Theorie und Praxis

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von ppue, 21.Januar.2018.

  1. ppue

    ppue Experte

    Ich denke, da bewegen wir uns in einem Zwischenbereich zwischen Theorie und Praxis. Ist ja richtig, dass die rhythmische Struktur von großer Wichtigkeit ist. Es gibt aber, im Gegensatz zur Harmonie, keine Gesetze oder Lehren, wie man welchen Rhythmus bildet und was er bewirkt. Es gibt keine wirkliche Rhythmuslehre.

    Wir in NRW z.B. wissen gar nicht, was Rhythmus ist (-;
     
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  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Dann ist das eine unwirkliche!?

    [​IMG]

    Grüße
    Roland
     
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  3. Gerrit

    Gerrit Guest

    Scherzbold :) Sind wir an der Küste doch einmal weiter entwickelt alsIhr im Binnenland?! Wahrscheinlich kam der Rhythmus aus Übersee hier an, im Hamburger Hafen, Brunsbüttel, Kiel oder Travemünde... oder doch in Bremerhaven oder auf‘m Kutter in Husum?

    Gerade weil es dazu wenig Gesetzmäßigkeit gibt ist es besonders spannend, das Zusammenspiel von Skala und Rhythmus zu erforschen, eben im Unterricht oder wo auch immer!
     
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  4. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... jahaha, und dann gibt es hier bei uns seit Jahrmillionen den beständigen Rhythmus von Ebbe und Flut, der prägt...!
     
    Iwivera* und ppue gefällt das.
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Zum schunkeln... :)
     
  6. ppue

    ppue Experte


    Das wird eine Einführung mit vielen Beispielen sein. Ich würde das dann eher eine Sammlung nennen als ein Lehre.
     
  7. ppue

    ppue Experte

    Für mich ist Musik eine Sprache. Gesang ist gesungene Sprache und die Instrumente, besonders die Soloinstrumente, bilden immer auch Gesang nach. So höre ich eine improvisierte Phrase als einen Satz. Eine Improvisation als einen Vortrag.

    Ein guter Redner vermeidet zu lange Sätze, er gliedert seine Rede, er spricht klar und deutlich, nicht zu schnell. Er strukturiert die Rede mittels Pausen, Wiederholungen, Fragen, Antworten und Aufzählungen. Er lässt Worte "im Raum stehen", lässt dem Zuhörer Zeit, sie zu begreifen. Er hört sich selbst dabei zu und kann so dynamisch und thematisch den nächsten Satz fein auf den ersten abstimmen. Er atmet. Seine Sätze atmen, sind auf den Lufthaushalt seiner Lunge abgestimmt.
    Er verändert seine emotionale Grundhaltung, indem er z.B. für einen Moment leiser wird und eine intimere Erzählweise wählt. Lautstärke, Dynamik und auch Pointen, all diese hier aufgeführten Elemente kann man auch im Solo benutzen.

    Die Erzählweise bestimmt Melodie und Rhythmus gleichermaßen.

    Melodieführung sowie Rhythmik würde ich von dieser gedanklichen Ebene her angehen.
     
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  8. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Demnach dürfte hier Michael Sagmeister einen Dialog zwischen Hessi James und Jonny JJ Tucker spielen.


    Hessi James:
     
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  9. ppue

    ppue Experte

    Ja, das geht dann in Richtung Akrobatik. Wird auch gern gegeben. Muss ich aber nicht haben.
     
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  10. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    Oh ja, "Quinte", toteal schockierend. Und "II-V-I", ganz schlimm. :)

    Im Ernst:
    Es gibt Leute, die kennen 100 Schauspieler mit Namen und können die zu Fotos zuordnen. Das ist dann kein Problem.
    Früher (ich weiß nicht, wie das heute ist) kannten die kleinen Jungs 100 Autos mit Leistung und Höchstgeschwindigkeit.
    Der Durchschnitts-WOWler kennt wahrscheinlich 100 Items, wer Diablo 2 gezockt hat, kennt die wichtigesten Set- und unique.Items.
    Es gibt Leute, die können 30 Pornomodelle sofort zuordnen.
    Es gibt sogar Leute, die habe eine Fremdsprache in der Schule gelernt, mit einem Wortschatz > 1400 Worte.

    Und da sollen ein paar einfache Begriffe eine Hürde sein!? Ernsthaft!?

    Ich glaube, dass die Bezeichnungen nicht das Problem sind. Initital abschreckend vielleicht, weil keine Vorstellung da ist, aber da hilft wieder: Hören, hören, hören! Dann kannman es zuordnen!

    Grüße
    Roland[/QUOTE]

    das problem sind eher die prüfer*innen.

    diese entscheiden, was die nächsten 1-2 generationen lernen werdenwerden, um beamt*innen werden zu können.

    hut ab vor den z.b. londoner cats !

    :-D
     
  11. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    @prinzipal: Beamtenbashing geht immer, das hast brav gelernt.
     
  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Keine Ahnung, habe in Musik noch nie eine Prüfung gemacht, die etwas zählt. Bin reiner Hobbymusiker. Hochschulstudium ist wieder eine andere Geschichte. War m.E. nicht die Ausgangsfrage. :)

    Aber ich habe abschreckende Beispiele von einer Uni gehört, wie man Musiktheorie nicht vermitteln sollte.

    Grüße
    Roland
     
  13. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... unser gesamtes Bildungssystem ist, wie manch anderes hierzulande, reformbedürftig, aber das ist ein anderes Thema. ;-) Es ist auch nicht nur eine Frage der Vermittlung sondern auch eine des Bemühens, der Geduld und der Ausdauer. Man benötigt in zweierlei Hinsicht langen Atem. Gelegentlich treten Leute an die Lehrkräfte heran und sagen: „... ich möchte Improvisation lernen!“ Ein erfreuliches Ansinnen, aber man muss sich, wenn man diesen Wunsch hegt, darüber im Klaren sein, daß es sich um ein langwieriges Unterfangen handelt. Das ist manchem nicht bewusst! Es wird unterschätzt, weil leider viele Leute zu wenig wissen, zu wenig hören. Wenn man sich mit Theorie beschäftigt, dann vielleicht auch ein wenig mit der Geschichte dieser Musik, ihrer Entwicklung und: ihren wichtigsten Protagonisten! Dann weiß man wie sehr diese, und gerade die begabtesten unter ihnen, mit ihrer Musik gerungen und wie hart sie gearbeitet haben.
     
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  14. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Wie gut, dass ich das nicht wusste, als ich mit acht jahren meinen ersten Klavieruntericht bekam. :) Improvisiert habe ich irgendwie eigentlich immer schon. Und wenn ich nur etwas neues hörte, es ausprobierte, damit herumspielte. Ich bin halt spielerisch heran gegangen, hauptsächlich getrieben durch Neugier und Ohren.

    Also, spielt mehr mit dem Tönen, spielt mehr mit der Musik, spielt mit dem, was ihr zur Verfügung hat! Weckt den Homo Ludens! Lasst auch Fehler zu, die gehören dazu! Und hört, hört, hört.Was ihr spielt, was die anderen spielen.

    Ja, einfacher gesagt, als getan. Mit hat das keiner gesagt. Ich habe es einfach gemacht. Manchmal höre ich das Geräusch der Kaffeemaschine und es ist wie ein Drone und mein Kopf hat Melodien darüber ... Drone ist sowieso ein guter Einstieg in die Impro. Nix ist festgelegt: keine Changes, kein Puls, nix. Es gibt keine falschen Töne, kein falsches Timing. kaffeemaschine kann schon recihen.

    Grüße
    Roland
     
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  15. ppue

    ppue Experte

    Genau so!

    Wäre schön, mal wieder was von dir zu hören, @Roland. Wie wär's denn mit ein paar Takten zum @Huuuup'schen Projekt?
     
  16. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Momentan habe ich noch nicht mal ein Mikro. Irgendwas in der Richtung steht aber auf er imaginären Anschaffungsliste ...

    Liebe Grüße
    Roland
     
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Statt kaffemaschine: Wasserhan!
    (via 9gag)




    Grüße
    Roland
     
    Dreas gefällt das.
  18. Viper

    Viper Ist fast schon zuhause hier

    ...und natürlich unvergessen die Geldkasse(n) im 7/4-Takt:;)
     
    bluefrog gefällt das.
  19. Gerrit

    Gerrit Guest

  20. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Wir sind ja das "Zeitalter der Scheren". So klafft die Schere zwischen arm und reich immer weiter, zwischen Nord und Süd, und auch zwischen Verfügbarkeit und Berrschung. Ich kann mir heute in überschaubarer Zeit eine Mediathek einrichten, das mir die komplette abendländisch Musikgeschichte in ausgwählten Bibliotheken per Streaming verfügbar macht. Bevor z.B. in der vor-digitalen Zeit Musik erklangen, musste sie in die Konserve gepackt werden, und davor lief alles nur ......live.
    Man stelle sich vor, mal zu Zeiten von Bach oder Beethoven diese Musik hören zu wollen: man musste lange Reisen und Entbehrungen auf sich nehmen, ganz abgesehen von den Kosten. Das machte Musik kostbar, und sowohl Musik als auch die Kenntnis darüber ist heute nicht mehr kostbar, sondern eben beliebig. Was nix kostet, ist auch nix.
    Heute genügt ein Klick, und dieser Umstand vermittelt die Illusion, die Materie "im Griff" zu haben, genau wie im Fußball im Fernsehen der Zuschauer den Mund voller Chips hat und beim Kauen noch das Gefühl hat, dem ballführenden Spieler mitteilen zu müssen, wo er den Ball gefälligst hinspielen soll. Man hat das Gefühl, direkt von der Couch auf's Spielfeld laufen und mitmachen zu können.
    Je beliebiger und verfügbarer Musik wird, desto weniger hat eine Lehrkraft in der Schule die Chance, zu erziehen. Was da nicht an Liebe und Öffnung der Musik gegenüber im Elternhaus angelegt worden ist, wird in der Regel nicht aufgeholt. Für das gute Beispiel in dieser Hinsicht empfehle ich das Buch "Der Klang der Zeit" von Richard Powers.

    Zum Thema "Musique Concrète" eines meiner Lieblingsstücke, das mich daran erinnert, dass ich schon als Kind die rhythmischen Variationen liebte, die ein Zug auf einer Bahnreise vermittelte:

     
    Gerrit gefällt das.
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