Temperierte Stimmung, reine Stimmung..., wie haltet Ihr es damit?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von altruist, 27.Oktober.2008.

  1. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Zusammen,

    schon beim Saxophon Schnupperkurs wurden wir auf die Unterschiede zwischen temperierter Stimmung und reiner Stimmung aufmerksam gemacht, die wir, fleißiges Üben und Lernen mal vorausgesetzt, auf dem Saxophon auch würden darstellen können. Die Unterschiede liegen wohl in erster Linie bei den Intervallen Sekunde, Terz, Sext und Septime.

    Nun meine Frage: spielt Ihr bewusst die eine oder andere Stimmung, oder einfach nach dem Gehör, wie es Eurer Meinung nach "richtig" klingt?

    Wenn ich mit dem AKAI EWI spiele, das wg. der Elektronik vermutlich eine 100% saubere temperierte Stimmung hat (ich weiß, einzelne Sounds kann man auch gezielt verstimmt definieren), empfinde ich im Zusammenspiel schon einige Tonstufen als nicht optimal, würde sie also auf einem mechanischen Instrument etwas anders intonieren.

    Wie macht Ihr das?

    LG Johannes
     
  2. axelmario

    axelmario Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt Theorie und Praxis. Wenn ich dich richtig verstanden habe ist eher deine Frage praktischer Art.
    Wenn man mit einem monoponischem Instrument in einem bestimmtem Kontext spielt (Tonart, Akkord...) würde jeder Versuch temperiert zu spielen falsch klingen.
    Ich glaube nicht, dass man beim Spielen sich zu viele Gedanken über die Theorie machen sollte, sondern man sollte versuchen so zu spielen, dass es stimmt.
    Es ist klar, dass man in einem C7 Akkord ein ganz anderes E spielt als in einem A7.
     
  3. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    kommt immer drauf an .

    falls ein klavier mitspielt , müßte man schon irgendwie die gleichschwebende temperatur "treffen" , könnte sonst seltsam klingen ...

    bei einer hochzeit mußte ich mal einiges den star trek melodien spielen , sehr schöne sache , aber leider war die orgel mitteltönig gestimmt ( altes instrument ) und da gehen so terzparallele tonarten GAR nicht ...

    beim quartett nr. 1 von singelee gibts eine b dur stelle , die "rein" intoniert besser klingt als mit orientierung an der angeblich immer perfekten gleichschwebenden stimmung .

    also mut zum ausprobieren !

    :-D
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    das ist genau das Problem, welches viele Leute haben, die zuhause ständig auf den Zeiger des Stimmgerätes schielen, und das so verinnerlichen, dass sie hinterher auf 0,5 Cent genau intonieren können, dann aber meinen, sie bräuchten nicht mehr hin zu hören.

    Das Stimmgerät sollte man m.E. nur als Hilfsmittel benutzen, ein Instrument auf Intonation zu testen, und grundsätzlich einzustimmen.

    Ansonsten ist immer das Ohr gefragt. Allein aufgrund der unterschiedlichen Obertöne verschiedener Instrumente klingen viele Akkorde nur, wenn man die Stimmung entsprechend Stimmgerät leicht daneben setzt.

    Gewisse Töne streben aber auch in normalen Tonleitern nach oben (Große Septime) oder nach unten (kleine Terz). Mein Geigenlehrer konnte darüber stundenlang referieren, und das ist auch das Wesentliche, dass ich aus dem jahrelangen Gekratze positiv mitgenommen habe.

    Auch ein Klavier ist übrigens weniger absolut gestimmt als man meinen könnte. Die einzelnen Teilsaiten werden leicht daneben gestimmt, und die Akkordtöne beeinflussen sich über die Rückkopplung des Resonanzbodens gegenseitig so, dass es zu Schwebungen kommt. Das menschliche Ohr hört dann so selektiv, dass es sich den Wohlklang rausfiltert.

    Gruß,
    xcielo
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Stimmt!

    Das ist auch ein Grund, warum viele Pianisten den Klang von (in der Regel streng temperiert gestimmten) Keyboards ablehnen.

    Aus der Studioarbeit kenne ich das Phänomen, dass in manchen instrumentalen Kontexten Keyboard-Sounds richtig "schief" erscheinen, obwohl sie ja vorgeblich "richtig" sind...

    Soooo sehr lässt sich das Ohr gar nicht täuschen - man stumpft eher ab, hört quasi unbewusst weg.
    Ich musste beispielsweise in meiner Jugend sehr häufig auf einem schlecht gestimmten Instrument üben, was mich anfangs gestört hatte, doch dann habe ich das einfach "ausgefiltert".
    Fürs Sax habe ich dann mein brach liegendes Gehör wieder schulen müssen, war ganz schön lästig! :evil:

    Grüße,
    Rick
     
  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Rick,

    du meinst hier sicher die aktuelle gleichabständige oder gleichstufig temperierte Stimmung, die aber nicht mit der (wohl)temperierten verwechselt werden sollte.

    Es ist ein landläufiger Irrtum, dass Bachs Wohltemperiertes Klavier für unsere heutige gleichabständige Stimmung komponiert wurde.

    *nur mal so anmerke*

    Man kann sicher auch abstumpfen. Ich meinte aber tatsächlich, dass das Ohr auch die durchaus bewundernswerte Fähigkeit des selektiven Hörens hat, und sich das, was es gerne hören möchte rausfiltert.

    Nach dem Prinzip funktioniert ja auch das Vibrato Gewackel der Geigen im Sinfonieorchester. Würden die alle versuchen einen Ton ohne Vibrato zu spielen würde es, schon aufgrund der unterschiedlichen Geigen recht gräßlich klingen.

    Gruß,
    xcielo
     
  7. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hm, xcielo,

    das hätte ich aber vermutet: dass Bach's Wohltemperiertes Klavier auch auf die gleiche Stimmung (100 Cent pro Halbton) abgestimt gewesen wäre? Das WTK haben wir übrigens mal in der Schule durchgenommen, damals habe ich mich schon gewundert, worin der Unterschied zur reinen Stimmung besteht.

    Also in der Praxis gehe ich nach dem Gefühl, dass ein Akkord für mich "gut" klingen soll, bzw. ich spiele in eine Akkordbegleitung so, dass ich den Zusammenklang "schön" empfinde. Ohne allerdings nachzudenken, welches System das ist.

    Bei manchen Casting Shows (OK, ich gebe zu, die sehe ich mal ganz gerne) wundere ich mich häufiger, warum die einen angeblich die Töne nicht treffen, andere angeblich schon. Da bin ich manchmal schon anderer Meinung als die Profi-Juroren.

    LG Johannes
     
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