Swing, historisch, theoretisch, praktisch

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von ppue, 26.Juni.2016.

  1. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich glaube, dass der Erfinder des Swingrhythmus gehumpelt hat und einfach seinem inneren Beat gefolgt ist. :D
     
    giuseppe, tomaso, Jazzica und 5 anderen gefällt das.
  2. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier


    Au weia, wenn die Nachkommen von Zutty Singleton jetzt die Patentnummer raussuchen, müssen wir alle Lizenzgebühren bezahlen ;-)

    Ach ja, eine Quellenangabe, die pues Aussage zu King Oliver stützt, hätte ich: https://www.theguardian.com/music/musicblog/2009/feb/10/louis-armstrong-invention-swing-jazz
    Sofort taucht natürlich die Frage auf, wie ist der Autor John Fordham wissenschaftlich ausgewiesen und ist der Guardian überhaupt eine zitierfähige, relevante Quelle für die Jazzethnologie ;-)

    keep swingin'



    Euer Saxax
     
  3. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Ja genau und Zutty der Drummer.
     
  4. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Wir dürfen nicht vergessen wo der Anfang der Diskussion war, nämlich ob die "irischen" Triolen der Einfluss zum "swingen" waren.
     
  5. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Damit die Diskussion sachlich wird, brauchen wir eine Definition vom " swingen"
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Kann ich absolut nicht nachvollziehen.

    Das ist ein 4/4-Takt im Swing, was sonst?

     
  7. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Lieber @ppue

    in dem von Dir zu Anfang geposteten Link:

    http://www.jazzseite.at/Groove/SwingTheorien.html

    waren ja schon gute Erklärungsansätze drin, woher sich der Swing entwickelt hat. Nun hast Du Dir in den Kopf gesetzt, dass der Swing von den Iren kommt, was ja bei dem Einen oder Anderen irisch-stämmigen Swing Spieler durchaus sein kann. ;-)

    Wie ich schon schrieb, scheint Deine und meine Auffassung von Swing unterschiedlich zu sein, lassen wir es dabei!

    Auch die von Dir zuletzt gepostete Aufnahme von King Oliver ist der typische 2 Beat der 20iger Jahre, wo tendenziell die Betonung noch immer eher auf der 1 liegt, als auf der 2, sich aber langsam in Richtung einer Gleichwertigkeit entwickelt.

    Der prägende Charakter des Jazz der 20iger Jahre war auch nicht der (Swing) Rhythmus, sondern die Kollektiv-Improvisationen, die sich zum Einen aus der Kollektiven Polyrhythmik Afrikas, aber auch aus den melodischen Parallelitäten der Böhmisch-Mährischen Volksmusik und anderer Musik des Balkans, oder sogar der Ländler aus Deutschland gespeist haben.

    New Orleans war eine Hafenstadt und ein Schmelztiegel aller möglichen Kulturen aus Europa, von der Basis her eher französisch/kontinentaleuropäisch als britisch/irisch geprägt. Wobei die unterschiedlichen Kulturen sich gegenseitig beeinflusst und befruchtet haben und es heute im Nachhinein kaum noch möglich ist, die Wurzeln und Spuren der ethnologischen Herkunft exakt zu bestimmen.
    Wenn wir heute nach Westafrika fahren um "traditionelle afrikanische Musik" zu hören, dann trägt diese Musik bewusst oder unbewusst die Einflüsse der Musikentwicklung in sich, und sei es nur, weil einer der Djembespieler vor dem Konzert zur Entspannung Bob Marley gehört hat.

    Bezüglich Deiner Aussage "Ich spreche hier vom Swingrhythmus und nicht von der Swing-Ära": Es ist ja kein Zufall, dass die Swing-Ära diesen Namen bekommen hat. Die Steinzeit, Bronzezeit oder Eisenzeit heißen ja auch nicht zufällig so, sondern weil sie jeweils die Ära markieren, in denen der Mensch bestimmte Werkstoffe zu benutzen begann.

    Deshalb wurde die Swing Ära so benannt, weil die Jazzer damit anfingen, Swing zu spielen.

    Wie im
    Auch in diesem Link von the Guardian von @Saxax wird meine These bestätigt. The Guardian schreibt die Entwicklung des Swing Louis Armstrong zu. Ich hatte den Schlagzeuger von Armstrong, der auch mit dem Fletcher Henderson Orchester gespielt hat: Zutty Singleton, für die Entwicklung des Swing benannt.
    Warum sollte auch ein Bläser einen neuen Rhythmus entwickeln. Das machen üblicherweise die Schlagzeuger und die Bläser hupen da drüber! ;-)
    Der Guardian hat sich allerdings in der Zeit vertan. Das Zusammentreffen von Armstrong mit Fletcher Henderson in New York war Ende der 20iger Jahre und nicht schon Mitte:





    Aber vielleicht kommt der Swing auch von Außerirdischen: Immerhin hat ja der später unter dem Namen SunRa bekannt gewordene Musiker bei Fletcher Henderson seine Musikerkarriere begonnen. Vielleicht hat der den Swing von "outer Space" mitgebracht! ;-)
     
    last gefällt das.
  8. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Täusche ich mich, oder kommte der Swing bei dem King-Oliver-Beispiel von @ppue von den Bläsern, während die Rhythmusgruppe recht gerade Achtel spielt.

    LG Helmut
     
  9. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    während ich in diesem ßräd das ein oder andere wüste theorem und teils bizarre antworten vergnügt lese, erfreue ich mich mal an vielen orginalen klangspuren.

    tönt schön!

    :-D
    https://archive.org/details/BigBandswing
     
  10. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Genau so empfinde ich das auch.
     
  11. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Das hier (1926) swingt doch auch schon ganz gut - oder ist das nur Groove?

     
  12. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Und all das umsonst, weiter so !!!
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Es ist erst einmal nicht mehr als ein Idee und ich muss die gar nicht verteidigen. Die anderen Theorien sind ähnlich schwach. Am ehesten noch gefällt mir mir die Laid Back Theorie beim Ragtime. Während die linke Hand treibt, spielt die rechte Hand synkopisch und laid back. Dadurch verschieben sich die Off-Achtel nach hinten und es entsteht eine ungefähre (tempoabhängige) ternäre Einteilung.

    Ich kann mit der Erforschung der Anfänge des Swing nicht in der Swing-Ära anfangen, denn da ist Entwicklung ja schon zur ersten Vollendung gekommen. Ganz eindeutig spielen die Bläser bei King Oliver keine geraden Achtel. Am ehesten noch die Klarinette. Ob ich das als 2/4- oder 4/4-Takte interpretiere, halte ich für weniger wichtig. Also ist da zumindest eine erste Entwicklung zum Swing abzulesen. Ich würde den Rhythmus eindeutig als Swing notieren.

    Blind Blake ist ein schönes Beispiel (war übrigens die erste Schallplatte meines Lebens). Selbstverständlich swingt der wie Hölle. Dagegen kann so manche Big Band aus der Swing-Ära einpacken.
     
  14. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Natürlich swingt das. Blind Blake hat von 1926 bis 1932 Platten aufgenommen. Warum sollte das nicht swingen?
    Aber er war genauso wenig Ire wie King Oliver, oder Louis Armstrong. Kenne auch keinen Irischstämmigen Jazzmusiker aus der Zeit. Die, die nicht schwarz waren, hatten deutsche oder italienische Wurzeln. Bix Beiderbecke, Trumbauer, Adrian Rollini z. B.
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich meinte auch nicht, dass der Swing genetisch vererbt worden ist.
     
    Juju, quax und bluefrog gefällt das.
  16. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Nein? Warscheinlich haben die schwarzen Sklaven beim Bauwollpflücken immer Irish Folk im Radio gehört!
    Ein kostenloser Service der Sklavenhalter! ;-)
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Meiner Ansicht nach, das habe ich ja schon bei einer ähnlichen Diskussion hier vor Jahren kund getan, kommt das triolische Feeling vielleicht eher von den Italienern, die ja vor hundert Jahren zuhauf in New Orleans lebten und viele tolle Jazzmusiker hervorbrachten, etwa die LaRocca-Brüder von der Original Dixieland Jass Band, die ja immerhin auf der ersten historisch verbürgten Jazz-Plattenaufnahme zu hören sind - die wiederum vielen Afro-Amerikanern als Vorbild für ihre eigene Musik galt:

    Die Bedeutung von LaRocca für die Entwicklung des frühen Jazz ergibt sich auch daraus, dass
    Louis Armstrong 1936 in seiner ersten Biographie „Swing That Music“ schrieb: Vier Jahre, bevor ich Trompete spielen lernte, wurde das erste erwähnenswerte Jazzorchester in New Orleans von einem Kornettspieler namens Dominick James LaRocca gebildet...
    Die von vielen Jazz-Experten als originäre Jazzband angesehene Creole Jazzband von King Oliver wurde erst 1922 gegründet. Sowohl Louis Armstrong als auch Lil Hardin Armstrong berichteten, dass die Platten von "Original Dixieland Jass Band" zum Nachspielen angeregt hätten. Aufnahmen von King Oliver aus 1923 (z.B. Canal St. Blues) zeigen deutliche Ähnlichkeiten mit der bereits 1921 aufgenommenen Version von Nick LaRocca.

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nick_LaRocca


    In Süditalien ist die triolische Tarantella verbreitet, die hat für mich schon viel von der späteren Jazz-Rhythmik, jedenfalls meiner Ansicht nach mehr als die irische Musik:



    Schöne Grüße,
    Rick
     
  18. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ppue und @Nummer_13

    Super Jungs! Ich mag euren Disput hier....fein mit dem Florett ausgefochten.....weiter so....nicht nur unterhaltend, sondern auch informativ.....;)

    Und auch ein spannendes Thema!

    CzG

    Dreas
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Vielleicht kann man es auch so betrachten?

    Einen eindeutigen Ursprung läßt sich nicht verorten. Einflüsse gab es aus verschiedenen Richtungen.

    Es lag einfach "in der Luft" und hat sich dann entwickelt, war sozusagen "zwangsläufig".

    Gab es in Technik auch. An der Idee zu Fliegen haben ja nicht nur die Gebrüder Wright getüftelt, am Automobil auch nicht nur Carl Benz....die Entwicklung war einfach "fällig".

    CzG

    Dreas
     
  20. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    für mich war die ternäre Spielweise immer eine Möglichkeit, den für uns so seltsam rollenden Charakter afrikanischer Musik, die m.E. am ehesten noch im 6/8 Takt abgebildet werden kann, in den statischen 4/4 Takt europäischer Musiktradition umzusetzen. Nur eine Möglichkeit, denn wie man bspw. an der afrokubanischen und brasilianischen Musik sehen kann, geht es auch anders. Man schaue mal diesen Menschen beim einfachen Gehen zu, und man wir sofort erkennen, wie sehr sich das von unserem Marschieren unterscheidet. Und Gehen ist nun mal die Grundlage des Tanzens, und Tanzen ist ein wesentlicher Bestandteil des ursprünglichen Musizierens.

    Das dabei alle möglichen kutlurellen Einflüsse der jeweiligen Orte und ihrer multikulturellen Bewohner eine große Rolle spielen, die im Einzelnen sicher nicht mehr nachvollzogen werden können, ist für mich dann selbstverständlich. Daran können sich dann die Musikhistoriker und -ethnologen gerne in vielen Dissertationen und anderen Arbeiten abarbeiten.

    Gruß,
    Otfried
     
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