig ist, dann ist Schluss mit lustig.
    Die meisten werden nie mehr richtig "clean", sie bleiben für den Rest des Lebens latent Alkoholiker.
    Die Droge zerfrisst die Organe und zerstört das Sozialleben.
    Das "Gläschen" oder "Fläschchen" erringt sehr schnell die Macht über das Leben, ehe man sich versieht.

    Mir waren in meiner Jugend zum Glück einige warnende Beispiele gegenwärtig. Ich habe etliche hervorragende Musiker gesehen, die sich vor meinen Augen zu Tode soffen, daran elendigst zugrunde gingen.
    Das hat dazu geführt, dass ich frühzeitig die Bremse ziehen konnte, bevor ich in ähnliche Abhängigkeiten geraten war.

    Und DAFÜR ist so eine schonungslose Biografie auf jeden Fall gut!
    Hier macht man sich nicht hämisch über ein Genie lustig, es wird auch keiner verurteilt oder an den Pranger gestellt - man bekommt lediglich gezeigt, wohin ein bestimmter Weg führen kann, was für ein Leid das nicht nur für den Betroffenen, sondern für seine gesamte Umgebung, Ehepartner wie Kinder, bedeutet.

    Je mehr Menschen, gerade junge Musiker, so ein Beispiel warnend gezeigt bekommen, desto mehr können vielleicht vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt werden.

    Lester Young, Billie Holiday, Charlie Parker, Stan Getz und viele andere großartige Künstler litten schrecklich an ihrer Sucht.
    Ohne die Drogen hätten sie vielleicht NOCH besser gespielt, auf jeden Fall wären sie glücklicher geworden (und ihre Angehörigen ebenfalls).
    Das muss man laut aussprechen. Und den Mythos bekämpfen, Sucht und Genie hätten irgendetwas miteinander zu tun.

    Charlie Parker war entsetzt, als er bemerkte, dass viele Nachwuchsmusiker zur Nadel griffen, weil sie aufgrund seines Vorbilds meinten, Heroin sei eine Art "Bebop-Elixier"... :-(

    Ich bin sicher, wenn Stan Getz gekonnt hätte, dann hätte er liebend gern die Zeit zurückgedreht und noch einmal von vorn begonnen - ohne Alkohol und andere Drogen.
    So viel zum Thema "selbstgewählte Abhängigkeit"... :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  7. charli51

    charli51 Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo
    zu diesem Thema hätte ich ein schönes Verschen:

    Alkohol ist ein hervorragendes Lösungsmittel!:-?

    Es löst Familien, Ehen, Freundschaften,
    Arbeitsverhältnisse, Bankkonten, Leber und Gehirnzellen auf!

    Es löst nur keine Probleme!!!!!!!!!!!:pint:



    ....und da ist was dran.

    LG
    charli
     
  8. cara

    cara Strebt nach Höherem

    @simplysax
    @Rick

    ein Buch kann das Elend :-o der Abhängigkeit überhaupt nicht beschreiben und insofern bleibt es immer eine Verharmlosung. Als Leser bleibt man Voyeur.

    Wenn ich simplysax richtig verstanden habe, kennt er dieses Elend aber aus Erfahrung und hat für sich selbst schon sehr jung die einzig richtige :-D Entscheidung schon getroffen, die ihn befähigt, sein Leben selbst und frei zu gestalten. Davor möchte ich hiermit den Hut ziehen.

    Cara
     
  9. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Zitat Rick :

    Das kann man nicht laut genug aussprechen !
     
  10. HarryK

    HarryK Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo erstmal,

    Danke zunächst für den Link und den interesasnten Thread.

    Leider können nicht mehr herausfinden, ob Stan oder Bird bessere Aufnahmen gemacht hätten, wenn sie keine Drogen genommen hätten. Ich fürchte nicht! Warum?

    Wer kennt das nicht? Der erste Auftritt: im Publikum sitzen 20 Leute. Die Hände schwitzen, der Puls rast. Das Mikrophon funzt nicht recht, die Ansage mit Pieps-Stimme, die ersten Töne misslingen.
    Beim zweiten Auftritt ein Schnäpschen vorneweg und schon geht's besser.
    Dann der Auftritt vor 100 Leuten, d.h. mehr als die Hälfte sind nicht mit dir verwandt und schon brauchst du einen zweiten Schnaps und weil der Basist mittrinkt gleich noch einen. Der Auftritt war Klasse und das lag hauptsächlich am Schnaps. Und das muss natürlich gefeiert werden.
    Das Publikum wird noch größer...........

    Warum tut man das? Gruppenzwang ist bei Jugendlichen meist der Anfang. Hier ist es der Aberglaube, man würde dadurch ruhiger und würde das Lampenfieber bekämpfen. Wenn die Umgebung verschwimmt, die Hemmungen fallen, die Lockerheit zunimmt, dann entstehen unverkrampfte Soli etc.
    Wie genial wohl Getz und andere im stillen Kämmerlein waren, so ganz für sich und ohne Druck?

    Das soll jetzt keine Entschuldigung sein. Ganz im Gegenteil. Das soll sagen: WÄHRET DEN ANFÄNGEN!

    Gott sei Dank kennt man heute gesündere Methoden gegen den Druck. Mentales Training, Yoga etc. Roger Cicero macht z.B. immer einen Kopfstand vor dem Auftritt.

    Mein erster Gig mit Alk ging glücklicherweise schief. Seitdem nie wieder mit!
     
  11. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Hallo,
    vielleicht wäre es an der Zeit, Biographien von Personen (Ehefrauen, Kinder etc.) zu schreiben, die von der Tragik verschiedener Musiker mitbetroffen waren und um der "Kunst und des Künstlers willen" zurückstecken und leiden mussten.
    -Aber würde es den positiv voreingenommenen Hörer wirklich interessieren ?

    Vielleicht müsste auch kritischer die Frage gestellt werden, ob der menschliche Preis für die Musik in manchen Fällen nicht doch zu hoch war.

    Zitat Rick :

    Müssten wir da nicht als Publikum mit der überspannten Erwartungshaltung "abrüsten" ? Verstehen wir die Musik als perfekte und gnadenlose Maschinerie, die sich immer weiter entmenschlicht ? Verkommt die Anschauung, dass Musik der Ausdruck des Menschen (!) sei zu einer leeren Floskel ?

    Ich denke, das Drogenproblem existiert überall dort, wo der Mensch dem Druck der Gesellschaft nicht mehr gewachsen ist. Das kann den Musiker als auch einen Angestellten in der Freien Wirtschaft treffen. Letzterer versinkt freilich eher in der anonymen Versenkung und wird weniger romantisierend betrachtet als der leidende Künstler.

    Wir erfahren über Drogenprobleme bei Jazz- Pop- und Rockmusikgrößen. Wie sieht es im Bereich der Klassischen Musik aus ?

    Interessante Studien hat Prof.Dr. Altenmüller/Hannover veröffentlicht. So haben nach seinen Ausführungen spezifische Musikererkrankungen, wie z.B. die Fokale Dystonie, bei den Orchestermusikern und Solisten zugenommen.
    Er führt das auf den erhöhten Leistungs- und Perfektionsdruck im Klassischen Musikbereich zurück. :cool:
     
  12. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben


    Ich halte das in der implizit naheliegenden Wertung für ein Klischee und inhaltlich für einen zutreffenden Allgemeinsatz, mir persönlich ein nicht vollkommen unsympathischer, nichtsdestotrotz ein "Glaubenssatz", der in jedem Fall einer individuellen Überprüfung bedarf.

    Eine Droge wird erst zum Problem für den Anwender, wenn er selbst die Droge nicht mehr seinem Willen entsprechend einsetzen kann.

    Die Fähigkeit dies zu können, oder nicht, ist individuell und bestimmt sich immer im Wechselspiel des Individuums und der individuellen Wirkung der verwendeten Droge.

    Es gibt ganz sicher unzählige Anwendungen und Anwender von Drogen aller Art, die das hinbekommen, und für die die gewählte Droge ein adäquates Mittel darstellt den eigenen Weg erfolgreich zu gehen.

    Und da spielt es keine Rolle, ob es sich um strafrechtlich sanktionierte Drogen handelt, oder nicht.

    Die gesamte Debatte um Drogen wird IMHO bestimmt von derselben Bigotterie wie sie im Zusammenhang mit Doping im Leistungssport herrscht.

    Jeder erwachsene Mensch sollte das Recht auf die Freiheit haben sich beliebige Mengen einer beliebigen Droge zuführen zu dürfen.

    Gruß, Christoph
     
  13. Claus

    Claus Mod Emeritus

    1)

    @ Christoph Berndt

    Da bin ich offen gestanden froh, dass Du in keiner Position bist, diese Auffassung zu geltendem Recht zu machen.

    2)

    Im übrigen habe ich diese Diskussion jetzt in den Bereich "Eigene Themen" verschoben.

    Wenn die Emotionen jetzt überkochen, was ich angesichts der Richtung, in die das Ganze geht, nicht überraschend fände, steht auch einer "Beförderung" des threads zu den Trollen nichts im Wege...
     
  14. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben


    Na ja,

    für den allergrößten Teil vorhandener Drogen gilt meine Auffassung ja längst.

    Angefangen bei "A" wie Alkohol bis hin zu "Z" wie Zigarette.

    Ich werde jetzt ein bißchen von meiner legalen Droge "Krad" konsumieren :-D .

    Gruß, Christoph
     
  15. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    hier möchte ich doch einmal einhaken. Sicher sind gesellschaftliche Randbedingungen, und auch der Existenzdruck für Selbstständige aller Art (nicht nur Musiker) ein immer wieder auftauchendes Initialphänomen für Alkohol und andere Drogen.

    Allerdings haben bestimmte Dinge des Musikerdaseins m.E. gar nichts damit zu tun.

    Musik ist für mich oft etwas dermaßen emotional aufwühlendes, dass ich manchmal schon nach Proben Schwierigkeiten habe hinterher in den Schlaf zu finden, nach Konzerten kann das dann schon mal zu einer schlaflosen Ncht werden.

    Früher habe ich nach einem Konzert oft die halbe Nacht noch mit Kollegen in der Kneipe verbracht, einfach um wieder runter zu kommen von einem emotionalen Höhenflug.

    Ich konnte dann gut verstehen, dass es Musiker gibt, die sich nach Konzerten mit Beruhigungsmitteln vollstopfen müssen (von Ian Anderson habe ich das bspw. mal gelesen).

    Einmal kam dann noch ein Pfeifchen dazu, der nachfolgende Exzess war schon hart an der Grenze zur Notfallaufnahme im Krankenhaus.

    Heute gehe ich anders damit um, allerdings weigere ich mich, jeden Unfug den man so tut auf die Gesellschaft zu schieben. Für den meisten Blödsinn ist man durchaus selbst verantwortlich.

    Gruß,
    xcielo
     
  16. charli51

    charli51 Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo an alle
    meines Erachtens hat das auch mit dem Mensch selbst zu tun, es gibt eben labiele Menschen, wenn die dann mal paar Tage oder Nächte Drogen egal welcher Art zu sich genommen haben, dann kommen diese auch selten davon ab.
    Ein anderer der nicht labiel ist, kann wahrscheinlich von jetzt auf nachher sagen : So jetzt ist Schluß, ich muß mich zusammenreisen um von dem Zeug wegzukommen.

    Ich denke daß das viel mit dem Charakter des Menschen zu tun hat.
    Joe Coker, Peter Maffay hingen alle mal an der Flasche und mehr, sind alle weg gekommen von dem Zeug!Vielleicht auch mit medizinischer Hilfe, aber sie sind weg.


    Gruß charli
     
  17. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo,

    für mich schmälern solche Geschichten nicht das, was die Musik dieser Menschen ausmacht.

    Oder sollten wir nur Platten von "untadeligen" Musikern kaufen?

    Dann natürlich auch nur die Brezeln von Bäckern, die vorbildliche Väter und Ehemänner sind......

    Liebe Grüße

    Chris
     
  18. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Dann müssten wir vermutlich den Plattenschrank gewaltig ausmisten (und das Brot vorsichtshalber selber backen)...

    "Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" (Johannes 8, 7). Wie treffend - ich denke, wir sollten jeden Musiker auch als Menschen begreifen und akzeptieren - mit all seinen Vorzügen und seinen Fehlern.

    Probleme habe ich damit erst, wenn jemand meint, Drogen- oder Alkoholmißbrauch sei eine zwingende Voraussetzung für außergewöhnliche künstlerische Leistungen.
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Hallo Christoph!

    Klar. Aber dummerweise weiß man meistens nicht im Voraus, wie die Droge bei einem selbst wirken wird. Gerade Jugendliche neigen dazu, sich selbst zu über- und die Wirkung von Drogen zu unterschätzen...

    Stan Getz war tatsächlich noch Jugendlicher, als er mit hartem Alkohol und Heroin in Kontakt kam, wie vorher Charlie Parker.
    Zudem gab es damals keine objektive Aufklärung über Drogen - zu Parkers Jugend herrschte im Gegenteil die Prohibition, die jegliche Art von rauscherzeugenden Substanzen verteufelte.

    Darin besteht auch heute noch eine der Hauptursachen von Drogenmissbrauch - pauschale Verbote an Stelle von differenzierter Aufklärung.

    Wenn generell Alkohol verteufelt wird, lernt der junge Mensch nicht, zwischen einem Bier und der selben Flüssigkeitsmenge Wodka zu unterscheiden. Ist doch beides Alkohol...
    Und so lange noch die deutsche Politik in Wirkung und Suchtpotenzial völlig unterschiedliche Substanzen wie Hanf und Heroin in einen Topf wirft, hält der Gelegenheitskiffer starke Opiate für wirkungsähnlich wie Marihuana... :roll:

    Damit wäre die international organisierte Kriminalität allerdings überhaupt nicht einverstanden - wie sollte die Mafia denn auf ihre Gewinnmargen kommen, wenn beispielsweise jedermann einfach so Drogen in der Apotheke kaufen könnte? ;-)


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Nachtrag:

    Heutzutage sind wir leider - auch aufgrund der verfehlten bisherigen Drogenpolitik - schon einige Schritte weiter.

    Legale synthetische Rauschmittel boomen, ständig kommen neue "Kräutermischungen" auf den Markt, zugleich werden immer öfter Medikamente missbraucht.
    Das kann dann in den Händen von nichtsahnenden Konsumenten zu gefährlichen Wechselwirkungen führen - wer zum Beispiel "Kräutermischungen", die (nicht als Bestandteil aufgelistete) MAO-Hemmer enthalten, raucht und dazu ein paar Bier trinkt, kann sich aufgrund des "Serotonin-Syndroms" auf der Intensivstation oder gar im Sarg wiederfinden...

    Auch in der "Substitut-Szene" beliebte rezeptfreie Medikamente wie etwa Hustensaft mit Dextromethorphan können zu langjähriger schwerer Abhängigkeit, Psychosen, extremen Panikattacken und schlimmstenfalls zum Tod führen - Letzteres allein schon durch die Kombination von erwähntem Hustensaft mit dem gängigen Kopfschmerzmittel Paracetamol.

    Dagegen sind viele "natürliche" Drogen fast schon wieder harmlos... :roll:

    Also am besten GANZ drogenfrei - der schönste "Rausch" kommt doch immer noch durch echte Erfolgserlebnisse, das Zusammensein mit netten Menschen oder das Musizieren! ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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