Stimmung....ist sie wichtig ???

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 22.November.2012.

  1. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin!

    Also die Intonation ist die ganze Abstimmung (Feinabstimmung), zum einen die Klangfarbe, zum anderen die Klanghöhe (Stimmung) und drittens die Lautstärke!

    Gleichwohl man beim Saxophon wie beim Klavier nachregeln könnte (Klappenaufgang)
    bezieht sich die gute Intonation wie bei einem Sänger, darauf wie rein man den Ton (Klang) trifft.

    Da es aber ein `Dreigestirn` ist, und die Klangfarbe dakor gehen muss, kann eine reine Tönung manchmal nicht passend erscheinen, was aber wiederum vom zeitgeistlichen Musikverständnis abhängt. (früher war die Stimmung tiefer)

    Eine gewollte Unterschiedlichkeit ist aber in der Musik möglich, aber damit ist ein Abstand
    oder Tonsprung gemeint welcher dissonant ist, der einzelne Ton (Klang) im Vergleich zum nächsten, sollte im Sinne vom `Dreigestirn` möglichst nicht dissonant sein.

    Wenn aber mal im Kunstverständnis gewollt, dann bezeugt man auch, `Ihre Detonation war heute wieder sehr [​IMG] `

    Grüße the Steamer
     
  2. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Genau! Das ist richtig!
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Dem schließe ich mich an.

    Ich bringe meinen Schülern nahe, dass sie BEWUSST intonieren - wenn der "schräge" Ton gewollt ist, dann hat er eine Existenzberechtigung, sonst nicht.
    So etwas sollte einem nicht als Missgeschick "passieren", man sollte also schon europäisch-temperiert "richtig" intonieren KÖNNEN.

    Mir ist bei mir selbst mal aufgefallen, dass ich manchmal bestimmte Töne unbewusst "verziehe" und mir das beim Spielen durchaus gut gefällt, aber nicht beim Hören.
    Also war's eine schlechte Angewohnheit, deshalb hab ich's mir lieber abgewöhnt. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. flar

    flar Guest

    Moin, moin ppue und Rick
    100%ige Zustimmung!
    Ist zwar eigentlich sehr Eitel sich selbst zu zitieren, aber den hier habe ich vor kuzem im "Gibt es überhaupt Talent?" Tread los gelassen, der paßt aber hier viel besser.
    Darum:
    Viel Grüße Flar
     
  5. Gine

    Gine Ist fast schon zuhause hier

    Hi, auch ich finde den Reiz der Musik oft in schrägen Reibungen. Würde es aber anders formulieren: Es ist wohl eine Frage des Sounds. Und ob ich bei der Musik auf den Akkord einen Ton lege der sich lieblich einschmiegt oder etwas schrammt. Man hört ja ob es interessant oder "interessant" klingt.
    Wenn man lange in einer Bigband neben einem zu hoch intonierenden Alt sitzt, weiss man: Das reibt nicht, das klingt nur sch....und möchte Stimmgeräte verschenken. Daher klares Votum für Intonationsübungen.
    Als profaner Laie, glaube ich aber es ist hauptsächlich eine Frage der Gehörbildung und der Instrumentenbeherrschung. Man hat ja eine Vorstellung wie der Ton klingen soll der da rauskommt oder der Akkord an dem man gerade mitmacht. Aber die Ohren sind ja auch unterschiedlich empfindlich. Es ist manchmal überraschend was jemand NICHT hört. Auch die Hörgewohnheiten und Ansprüche sind unterschiedlich. Jemand der immer 4/4 in C-Dur hört wird wohl schon einen Tonartwechsel als spannenden Reibung empfinden, während andere Ohren sich bei allem außer Neuer Musik langweilen....
    In diesem Sinne viele Grüße
    Gine
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Interessante Kommentare !


    Wir hatten gerade Jörg - alias "BildGrav" zu Besuch.....und er als Klassiker achtet natürlich SEHR auf korrekte Stimmung und Intonation. Ich fand es erstaunlich, wie sauber er mein Sopran spielen konnte....richtig amtlich "Klassisch" eben....
    ( Mal wieder ein Beweis dafür, dass der Spieler mehr ausmacht als die jeweilige Hupe )

    Ansonsten sei nochmals an den guten Duke Ellington erinnert....in seinen Bands wurde eher selten ( bis nie ) wirklich stimmig gespielt.....und genau das machte den Reiz aus ( finde ICH zumindest )......Ich stelle mir gerade auch Mozarts "Türkischen Marsch" von einer schräg intonierenden Balkan-Band gespielt vor....meinethalben von den "Fanfara Kalaschnikov" ( falls die jemand hier kennt).... MANN wäre das ein geniales Stück !!!.....

    Ich stimme jedoch auch den Kommentaren zu, die besagen, dass ""FALSCHspielen" gewollt sein muss....und nicht, weil man es nicht anders KANN.
    Man merkt als Publikum doch sehr schnell....ob der Typ da auf der Bühne absichtlich schnoddert....oder es eben nicht anders hinbekommt und den Unterschied garnicht bemerkt....SOWAS ist ätzend !! >>>> Davon kenne ich etliche Beispiele....und es macht auch als Mitmusiker nicht immer gerade Spass, mit solchen Leuten zu arbeiten. Stimmt schon...

    LG

    CBP
     
  7. Mugger

    Mugger Guest

    Servus CBP,

    Ellington und Fanfare kannst Du auch in einem haben. (Achtung auf das Sax-Solo :))

    http://www.youtube.com/watch?v=0-7W4-DLFEA

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  8. Mugger

    Mugger Guest

    Servus CBP,

    Ellington und Fanfare kannst Du auch in einem haben. (Achtung auf das Sax-Solo :))

    http://www.youtube.com/watch?v=0-7W4-DLFEA

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Moin Mugger,

    Ich sehe ( höre ) Du verstehst, was ich meine :)


    LG

    CBP

     
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hierzu passt noch eine Anekdote von Angelika Niescier, die ja auch
    seeeehr schräge sachen spielt.

    Sie erzählte auf einem Workshop, dass sie als sie anfing gezielt outside
    zu spielen, nach einem Konzert zufällig hörte, wie zwei Konzertbesucher
    äußerten:

    "Technisch beherrscht sie ja das Saxophon, schade, dass sie nicht die Töne trifft."

    Danach hat sie sich nochmal über ihre Performance Gedanken gemacht.

    LG

    Dreas
     
  11. Gine

    Gine Ist fast schon zuhause hier

    Hallo, mir geht es bei Elligton genauso. Oft denke ich, dass die Stücke dann von uns deutschen Bigbands so scheisse klingen, weil wir es jetzt mal richtig machen: schon auf dem Schlag und am besten alle in 443 hz...(je größer der Laie um so "genauer"...)
    Gruß
    Gine
     
  12. Gast

    Gast Guest

    @Gine

    """Je grösser der Laie - desto genauer"""


    MANN...ÄHH FRAU...was für ein genialer Spruch ist DAS denn ???

    Der trifft den Nerv der Sache ziemlich auf den Punkt.....ich lach mich gerade kaputt, meine Frau nickt mit dem Kopf...und wir sehen sofort tausend Beispiele aus dem alltäglichen Leben, auf welche dieser Spruch haarklein zutrifft.....genial !! ;-)

    Den kannte ich noch nicht.... ;-) ;-)


    LG

    CBP
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Hallo Gine,

    da ist meiner Ansicht nach sehr viel dran!

    Je älter der Big-Band-Stil, desto "individualistischer" waren die Musiker damals drauf, finde ich.
    Mir ist es deshalb auch bei meiner Big-Band wichtig, nicht nur die Noten abzuspielen, sondern auch den Stil angemessen rüberzubringen, bei älteren Nummern zum Beispiel einfach mit stärkerem Vibrato oder mehr Bending ("Schmieren").
    Da muss man allerdings aufpassen, nicht zu sehr zu übertreiben und damit ins Lächerliche umzukippen (Stichwort "Muppets Show"). :-D

    Ich bin ja vorwiegend in den 1970ern musikalisch "sozialisiert", da gab es noch die Rundfunkorchester bei den Fernsehshows, die natürlich äußerst "akkurat" spielten. Ich mochte die Musik schon, aber irgendwie war das alles sehr brav und "nüchtern", selbst wenn sie Swing-Titel von Glenn Miller usw. zu Gehör brachten.

    Als ich mir dann aus Neugier mit 12 Jahren (!) eine erste Swing-Platte kaufte (u. a. mit Duke Ellingtons Orchestra live!), wurde ich von dem völlig anderen Sound total umgehauen - und bin seither leidenschaftlicher Jazz-Fan. :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  14. Gast

    Gast Guest

    @Rick

    Eine der ganz wenigen "Saxophonschulen" die ich mir vor 25 Jahren mal gekauft habe war die Saxophonschule von Schott ( weiss garnicht ob es die heute noch gibt ) > Darin stand eine kurze Abhandlung über das sog. "Blasen im Stil" .... was genau diesem "Perfekten" Notenspiel ein wenig entgegenwirken sollte und den Saxer darrauf aufmersam machte, dass sauberes Spielen alleine es eben NICHT rausreisst....sondern man sich der jeweils gespielten Musik in Intonation, Timing, Feeling usw usf anpassen solle.
    Ich fürchte, dieser Gedanke geht heutzutage vielfach unter....aber er umschreibt ja Deine Erfahrungen mit Bigbands....und dann dem AHA-Erlebnis mit dem "original"

    Da sind schon Welten zwischen.....und eine perfekte Stimmung und perfektes Spiel machen Musik nicht unbedingt lebendiger.

    LG

    CBP
     
  15. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin !


    Man muss wissen wann man sich es erlauben kann!:hammer:

    http://www.youtube.com/watch?v=roV1LhTH0IE

    http://www.youtube.com/watch?v=mCEixR3evr4&feature=relmfu

    Grüße the Steamer
     
  16. flar

    flar Guest

    Moin, moin CBP
    die Schule ist meiner Meinung nach sehr gut, ich benutze sieh seit Anfängerzeiten und auch heute noch manchmal. Das Kapitel mit dem im Stil blasen meint aber etwas anderes. Es erklärt eigentlich die Stilistik des Foxtrott ähnlich wie man z.B. die Stilistik des Swing erklärt. Es stehen also viertel, achtel usw. Noten da die aber anders gespielt und betont werden. Diese Technik habe ich fast 19 Jahre lang von einem sehr guten Übungsleiter eingetrichtert bekommen. Sie ist nämlich auch hervorragend geeignet etwas dürftig und lieblos dahin geschriebene Stücke in anderen Stilistiken etwas auf zu peppen.
    Ab und an spiele ich auch mal in zusammen telefonierten kleinen Besetzungen mit vier oder fünf Bläsern. In diesen Rahmen haben wir meist sehr einfach gestricktes Notenwerk dabei und geprobt wird das schon mal gar nicht. Wenn in den Noten keine stilistischen Angaben sind (./-/^/ oder ähnliches) spielen wir die Sachen einfach im "Stil". Das ist bezogen auf z.B. Samba stilistisch nicht richtig, aber bevor jeder "seine" Samba spielt kommen so wenigstens alle Betonungen und Notenwerte gleich rüber. Es erleichtert das Zusammenspiel enorm, voraus gesetzt alle beteiligten beherrschen diese Technik.
    Ich möchte das Blasen im Stil jedenfalls nicht missen!

    Viele Grüße Flar
     
  17. Gast

    Gast Guest

    @Flar

    Richtig....es geht dabei um Zählweisen und Betonungen, was ja aber immerhin den Anfang davon macht, sich gewissen Stilen und Hörgewohnheiten anzupassen und sie nachzuempfinden.

    Sich dem Soundbild alter Vorbilder etwas anzupassen, wie Rick es wohl meinte, wäre dann eben der darauffolgende Schritt.


    @The Steamer

    Nun ja....Helge der alte Quatschkopf ist ja für seine schrille
    Skurilität bekannt....er übertreibst ja allzugerne :)

    Beim Reinhören in Deinen Link bin ich jedoch auch auf nen "alten Bekannten" gestossen, nämlich diesen hier:

    http://www.youtube.com/watch?v=fxk-PmKWRt8&feature=related

    Die Jungs spielen das ja relativ sauber.....ich kenne jedoch noch die Originalversion, wo sie noch alle in einem winzigen Studio um ein einziges Micro herumstanden und eingespielt haben....da hört man noch jeden "falschen" Ton und jede "Miss-Stimmung" und das machte die Sache weitaus interessanter und Stimmungsvoller ;-)

    LG

    CBP
     
  18. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Da bleibt natürlich die Frage "was ist richtig?" - "richtig" ist ein Ton m.E. immer nur im entsprechenden Kontext. Ich, als mit älterem Jazz und Blues sozialisierter Mensch, werde in einem klassischen Satz immer falsch klingen. Umgekehrt gilt es aber auch, im Blues und vielen Jazzrichtungen sind europäisch klassisch gespielte kleine Terzen und Septimen einfach falsch.

    Die von mir sehr geschätzten Saxisten aus den Basie- und Ellingtons-Bands, haben es vermutlich auch nicht erst klassisch richtig gelernt, was mich sehr beruhigt. Momentan höre ich gerade etwas (!) moderneres Pee Wee Ellis (Sepia Tonality) - das ginge im Klassiksatz auch nicht durch; mit Jazz und Gospelhintergrund ist es aber so richtig und nicht anders :) Die von Gine angeführten deutschen Bigbands, spielen nach meiner Meinung einfach falsch, weil sie ihre europäische Musiktradition bzgl. Timing und Intonation im völlig anderen Kontext einsetzen und das klingt dann so, wie von Gine beschrieben ....

    Wenn ich als Profi darauf angewiesen bin, in mehreren Stilrichtungen glaubwürdig zu klingen, muss ich also die entsprechenden Stimmungen für diese Stilrichtungen beherrschen. Kann ich es mir, als reiner Hobbymensch, leisten, mich nur in einem Stil zu bewegen, reicht es, wenn ich hier "richtig" klinge, auch wenn es in anderen Stilen "falsch" wäre ;-) Matthias hat dann also recht: "Dann spielte man also richtig falsch ..."



    keep swingin´



    Euer Saxax

     
  19. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    die Bezeichnung "Stimmung" wird m.E. im deutschen Verschieden gebraucht, besser ist da die Unterscheidung im englischen zwischen "TUNING" und "TEMPERATURE". Unter TUNING versteht man das Anpassen (Einstimmen) des Instruments an eine gegebene TEMPERATUR. Die TEMPERATUR (Stimmungssystem) hingehen legt fest, welches Frequenzverhältnis die Töne untereinander haben.
    Einzig a' als 440 Hz festzulegen reicht nämlich nicht!
    Denn bei welchen Frequenzen liegen dann die anderen Töne? Die Frage klingt trivial ist es aber keinesfalls.
    Bei Blas- und Streichinstrumenten haben die Musiker die Freiheit Töne je nach musikalischem Kontext unterschiedliche zu intonieren (ein Eb ist für einen Streicher eben nicht gleich einem D#). Bei Tasteninstrumenten hingegen muß man sich festlegen - zumindest wenn man nur 12 Tasten pro Oktave haben möchte und nicht zB 81 wie bei einem sog Reininstrument an der Bonner Musikhochschule.

    Ursache für das Problem ist der Quintenzirkel: 12 reine Quinten (3/2) ergeben niemals das vielfache einer Oktave (2/1), es gleibt eine Differenz (sog. pythagoräisches Komma), was bei Quintstimmung (Pythagoräischer-Stimmung) dazu führt, das zwar 11 Quinten rein, eine jedoch ziemlich verstimmt ist (sog Wolfsquinte). Um diese Unreinheit zu verteilen, haben sich im Laufe der Zeit diverse Stimmungssysteme herausgebildet:

    Pythagoräische Stimmung, Reine Stimmung, Mitteltönig, Werkmeister I/II/III, Kirnberger, etc

    Sie alle basieren darauf, die 12 Stammtöne basierend auf reinen Quinten sowie reinen großen Terzen ausgehend von einem Stimmton (zB a'=440Hz) einzustimmen. Je nach Vorgehen sind mehr Quinten oder mehr Terzen rein.

    Mit der gleichschwebenden Temperatur (Halbton=12.Wurzel aus 2), macht man alle Intervalle unrein (auch die Quinten und große Terzen) und obwohl dieses Verfahren m.W. bereits im 15.Jahrhundert von einem Holländer theoretisch beschrieben wurde, hat es noch bis ins 19.Jahrhundert gedauert, dies in der Praxis anzuwenden.

    Wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei das Buch "Tonbeziehungen" von Martin Vogel empfohlen.

    Viele Grüße, Dirk


     
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