Tiefe Töne überblasen gerne

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von bebob99, 8.März.2013.

  1. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Diese Möglichkeit kannte ich noch nicht. Kann man das irgendwie beschreiben? Man kann ja nicht gut in den Mund eines Spielers sehen, was der macht.

    Mein Problem: Im April spielen wir zum Konzert die "Tales from Andersen". Da habe ich als 2. Alt-Sax im zweiten Satz genau einen Ton zu spielen - ein über die zwei Schlusstakte gehaltenes, tiefes C# in "pp" als Solo-Soundtepich. :-( Warum steht das nicht in den Noten vom Tenor-Sax?

    Ich bin mit meiner Kanne sehr zufrieden und sie ist wohl auch ziemlich dicht, denn bis zum Bb runter geht es eigentlich ganz ordentlich. Aber in "pp" kriege ich den Ton noch immer nicht auf den Schlag zum Klingen. Entweder er kommt viel zu spät, zu laut oder er überbläst zu einem Schwebeton oder gleich in die nächste Oktave. Das fällt mir beim C# schwerer als beispielsweise beim tieferen H.

    Das ist natürlich Übungssache und mit einigen Blättern geht es leichter als mit anderen. Mein voraussichtliches "Konzertblatt" gibt mit derzeit eine 50/50 Chance auf einen guten Einsatz an der Stelle.

    Wenn es aber einen "Zungentrick" gibt, mit dem ich das vielleicht auf eine 3/2 Chance erhöhen könnte, wäre ich entspannter.

    Falls das nicht besser wird, muss ich den Ton schon im vorigen Takt beginnen und hoffen, dass er bis zur nächsten 1 anschwingt.

    Nach dem Konzert werde ich meine Kanne einmal zum Service geben, damit sie ordentlich durchgesehen wird. Kann ja nicht schaden.
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das Standardproblem bei Anfängern ist, daß sie bei den tiefen Tönen den Zungenrücken zu weit nach oben wölben, wodurch der Luftstrom beschleunigt wird und ein Überblasen der tiefen Töne sehr schnell passieren kann.
    Hier geht es dann um das Thema Voicen. Wenn wir uns nur auf die Zunge mal konzentrieren (Hals gehört auch zum Voicen)lässt sich feststellen, daß sich der Obertonanteil im Ton ändert wenn die Zunge anders gewölbt wird.
    Wenn Du trocken einfach mal IIII, EEEE, AAAA sagst hörst und spürst Du schon worum es geht. Über die Vokale lässt sich beim Spielen nicht nur die Intonation leicht verändern sondern auch die Ansprache einiger Töne verbessern. Springt ein Ton in einen Oberton hilft es häufig seinen Zungenrücken mal zu beobachten und diesen weiter runter zu wölben, als wenn man AAA sagen will.

    Allerdings ist die Ansprache da unten im PP nicht leicht und da muss der Ansatz, die Atmung und die Tonkontrolle gut sitzen. Ich empfehle das dann erstmal ohne Zungenstoß zu üben und zu versuchen den Ton aus dem Nichts kommen zu lassen. Erst wenn das geht kann das auch mit Zunge trainiert werden. Ein beliebter Fehler ist dann, daß die Stütze noch gar nicht steht, wenn die Zunge vom Blatt weggeht, denn dann kann halt kein Ton kommen.
    Einatmen, Zunge ans Blatt, Stütze aufbauen, Zunge weg und der Ton sollte dann kommen. Wer zu schnell versucht fast "gleichzeitig" Einzuatmen, Luftdruck aufzubauen und mit der Zunge zu stoßen (was eh falsch ist, weil es um ein Wegziehen und nicht ein Stossen geht) muss sich nicht wundern wenn das nicht klappt. Lieber erst eins nach dem anderen.

    Lg Saxhornet
     
  3. Hewe

    Hewe Strebt nach Höherem

    Hallo, das ist eigentlich ein wichtiges und interessantes Thema. Ich spiele nun fast 14 Jahre (Oh, schon??) Saxophon. Ich habe immer noch Schwierigkeiten, tief Bb und b (h) als Beginner-Ton zu spielen. Von oben abwärts - kein Problem. Aber eben als Beginn-Ton: ganz schwierig. Das ist sowohl auf dem B&S Tenor, auf dem Yana Tenor etwas besser und auf dem Buescher C-Melody überhaupt dann völlig problemlos. Da gerade das B&S vom Sax-Doc durchgesehen ist, liegt es also an mir. Andererseits ist das C-Melo unproblematisch. Verlangt meine Anatomie nach den kleineren C-Melos? (Mundstücke sind identisch)
    freundliche Grüße Hewe
     
  4. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    vielleicht sind deine blätter ein kleines bischen zu hart, um optimal mit deinem ansatz zu arbeiten.
    was in jedem fall hilft sind obertonübungen (sehr gut beschrieben in "der persönliche saxophonsound") da wird genau das trainiert ,was saxhornet angesprochen hat :phonetik.
    vielleicht ist es bei dir anders ,aber ich benutze so leichte blätter, dass ich auf dem tenor jeden ton aus dem nichts entstehen lassen kann, die hohe lage wird trotzdem nicht dünn, dank obertonübungen.
    ewiator hat das vor ein paar monaten sehr gut beschrieben, mal sehen ob ich den link dazu finde.
     
  5. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    diese von Saxhornet beschriebenen Veränderungen der Zunge sind übrigens die typische Art und Weise, wie man bei einem Blechblasinstrument die einzelnen Töne spielt/auswählt.
    OHNE Bewegung der Zunge geht es zwar evntl auch, aber mitunter nur mit ziemlicher Anstrengung, nimmt man die Zunge unterstützend hinzu, dann wird es plötzlich ziemlich einfach. Macht man auf dem Sax Obertonübungen (tief Bb greifen, Bb- Bb - F - Bb - D - F ... etc spielen), dann hilft auch hier die beschriebene Veränderung der Zunge.
    Wenn vielfach davon gesprochen wird, dass man sich die Töne vorstellen müsse, dann ist mEm damit genau das gemeint, nämlich die Zunge (unbewußt) in die für den zu spielenden Ton optimale Lage zu bringen.
    Beim Sax macht man sich darüber oftmals nicht so sehr Geganken, wie bei einem Blechblasinstrument, da es dank Oktavklappe ja auch so mehr oder weniger gut geht, aber wenn die ganz tiefen oder auch ganz hohen Töne Probleme machen, sollte man mE genau an diesem Punkt ansetzen und sehen, um man durch Veränderung von Zunge/Hals/Kehlkopf die Töne einfacher bekommt.

    Viele Grüße, Dirk
     
  6. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

  7. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Claptrane,
    was verstehst Du unter leichten Blättern? Auch wenn die tiefen Töne mit leichten Blättern einfacher ansprechen, ist es mE in erster Linie eine Frage der Übung und des Vokaltraktes (Zunge, Hals, Kehlkopf). Ich spiele 3 1/2 Blätter auf einem 105er Mundstück und schaffe es auch, die tiefen Töne aus dem nichts erklingen zu lassen. Wenn ich es länger nicht geübt habe, gibt es zunächst Probleme, aber nach einigen Versuchen geht es dann wieder. Was ich dabei für mich bemerke ist, dass es sehr auf den richtigen Ansatz/Voicing/Stütze ankommt - bei nicht regelmäßiger Übung "vergißt" man, wie das genau zu justieren ist.

    Viele Grüße, Dirk
     
  8. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    leichte blätter ist ja bei jedem anders , sie müssen zum ansatz passen.
    ich benutze 3er fibtacell auf guardala bm (115er öffnung) also ähnlich wie du.
     
  9. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    einerseits ist es richtig, was saxhornet sagt.
    Andererseits entsteht ein Teil der Probleme manchmal auch dadurch, dass man daran denkt, etwas ändern zu müssen.
    Nach meiner Erfahrung liegt der Fehler grade auch oft daran, dass - steht pp oder p dort - mit viel zu wenig Luft gespielt wird, weil im Kopf "Forte viel Luft, piano wenig" ist.

    Einfach mal den tiefen Ton greifen, nur "hhhhh" Luft durchblasen, dann den Blasdruck verstärken.

    Wenn's drum geht, nur einen Ton rauszukriegen kann der Trick helfen, im Moment des Anblasens einen höheren Ton und dann schnell den gewünschten Ton zu greifen.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    einerseits ist es richtig, was saxhornet sagt.
    Andererseits entsteht ein Teil der Probleme manchmal auch dadurch, dass man daran denkt, etwas ändern zu müssen.
    Nach meiner Erfahrung liegt der Fehler grade auch oft daran, dass - steht pp oder p dort - mit viel zu wenig Luft gespielt wird, weil im Kopf "Forte viel Luft, piano wenig" ist.

    Einfach mal den tiefen Ton greifen, nur "hhhhh" Luft durchblasen, dann den Blasdruck verstärken.

    Wenn's drum geht, nur einen Ton rauszukriegen kann der Trick helfen, im Moment des Anblasens einen höheren Ton und dann schnell den gewünschten Ton zu greifen.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hewe schrieb:
    Da kann ich mich gleich anschliessen :) Das ist bei mir ziemlich Sax-unabhängig. Beim Conn Tenor hatte ich zuerst den Eindruck, dass es weniger ein Problem ist, aber das würde ich mitlerweile nicht mehr so sagen.

    Alle die genannten Übungen sind mir bestens bekannt und haben das Problem bis heute nicht wirklich gelöst. Klar, kommt noch aufs Blatt und die Tagesform an. Auch Mundstücke verschiedenster Art lösen das bei mir nicht, eins geht etwas besser als das andere, aber im Grundsatz ist es nicht gelöst.

    Hingegen beim Alt - eigentlich kein Problem, komischerweise auch beim Bari nicht. Ich komme aber von der Klarinette und frage mich manchmal, ob ich da etwas verinnerlicht habe, was ich nicht mehr los werde.

    Manchmal denke ich, dass wohl das Tenor nicht mein Horn ist...

    antonio
     
  12. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Hallo zusammen,
    ich kenne das Problem auch sehr gut! Es gibt sich etwas, wenn ich ca 30 Minuten Einspielzeit hatte und dabei immer wieder auf diese Töne gehe - nicht unbedingt immer als Anfangstöne. Die Angst vor dem Nebelhorn-Effekt lässt dann nach.
    Hier noch ein kleiner Trick: Man kann 2-3 Flaschenkorken in den Trichter werfen - das wirkt Wunder! Den Wein sollte man aber nicht unmittelbar vor dem Spielen trinken...

    Gruß

    Uli
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ antonio

    Hi Toni,

    ich kenne das auch nur zu gut, ohne das ich irgendwelche "Missbildungen"
    von der Klarinette hätte.

    Selbst bei meinem Lehrer erlebe ich das, wenn er ein ihm unbekanntes Horn in der Hand hat oder ohne Einspielen sofort auf die Tiefen geht.
    (nur so 'ne klitzekleine Unsicherheit)

    LG

    Dreas
     
  14. cara

    cara Strebt nach Höherem

    kenne ich auf dem Alto auch.
    Wenn ich aber ein paarmal von oben runter gekommen bin, geht's auch gut von unten hoch im pp.

    Gruß Cara
     
  15. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Coolie schrieb:
    Jep, diesen "Trick" kenne ich auch, bzw. habe ihn aus diesem O'Neil Buch...hat bei mir aber so gut wie keine Wirkung. Vielleicht eine kitze kleine...

    Dras schrieb:
    Ja, genau, bei meinem Lehrer war das ähnlich...er hat dann jeweils gesagt "ich sollte wieder mal Tenor üben" Er war zu Hauptsache Altist.

    Ich weiss, es ist ein ziemlich verbreitetes Phänomen beim Tenor. Nur stinkt es mir manchmal ziemlich, dass ich ein Instrument, welches ich nun doch schon eine stattliche Anzahl Jahre spiele, noch immer nicht wirklich kann...ohjehohjeh... wär das mit Triangel besser??? :)

    antonio
     
  16. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Uli,

    Gehen auch Kronenkorken?
    Oder diese Keramikdinger von den Ploppflaschen?

    Gruß
    Mini
     
  17. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Was mir dabei hilft:
    1. Longtones an der Grenze zum Ansprechen. Manchmal kommt laaange nur Luft, dann fängt der Ton an anzusprechen... Nach längerem Üben kommt der Ton ppp :cool:. Am besten nochmal kurz vor dem Konzert, weil nicht nur das Blättchen sondern auch die Position vom Blatt auf dem Mundstück eine Riesen Rolle spielt.

    2. Bill Green's Pedal Tone Exercise. Hat Mugger schon mehrmals verlinkt - nur finde ich den Link gerade nicht. Ich hab's mir ausgedruckt und ins (fast) tägliche Übepensum aufgenommen. Super Übung um sich der Stellung Kehlkopf bei den Tönen gewahr zu werden. An diese Stelle nochmal Danke an Mugger... wenn Du noch mehr von der Sorte kennst, immer her damit :-D

    Grüße,

    Wanze :cool:

    PS: Meine Stelle des Schreckens: bei In the Mood von hoch Bb" auf das ganz tiefe Bb und dann hoch des'''
     
  18. Hewe

    Hewe Strebt nach Höherem

    Hallo, ja, den Korkentrick kenne ich auch und habe mich schon gefragt, warum man vom Hersteller nicht gleich ein Falte oder ähnliches in den Innenbecher plaziert. Mit Korken wird es aber dumpfer, bleibt also nicht die Lösung. Und die Kehlkopfakrobatik ist mir auch bekannt aber beim C-Melo brauche ich das nicht.
    freundliche Grüße von Hewe
     
  19. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    Moin.

    Dass es beim Bari klappt, passt zwar nicht in meine Theorie, aber: ich habe mal Giora Feidman live bei uns in einer Kirche gehört. Und seine erster Ton kam wirklich aus dem absoluten Nichts. Eindrucksvoll. Im Nachgang habe ich von verschiedenen Lehrern gehört, dass dies auch mit der Klarinette deutlich leichter sein soll als mit einem Tenor. Wenn das stimmt, würde es Sinn ergeben, dass es auch mit Alt und gar Sopran leichter geht.


    Na, wer wird denn gleich? ;-)

    :klug:
    Ein Rennwagen fährt sich auch nicht so leicht wie ein Kombi mit Allrad und Automatik - macht aber trotzdem mehr Spaß. :cool:

    Arne
     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das eigentliche Problem ist, daß es nicht immer sofort klar ist woran es liegt. Als Profi kann ich schneller feststellen ob ich oder das Equipment das Problem ist. Wenn man aber etwas weniger Erfahrung hat ist das richtig schwer denn mögliche Ursachen können sein:
    - zu hartes Blatt oder schlechter Sitz des Blattes
    - Blattschraube
    - schlechtes Voicen
    - mangelnde Übung
    - schlechte Stütze
    - Mundstück passt nicht zum Horn
    - Das Mundstück-Horn-Volumenproblem (hier hilft manchmal aber nicht immer die Korkenlösung)
    - kleinste Undichtigkeiten bei Polstern
    - eventuell ist das Horn und seine Dimensionierung schuld (man erlebt gerne bei neuen Saxen das Knattern bei den tiefen Tönen und das manchmal der Subtone schlecht anspricht)

    Mit dem richtigen Set up, mit dem ich mich wohl fühle ist es für mich kein Problem auf dem Tenor einen tiefen Ton aus dem Nichts kommen zu lassen. Das muss man aber auch gut üben.

    Lg Saxhornet
     
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