Stücke für Trauerfeier/Beerdigung/...

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Hot_Dog, 18.Juli.2010.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hallo HotDog,

    allgemeiner Gedanke: Du solltest die konkrete Situation kennen und Dich evtl. mit den direkten Angehörigen abstimmen. Was für Dich cool ist, mag für die Trauergemeinde eher unpassend oder pietätslos erscheinen. Ausser wenn der / die Verstorbene selbst Musiker war und Du den Geschmack wirklich gut einschätzen kannst. Es soll ja nicht um Selbstdarstellung für Dich gehen.

    Du wirst ja auch berücksichtigen, ob es in einer Kirche oder im Freien gespielt werden soll (Akustik, evtl. Begleitung / Playback).

    Und schliesslich: Deine eigenen Emotionen in dem Moment bedenken. Gerade wenn Du ein besonders wirkungsvolles Stück gewählt hast, musst Du es selbst auch verkraften können ...

    Alte Musik (Bach, Händel) wirkt fast nie kitschig, neuere Pop-Stücke schon eher.

    Möglichkeiten wären auch Spirituals, z.B.
    - Deep River
    - Nobody Knows the Trouble I've Seen
    - Sometimes I Feel Like a Motherless Child
    - Cry Me a River
     
  2. Hot_Dog

    Hot_Dog Ist fast schon zuhause hier

    Danke Florentin für die Bedenken, aber ich denke, dass ich erstens sehr gut einschätzen kann, was angebracht ist (immerhin handelt es sich um meinen Großvater, den ich oft gesehen habe und mit dem ich viel Kontakt hatte) und desweiteren glaube ich auch die Lage generell ganz gut beurteilen zu können, was die Musik als auch die Räumlichkeiten betrifft...

    Ich habe durchaus sehr passende Stücke gefunden und ja, auch klassisches, wie du vlt hättest erahnen können, wenn du meinen letzten Post gelesen hast. Ich denke, ich werde schon schlussendlich etwas auswählen, was erstens zu meinem Großvater als auch der Situation passt (keine kirchliche Beerdigung!).

    Gruß
     
  3. astipasti

    astipasti Ist fast schon zuhause hier

    Oh, der eigene Opa. Ich glaub du weißt noch nicht auf was du dich da eingelassen hast. Das wird hart.
    Musste selber grad den letzten beerdigen. Ich hätte da nix spielen können. Mit Schluchzatmung is nich gut Tute blasen. Und Pipi inne Augen hilft auch nicht grad beim Notenlesen.

    Ich würde da eher auf Musiker zurückgreifen, die dem Verstorbenen nicht so nahe standen.
    Wobei die traurige Stimmung auch ziemlich ansteckend sein kann. Da muss man schon ziemlich abgebrüht sein, um das durchzuziehen.
     
  4. Ambrosia

    Ambrosia Ist fast schon zuhause hier

    Jeder leistet seine eigene Trauerarbeit anders, ich habe damals meine Mama von Kopf bis Fuß schick gekleidet und Dinge rausgesucht, die ihr am ehesten entsprachen, (Kleidung, Musik, Trauerspruch etc.). Mit abgebrüht hat das nix zu tun.

    @ HotDog: Zunächst mal mein Mitgefühl und Beileid zu deinem Verlust.

    Such' ein schönes Stück raus, welches deinem Opa gefallen hätte, vielleicht hatte er selber ein Lieblingsstück, ansonsten einfach etwas, dass zu ihm passt...

    Alles Gute für dich,

    Gruß,

    Ina :-D
     
  5. Hot_Dog

    Hot_Dog Ist fast schon zuhause hier

    hallo ihr beiden,

    ja ihr habt natürlich vollkommen recht!! ich bin aber tatsächlich jemand, der mit trauer besser umgehen kann, wenn er nicht einfach tatenlos da sitzt und rumheult sondern etwas tun kann - in meinem falle ist das nunmal musik, weil sie einerseits mich berührt und meine gefühle wiedergeben kann, als oft auch andere menschen berüht...
    und falls ich doch so heulen sollte, dass mit spielen nix ist, dann wird mich auch keiner töten, falls ich nicht spiele!!! (und von wegen noten - da können die tränen ruhig kullern, ich kann relativ schnell sachen größtenteils auswendig...).

    danke auf jeden fall auch euch fürs posting :)

    schöne woche euch allen,
    hot_dog
     
  6. correze

    correze Ist fast schon zuhause hier

    Als ein sehr guter Freund meines Mannes gestorben ist, hatte seine Frau gefragt, ob mein Mann " Autumm Leaves spielen könne. Man merkte beim spielen, dass mein Mann emotional ziemlich berührt war. Da ist fast kein Auge trocken geblieben.
    Als mein Mann letztes Jahr gestorben ist, hatte er sich ja Theme for Ernie gewünscht. Ich hatte einen guten Freund gefragt, ob er es spielen könne. Er lehnte ab, denn er meinte das würde er nicht packen. Ich habe das sehr gut verstehen können, so haben wir dann die CD von Coltrane gespielt.

    Gruß
    Ilona
     
  7. schnuggelche

    schnuggelche Ist fast schon zuhause hier

    hi,
    also meine oma hat sich von mir "amazing grace " gewünscht.
    was ich dann auch auf ihrer beerdigung spielte. meine cousine auf der querflöte "sailing".
    hat beides sehr gut gepasst.

    kopf hoch...

    miryam
     
  8. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Hallo Maira,

    lass Dich erst mal drücken :)

    Und nun ein wenig zum Thema:
    Ich habe damals bei der Beerdigung meiner Oma Orgel gespielt. Es war nicht einfach, ich hatte stellenweise Schwierigkeiten, weiter zu spielen, war aber hinterher sehr froh, es getan zu haben.

    Mit einer befreundetet Musikerin habe ich bei der Beerdigung eines kleinen Mädchen gespielt, ich kannte die Menschen gar nicht, es war schrecklich.
    Aber auch da war ich glücklich, einen Beitrag geleistet zu haben.

    Du wirst das schon machen für Deinen Opa!

    Liebe Grüße
    Saxolina
     
  9. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    @ saxolina

    Das Gefühl kenne ich. Eine gute Freundin von mir wird in absehbarer Zeit sterben. Hirntumor. Null Überlebenschance.

    Bei einem Gespräch im Freundeskreis meinte sie augenzwinkernd zu mir:"Kannst mir dann ja ein Abschiedsständchen mit den Sax zur Beerdigung spielen..."

    Mir blieb fast das Herz stehen vor Schreck...

    Zum Glück wendete sich das Gespräch einem anderen Thema zu....

    Jetzt habe ich total Schiß, dass sie das nochmal anspricht...

    und noch mehr davor, dass ich mich breitschlagen lasse und dann wirklich spielen muss....



    SlowJoe
     
  10. Ambrosia

    Ambrosia Ist fast schon zuhause hier

    @ slowjoe: Also, müssen mußt du gar nichts, aber wenn ich daran denke, wie es war, als mein Onkel starb, da hat meine Cousine auch in der Kirche eine Rede an ihn gehalten - natürlich musste sie weinen dabei, aber das ist wohl ganz normal.

    Trotzdem finde ich es schön, wenn man für einen Freund oder nahen Verwandten etwas schönes tun kann, auch nach seinem Tod.

    Vor Jahren hat eine liebe Freundin von mir Selbstmord begangen (sie sprang von einer Autobahnbrücke) und diese Beerdigung war so schrecklich - während des Eindreiviertelstunde dauernden katholischen Gottesdienstes hat der blöde Pfaffe alleine geredet und immer nur "von der lieben Verstorbenen" geredet. Das war einfach grauenvoll. Nicht ein einziges Mal hat er ihren Namen genannt. Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte dem Pfarrer gesagt, dass sie auch einen Namen hatte.

    Heute ist es doch schön, dass man einen solchen Abschied individuell und persönlich gestalten kann und sei es nur durch ein Gedicht, oder ein Lied, das man vorträgt.

    Und wenn man dann nicht mehr kann, weil man weinen muss - naja, dann weint man eben! Am Ende ist man aber oft froh, dass man es getan hat, auch wenn es einem schwerfällt,

    lg,

    Ina
     
  11. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

    Hallo zusammen,

    ich finde, zu so einer Gelegenheit Musik zu machen ist schon eine besondere Prüfung. Aber auch eine besondere Auszeichnung wenn man es geschafft hat.
    Andere Leute machen Freeclimbing oder Bungeejumping oder sonstwas verrücktes, der Adrenalinspiegel vorm Spielen dürfte dann ähnlich hoch sein. Mit so einer Situation muss sich jeder selbst auseinandersetzen. Es ist aber sicherlich eine besondere Ehre im Gedenken an die verstorbene Person ein Stück zu spielen oder zu singen.

    Dieses wurde bei der Trauerfeier meines Vaters gesungen:

    So nimm denn meine Hände

    Grüße,
    LO
     
  12. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    moin,

    heute morgen hatte ich so einen Fall. Ich wurde gebeten, zu einer Trauerfeier den Trauerzug von der Kapelle zum Leichenwagen musikalisch zu begleiten. Wir haben das zu dritt gemacht - Gitarre, Saxophon, Gesang.

    Unser Repertoire war:

    - Amazing Grace (englicher Text mit Sax-Zsischenspiel)
    - My way (nur Sax)
    - Sierra Madre (nur gesungen)

    zum Schluss direkt am Leichenwagen, als der Sarg in den Wagen geschoben wurde

    - Ave Maria (mit Gitarre gezupft und von meiner Tochter gesungen)

    Ich bin ganz froh, dass das Ave Maria auf der Gitarre gezupft dermaßen kompliziert ist, dass ich mich enorm auf die Noten konzentrieren musste, um mich nicht zu verpielen.
    Ich hörte um mich herum nur Geschluchtze und Geschniefe.
    Da war ich ganz froh, dass ich niemandem in´s Gesicht schauen musste.

    Obwohl ich so etwas schon des öfteren gemacht habe, bleibt das ganze doch eine sehr beklemmende Angelegenheit. Man ist sich so was von unsicher, welches die richtige Titelwahl ist die man treffen muss, weil die Angehörigen damit meistens überfordert sind und auch gar keinen Kopf dafür haben.
     
  13. astipasti

    astipasti Ist fast schon zuhause hier

    Mein Problem war auch weniger die eigene Trauerbewältigung. Sondern eher die der anderen, das zieht ziemlich mit.


    @Ambrosia
    Auf Selbsttötung ist die katholische Kirche ja bekanntlich eh nicht gut zu sprechen. Vielleicht lags daran.

    Aber auch ich hab bisher mit atheistischen Beerdigungen deutlich bessere Erfahrungen gemacht. Sofern man denn von "besser" reden kann.
    Reicht aber auch erstmal wieder für ne Weile.
     
  14. dfswerner

    dfswerner Schaut öfter mal vorbei

    Meine Empfehlung: Paul Gerhardt, "Du meine Seele singe!"
    Ich kenne Stück, welches tröstlicher, weil zugleich fröhlich ist. Klingt wunderschön, im Wechsel mit Orgel, Sax und Gemeindegesang. Und der Text...? Hab' die letzte Strophe zu meinem Lebensmotto gemacht.

    Grüße,
    Werner
     
  15. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    dazu fällt mir nur

    bach's - jesus meine freude

    oder

    in the upper room

    ein. relativ einfach zu spielen und passt zu dem anlass

    jaaz47
     
  16. Sax_Addict

    Sax_Addict Ist fast schon zuhause hier

    Hi Zusammen,
    aus der Jazz-Ecke fällt mir da "I remember Clifford" ein.
    Wurde das schon genannt?

    Grüße
    Flo
     
  17. Hot_Dog

    Hot_Dog Ist fast schon zuhause hier

    herzlichen dank, ihr lieben leute :)

    heute war es soweit - nach ewigem hin und her, welches stück jetzt mit welchem sax gespielt werden soll, kam am ende tears in heaven (an eric clapton angelehnt) mitm sopran raus begleitet von ner gitarre :)
    alle anwesenden waren sehr berührt und auch bezaubert von der musik - so habe ich mehrmals den satz gehört: "als ihr das stück gespielt habt, habe ich seine seele zum himmel wandern sehen..."
    in kleinerer familiärer runde (bei der trauerfeier ware über 100 leute!!!) spielten wir dann auch noch "over the rainbow" mit zwar fast originalmelodie, aber harmonien von eva cassidy.

    so konnten doch alle heute gebührend abschied nehmen!


    danke euch allen für die viele vorschläge - ich denke, bei gegebenem anlass können hier noch viele menschen fündig werden :)

    wünsche euch ein wundervolles wochenende!
    hot_dog
     
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