Theorie & Praxis

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von MathieuR, 3.März.2023.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Spendierst Du uns bitte auch die Quelle, aus der Du das hast? Nur, weil etwas in Wikipedia steht (zum Beispiel) ist es noch lange nicht richtig.

    Die Hirnforschung ist sich hinsichtlich „Talent“ ziemlich einig: Gibt’s in der landläufigen Form nicht.

    Es gibt genetische Prädispositionen - jemand, der nur 1,50 groß ist, kann beim besten Willen keine Medaille im 100m Sprint gewinnen (da ist es ziemlich eindeutig).
    Bei kreativen und naturwissenschaftlichen Disziplinen ist dieser genetische „Unterschied“ so gering, dass es im Fehlerbereich der Statistik verschwindet.
    Messbar ist höchstens eine unterschiedliche Lerngeschwindigkeit.

    Anders formuliert: Ravi Coltrane hat seine musikalische Kreativität und Fertigkeit am Tenorsaxophon nicht etwa geerbt sondern erworben. Durch ständige Exposition mit der (früh verstorbenen) Vaterfigur und Jazzikone durch seine Mutter Alice - die ihn entsprechend langfristig am Thema interessiert und gefördert hat.

    Gegenbeispiele, wo die Kinder etwas völlig anderes machen (gegen den Widerstand ihrer Familien) und sehr erfolgreich damit sind, gibt es genauso.


    Nein. Verstecken ist nicht nötig.
    Die übliche Arroganz von vermeintlich „talentierten“ Leuten gegenüber dem Rest aber auch nicht.
    Der Talentierte hatte das Glück, in speziell seinem Talentbereich lange und positiv geprägt zu sein.

    Insbesondere finde ich unschön, eine psychologische Barriere für andere aufzubauen:
    „Wenn Du kein Talent hast, brauchst Du gar nicht damit anfangen.“

    Kein Talent heißt nur: Bisher keine Gelegenheit oder Möglichkeit gehabt.
    Die Jahrzehnte Vorsprung des Talentierten holt der also sowieso nicht auf.
    Und wenn doch, war’s mit dem vermeintlichen Talent wohl nicht so doll…


    Es geht also letztlich darum, wie man die Tür für sich aufschließt und, ob man den Mut und die Ausdauer hat, durch die Tür zu gehen.
    Wenn man immer nur macht, was man schon kann, könnte es irgendwann etwas öde werden.
     
  2. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    https://de.wikipedia.org/wiki/Begabung

    Habe gerade meinen Nerven versprochen, niemals mehr hier im Forum dieses ungeliebte Wörtchen zu verwenden !
     
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  3. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Wenn man zum Beispiel eine Horde Jugendlicher hat, die keinerlei Musikerfahrung haben und man nun einen Hobbypianisten mit 10 Jahren Spielerfahrung hinzunimmt ist diese Person dann talentiert gegenüber den anderen?
     
  4. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Komfortzone verlassen...wie wahr...
     
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  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Danke, den Wiki-Artikel kenne ich.
    Da wird das ja auch durchaus differenziert Beleuchtet.

    Eine Quelle für den Text aus Deinem Beitrag #68 wäre gut.
    Den finde ich im Wiki-Artikel nicht…
     
  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nur mal so zum Thema Improvisation… aus leider aktuellem Anlass habe ich diesen Film gestern Abend sehr genossen.

     
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  7. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    https://www.evenses.de/5-gruende-fuer-gute-musiker

    wenn's dir was bringt...ich bin endgültig raus zu diesem Thema.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Oder: Wenn ich in dem Alter mit Musik/Sax angefangen in dem @Wuffy angefangen hat, wie würde ich heute im Vergleich spielen?

    CzG

    Dreas
     
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  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Sagt der Professor zum Musikstudenten:
    "Sie müssen noch viel üben bevor sie draufkommen werden, dass sie kein Talent haben..."

    In dem Sinn: Gehen wir's an!
     
  10. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Da geht es ja hitzig zu.

    Da wir nicht alle gleich sind, bringen wir unterschiedliche Fähigkeiten mit. Gehör, Feinmotorik, Auffassungsgabe uvm. Von mir aus nennen wir das Talent. Mit der Zeit und effektiv investierter Übezeit nivellieren sich diese Unterschiede aber.

    Oft geht es in diesem Themenfeld um Urteile. Du bist talentiert, du bist nicht talentiert. Du kannst nicht singen, lass es besser bleiben...

    Damit kann, wenn man jung und nicht gefestigt ist viel zerstört werden. Ich habe nicht wenige Schüler, die mit Mitte fünfzig als Anfänger zu mir kommen und mir erzählen, ein Lehrer in der Volksschule hätte ihnen gesagt, sie könnten nicht singen oder hätten kein Talent.

    Seitdem haben sie nicht gesungen, kein Musikinstrument gelernt, sie hätten ja kein Talent... Ein Verbrechen ist das! Was denen alles entgangen ist wegen dieser blödsinnigen Aussagen die 40 Jahre und mehr zurück liegen.

    Nicht wenige dieser Schüler können mir dann in der zweiten oder dritten Stunde nur nach dem Gehör ein Kinderlied vorspielen.
     
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  11. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @steileThese
    Ja, ok .... steile These am Sonntag Mittag.;)

    Aber ich würde vermuten, dass die Lust zum Improvisieren durchaus auch stark
    mit der psychologischen Konstitution der jeweiligen Person zu tun hat.

    Ein Solist lehnt sich ziemlich weit aus dem Fenster.

    Ohne gesunde Überzeugung "lleb' es oder lass' es"
    gegenüber dem Publikum wird's schwierig.

    Kann und will sicher nicht jeder.

    Eingebettet sein im Ensemble und fest verbunden mit dem Notenmaterial
    ist eine andere "Geschichte"

    Nicht schlechter oder besser als Solieren, halt nur anders.

    VG
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Genau so war es bei mir.

    CzG

    Dreas
     
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  13. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Mit 11 Jahren habe ich durch Zufall, weil ich in einem Buch eine Bauanleitung für eine Detektorempfänger gefunden habe, angefangen, mich mit Hochfrequenztechnik zu befassen und danach Kurzwellenstationen gebaut, sodass ich im Berufleben ein „talentierter Elektrotechniker“ geworden bin. Hätte ich stattdessen, wie m.W. @ppue, mit meinen Geschwistern als junger Knabe am Klavier Intervalle trainiert und ein Musikinstrument, z.B. Saxophon gespielt, wäre ich heute ein talentierter Saxophonist und müsste mir als Spätzünder nicht ständig anhören, dass ich mehr mit dem Saxophon üben müsse, damit es anhörbar wird.
     
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  14. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    So gings mir auch, nur das ich mich schon mit 27 gewagt habe diese These meines damaligen Musiklehrers aus der Mittelstufe anzuzweifeln.
     
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Eigentlich nicht.
    Ich verstehe nur nicht, warum wir hier nicht sachlich nachfragen können, ohne dass jemand angefasst reagiert.

    Ich hatte @Wuffy gefragt, wo der (eindeutig nicht von ihm selbst verfasste) Text in seinem Beitrag herkommt - damit man die unterschiedlichen Auffassungen besprechen kann.
    Da hätte ich als Gegenfrage erwartet, wo ich meine Information her habe (übrigens als erster Anlaufpunkt der von @Wuffy verlinkte Wiki-Artikel).

    Stattdessen schreibt er von „Nerven schonen“ und klinkt sich aus.
    Wenn er keine Argumente hat, wäre das verständlich.
    Wenn er welche hat, ist das schade. Das Thema fände ich interessant.

    Man muss am Ende ja nicht mal die gleiche Meinung haben und kann sich trotzdem gegenseitig schätzen.
     
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  16. Hünchen

    Hünchen Schaut öfter mal vorbei

    Hallo,

    was ich hier komplett vermisse ist der Maßstab.

    Ziele ? Talent ? Guter Musiker werden ?

    (4 Zeilen zu meiner Person)
    Ich weiß, das ich kein gutes Gehör habe, habe viel zu spät angefangen und übe dazu noch zu wenig. Na und ?
    Soll ich deswegen aufhören oder muss ich bereuen angefangen zu haben ? Darf ich nicht improvisieren lernen?
    Habe den größten Spaß, wenn ich für eine Zeit in meinem Keller verschwinden kann um zu üben, auch wenn ich damit sicher keinen Olymp erklimmen werde.

    Für die meisten Menschen ist die Musik eine sehr schöne Nebenbeschäftigung.

    Spaß an dem was ich tue und weniger Leistung und Zielerreichung. Und klar, auch hier setzt man sich kleinere Ziele; ganz ohne Erfolg würde der Spaß vermutlich verloren gehen. Aber auch hier sind (im Hobbybereich) die Ziele und die Leistung nur Mittel zum Zweck.

    PS:
    Auch der Satz ... Man muss (oder sollte) seine Komfortzone verlassen ... zielt wieder auf Leistung und Ergebnis. Muss ich ?
    Es kann schön sein seine Komfortzone zu verlassen um neue Erfahrungen zu machen oder seine eigenen Ziele zu erreichen, um mein Leben zu bereichern und Freude zu empfinden. Kenne aber auch Leute, die nur nach Veränderung lechzen und nichts genießen.

    Jörg
     
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  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Naja hängt davon ab wann und wie man das Wort benutzt. Wenn es regelmässig benutzt wird, um Leuten gleich am Anfang den Mut zu nehmen sich mit Improvisation zu beschäftigen, dann gibt es halt auch Leute die widersprechen, weil der Begriff Talent in diesem Zusammenhang keinerlei Relevanz hat, denn die Adressaten hatten nicht einmal geäussert, sie wollen ein erfolgreicher, berühmter Musiker werden oder damit Geld verdienen.

    Nur weil es mit deiner Sicht übereinstimmt, muss es nicht richtig sein und ob das Kenner sind und wer sollen die Kenner sein?


    Sorry aber aus was für einem Jahrhundert ist das denn? Also zumindest nicht von Kennern der Popmusik. Da kenne ich erfolgreiche Musiker, die das wohl nicht gelesen haben.

    Auch das hat mit dem Musikeralltag nichts zu tun. Die wenigsten Musiker schreiben dauernd Songs und veröffentlichen diese. Dafür ist der Markt viel zu klein und auch kein Bedarf bzw. kann man damit oft wenig bis gar kein Geld verdienen. Die meisten verdienen als Sideman eher ihr Geld.

    Erfolg und Talent sind eine Kombi, die heute so nicht unbedingt funktioniert bzw. Talent ist heute keine Voraussetzung mehr für Erfolg und garantiert auch keinen Erfolg. Talent garantiert dir nichts, rein gar nichts. Vitamin B (Netzwerke, Kontakte, Vermarktungsfähigkeit) ist das A und O, ohne gute Fähigkeiten in diesem Bereich wird es schwierig. Ich kenne so viele Musiker mit einem grossen Talent, die dann trotzdem den Beruf gewechselt haben, weil der Erfolg dauerhaft manchmal nicht zu halten ist bzw. sich manchmal auch gar nicht einstellt (selbst wenn du mit Stevie Wonder schon auf der Bühne musiziert hast). Das Business funktioniert heute etwas anders.

    Nichts von dem da oben macht einen zum guten Musiker. Definier doch mal was ein guter Musiker ist, ich kann mir da erstmal pauschal nicht viel vorstellen und ich denke der Begriff ist sehr subjektiv besetzt.
     
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  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das ist das Ding. Als guter Lehrer kannst du da vieles vermitteln und wenn es geübt wird, entwickeln sich die Schüler auch weiter. Wenn es nicht geübt wird, passiert da natürlich nicht viel.
     
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  19. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Die Frage ist wer definiert ob Jemand Talent hat. Ich kenne Schüler, denen sagte der Klavierlehrer, daß sie hochtalentiert wären. Am Saxophon konnte ich davon nichts merken, wegen des Talents wurde auch nicht geübt und als dann der Wunsch kam Schulmusik (Hauptfach Saxophon) zu studieren konnte ich nur davon abraten, weil die Aufnahmeprüfung in den nächsten 3-4 Jahren, wenn überhaupt, niemals bestanden worden wäre (er wollte in 6 Monaten die Aufnahmeprüfung machen, konnte nicht die Durtonleitern, keine Akkorde, keinen geraden Ton etc.). Ich musste dann ganz klar sagen, daß ihm am Sax defintiv das Interesse fehlt, um das studieren zu können und ich ihm schon ewig immer wieder gesagt hatte, er müsse mehr üben.
     
    Rick gefällt das.
  20. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ist das so? Hat er Talent oder ein gutes Ohr oder beides oder oder oder? Der Eine wird es mögen was wuffy spielt, der Andere vielleicht weniger (ist bei mir und jedem Spieler nicht anders) Was heisst es Talent zu haben? Gibt es da auch Abstufungen und Unterschiede? Ich tue mich mittlerweile sehr schwer mit Begriffen wie Talent und halte es nicht mal für wichtig, ob man das hat oder nicht. Aber ja, für manche ist es extrem wichtig, daß man sie für talentiert hält. Ich denke auch daß Talent sich in ganz unterschiedlichen Bereichen der Musik ganz unterschiedlich äussern kann (Motorik, Gedächtnis, Ohr etc.).
     
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